Die kollektive Identität einer Gesellschaft basiert auf komplexen Ingroup-Outgroup-Bestimmungen und beeinflusst den politischen und gesellschaftlichen Status Quo. Als symbolische Einschreibungen in den Raum sind auch die Benennungen von öffentlichen Straßen und Plätzen als Faktoren zu sehen, die jene kollektive Identität beeinflussen. Auf Basis jener Überlegungen ist die Bedeutung der Debatte um den Dr.-Karl-Lueger-Ring offensichtlich. Die basalste Voraussetzung für die Integration der entsprechenden, vielfältigen Argumentationen in die Identität ist deren Kenntnisnahme. Tatsächlich stellte sich heraus, dass nur etwa drei Zehntel der Personen einer repräsentativen Stichprobe über die Umbenennung des Dr.-Karl-Lueger-Rings Bescheid wissen und dass die etwaige Kenntnisnahme nur ungenügend erfolgte, wobei ein höheres Bildungsniveau die Kenntnis wahrscheinlicher machte. Zudem stimmten Personen mit höherer Bildung symbolisch-moralischen Argumenten eher sowie praktisch-materiellen Argumenten weniger zu als Personen mit niedrigerer Bildung. Hieraus resultiert, dass es anzuraten wäre, bereits früh in der Bildungskarriere vergangenheitspolitische Elemente zu lehren und die Sensibilität für die moralische Schuld gegenüber den NS-Opfern zu stärken.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Dr.‐Karl‐Lueger‐Ring
- Theorien und Konzepte
- Kollektive Identität
- Konstruktivismus
- Methodik
- Literaturanalyse
- Empirischer Teil
- Rekrutierung
- Datenerhebung
- Stichprobenzusammensetzung und Stichprobenrepräsentativität
- Ethische Richtlinien
- Debatte um die Umbenennung des Dr.‐Karl‐Lueger‐Rings
- Öffentliche Kenntnis
- Interpersonale Unterschiede
- Unterschiede der kognitiven Verarbeitung
- Öffentliche Meinung
- Implikationen & Conclusio
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Forschungsarbeit untersucht die Bedeutung der Benennung öffentlicher Räume für die kollektive Identitätskonstruktion der österreichischen Gesellschaft. Im Fokus steht die Debatte um die Umbenennung des Dr.‐Karl‐Lueger‐Rings in Wien. Der Text analysiert die Argumente für und gegen die Umbenennung und beleuchtet, wie die kollektive Identität in den Debatten instrumentalisiert und in der Argumentation verwendet wird. Schließlich wird ein öffentliches Stimmungsbild zur Umbenennung öffentlicher Räume aus vergangenheitspolitischen Gründen gezeichnet.
- Kollektive Identität und ihre Konstruktion durch symbolische Praktiken
- Die Bedeutung der Namensgebung öffentlicher Räume im Kontext der Vergangenheitspolitik
- Die Rolle des öffentlichen Diskurses und der Medien in der Debatte um die Umbenennung
- Die Auswirkungen der Umbenennung auf das kollektive Gedächtnis
- Interpersonale Unterschiede in der Wahrnehmung und Bewertung der Umbenennung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der kollektiven Identität und der Benennung öffentlicher Räume ein. Sie beschreibt die Relevanz der Debatte um den Dr.‐Karl‐Lueger‐Ring als Beispiel für die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Österreichs. Anschließend werden die theoretischen Grundlagen und die methodische Vorgehensweise der Arbeit erläutert.
Im Kapitel über den Dr.‐Karl‐Lueger‐Ring werden die Person und die Geschichte des Namensgebers des Rings sowie die Debatte um die Umbenennung des Rings in den vergangenen Jahren detailliert dargestellt. Es werden die wichtigsten Argumente, Protagonisten und zeitgeschichtlichen Bezüge beleuchtet.
Die Kapitel "Theorien und Konzepte" und "Methodik" erläutern die theoretischen Grundlagen der Arbeit sowie die angewandte methodische Vorgehensweise, bestehend aus Literaturanalyse und empirischer Forschung. Die Kapitel "Empirischer Teil" und "Debatte um die Umbenennung des Dr.‐Karl‐Lueger‐Rings" analysieren die Daten der empirischen Untersuchung und die öffentliche Meinung zur Umbenennung. Es werden die Argumente der verschiedenen Akteure, die öffentliche Kenntnisnahme der Umbenennung und die Bedeutung der Bildung für die Wahrnehmung der Debatte untersucht.
Das Kapitel "Implikationen & Conclusio" fasst die Erkenntnisse der Forschungsarbeit zusammen und zieht Schlüsse für die Vergangenheitspolitik in Österreich.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen der kollektiven Identität, der Vergangenheitspolitik, der Benennung öffentlicher Räume, der Debatte um den Dr.‐Karl‐Lueger‐Ring, der öffentlichen Meinung, der Medien und der Bildung. Sie analysiert die Bedeutung der Namensgebung von Straßen und Plätzen im Kontext der Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit und den Einfluss dieser Debatte auf das kollektive Gedächtnis.
- Quote paper
- Claudia Liebeswar (Author), 2013, Benennung öffentlicher Räume als Beitrag zu einer kollektiven Identität, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/211567