Tourismus als Entwicklungsimpuls. Das Beispiel Bali


Term Paper, 2008

20 Pages, Grade: 2,0


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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Geschichte des Tourismus

3 Das Konzept „nachhaltige Entwicklung“

4 Tourismus auf Bali
4.1 Entwicklung des Tourismus auf Bali
4.2 Tourismus Heute und in Zukunft
4.3 Untersuchung und Vergleich verschiedener Tourismusprojekte
4.3.1 Pecatu Indah Resort
4.3.2 Puri Lumbung Cottages

5. Fazit

6. Anlage

1. Einleitung

Bali, die „Insel der Götter“ oder „Insel der tausend Tempel“, ein exotisches Südseeparadies in Südostasien. So, oder so ähnlich wird Bali schon seit hun­dert Jahren, seit der Eröffnung des ersten Tourismusbüros durch die holländi­schen Kolonialherren, beworben. Balis Kapital liegt dabei neben der atembe­raubenden Landschaft vor allem in der einzigartigen Kultur der Insel. Die nur 5632,86 qm[2] große Insel wird zu 92% von Hindus bewohnt. Dies stellt eine Besonderheit in dem bevölkerungsreichsten muslimischen Land der Welt, In­donesien, dar. Hier entstand unter dem Einfluss von acht verschiedenen Kö­nigshäusern, die die Insel unter sich aufteilten eine ganz besondere religiöse Kultur, die sich durch viele bestimmte Rituale auszeichnet. Die Verehrung der Götter manifestiert sich auch in der Errichtung von 4661 Tempeln, die heute eine Attraktion darstellen. Somit ist der Slogan „Insel der tausend Tempel“ noch untertrieben. (Hitchcock & Putra 2007: 13-15)

In diesen hundert Jahren hat sich die Insel stark verändert. Nach der Unab­hängigkeit Indonesiens im Jahre 1958 erkannte die neue Regierung die enor­men Wachstumschancen Balis als weltweites Reiseziel. Millionen von Touris­ten besuchen die Insel Jahr für Jahr und auch die Terroranschläge 2002 und 2005, mit weit über zweihundert Toten, brachte den Tourismus nicht zum Er­liegen. (Hitchcock & Putra 2007: S.123) Im Gegenteil: die indonesische Regie­rung sieht weiterhin enorme Wachstumschancen für den Tourismussektor auf der Insel.

Thema dieser Arbeit ist die Insel Bali in Zeiten eines globalen Massentouris­mus. Das erste Kapitel befasst sich mit der Geschichte des Tourismus, einem Phänomen der Industrienationen, während das dritte die Entwicklung auf Bali aufzeigt. Dieser Massentourismus soll dabei vor allem darauf untersucht wer­den, ob er durch bewusste Lenkung des Tourismus eine nachhaltige Entwick­lung gefördert wird oder ob die Betreiber der Hotels und die indonesische Re­gierung auf kurzfristigen Profit aus sind. Im Zuge dieser Untersuchung muss der Begriff der „nachhaltigen Entwicklung“ definiert werden.

Nachdem diese Begrifflichkeiten geklärt wurden, kann mit einer Standortbe­stimmung des Tourismus auf der Insel begonnen werden, in deren Zuge zwei verschiedene Tourismusprojekte miteinander verglichen werden. Leitfrage ist dabei immer, ob die Tourismusindustrie das Leben der örtlichen Bevölkerung positiv nachhaltig verändert.

2. Geschichte des Tourismus

Die Ursprünge des Tourismus reichen über 2700 Jahre zurück, bis zu den ers­ten Olympischen Spielen, zu denen die Sportler aus allen Teilen der damals bekannten Welt anreisten. Schon die alten Römer zogen, so fern sie denn wohlhabend waren, ihre luxuriösen Zweitwohnsitze am Meer der stickigen Stadt im Sommer vor, der Luxus des Verreisens war jedoch ausschließlich ei­ner privilegierten Bevölkerungsschicht vorbehalten. (Becker et al. 1996: 12)

“Tourismus als Massenbewegung stellt erst ein Produkt der Gegenwart dar.“ (Kreisel 2004: 75) Dieses Zitat aus dem Beitrag von Werner Kreisel macht deutlich, dass es sich bei der Entwicklung des Tourismus um eine sehr junge handelt, die jedoch sehr dynamisch ist, und in ihrer kurzen Geschichte einen großen Wandel erlebt hat. Diese Entwicklung wurde durch eine Grundvoraus­setzung in Gang gebracht, die sich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun­derts herausbildete: Die Entwicklung der Freizeit für die breite Masse. In Zei­ten der Industrialisierung musste ein normaler Fabrikarbeiter noch bis zu 18 Stunden täglich arbeiten und bei wenigen Feiertagen, oder gar einem freien Wochenende blieb keine Zeit ferne Länder zu bereisen, oder in den Bergen Ski zu fahren. Durch den Druck der Gewerkschaften wurden die durchschnitt­lichen Arbeitszeiten der Fabrikarbeiter bis 1930 auf 45 Stunden pro Woche re­duziert, wobei der Samstag ebenfalls frei blieb und dem Einzelnen nun deut­lich mehr Freizeit zur Verfügung stand. Hinzu kamen noch das gesetzlich ein­geführte Rentenalter sowie eine stark erhöhte Anzahl bezahlter Urlaubstage, so dass es einer breiten Bevölkerungsschicht ermöglicht wurde länger zu ver­reisen. (Kreisel 2004: 74)

Eine weitere Grundvoraussetzung war der Anstieg der Löhne in den Industrie­nationen, die es einem Großteil der Bevölkerung ermöglichte, ihr Geld für Ur­laub und Freizeit auszugeben, und so in ihren bezahlten Urlaub in Ländern zu

Verbringen, die von der Sonne stärker verwöhnt wurden als z.B. Deutschland oder Großbritannien. Die Erfolgsgeschichte des Automobils, der Ausbau eines umfassenden Schienennetzes und der wachsende Flugverkehr begünstigten diese Entwicklung zusätzlich. Die Reisenden waren nun flexibler und mobiler, nicht nur bei der Anreise zu dem gewünschten Ziel, sondern auch vor Ort. (Becker et al. 1996: 15; vgl. auch: Kreisel 2004: 75-77.)

Die erhöhte Nachfrage der Reisewilligen führte natürlich auch zu einem brei­ten Angebot von Veranstaltern und Reisegruppen, die Urlaubsziele weltweit vermarkten und zur Herausbildung von regelrechten „Touristenghettos“, wie an der Costa Blanca in Spanien führten, in denen mehr als 200000 Touristen untergebracht werden können. (Becker et al.1996: 16)

3. Das Konzept „nachhaltige Entwicklung“

Der Begriff der „nachhaltigen Entwicklung“ (sustainable development) tauchte erstmals im sogenannten „Brundtland Bericht“ aus dem Jahre 1987 auf, der im Jahre 1983 von der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung begonnen wurde und vier Jahre später erschien. Das zentrale Konzept der „nachhaltigen Entwicklung“ wird seitdem als Leitbild einer zukunftsorientierten Entwicklung angeführt, deren zentrales Anliegen es ist, „die Bedürfnisse einer wachsenden Zahl von Menschen heute und in Zukunft befriedigen zu können und gleichzei­tig eine auf Dauer für alle unter menschenwürdigen, sicheren Verhältnissen bewohnbare Erde erhalten zu können.“ (Deutscher Bundestag 1998: 28)

Christoph Becker wendet das Konzept der Nachhaltigkeit in seinem Buch „Tourismus und nachhaltige Entwicklung“ auf das menschliche Wirtschaftssys­tem an, und teilt es in drei Dimensionen auf: die ökologische, die ökonomische und die soziale Dimension, die sich wechselseitig beeinflussen und jeweils ei­ne Reihe von Kriterien erfüllen müssen, um eine nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten. So muss in der ökologischen Dimension unter anderem dafür gesorgt sein, dass erneuerbare Rohstoffe nicht schneller verbraucht werden als sie nachwachsen, die Ästhetik und Vielfalt der Landschaft nicht durch den Menschen beeinträchtigt wird und das Abfallaufkommen so gering bleibt, dass sie das Aufnahmevermögen der Natur nicht übersteigt.

Der Hauptauftrag der Ökonomie hingegen ist es, die menschlichen Grundbe­dürfnisse zu befriedigen und einen „bestimmten“ (Becker et al. 1996: 5) Le­bensstandard zu gewährleisten, wobei sich hier erste Probleme des Leitbilds offenbaren, da sich schwerlich ein globaler angemessener Lebensstandard festlegen lässt. Für westliche Industrienationen könnte dies bedeuten, dass sich die Bürger in ihrem Konsum einschränken müssen, da aufstrebende In­dustrienationen wie China und Indien ebenfalls einen westlichen Lebensstan­dard anstreben. (Becker et al. 1996: 2) Die Enquete Kommission der Bundes­regierung, die zuletzt 1998 einen Bericht über das Thema Nachhaltigkeit ver­fasst hat, nennt als mögliche Lösung unter anderem eine Regulierung des Le­bensstandards über die Preisentwicklung in der Wirtschaft, d.h. „Preise müs­sen dauerhaft die wesentliche Lenkungsfunktion auf Märkten wahrnehmen.“, und so ein Indikator für die Knappheit eines Rohstoffes sein. (Deutscher Bun­destag 1998: 48)

Das zentrale Kriterium der sozialen Dimension ist die Entwicklung einer Ge­sellschaft, in der jeder Einzelne seinen Beitrag zur Nachhaltigkeit leistet und sich so ein Bewusstsein für den bewussten Umgang mit natürlich Ressourcen herausbildet.

Zu dieser nachhaltigen Gesellschaftsform zählt auch, dass für jedes Mitglied der Gesellschaft die gleichen Möglichkeiten zur Mitgestaltung der Gesellschaft bestehen müssen, wie z.B. gleiches Recht auf Bildung für alle Mitglieder oder auch die Möglichkeit zur Mitbestimmung durch Wahlen oder offene Diskussio­nen. Die Enquete Kommission spricht davon den „sozialen Frieden zu bewah­ren“. (Deutscher Bundestag 1998: 51)

Obwohl die drei Dimensionen der Wirtschaft normalerweise getrennt vonei­nander dargestellt werden, ist es wichtig sie nicht getrennt voneinander zu be­trachten, sondern als ein ganzes Konzept zu sehen, dessen Kriterien erfüllt werden müssen, um eine nachhaltige Entwicklung nachzuweisen. ( Ein weiterer wichtiger Punkt zur Definition der „nachhaltigen Entwicklung“ ist, nicht nur den Begriff der Nachhaltigkeit selbst zu definieren, sondern ebenfalls der Begriff „Entwicklung“ als solcher. „„Entwicklung“ setzen wir nicht mit „Wachstum“ gleich“ (Albrecht et al., S.5), lautet eine Zeile aus den Greifswal- der Beiträgen zur Rekreationsgeographie. Dies soll heißen, dass eine positive Entwicklung nicht zwangsläufig eine quantitative Zunahme einschließt, son­dern dass qualitatives Wachstum bei rückläufiger quantitativer Entwicklung möglich ist. Auch Christoph Becker bemängelt die Wachstumsbezogene Defi­nition des Entwicklungsbegriffes (Becker, S.1) und fordert die großen Indus­trienationen dazu auf, ihren nach quantitativem Wachstum strebenden Le­bensstil zu überdenken (Becker et al. 1996: 4).

4. Tourismus auf Bali

4.1. Entwicklung des Tourismus auf Bali

Die Anfänge des Tourismus und die Vermarktung Balis als Reiseziel began­nen schon 1908 mit der Kolonialisierung. In diesem Jahr wurde auch das erste Tourismusbüro auf der Insel eröffnet und die Holländer begannen für Bali zu werben. Die Kolonialmacht war sich der Besonderheiten Balis bewusst und legten deshalb auch keine Plantagen auf der Insel an, wie z.B. auf Java, um das kulturelle Erbe der Insel zu fördern. (Hitchcock & Putra 2007: 15)

„The key point is that the Dutch were not so much interested in preserving the culture of Bali as they found it, but in restoring it to what they thought was it’s original identity.”(Hitchcock & Putra 2007: 15)

Nach Hitchcock war es also nicht das Hauptanliegen der Holländer die Kultur so zu erhalten wie sie sie vorfanden, sondern den kulturellen Status herzustel­len, der ihrer Meinung nach der ursprünglichen balinesischen Kultur ent­sprach.

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Details

Title
Tourismus als Entwicklungsimpuls. Das Beispiel Bali
College
Ruhr-University of Bochum
Grade
2,0
Author
Year
2008
Pages
20
Catalog Number
V215145
ISBN (eBook)
9783656432067
ISBN (Book)
9783656439714
File size
553 KB
Language
German
Keywords
Bali, Tourismus, Nachhaltigkeit, nachhaltige Entwicklung
Quote paper
Moritz Bannert (Author), 2008, Tourismus als Entwicklungsimpuls. Das Beispiel Bali, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215145

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