[...] Gerade mit den Notfallhelfer/Innnen der ersten Stunde, die berufsbedingt mit einschnei- denden Ereignissen und Tragödien wie Verkehrsunfällen, Verbrennungen oder anderen Katastrophen konfrontiert werden, möchte ich mich in meiner Diplomarbeit auseinander- setzen. Feuerwehrleute, Sanitäter/Innen, Notärzt/Innen und Polizist/Innen riskieren oft ihr eigenes Leben, um das anderer zu retten. Sie tragen ein erhöhtes Risiko für Erschöpfungszustände ("burn-out-Syndrom") und sind selbst in einem hohen Maße not- fallgefährdet."Die Leiden und Schrecken, die ihnen während ihrer Einsätze begegnen, überstehen weniger als ein Viertel der Helfer/Innen unversehrt." Obwohl auch andere zu Psychotraumata führende Belastungen im beruflichen Alltag, wie Mobbing oder Arbeitsplatzverlust in den letzten Jahren ein verstärktes Interesse hervorriefen, wurde die Gruppe der Notfallhelfer/Innen sowohl in der Traumaforschung als auch in der sozialarbeiterischen Auseinandersetzung mit dem Thema offensichtlich kaum berücksichtigt. Vielleicht wurde hier die Haltung der Öffentlichkeit übernommen, das Menschen bei der Wahl dieser Berufe bewußt ein erhöhtes Traumarisiko in Kauf nehmen würden wie bei der Ausübung einer gefährlichen Sportart. Zudem schreibt man den Helfer/Innen aufgrund ihrer Ausbildung eine höhere Selbsthilfekompetenz bei der Verarbeitung ihrer erlittenen Traumata zu. In meiner Ausarbeitung möchte ich mich u.a. mit der Begriffsklärung von Psychotraumata, typischen traumatisierenden Situationen und therapeutischen Verfahren im allgemeinen als auch mit der speziellen Lage traumatisierter Notfallhelfer/Innen beschäftigen. Der zweite Teil der Arbeit befaßt sich mit den Möglichkeiten und Chancen sozialarbeiterischer Interventionen, die dem Heilungsprozeß traumatisierter Menschen zugute kommen. Weitere Aspekte zur interdisziplinären Zusammenarbeit von Psycholog/Innen und Sozialarbeiter/Innen, Anmerkungen zu den Anforderungen an die Persönlichkeit der Sozialarbeiter/in und einige Hinweise zur Umsetzung von präventiven Maßnahmen runden diesen Abschnitt ab.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Notfallhelfer/Innen als besonders gefährdete Berufsgruppe
- 2.1. Subjektive Disposition der Helfer/Innen - Protektive und pathogene Faktoren
- 3. Definition von Psychotraumata
- 3.1. Typologie traumatisierender Situationen
- 3.2. Traumaverlauf: Psychische Reaktionen - während und nach Extrembelastungsreaktionen
- 3.3. Trauma - Ereignisbruch in der Biographie eines Menschen
- 4. Diagnostische Verfahren zur Feststellung des Psychotraumas
- 5. Therapeutische Ansätze zur Überwindung der Psychotraumata
- 5.1. Debriefing - eine Möglichkeit der Akutintervention
- 5.2. Mehrdimensionale Psychodynamische Traumatherapie (MPTT)
- 5.3. Augenbewegungstherapie (EMDR)
- 6. Anforderungen an Qualifikation und Persönlichkeit der Sozialarbeiter/Innen
- 7. Möglichkeiten sozialarbeiterischer Akut-Intervention
- 7.1. Angebot von Beratungsgesprächen
- 7.2. Vermittlung von Selbsthilfetechniken
- 7.3. Arbeit mit dem sozialen Umfeld der Notfallhelfer/Innen
- 8. Sozialarbeiterische Arbeitsfelder im Nachsorge- und Präventionsbereich
- 8.1. Nachsorge- und Selbsthilfegruppen
- 8.2. Anregung rehabilitativer Maßnahmen
- 8.3. Öffentlichkeitsarbeit
- 8.4. Thematische Integration in Ausbildungsinhalte der Notfallhelfer/Innen
- 9. Zusammenarbeit der Sozialarbeiter/Innen mit Traumaexperten
- 10. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Auswirkungen von Psychotraumen auf Notfallhelfer und die Möglichkeiten sozialarbeiterischer Intervention. Ziel ist es, die spezifischen Herausforderungen für diese Berufsgruppe zu beleuchten und geeignete Hilfestellungen aufzuzeigen.
- Psychotraumata bei Notfallhelfern
- Möglichkeiten sozialarbeiterischer Intervention
- Therapeutische Ansätze zur Traumabewältigung
- Präventive Maßnahmen und Nachsorge
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung thematisiert die gesellschaftliche Tabuisierung individueller traumatischer Erfahrungen und den kontrastierenden Umgang mit Katastrophen: voyeuristische Betrachtung in den Medien versus Scheu vor dem direkten Kontakt mit Betroffenen. Sie hebt die unscharfe Verwendung des Begriffs "Trauma" im Alltag hervor und betont den Unterschied zwischen alltäglichen Belastungen und tatsächlich traumatisierenden Ereignissen, die oft mit psychischen und psychosomatischen Erkrankungen einhergehen. Die Arbeit konzentriert sich auf Notfallhelfer, deren Situation im Vergleich zu anderen Traumaopfern lange vernachlässigt wurde.
2. Notfallhelfer/Innen als besonders gefährdete Berufsgruppe: Dieses Kapitel konzentriert sich auf Notfallhelfer wie Feuerwehrleute, Sanitäter und Polizisten, die aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit einem erhöhten Risiko für Psychotraumen ausgesetzt sind. Es wird die hohe Belastung durch die Konfrontation mit extremen Ereignissen und die damit verbundenen Risiken von Erschöpfungssyndromen ("burn-out") und psychischen Erkrankungen hervorgehoben. Die gesellschaftliche Tendenz, diesen Berufsgruppen eine höhere Selbsthilfekompetenz zuzuschreiben und das erhöhte Traumarisiko zu ignorieren, wird kritisch beleuchtet.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Diplomarbeit: Auswirkungen von Psychotraumen auf Notfallhelfer und Möglichkeiten sozialarbeiterischer Intervention
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht die Auswirkungen von Psychotraumen auf Notfallhelfer (z.B. Feuerwehrleute, Sanitäter, Polizisten) und beleuchtet die Möglichkeiten sozialarbeiterischer Intervention und Unterstützung. Sie analysiert die spezifischen Herausforderungen dieser Berufsgruppe und zeigt geeignete Hilfestellungen auf.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Psychotraumata bei Notfallhelfern, Möglichkeiten sozialarbeiterischer Intervention (Akutintervention und Nachsorge), therapeutische Ansätze zur Traumabewältigung (Debriefing, MPTT, EMDR), präventive Maßnahmen und Nachsorge, sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Welche Berufsgruppe steht im Mittelpunkt der Untersuchung?
Im Mittelpunkt steht die Berufsgruppe der Notfallhelfer, die aufgrund ihrer Tätigkeit einem erhöhten Risiko für Psychotraumen ausgesetzt sind. Die Arbeit kritisiert die gesellschaftliche Tendenz, diesen Berufsgruppen eine höhere Selbsthilfekompetenz zuzuschreiben und das erhöhte Traumarisiko zu ignorieren.
Welche Arten von Psychotraumen werden betrachtet?
Die Arbeit befasst sich mit der Typologie traumatisierender Situationen und dem Traumaverlauf, einschließlich der psychischen Reaktionen während und nach Extrembelastungsreaktionen. Es wird der Unterschied zwischen alltäglichen Belastungen und tatsächlich traumatisierenden Ereignissen, die oft mit psychischen und psychosomatischen Erkrankungen einhergehen, hervorgehoben.
Welche diagnostischen und therapeutischen Verfahren werden beschrieben?
Die Arbeit beschreibt diagnostische Verfahren zur Feststellung von Psychotraumen und verschiedene therapeutische Ansätze zur Überwindung dieser, darunter Debriefing als Akutintervention, die mehrdimensionale psychodynamische Traumatherapie (MPTT) und die Augenbewegungstherapie (EMDR).
Welche Rolle spielen Sozialarbeiter in diesem Kontext?
Sozialarbeiter spielen eine wichtige Rolle in der Akutintervention und Nachsorge. Die Arbeit beschreibt Möglichkeiten sozialarbeiterischer Intervention, wie Beratungsgespräche, Vermittlung von Selbsthilfetechniken und die Arbeit mit dem sozialen Umfeld der Notfallhelfer. Sie beleuchtet auch die sozialarbeiterischen Arbeitsfelder im Präventionsbereich, wie die Arbeit in Selbsthilfegruppen, die Anregung rehabilitativer Maßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit anderen Fachkräften aus?
Die Arbeit betont die Bedeutung der Zusammenarbeit von Sozialarbeitern mit Traumaexperten für eine effektive Behandlung und Prävention von Psychotraumen bei Notfallhelfern.
Welche Kapitel umfasst die Diplomarbeit?
Die Arbeit gliedert sich in zehn Kapitel, beginnend mit einer Einleitung und endend mit einem Resümee. Die einzelnen Kapitel behandeln die oben genannten Themenschwerpunkte detailliert.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es, die spezifischen Herausforderungen für Notfallhelfer durch Psychotraumen zu beleuchten und geeignete Hilfestellungen aufzuzeigen. Die gesellschaftliche Tabuisierung individueller traumatischer Erfahrungen und der Umgang mit Katastrophen in den Medien werden kritisch betrachtet.
- Quote paper
- Andre Halberkamp (Author), 2002, Menschen mit Psychotraumen im Beruf - Möglichkeiten sozialarbeiterischer Intervention, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22073