Der Forschungsverbund SED-Staat hat eine Studie an Schulen
über das Bild der DDR bei Lehrern und Schülern
veröffentlicht. Nach dieser Studie hatten die meisten der Befragten erhebliche
Schwierigkeiten die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der DDR und der Deutschen
Bundesrepublik zu benennen. Ebenfalls stellte Lapp fest, dass die meisten, unabhängig
davon, ob aus den westlichen oder östlichen Bundesländern stammend, überrascht reagieren,
wenn sie hören, dass es in der DDR nicht nur eine einzige Partei - die SED gab, sondern darüber hinaus noch weitere
nichtkommunistische Parteien, teilweise mit ähnlichen bis gleichen Namen wie in der
damaligen und heutigen Bundesrepublik: CDU,
die Liberale Demokratische Partei Deutschlands (LDPD), die Demokratische Bauernpartei
Deutschlands (DBD) und die National-Demokratische Partei Deutschlands
(NDPD) (Lapp 1998: 16ff.).
Nach 1945 kam es in allen vier Besatzungszonen Deutschlands nach und nach zur Wiederzulassung
bzw. Neubildung von politischen Parteien. In der Sowjetischen Besatzungszone
(SBZ) und den drei westlichen Zonen entwickelten sich schnell unterschiedliche
gesellschaftlichen Systeme heraus - Kapitalismus auf der Seite des Westens und
Sozialismus auf der Seite des Ostens. Diese Entwicklung führte zu unterschiedlichen
Bedeutungen der Parteien, ihrer Rollen in der Gesellschaft und ihren Wirkungsweisen.
In beiden deutschen Staaten existierten parallel nebeneinander zwei Mehrparteiensysteme,
doch unterschieden diese sich in ihren wesentlichen Grundzügen. Während in der
Bundesrepublik Deutschland (BRD) „das Mehrparteienprinzip und die Chancengleichheit
für alle politischen Parteien mit dem Recht auf verfassungsmäßige Bildung und
Ausübung einer Opposition“ (SRP-Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom
23.10.1952, BVerfGE 2, 1 (12)) verbunden ist und die Entscheidung darüber, welche
Partei bzw. welche Koalition zwischen Parteien die Regierung bzw. die Opposition einer
Legislaturperiode stellt, durch die Wähler getroffen wird (Marschall, Stefan 2007,
48 ff.), verfügte die SED gegenüber den anderen Parteien über einen in der Verfassung festgeschriebenen Führungsanspruch, der die legale Möglichkeit eines Machtwechsel
und das Agieren einer Oppositionsparte generell ausschloss (Weber, Hermann 1982, 11
ff.). Das System der DDR ist mit der Wiedervereinigung Deutschlands untergegangen,
aber was ist mit der CDU, der LDPD, der DBD und der NDPD, die sich als demokratische Parteien gegründet hatten, passiert?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Parteiensystem der BRD von 1945 bis heute
- Gründung der politischen Parteien
- Rechtliche Stellung und Aufgaben der Parteien
- Das Parteiensystem der SBZ/DDR von 1945 bis 1989
- Gründung der politischen Parteien
- Blockpolitik und Homogenisierung
- Funktionen der Parteien
- Die Entwicklung der Ost-CDU von 1945 bis 1990
- Die Parteien in der Wiedervereinigung
- Das Ende der SED Herrschaft
- Transformation der DDR Parteien
- Elitenbildung nach Ute Schmidt
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Geschichte der Ost-Parteien, insbesondere der CDU, in der DDR und deren Transformation im Zuge der Wiedervereinigung. Sie geht der Frage nach, ob die Blockparteien mit dem Fall der Mauer verschwanden oder ob sie in das System der Bundesrepublik integriert wurden.
- Das Parteiensystem der BRD und der DDR im Vergleich
- Die Rolle der Blockparteien im DDR-System
- Die Integration der Ost-Parteien in die Bundesrepublik
- Die Bedeutung der Ost-CDU in der Geschichte der DDR
- Die Folgen der Wiedervereinigung für das deutsche Parteiensystem
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den Ausgangspunkt der Arbeit dar. Sie beleuchtet die schwierige Wahrnehmung der DDR in der Bundesrepublik und zeigt die unterschiedlichen Rollen der Parteien in den beiden deutschen Staaten auf. Das Kapitel beleuchtet auch den Forschungsstand zur Geschichte der Blockparteien.
2. Das Parteiensystem der BRD
Dieses Kapitel analysiert das Parteiensystem der Bundesrepublik Deutschland, seine Entstehung, rechtliche Stellung und Funktionen. Hierbei wird auf die Rolle der Alliierten und die Entwicklung des Mehrparteienprinzips eingegangen.
3. Das Parteiensystem der SBZ/DDR
Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung und die Funktion des Parteiensystems in der DDR. Es geht auf die Blockpolitik, die Homogenisierung und die unterschiedlichen Rollen der Blockparteien ein. Der Fokus liegt auf der Entwicklung der Ost-CDU.
4. Die Parteien in der Wiedervereinigung
In diesem Kapitel wird die Transformation der DDR-Parteien im Zuge der Wiedervereinigung untersucht. Es geht auf die Beendigung der SED-Herrschaft, die Integration der Ost-Parteien in das bundesdeutsche System und die Folgen für die Elitenbildung ein.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen DDR-Blockparteien, Ost-CDU, Parteiensystem, Wiedervereinigung, Transformation, Integration, Blockpolitik, Homogenisierung, SED, Bundesrepublik Deutschland, Mehrparteienprinzip.
- Quote paper
- Rosa Grieser (Author), 2009, Die Ost-Parteien vor und nach der Wende, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/212405