Public Relations und Journalismus – eine schwierige Beziehung?

Inhaltsanalyse: Einfluss der PR auf die Lokalberichterstattung


Dossier / Travail, 2009

27 Pages, Note: 2.3


Extrait


Inhaltverzeichnis

I. Einleitung

II. Was ist und wie funktioniert Lokaljournalismus?
1. Definition „Lokaljournalismus“
2. Die Informationszugänge zu Lokalredaktionen und Besonderheiten des lokalen Informationsflusses
3. Forschungsstand: Umgang mit Quellen in Lokalredaktionen und Einfluss der PR auf die Lokalberichterstattung

III. Inhaltsanalyse lokaler Berichterstattung und ihre Ergebnisse
1. Vorbemerkungen und Forschungsdesign
2. Forschungsfragen und Hypothesen
3. Darstellung und Interpretation der Ergebnisse
4. Probleme im Forschungsprozess

IV. Fazit

Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Die lokalen Massenmedien und die lokale Kommunikation sind durch die Wissenschaft lange in ihrer politisch-gesellschaftlichen Bedeutung unterschätzt worden.[1] Mit steigender Komplexität kommunaler Strukturen und dem sich rasant verändernden Medienmarkt wird das Forschungsinteresse am Lokaljournalismus wieder größer.

Lokale Medien spielen eine wichtige Rolle in der gesellschaftlichen und politischen Kommunikation zwischen den Bürgern, Institutionen, Organisationen, Parteien, Behörden und anderen Kommunikatoren in einer örtlichen Gemeinschaft. Einige Institutionen (zum Beispiel Behörden) sind verpflichtet ihre Information - amtliche Bekanntmachungen, Ausschreibungen usw. - zu veröffentlichen, andere publizieren ihre Information, um sich darzustellen und ihre Interessen zu vertreten.

Laut einiger Forschungen (vgl. exemplarisch Berg und Kiefer[2] ) ist der Anteil der personalen (face to face) Kommunikation in den vergangenen Jahrzehnten zurückgegangen. Dagegen ist der Einsatz von Medien ein wichtiger Bestandteil im alltäglichen Leben einer Gemeinschaft geworden: Nur 76 Minuten am Tag unterhielt sich 1990 der Einzelne durchschnittlich mit anderen Personen und mehr als 400 Minuten (fast sieben Stunden) wendete er für die Nutzung von Medien auf.[3] Heutzutage, mit der immer weiteren Verbreitung und der wachsenden Zugänglichkeit von Internet-Medien, steigt der Anteil der über Medien konsumierten Informationen über lokales Geschehen weiter an, meint die Autorin.

In den letzten Jahrzehnten wurden mehrere Studien über die Rolle der PR, als Informationsquelle in der Berichterstattung, gewidmet. Einige Forschungen, ausgehend von der Determinationsthese von B. Baerns[4], zeigen einen großen Einfluss der Öffentlichkeitsarbeit auf die Medienberichterstattung (vgl. exemplarisch die Studie von Löffelholz[5], laut der der PR-Einfluss auf Lokaljournalisten 63% beträgt). Andere Forschungen, ausgehend von dem Intereffikationsmodell von G. Bentele, T.Liebert, und S. Seeling[6] (vgl. exemplarisch Studie von Rinck[7] ), zeigen eine wechselseitige Beziehungen und gegenseitige Abhängigkeit von PR und Journalismus.

Ziel der vorliegenden Hausarbeit ist es festzustellen, welche Rolle PR-Quellen in der lokalen Berichterstattung spielen. Folgende Fragestellungen interessieren die Autorin im Konkreten: Welche Quellen dominieren als Informationsgeber in der Lokalberichterstattung? Nutzen Lokaljournalisten nur eine Quelle oder recherchieren sie noch weiterführend? Inwieweit beeinflusst PR lokale Berichterstattung? Aufgrund dieser Fragestellungen wurden zwei Forschungsfragen formuliert und neun entsprechende Hypothesen abgeleitet.

Im ersten Teil der Hausarbeit gibt die Autorin einen Überblick über verschiedene Eigenschaften des Lokaljournalismus und leitet eine eigene Definition aus den Begriffen „Journalismus“ und „Lokales“ her. Danach beschreibt sie die Informationszugänge in Lokalredaktionen und Besonderheiten des lokalen Informationsflusses. Anschließend gibt die Autorin einen Überblick über die bisherigen Forschungen im Umgang mit Quellen in Lokalredaktionen und den Einfluss der PR auf die Lokalberichterstattung.

Im zweiten Teil beschreibt die Autorin ihre durchgeführte Inhaltsanalyse lokaler Medien. Ausgehend von der Erläuterung des Untersuchungsdesigns stellt sie Forschungsfragen und entsprechende Hypothesen auf. Abschließend stellt sie ihre Ergebnisse dar und zeigt inhaltsanalytische Problemfelder auf.

Ihren Abschluss findet die vorliegende Arbeit in der Zusammenfassung aller Ergebnisse und in einer allgemeinen Schlussfolgerung.

II. Was ist und wie funktioniert Lokaljournalismus?

1. Definition „Lokaljournalismus“

Es gibt viele verschiedene Werke über lokale Berichterstattung, diese liefern jedoch keine zufriedenstellenden Definitionen des Begriffes „Lokaljournalismus“. Beispielhaft sei im Folgenden die Definition nach J. Raabe. Er bezeichnet Lokaljournalismus als Synonym für Lokalpresse bzw. als „alle Tages-, Wochenzeitungen und Zeitschriften, deren eigenständige Berichterstattung sich in erster Linie auf das örtliche Geschehen bezieht und deren Verbreitungsgebiet entsprechend die Gemeinde, Stadt oder derjenige Landkreis ist, in der sie ihren Sitz haben“.[8] Diese Beschreibung bezieht sich mehr auf die Presse- als die Kommunikationsaspekte und ist nach Meinung der Autorin nicht ausführlich genug.

Um eine vollwertige Definition des Begriffes Lokaljournalismus zu erhalten, hat die Autorin die Definition von Journalismus mit der Beschreibung von Lokalkommunikation s owie den Funktionen und Eigenschaften von Lokalpresse verknüpft.

Journalismus (nach Blöbaum) ist ein „Berufs- und Tätigkeitsfeld; ein System der modernen Gesellschaft mit der Funktion, aktuell Informationen zur öffentlichen Kommunikation zu selektieren und zu vermitteln“.[9] Noch detaillierter sind die Aufgaben des Journalismus bei Beck beschrieben: Sie sind „die Auswahl (Selektion), Herstellung und Bereitstellung sowie die Präsentation von Themen mit Faktizitätsanspruch für die öffentliche Kommunikation […] Journalismus sorgt für die Veröffentlichung von Nachrichten und die Thematisierung von Phänomenen oder Problemen und trägt damit […] zur Selbstbeobachtung der Gesellschaft bei und synchronisiert die Weltgesellschaft“.[10]

Da Lokaljournalismus ein lokal wirkender Bereich des Journalismus mit eigenen kommunikativen Eigenarten ist, ist es der Autorin wichtig, die Eigenschaften lokaler Kommunikation zu betrachten.

Lokale Kommunikation (nach Haller[11] ) ist ein offenes System bzw. ein Netzwerk mit zwei Hauptmerkmalen:

1. „Lokale Kommunikation bezeichnet Kommunikationsprozesse in einem a.) räumlich begrenzten, b.) gegenüber dem Umland demografisch verdichteten sowie c.) allgemein zugänglichem Gebiet. Damit werden räumliche Dimensionen hervorgehoben.
2. Lokale Kommunikationsprozesse erzeugen einen durch symbolische Interaktionen zwischen Menschen und Organisationen vernetzten Kommunikationsraum“. [12] Das heißt, lokale Medien erzeugen einen Kommunikationsraum, wenn sie über Bedürfnisse und Interessen der Menschen und Institutionen, die „in einem mehr oder weniger lokal begrenzten Raum und in derart mannigfaltigen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bindungen zusammenleben“[13], berichten.

Hintze[14] beschreibt weiterhin zwei grundsätzliche Funktionen der Lokalpresse:

1. Information. Diese Grundfunktion hat die Lokalpresse genauso wie alle anderen Medien. Das aktuelle Geschehen im Verbreitungsgebiet ist Gegenstand der Informationsberichterstattung.
2. Partizipationsrelevanz. Eine weitere Aufgabe von Lokalzeitungen liegt im Veröffentlichen von Beiträgen, die geeignet sind, das Demokratieverständnis der Leser anzusprechen und deren Bereitschaft zu fördern, sich am lokalen Geschehen persönlich zu beteiligen. Zu dieser Funktion gehören:

- Kritik, um Bereitschaft von Lesern zu stärken, evtl. persönliche Konsequenzen zu ziehen und sich zu engagieren;

- Persönliche Meinungsäußerungen: Leser erhoffen sich Eindrücke, die ihr eigenes Bild über das Lokalgeschehen ergänzen und somit ihre Mitsprachefähigkeit stärken;
- Umfragen im Verbreitungsgebiet: Für die Leser ist die Meinung der Mitbürger über lokal spezifische Fragen interessant;
- Erklärungen, Hintergründe, Transparenz tragen stark zur persönlichen Meinungsbildung der Leser bei, deswegen sind gute Recherchen und Objektivität besonders wichtig;
- „Große Politik“ und Lokalgeschehen: Berichterstattung über Entscheidungen auf internationaler, Bundes- bzw. Landesebene und deren Auswirkungen auf das lokale Geschehen;
- Eigenständigkeit bedeutet, es wird von der Lokalzeitung eine eigenständige Rolle in der Kommune erwartet. Sie soll eigene Angebote machen, selbstrecherchierte Beiträge liefern und an der öffentlicher Diskussion eigenständig teilnehmen;
- Lebenshilfe und Serviceinformationen wie zum Beispiel Preis-, Verkehrs-, Veranstaltungsinformationen usw. sind für die Leser im Alltag wichtig;
- Sozialisation: Zusammenführen der Bürger durch Gemeinschaftserlebnisse: Begegnungen, Aktionen, Veranstaltungen usw. fördern den Aufbau eines Klimas menschlicher Wärme, Nähe und Zusammengehörigkeit;
- Unterhaltung und Entspannung liefern Inhalte vom Klatsch bis hin zur lokalen Sportreportage.

Hitze unterscheidet weiterhin folgende essentielle Eigenschaften lokaler Tagespresse[15] :

1. Emotionale Nähe: Existenzgrundlage lokaler Zeitungen ist die starke Bindung, die die Menschen zu ihrem unmittelbaren Lebensumfeld haben. Vor allem eine emotionale Beziehung spielt eine große Rolle. Die Lokalzeitung muss sich von der emotionalen Hinwendung der Menschen zu ihrem Wohngebiet tragen lassen.
2. Redaktionelle Abdeckung des Verbreitungsgebiets: Idealerweise sollen Lokalzeitungen alle Orte ihres Verbreitungsgebiets berücksichtigen, weil auch Bewohner kleiner Gemeinden den Anspruch erheben, im „Kommunikationsnetz“ vertreten zu sein.
3. „Mitarbeiter-Kontinuität“ bedeutet ein möglichst gleich bleibendes Erscheinungsbild der Zeitung in Bezug auf ihre Redakteure. Leser möchten wissen, wer in der Zeitung arbeitet und wen man ggf. persönlich anrufen kann.
4. „Bindungsstärke“ bedeutet, eine intensive Beziehung und ein enge Vertrauensverhältnis zu den Lesern aufzubauen.
5. Die Sprache der Lokalpresse ist in durchschnittlichem Schwierigkeitsgrad gehalten (einfach, klar, verständlich), sie bewegt sich zwischen anspruchsvollen Medien und Unterhaltungs- oder Boulevardsprache.
6. Identifikation: Der Erfolg der Lokalpresse hängt davon ab, inwieweit redaktionelle Inhalte von den Lesern persönlich nachvollzogen werden können.

Anhand der oben genannten Definitionen und Beschreibungen definiert die Autorin den Begriff Lokaljournalismus wie folgt: Lokaljournalismus ist eine Form von Journalismus, die sich in einem räumlich begrenzten, gegenüber dem Umland demografisch verdichteten und allgemein zugänglichem Gebiet abspielt und einen vernetzten Kommunikationsraum erzeugt. Die wichtigsten Aufgaben des Lokaljournalismus sind Verbreitung von Informationen und die Erzeugung von Leser-Partizipation. Lokaljournalismus ist durch emotionale Nähe zum Leser, redaktionelle Abdeckung des jeweiligen lokalen Verbreitungsgebiets, Mitarbeiter-Kontinuität, „Bindungsstärke“ mit dem Leser, Sprache mit durchschnittlichem Schwierigkeitsgrad und Identifikation von Leserseite her, gekennzeichnet.

2. Die Informationszugänge zu Lokalredaktionen und Besonderheiten des lokalen Informationsflusses

Der lokale Informationsfluss besteht (nach Haller[16] ) aus insgesamt drei Dimensionen.

[...]


[1] Vgl. Jonscher, Michael (1995), S. 15.

[2] Vgl. Berg, Klaus/ Kiefer, Marie-Luise (1992), S. 116 ff.

[3] Vgl. Ebd. S. 116.

[4] Vgl. Baerns, Barbara (1979), S. 309 ff.

[5] Vgl. Löffelholz, Martin (1997), S. 193 ff.

[6] Vgl. Bentele, Günter/Liebert, Tobias/Seeling, Stefan (1997), S. 225 ff.

[7] Vlg. Rinck, Anette (2001).

[8] Bentele, Günter/ Broisius, Hans-Bernd/ Jarren, Otfried (2006), S. 156.

[9] Vgl. Bentele, Günter/ Broisius, Hans-Bernd/ Jarren, Otfried (2006), S. 115.

[10] Beck, Klaus (2007), S. 135.

[11] Haller, Michael (2003), S. 576 ff.

[12] Vgl. Ebd. S. 576.

[13] Vgl. Ebd. S. 578.

[14] Hintze, Manfred (2002), S. 58 ff.

[15] Hintze, Manfred (2002), S. 62 ff.

[16] Vgl. Haller, Mihael (1995), S. 129 ff.

Fin de l'extrait de 27 pages

Résumé des informations

Titre
Public Relations und Journalismus – eine schwierige Beziehung?
Sous-titre
Inhaltsanalyse: Einfluss der PR auf die Lokalberichterstattung
Université
University of Leipzig  (Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft)
Cours
Seminar: Typen und Formen öffentlicher Kommunikation
Note
2.3
Auteur
Année
2009
Pages
27
N° de catalogue
V213625
ISBN (ebook)
9783656422112
ISBN (Livre)
9783656422525
Taille d'un fichier
727 KB
Langue
allemand
Mots clés
inhaltsanalyse, lokalberichterstattung, lokaljournalismus, public relations, journalismus
Citation du texte
Liudmila Flad (Auteur), 2009, Public Relations und Journalismus – eine schwierige Beziehung?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213625

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