Mit dem Begriff „Problemlösen“ wird der Prozess bezeichnet, der abläuft, wenn ein Mensch (oder Tier) den Zustand, in dem er sich befindet als unbefriedigend erlebt. Er hat zunächst keine Mittel zur Verfügung, diesen Zustand zu ändern und gelangt deshalb durch selbstständiges Handeln zu dem gewünschten Endzustand. Problemlösen setzt einen Prozess der aktiven Informationsaufnahme und Informationsverarbeitung (z.B. neue Kombinationen von Erfahrungen und/oder Überlegungen) bei der Bewältigung eines Problems voraus.
In pädagogisch-psychologischen Kreisen wird schon lange davon ausgegangen, dass problemlösendes Lernen gegenüber dem rezeptiven Lernen sinnvoller ist, da die allgemeine kognitive Entwicklung, die Lernmotivation, die Behaltensleistungen und die Eigenkompetenz der Lernenden stärker geschult werden.1
In Jahrzehnte langer Forschung wurde deutlich, dass problemlösendes Verhalten im Unterricht von „der Ermöglichung selbstständig entdeckenden Lernens über ein gelenkt entdeckendes Lernenlassen bis zu einem übernehmend-einsichtsvollen Lernenlassen“2 reicht.
Es wurde davon ausgegangen, dass die Lernenden sich beim entdeckenden Lernen Prozesse und Strategien des Problemlösens aneignen. Dadurch lernen sie weitgehend unabhängig von der Bestätigung oder Führung durch den Lehrer. Ihre intrinsische Motivation steigt dadurch, dass sie selbst es sind, die die Lösung des Problems erreichen. Sie erfahren ihre eigene Wirksamkeit.
Das übernehmend-einsichtsvolle Lernen verschmilzt weitgehend neue Inhalte mit schon vorhandenem Wissen.
Im Unterschied dazu stehen beim gelenkt entdeckenden Lernen die selbstständigen Überlegungen zum Lösen eines Problems und das Entdecken neuer Zusammenhänge und Prinzipien im Vordergrund. Durch gut gestaltete Lernmaterialien kann eine aktiv-selbstständige Informationsverarbeitung provoziert, gefördert und unterstützt werden.3
Beim selbständig-entdeckenden Lernen hat sich im Allgemeinen herausgestellt, dass diese Art von Lernen für den Lehrer eine große didaktische Belastung in Form von Vorbereitung bedeutet. Dieser Aufwand steht jedoch nicht im Verhältnis zu den gewünschten Ergebnissen, zumal in Vergleichsstudien zum Vorschein kam, dass Transfer- und Lernleistungen selten gegenüber den anderen Lehrverfahren besser waren.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Problemlösen
- 1.1 Lehrkonzeptionen zur Förderung des Problemlösens
- 1.2 Fünf Stufen des Problemlösens im Unterricht nach Tümmers
- 1.3 Was ist Problemorientierte Lernumgebung?
- 2. Kognitive Lehrtheorien
- 2.1 Anchored Instructions
- 2.2 Zielbasierte Szenarien
- 2.3 Cognitive Apprenticeship
- 3. Lernprozesse
- 3.1 Lernprozesse bei Anchored Instructions
- 3.2 Lernprozesse bei zielbasierten Szenarien
- 3.3 Lernprozesse bei Cognitive Apprenticeship
- 4. Pädagogische Konsequenzen
- 5. Beispielhafte Unterrichtsstunde
- 5.1 Lernvoraussetzungen der Klasse
- 5.2 Etappen der Lernprozesse
- 5.3 Lernziele
- 5.4 Methodische Überlegungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht Lernprozesse beim Problemlösen unter Berücksichtigung kognitiver Lerntheorien wie Anchored Instructions, zielbasierte Szenarien und Cognitive Apprenticeship. Ziel ist es, die verschiedenen Lehrkonzeptionen zur Förderung des Problemlösens zu analysieren und deren Auswirkungen auf den Lernprozess zu beleuchten.
- Problemlösen als kognitiver Prozess
- Vergleich verschiedener kognitiver Lerntheorien
- Lernprozesse in problemorientierten Lernumgebungen
- Pädagogische Implikationen für den Unterricht
- Beispielhafte Umsetzung im Unterricht
Zusammenfassung der Kapitel
1. Problemlösen: Dieses Kapitel definiert den Begriff "Problemlösen" als Prozess zur Überwindung unbefriedigender Zustände durch eigenständiges Handeln. Es wird der Unterschied zwischen rezeptivem und problemorientiertem Lernen herausgestellt, wobei letzteres als förderlicher für die kognitive Entwicklung und die Eigenkompetenz der Lernenden angesehen wird. Es werden verschiedene Lehrkonzeptionen zur Förderung des Problemlösens vorgestellt, darunter selbstständig entdeckendes, gelenkt entdeckendes und übernehmend-einsichtsvolles Lernen, wobei deren Vor- und Nachteile im Hinblick auf den Aufwand für den Lehrer und die Lernergebnisse diskutiert werden.
1.1 Lehrkonzeptionen zur Förderung des Problemlösens: Dieser Abschnitt vertieft die verschiedenen Lehrkonzeptionen zur Förderung des Problemlösens. Es wird deutlich gemacht, dass die Bandbreite von selbstständig entdeckenden Lernprozessen bis hin zu einem gelenkten und übernehmenden Lernen reicht. Die jeweiligen Vor- und Nachteile, insbesondere im Hinblick auf die Lernerautonomie, die intrinsische Motivation und den didaktischen Aufwand für Lehrende, werden ausführlich betrachtet. Der Fokus liegt auf dem Vergleich der unterschiedlichen Ansätze und deren Eignung für die Förderung von Problemlösekompetenzen.
1.2 Fünf Stufen des Problemlösens im Unterricht nach Tümmers: Hier wird ein fünfstufiges Modell des Problemlösens nach Tümmers vorgestellt: Problemstellung, Problemstrukturierung, Lösungssuche, Lösungsprüfung und Lösungsbereitstellung. Jede Stufe wird detailliert beschrieben, wobei die Unterscheidung zwischen analytischer und synthetischer Problemstrukturierung hervorgehoben wird. Das Modell dient als Grundlage für die Gestaltung problemorientierten Unterrichts und bietet ein strukturiertes Vorgehen zur Lösung von Problemen. Es wird die Relevanz des Modells für moderne Lernkonzeptionen betont.
1.3 Was ist Problemorientierte Lernumgebung?: Dieser Abschnitt beleuchtet den Einfluss der Lernumgebung auf den Lernprozess und das problemlösende Denken. Es wird die Bedeutung von Faktoren wie sozial-kulturelle Natur des Lernens, Situationsgebundenheit, Motivation, Interesse, Metakognition und den Einsatz von Informationstechnologien betont. Die zentrale Rolle der Lernumgebung in der modernen Instruktionspsychologie wird hervorgehoben, insbesondere im Hinblick auf die Eigeninitiative der Lernenden und die Notwendigkeit einer unterstützenden, aber nicht erzwungenen Lernatmosphäre.
2. Kognitive Lehrtheorien: Dieses Kapitel stellt drei kognitive Lerntheorien vor: Anchored Instructions, zielbasierte Szenarien und Cognitive Apprenticeship. Es wird ein Überblick über die zentralen Prinzipien und Methoden jeder Theorie gegeben, um den Grundstein für die detailliertere Betrachtung der Lernprozesse in den folgenden Kapiteln zu legen. Der Schwerpunkt liegt auf der Veranschaulichung der jeweiligen Herangehensweise an das Lehren und Lernen, um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten.
3. Lernprozesse: In diesem Kapitel werden die Lernprozesse im Detail für jede der drei im vorherigen Kapitel vorgestellten kognitiven Lerntheorien (Anchored Instructions, zielbasierte Szenarien und Cognitive Apprenticeship) untersucht. Es wird analysiert, wie die Lernenden in den jeweiligen Lernumgebungen Wissen erwerben, Probleme lösen und ihre Fähigkeiten entwickeln. Die Kapitel bauen aufeinander auf und zeigen die spezifischen Lernprozesse auf, die durch die verschiedenen Theorien initiiert und gefördert werden.
4. Pädagogische Konsequenzen: Das Kapitel zieht Schlussfolgerungen aus den vorherigen Analysen und diskutiert die pädagogischen Implikationen für die Praxis. Es wird aufgezeigt, welche methodischen und didaktischen Konsequenzen sich aus den Erkenntnissen über die Lernprozesse beim Problemlösen ergeben. Konkrete Empfehlungen für die Gestaltung des Unterrichts werden gegeben, um die Effektivität des Lernens zu optimieren.
5. Beispielhafte Unterrichtsstunde: Dieses Kapitel beschreibt eine beispielhafte Unterrichtsstunde, die die im vorherigen Kapitel diskutierten pädagogischen Konsequenzen in die Praxis umsetzt. Es werden die Lernvoraussetzungen der Klasse, die Etappen der Lernprozesse, die Lernziele und die methodischen Überlegungen detailliert dargestellt. Das Kapitel dient als praktisches Beispiel für die Umsetzung der theoretischen Erkenntnisse im Schulalltag.
Schlüsselwörter
Problemlösen, Kognitive Lerntheorien, Anchored Instructions, Zielbasierte Szenarien, Cognitive Apprenticeship, Lernprozesse, Problemorientierte Lernumgebung, Pädagogische Konsequenzen, Unterrichtsgestaltung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Seminararbeit: Lernprozesse beim Problemlösen
Was ist der Inhalt dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht Lernprozesse beim Problemlösen unter Berücksichtigung kognitiver Lerntheorien wie Anchored Instructions, zielbasierte Szenarien und Cognitive Apprenticeship. Sie analysiert verschiedene Lehrkonzeptionen zur Förderung des Problemlösens und deren Auswirkungen auf den Lernprozess. Die Arbeit beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der Kapitel, und Schlüsselwörter.
Welche Lehrkonzeptionen zur Förderung des Problemlösens werden behandelt?
Die Arbeit behandelt verschiedene Lehrkonzeptionen, darunter selbstständig entdeckendes, gelenkt entdeckendes und übernehmend-einsichtsvolles Lernen. Die Vor- und Nachteile dieser Konzepte bezüglich des Lehreraufwands und der Lernergebnisse werden diskutiert. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Vergleich der Ansätze und deren Eignung zur Förderung von Problemlösekompetenzen.
Welches Modell des Problemlösens wird vorgestellt?
Die Arbeit beschreibt das fünfstufige Modell des Problemlösens nach Tümmers: Problemstellung, Problemstrukturierung (analytisch und synthetisch), Lösungssuche, Lösungsprüfung und Lösungsbereitstellung. Die Relevanz dieses Modells für moderne Lernkonzeptionen wird betont.
Was versteht die Arbeit unter einer problemorientierten Lernumgebung?
Eine problemorientierte Lernumgebung wird als entscheidend für den Lernprozess und das problemlösende Denken dargestellt. Die Bedeutung von Faktoren wie sozial-kulturelle Natur des Lernens, Situationsgebundenheit, Motivation, Interesse, Metakognition und der Einsatz von Informationstechnologien wird hervorgehoben. Der Fokus liegt auf der Eigeninitiative der Lernenden und einer unterstützenden Lernatmosphäre.
Welche kognitiven Lerntheorien werden untersucht?
Die Arbeit untersucht drei kognitive Lerntheorien: Anchored Instructions, zielbasierte Szenarien und Cognitive Apprenticeship. Die zentralen Prinzipien und Methoden jeder Theorie werden erläutert, um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten und die jeweiligen Lernprozesse zu analysieren.
Wie werden die Lernprozesse in den verschiedenen Lerntheorien analysiert?
Die Arbeit analysiert detailliert die Lernprozesse in den drei untersuchten kognitiven Lerntheorien. Es wird untersucht, wie Lernende in den jeweiligen Lernumgebungen Wissen erwerben, Probleme lösen und ihre Fähigkeiten entwickeln. Die Kapitel bauen aufeinander auf und zeigen die spezifischen Lernprozesse auf.
Welche pädagogischen Konsequenzen werden gezogen?
Die Arbeit zieht Schlussfolgerungen aus den Analysen und diskutiert die pädagogischen Implikationen für die Praxis. Konkrete Empfehlungen für die Gestaltung des Unterrichts zur Optimierung der Lernergebnisse werden gegeben.
Wie wird eine beispielhafte Unterrichtsstunde beschrieben?
Die Arbeit beschreibt eine beispielhafte Unterrichtsstunde, die die diskutierten pädagogischen Konsequenzen umsetzt. Die Lernvoraussetzungen der Klasse, die Etappen der Lernprozesse, die Lernziele und die methodischen Überlegungen werden detailliert dargestellt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Seminararbeit?
Schlüsselwörter sind: Problemlösen, Kognitive Lerntheorien, Anchored Instructions, Zielbasierte Szenarien, Cognitive Apprenticeship, Lernprozesse, Problemorientierte Lernumgebung, Pädagogische Konsequenzen, Unterrichtsgestaltung.
- Citar trabajo
- Daniela Weismann (Autor), Hannes Hesse (Autor), 2004, Lernprozesse beim Problemlösen unter näherer Betrachtung der kognitiven Lerntheorien: Anchored Instructions, Zielbasierte Szenarien und Cognitive Apprenticeship, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21695