Vor- und Nachteile von kollaborativer Gruppenarbeit in virtuellen Lernumgebungen


Dossier / Travail, 2012

25 Pages


Extrait


INHALTSVERZEICHNIS

1 EINLEITUNG

2 COMPUTERUNTERSTÜTZES KOLLABORATIVES LERNEN - CSCL

3 KOMMUNIKATION UND ONLINE LERNEN IN GRUPPENARBEITEN
3.1 Direkte und vermittelte indirekte Kommunikation
3.2 Synchrone und asynchrone Kommunikationsmedien
3.3 Vorteile Computervermittelter Kommunikation
3.4 Nachteile Computervermittelter Kommunikation

4. RAHMENBEDINGUNGEN FÜR KOLLABORATIVES ONLINE- LERNEN
4.1 Kompetenzen von Lernenden
4.1.1 Metakognition
4.1.2 Selbstreguliertes Lernen
4.1.3 Motivation der Lernenden
4.1.4 Bedingungen für Lernprozesse in Gruppen
4.1.5 Computer- und Medien Kompetenz
4.2 E-Moderation von Gruppen
4.2.1 Rollen der Tele-Tutoren
4.2.2 Kompetenzen zur Online-Moderation
4.3 Die Rückmeldung
4.4 Die Lerngruppe
4.4.1 Gruppengröße
4.4.2 Gruppenheterogenität
4.5 Technische Erfordernisse von E-Learning
4.5.1 Usability
4.5.2 Learning Management System - LMS
4.6 Lehr- und Lernziele
4.7 Lernaufgaben
4.7.1 Kollaborative Aufgabengestaltung
4.7.2 Sozialformen der Aufgabenbearbeitung
4.8 Evaluation multimedialer Lernangebote

5. REFLEXION UND AUSBLICK

LITERATURVERZEICHNIS

1 Einleitung

Mit dem Auf- und Ausbau des Internet und der hierauf basierenden vernetzen- den Anwendungen, Strukturen und Dienste haben sich Gestaltungsspielräume für netzbasierte Zusammenarbeit und kollaborative Lernszenarien entwickelt, so dass Teilnehmer virtueller Lerngemeinschaften computerunterstützte und multimediale Technologien für ihren individuellen wie gemeinsamen Wissens- erwerb zielführend nutzen können. Dabei strukturieren bzw. wählen Lernende, in Abstimmung mit den anderen Teilnehmern ihrer Lerngruppe, orts- und zeit- flexibel ihr Lerntempo wie auch die Schwierigkeit des Lernstoffes weitgehend individuell und steuern somit ihre persönliche Wissensgenerierung und - erweiterung selbst. Bei dieser Form des Lernens spricht man mediendidaktisch von computer-supported collaborative/ cooper-ative learning (CSCL). Hiermit werden kollaborative bzw. kooperative Lernprozesse bezeichnet, die über den Computer vermittelt bzw. durch ein technisches System ermöglicht werden und denen ein psychologisch-didaktisches Konzept zugrunde liegt, welches Lern- und Arbeitsprozesse in Gruppen unterstützt (Niegemann et al., 2008, S. 337). Eine gelungene virtuelle Lernkooperation ist abhängig von mehreren, komple- xen und miteinander verbundenen Faktoren, die bei der Konzeption und Reali- sierung von E-Learning Angeboten zu bedenken sind. Gegenstand der vorlie- genden Arbeit ist es differenziert aufzuzeigen, welche Rahmenbedingungen berücksichtigt werden sollten, damit kollaborative Gruppenarbeiten zu einem erfolgreichen Wissenstransfer führen können. Dazu werden neben der im drit- ten Kapitel beschriebenen Vor- und Nachteile von computervermittelter Kom- munikation im Kontext von Gruppenarbeiten im vierten Kapitel die notwendi- gen Voraussetzungen dargelegt, die für eine konstruktive Umsetzung kollabo- rativer/ kooperativer Gruppenarbeiten erforderlich sind. Hier werden neben technischen Rahmenbedingungen weitere Einflussgrößen beschrieben, die so- wohl seitens der Lernenden wie auch Lehrenden erfüllt sein müssen, um den gemeinsamen wie individuellen Wissenserwerb in E-Learning Settings ermög- lichen zu können.

Die Unterscheidung von kollaborativen und kooperativen Lernen wird zwar im zweiten Kapitel beschrieben, da jedoch im deutschsprachigen Raum beide Beg- riffe oft synonym verwendet werden, erfolgt in der weiteren Arbeit bewusst keine weitere Differenzierung. Ferner wird aus Gründen der Effizienz die mas- kuline Substantivform verwendet.

2 Computerunterstützes kollaboratives Lernen - CSCL

Finden Lernprozesse in Gruppen über den Computer vermittelt statt, spricht man von computerunterstützem kollaborativen/ kooperativen Lernen, kurz CSCL („Computer Supported Collaborative/ Cooperative Learning“). Hiermit ist der didaktische Ansatz gemeint, bei dem sich mittels elektronischer Medien respektive unter dem Einsatz von Informatiksystemen (vernetzte Computer und Software) Lernende in Lerngruppen gemeinsam Wissen erarbeiten und erwer- ben und kooperatives Lernen unterstützt wird (Haake, Schwabe & Wessner, 2004, S. 2). Es werden demnach die Vorteile des computerunterstützen Lernen einerseits und des kollaborativen/ kooperativen Lernen andererseits kombiniert. Die Begriffe Kooperation und Kollaboration stehen in didaktischen Settings für unterschiedliche Formen der Gruppenarbeit mit verschiedenartigen Arbeitspro- zessen, wobei beide Formen auf eine aktive Beteiligung der Teilnehmer am Lehr-Lernprozess abzielen:

1) In einer kooperativen Arbeitsgruppe wird ein Thema oder eine Aufgabe in verschiedene Teilaufgaben zerlegt, die von den einzelnen Gruppenmitgliedern individuell bearbeitet und zuletzt wieder zusammengetragen werden. Durch die Zusammenführung der einzeln bearbeiteten Aufgaben entsteht ein Ge- samtwerk.
2) Mit kollaborativen Lernen ist gemeint, dass alle Teilnehmer einer Lerngruppe dieselbe Aufgabe bearbeiten, ohne sie in Unterbereiche aufzuteilen, so dass ebenfalls ein Gesamtwerk entsteht.

Bei beiden Formen der Gruppenarbeit sind die Teilnehmer durch die eigenver- antwortliche Erschließung und Strukturierung komplexer Themen- und Ar- beitsgebiete aktiv am Lehr-Lern-Prozess beteiligt (Seel & Ifenthaler, 2009, S. 96).

3 Kommunikation und Online Lernen in Gruppen arbeiten

Unabhängig davon, ob Kommunikation verbal oder non-verbal erfolgt, dient sie der Verständigung innerhalb von Kulturen, dem Austausch von Nachrichten und Informationen und als Möglichkeit, um miteinander in Kontakt und Inter- aktion zu treten. Damit Kommunikation stattfindet, bedarf es je nach Kom- munikationsform unterschiedlicher Medien, über die das Kommunikations- geschehen läuft bzw. durch das hindurch eine Nachricht vermittelt und/ oder aufgenommen wird (Boos, 2011, S. 15). Ziel einer Konversation in virtuellen Lerngemeinschaften ist die gemeinsame Wissensbasis der Gesprächspartner bzw. die Bearbeitung einer gemeinsamen Aufgabe. Im Rahmen computerver- mittelter Kommunikation sind einerseits die asynchrone (zeitversetzte) und die synchrone (zeitgleiche) Kommunikation voneinander zu unterscheiden und andererseits je nach Medium die direkte oder die vermittelte indirekte Kom- munikation.

3.1 Direkte und vermittelte indirekte Kommunikation

Kommunikation, die direkt durch das Medium der (verbalen) Sprache und des Körperausdrucks (non-verbale Sprache, Signale) bzw. unmittelbar in Anwe- senheit von mindestens zwei Personen stattfinden, kann der direkten Kommu- nikation bzw. der Face-to-Face-Kommunikation (ftf) zugeordnet werden. Hier vollzieht sich die unmittelbare interpersonale Kommunikation authentisch, sozial und gleichzeitig über mehrere Kanäle menschlicher Sinneswahrnehmun- gen wie dem Berühren, Hören, Sehen oder Riechen (Petschenka, 2005, S. 47). Hingegen erfolgt die vermittelte indirekte Kommunikation durch eine zwi- schengeschaltete mediale Schnittstelle, d.h. einem technischem Medium wie Telefon, Fernsehen, E-Mail, Chat u.a., das in den Kommunikationsprozess einbezogen ist. Die vermittelte interpersonale Kommunikation bzw. computer- vermittelte Kommunikation (CvK) entsteht somit, wenn zwei oder mehr Perso- nen über ein technisches Medium miteinander kommunizieren (Petschenka, 2005, S. 49). Die Länge einer Nachricht, der Kommunikationsstil sowie die Verwendung von Emoticons gelten in der computervermittelten Kommunikati- on als Formen nonverbalen Verhaltens und wirken als in virtuellen Lernge- meinschaften als Variablen auf die Eindrucksbildung (Boos, 2011, S. 43).

3.2 Synchrone und asynchrone Kommunikationsmedien

Die Nutzung telekommunikativer Technologien für eine zeit- und ortsunab- hängige Kommunikation und Interaktion zwischen Teilnehmern einer Lern- gruppe stellt ein zentrales Merkmal von Online-Lernen dar, wobei das Internet das bedeutendste Mittel der Telekommunikation darstellt und als wichtigster Bestandteil des Online-Lernens gilt. Es besteht beim Online-Lernen aufgrund der technischen Voraussetzungen die Möglichkeit zur synchronen wie auch asynchronen Kommunikation. Synchrone Kommunikationsformen sind z.B. der Multimedia Vortrag, die Telefonie, die Videokonferenz, der Chat und das Application Sharing. Zu asynchronen Kommunikationsformen zählen die E- Mail und die SMS, das Forum, das Podcast, die Datenbank, das Internet Radio und Internet TV (Seel & Ifenthaler, 2009, S. 92).

Ein zeitgleicher und persönlicher Austausch zwischen Lehrenden und Lernen- den, die sich an verschiedenen Orten befinden, wird durch synchrone Kommu- nikationsmedien möglich, z.B. auf der Basis textlicher Kommunikation. Durch synchrone Kommunikationsmedien verläuft die Vermittlung zwischen zwei und mehr Personen direkt und ermöglicht einen hohen Grad an Verbindlichkeit und Interaktionshäufigkeit.

Die asynchrone Kommunikation ermöglicht eine indirekte, zeitunabhängige Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden und Mitgliedern in Lern- gruppen. Während beim synchronen Kommunikationsaustausch noch annä- hernd auch nonverbale Mimik und Gestik übermittelt werden, fallen diese kommunikativen Kanäle und sozialen Hinweisreize bei textbasierten, asyn- chronen Kommunikationsmedien weg (Petschenka, 2005, S. 55).

3.3 Vorteile Computervermittelter Kommunikation

Im netzbasierten Gruppenlernen wird der Computer zu einem vielseitig ver- wendbaren Kommunikationsmedium; er ermöglicht es beispielsweise, dass Lernende Aufgaben bearbeiten, die sie anschließend innerhalb der Lerngruppe weiterleiten, um sie von anderen in der Lerngruppe ergänzen oder kommentie- ren zu lassen. Innerhalb netzgestützter Kommunikations-Umgebungen können Personen somit erfolgreich lernen und miteinander kooperieren, sowie ihr ge- meinsames Wissen konstruieren und sich gegenseitig bei der Aufgaben- bearbeitung unterstützen. In virtuellen Lerngemeinschaften kann Wissen relativ schnell und bei asynchroner Kommunikation gleichzeitig zeit- und ortsunab- hängig ausgetauscht werden (Seel & Ifenthaler, 2009, S. 39). Ein weiterer be- deutender Vorteil ist in der leichten Aktualisierbarkeit von Inhalten und der Nutzung verschiedenartiger Werkzeuge des Wissensmanagements zu finden. So können Lernmaterialien wie Texte, Bilder, Animationen, Simulationen etc. in der Lernumgebung zum Download und Ausdruck zur Verfügung gestellt werden und unter Einbeziehung spezieller Kommunikationstools wie Diskussi- onsforen oder E-Mail in der Lerngruppe erörtert und diskutiert werden. Das Arbeiten bei freier Zeiteinteilung und -auswahl erleichtert das Lernen erheb- lich, so dass netzbasiertes kooperatives oder kollaboratives Lernen für Lernen- de eine Bereicherung darstellt (Seel & Ifenthaler, 2009, S. 42). Durch die Nut- zung der Internetdienste zur Distribution, als auch zur Kommunikation und Kooperation kann eine höhere soziale Eingebundenheit erzeugt werden, die durch spontane Interaktion sowie durch selbst organisierte Lerngruppen noch intensiver genutzt werden kann (Hinze, 2004, S. 14). So besagt beispielsweise der „Hyperpersonal Perspective“ Ansatz zur Erklärung der Eindrucksbildung in computervermittelter Kommunikation, dass sich Kommunikationspartner in virtuellen Kommunikationsprozessen unter bestimmten Umständen unterein- ander sogar verbundener und vertrauter fühlen. Hintergrund ist, dass sich Ge- sprächspartner virtuell im bestmöglichen Rahmen präsentieren können, da sie ihre Nachrichten vor dem Versenden editieren, kontrollieren und verändern können und somit ungewollte Informationen nicht preisgeben; der Mangel an personenbezogenen Nachrichten kann zugleich aber beim Empfänger infolge einer Überbewertung der wenigen Informationen zu Illusionen über die Ge- sprächspartner führen (Boos, 2011, S. 46).

3.4 Nachteile Computervermittelter Kommunikation

Nonverbales Verhalten wie Gestik und Mimik und darin enthaltene Informati- onen über Gefühle, Stimmungen und Intentionen einer Person stehen den Ge- sprächspartnern in computervermittelter Kommunikation in geringerem Um- fang zur Verfügung, als in der Face-to-Face Kommunikation. Dem Fehlen nonverbaler Signale, die dem Empfänger zusätzliche Informa- tionen zur Interpretation der Nachricht geben können, kann jedoch durch text- basierten Einsatz paralinguistischer Möglichkeiten begegnet werden, wie z.B. durch Emoticons. Dabei handelt es sich um ein Kunstwort aus „Emotion“ (Ge- fühl) und „Icon“ (Bild), das umgangssprachlich als „Smilies“ Einsatz findet und für verschiedenste Gesichtsausdrücke bzw. damit einhergehende Stim- mungen/ Gefühle steht (Boos, 2011, S. 27). Dennoch bleibt das „Grounding“, d.h. die Verständigung über die gemeinsame Wissensgrundlage als „Common- Ground“ in computervermittelter Kommunikation erschwert, da die Sichtbar- keit nonverbaler Signale und Rückmeldungen (z.B. Nicken und Kopfschütteln) geringer ist, als in der Face-to-Face Kommunikation (Hinze, 2004, S. 42). Ein weiterer Nachteil in kollaborativen Online-Lernszenarien besteht hinsichtlich des Partizipationsverhaltens mancher Lernenden, das auf „Trittbrettfahrerei“ ausgerichtet ist und mit dem Phänomen des „Lurking“ (lauern) bezeichnet wird. Ohne selber etwas zur Wissensgenerierung gemeinsamen Wissens beizu- tragen, schöpfen die als „Lurker“ bezeichneten passiven Teilnehmer das Wis- sen und die Informationen aktiver Teilnehmer ab, wodurch das inhaltliche Ar- beiten in einer Gruppe stark behindert oder sogar blockiert werden kann (Seel & Ifenthaler, 2009, S. 97). Dieses Phänomen tritt besonders in Situationen auf, in denen die Gruppe eine einzelne Aufgabe zu erledigen hat, wie dem Schrei- ben einer Hausarbeit, d.h. wenn das Gesamtergebnis der Gruppe bewertet wird und die Individualleistungen weniger sichtbar sind (Niegemann et al., 2008, S. 339).

4. Rahmenbedingungen für kollaboratives Online- Lernen

Beim kollaborativen Lernen wechseln sich Phasen des individuellen Lernens und Gruppenlernphasen ab, so dass es in E-Learning-Szenarien nicht nur dar- um geht, dass jeder Teilnehmer für sich seinen Lernprozess individuell regu- liert, sondern vielmehr auch darum, dass Gruppenaktivitäten aufeinander abge- stimmt und in Einklang gebracht werden. Zudem stellen der technische Aufbau bzw. die Lernplattform, sowie die Betreuung der Lernszenarien durch E- Moderatoren und die methodisch-didaktische Vorbereitung wesentliche Eck- pfeiler für zielführendes und erfolgreiches computerunterstützes kooperatives Lernen dar.

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Fin de l'extrait de 25 pages

Résumé des informations

Titre
Vor- und Nachteile von kollaborativer Gruppenarbeit in virtuellen Lernumgebungen
Université
University of Hagen
Auteur
Année
2012
Pages
25
N° de catalogue
V212639
ISBN (ebook)
9783656410225
ISBN (Livre)
9783656412236
Taille d'un fichier
460 KB
Langue
allemand
Mots clés
Kollaboratives Lernen, Virtuelle Lernkooperation, E-Learning, Computer Supported Cooperative Learning
Citation du texte
Claudia Steinfeld (Auteur), 2012, Vor- und Nachteile von kollaborativer Gruppenarbeit in virtuellen Lernumgebungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/212639

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