Die Liebesbeziehung von Vrenchen und Sali in Romeo und Julia auf dem Dorfe von Gottfried Keller

Analyse des Einflusses der Eltern


Term Paper, 2010

12 Pages, Grade: 2,0


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Charakterisierendes Verhalten
2.1 Die Väter und ihr Wandel
2.2 Die Kinder bleiben ewig Kinder

3. Die Unabwendbarkeit des Todes

4. Schluss

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der Titel Romeo und Julia auf dem Dorfe nimmt mit seinem offensichtlichen Bezug auf das Drama Shakespeares einiges vorweg und doch schafft er auch Spannung auf das Folgende. Denn mit dem Zusatz auf dem Dorfe wird deutlich Interesse geweckt, da dieses Milieu im Shakespeare-Stück überhaupt keine Rolle spielt. Welchen Einfluss hat also das Leben in einem Dorf auf eine so tragische Liebesbeziehung? Die Vorliegende arbeit knüpft an diese Fragestellung an.

Dass in jedem Fall ein Stoff vorliegt, der es wert ist erneut erzählt zu werden, stellt Gottfried Keller gleich zu Beginn seiner Novelle klar: „Diese Geschichte zu erzählen, würde ein müßige Nachahmung sein, wenn sie nicht auf einem wirklichen Vorfall beruhte, zum Beweise, wie tief im Menschenleben jede jener Fabeln wurzelt, auf welche die großen Werke gebaut sind. Die Zahl solcher Fabeln ist mäßig; aber stets treten sie in neuem Gewande wieder in Erscheinung [...]“.[1]

Wie bereits erwähnt soll es hier um den Einfluss des Dorfes gehen, der sich auf das Liebespaar auswirkt. Die Charaktere der Novelle sind auf sehr wenige beschränkt. Daher heißt bezieht sich die vorliegende Arbeit auf den Einfluss der Eltern, genauer sogar eher auf den der Väter. Später wird jedoch noch aufgezeigt, warum sich hinter der Einfluss der Eltern mit dem des Dorfes gleichgesetzt werden kann. Um dies zu realisieren will der folgende Text die Charaktere etwas näher beleuchten. Dabei soll es besonders um deren Entwicklung bzw. auch Nichtentwicklung im Verlauf der Novelle gehen.

Da Romeo und Julia auf dem Dorfe auf die unvermeidliche Tragödie des Todes des Liebespaares hinausläuft, soll in einem weiteren Abschnitt untersucht werden, wie diese Unvermeidlichkeit durch den Autor konstruiert wird.

2. Charakterisierendes Verhalten

Im Folgenden sollen die Charaktere der Familienmitglieder näher beleuchtet werden. Dabei wird eine Einteilung vorgenommen, die die Väter in einem und Sali und Vrenchen in einem anderen Abschnitt behandelt, da beide Väter sich ähnlich entwickeln, als auch beide Kinder. Die Entwicklung beider Parteien an sich ist jedoch sehr unterschiedlich. Die Kindern verändern sich kaum, eigentlich gar nicht. Sie bleiben Kinder. Die Väter hingegen ändern sich sehr und dies auch noch völlig zum Negativen.

Zu den Müttern lassen sich kaum Aussagen treffen, da sie vom Erzähler selten erwähnt werden. Ihr Anteil am Einfluss auf Sali und Vrenchen beschränkt sich darauf, dass sie entweder ihren Mann bei seiner unheilvollen Entwicklung unterstützen (Frau Manz) oder aber aus Gram über die Veränderungen sterben und den Kindern so auch keine Unterstützung leisten können (Frau Marti). Aus diesem Grund wird im Weiteren auf eine Charakterisierung der Mütter verzichtet.

2.1 Die Väter und ihr Wandel

Die beiden Bauern Manz und Marti sind Nachbarn[2] und werden zu Beginn der Novelle identisch bzw. in einem Zug beschrieben. Ebenso ist auffällig, dass ihre Namen sich sehr ähneln. Klaus Jeziorkowski stellt die wie folgt fest: „Fast jeder wird beim ersten Lesen die Namen Manz und Marti und die dazu gehörenden Familienkonstellationen leicht verwechseln. Sie sind wohl von Keller, in alemannischer Einfärbung, vorsätzlich in dieser Zwillingsähnlichkeit angelegt als Varianten von ‚Hinz und Kunz’ – was besagt, dass ihr Verhalten typisch und allgemeingültig ist, dass sie ein Allerweltsmodell vertreten [...]“ Diese Allgemeingültigkeit Manz’ und Martis wird im Verlauf der Novelle noch weitere Male herausgestellt und soll auch hier später noch ein Mal von Bedeutung sein.

Um den Wandel der beiden besser herausarbeiten zu können, wird im Weiteren chronologisch verfahren.

Zu Beginn der Novelle vermittelt die äußere Erscheinung Manz’ und Martis Kontinuität und Unveränderlichkeit. So tragen beide „kurze Kniehosen von starkem Zwillich, an dem jede Falte ihre unveränderliche Lage hat“[3]. Außerdem erscheinen sie beide als gepflegt und gewissenhaft, wenn ihre „wohlrasierten Gesichter ruhig und aufmerksam [...] die Furche bemaßen“[4] während des Pflügens. Dennoch ist auch eine gewisse Art von Gleichmut bis hin zur Gleichgültigkeit der beiden Figuren spürbar, wenn der Erzähler erwähnt dass sie während ihrer Arbeit kein Wort sprechen[5] und sich auch bis zum Mittagsimbiss noch nicht einmal begrüßt haben[6].

Ein typisch bäuerliches Bild wird hier vermittelt und auch klargestellt, dass die beiden „die ursprüngliche Art dieser Gegend“[7] verkörpern. Auch Klaus-Dieter Metz anerkennt diese Bäuerlichkeit, wenn er schreibt: „Gemeinsam verkörpern sie Arbeitsamkeit, Festigkeit, Geradlinigkeit, ein gesundes Bauerndasein also.“[8] Diese Aussage spricht dagegen, dass sie von der Art wie die Seldwyler sind, so wie diese in der Vorrede vorgestellt werden. Außerdem gegen eine Ähnlichkeit spricht, dass die Bauern des Dorfes ärmer zu sein scheinen als die Seldwyler selbst, da sich Manz lauthals beschwert, als zu Mittagszeit Rauch über der Stadt aufsteigt: „Die Lumpenhunde kochen wieder gut!“[9] Das kann allerdings auch in Frage gestellt werden, da die Ebene, welche die Bauern bebauen, als fruchtbar beschrieben wird. Auf diesen Aspekt soll hier nicht näher eingegangen werden. Im Schluss findet er jedoch nochmal Erwähnung.

Ihren Kindern stehen die beiden Männer zu Beginn der Novelle gutmütig gegenüber. Da es sich um typisch dörfliche Charaktere handelt, sind keine ausgiebigen Emotionen zu erwarten, aber als die beiden Bauern ihr Mittag einnehmen, welches Sali und Vrenchen ihnen gebracht haben, erwähnt der Erzähler ein „zufriedenes Wohlwollen“ der Speisenden[10].

[...]


[1] Gottfried Keller: Die Leute von Seldwyla. In Gottfried Keller. Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Hrsg. Unter der Leitung von Walter Morgenthaler. Bd.5. Basel, Frankfurt am Main, Zürich 2000, S.74

[2] Vgl. Gottfried Keller: Romeo und Julia auf dem Dorfe, S. 76.

[3] Gottfried Keller: Romeo und Julia auf dem Dorfe, S. 75.

[4] Ebenda.

[5] Vgl. ebenda.

[6] Vgl. Gottfried Keller: Romeo und Julia auf dem Dorfe, S. 77

[7] Gottfried Keller: Romeo und Julia auf dem Dorfe, S. 75

[8] Klaus-Dieter Metz: Lektüreschlüssel für Schüler. Gottfried Keller. Romeo und Julia auf dem Dorfe. Stuttgart 2003, S. 18

[9] Gottfried Keller: Romeo und Julia auf dem Dorfe, S. 77

[10] Vgl. ebenda

Excerpt out of 12 pages

Details

Title
Die Liebesbeziehung von Vrenchen und Sali in Romeo und Julia auf dem Dorfe von Gottfried Keller
Subtitle
Analyse des Einflusses der Eltern
College
Christian-Albrechts-University of Kiel
Course
Unterschiedliche Schreibweisen im Realismus
Grade
2,0
Author
Year
2010
Pages
12
Catalog Number
V212123
ISBN (eBook)
9783656398875
ISBN (Book)
9783656399230
File size
438 KB
Language
German
Keywords
einfluss, eltern, liebesbeziehung, vrenchen, sali, romeo, julia, dorfe, gottfried, keller
Quote paper
Michaela Kuhn (Author), 2010, Die Liebesbeziehung von Vrenchen und Sali in Romeo und Julia auf dem Dorfe von Gottfried Keller, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/212123

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