Qualitative und quantitative Forschungsmethoden. Ein Vergleich am Beispiel der Befragung


Dossier / Travail, 2010

16 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 EINLEITUNG

2 DIE QUALITATIVE METHODE
2.1 BEGRIFFSKLÄRUNG QUALITATIVER SOZIALFORSCHUNG
2.2 MERKMALE QUALITATIVER SOZIALFORSCHUNG
2.3 DIE QUALITATIVE BEFRAGUNG

3 DIE QUANTITATIVE METHODE
3.1 BEGRIFFSKLÄRUNG QUANTITATIVER SOZIALFORSCHUNG
3.2 MERKMALE QUANTITATIVER SOZIALFORSCHUNG
3.3 DIE QUANTITATIVE BEFRAGUNG

4 VERGLEICH DER QUALITATIVEN UND QUANTITATIVEN METHODEN

LITERATURVERZEICHNIS

1 Einleitung

In dieser Arbeit soll die qualitative und quantitative Sozialforschung gegenübergestellt werden. Zuerst wird der Begriff der qualitativen Sozialforschung geklärt. Anschließend werden deren Merkmale näher erläutert. Als ein Vertreter der qualitativen Sozialforschung wird danach die qualitative Befragung vorgestellt. Es folgen die Begriffsklärung und die Merkmale der quantitativen Sozialforschung. Hier wird die schriftliche Befragung als Beispiel kurz vorgestellt. Im letzten Kapitel werden beide Methoden gegenübergestellt und anhand verschiedener Kriterien verglichen.

Diese Arbeit soll vor allem als Überblick über die qualitative und quantitative Sozialforschung dienen.

2 Die qualitative Methode

In den folgenden Punkten wird der Begriff der qualitativen Sozialforschung geklärt. Desweiteren werden Merkmale und Grundlagen erläutert. Abschließend wird die Methode der qualitativen Befragung kurz vorgestellt.

2.1 Begriffsklärung qualitativer Sozialforschung

Die qualitative Sozialforschung wird durch eine theorieentdeckende Forschungslogik gekennzeichnet. Ziel ist es, neue Theorieaussagen anhand von empirischen Daten zu entdecken bzw. zu generieren. (vgl. Brüsemeister, S. 21)

Der Mensch wird in der qualitativen Sozialforschung nicht nur als ein Untersuchungsobjekt, sondern auch als ein erkennendes Subjekt angesehen. Somit kann die qualitative Sozialforschung nicht die Objektivität im naturwissenschaftlichen Sinne herstellen, was aber auch nicht das Ziel eines qualitativen Forschers sein sollte. Die Erforschung sozialen Handelns setzt die Kenntnis und Bedeutung der verwendeten Sprachsymbole voraus, die wiederum vom situativen Kontext abhängen. (vgl. Lamnek, S. 30)

In der qualitativen Forschung wird die beobachtete Realität nicht mit Hilfe von Zahlen abgebildet, sondern durch Texte (z.B. Beobachtungsprotokolle, Interviewtexte, Briefe) oder durch andere Objekte (z.B. Fotografien, Zeichnungen). Zur Erhebung dieser Daten ist es nicht notwendig den Untersuchungsvorgang zu standardisieren. Als Ergebnis erhält man unterschiedliche Äußerungen, die eventuell noch begründet werden. Das qualitative Material ist somit viel detaillierter als ein einfacher Messwert. (vgl. Bortz, S. 297)

„Qualitative Daten sind solche, die soziale Gegenstände der Forschung auf eine wissenschaftliche Weise so beschreiben, dass sie die dem Gegenstand eigenen Verhältnisse, besonders deren Bedeutung, Struktur und Veränderung erfassen.“ (Heinze, S. 12)

2.2 Merkmale qualitativer Sozialforschung

Für eine qualitative Forschung benötigt man mehr Zeit. Meist können dadurch weniger Personen befragt werden. Individuelle Äußerungen der Befragten sind nur schwer vergleichbar. Um dies doch zu ermöglichen, bedient sich die qualitative Forschung interpretativer Verfahren. Mit deren Hilfen werden die Texte strukturiert und die wichtigsten Grundgedanken herausgearbeitet. Dadurch wird die Gedankenund Erlebniswelt der Befragten transparent. Kommt die

Interpretation von mehreren Forschern zu dem gleichen Ergebnis, so spricht das für die Gültigkeit der Interpretation. Die Ergebnisse können jetzt zu der Formulierung einer Hypothese1anregen. (vgl. Bortz, S. 297)

Das Forschungsziel qualitativer Forschung ist die Rekonstruktion von Prozessen, welche die soziale Wirklichkeit sinnhaft herstellen. Daraus ergeben sich besondere Ansprüche für die Forschung.

Die soziale Realität wird in der qualitativen Forschung nicht als objektiv vorgegeben aufgefasst. Der Sinn der sozialen Realität wird durch Interpretationen und Bedeutungszuweisungen konstruiert. Die natürliche Welt wird mit Hilfe von naturalistischen Methoden erfasst und beschrieben. Die methodologischen Regeln stehen in einem engen Zusammenhang zur den vorrangigen Regeln des alltäglichen Kommunikationsprozesses. Die Methoden der Sozialforschung implizieren die Kommunikation. Qualitative Forschung soll sich selbst kritisch reflektieren und grenzt sich von standardisierten Methoden ab. (vgl. Lamnek, S. 30f)

Zentrale Prinzipien qualitativer Forschung nach LAMNEK (vgl. Lamnek, S. 19ff)

LAMNEK beschreibt sechs zentrale Prinzipien von qualitativer Forschung: Offenheit, Forschung als Kommunikation, Prozesscharakter von Forschung und Gegenstand, Reflexivität von Gegenstand und Analyse, Explikation und Flexibilität.

In der standardisierten Sozialforschung können nur Informationen aufgenommen und verarbeitet werden, welche vorab formuliert und in Hypothesen verankert worden sind. Das kann dazu führen, dass eventuell wichtige Informationen verloren gehen. So ist zum Beispiel bei einem Fragebogen mit vorformulierten Antworten der Teilnehmer gezwungen, sich für eine dieser Antworten zu entscheiden. Eine darüber hinaus gehende Informationsbereitschaft wird einfach abgebremst. Die Offenheit der qualitativen Sozialforschung bedeutet hingegen, dass der Forscher offen für das möglicherweise Neue ist. Dadurch können eventuell neue Hypothesen formuliert werden. Die qualitative Sozialforschung wird deshalb als hypothesengenerierende Vorgehensweise bezeichnet.

Qualitative Forschung ist Forschung durch Kommunikation. Vor allem Kommunikation zwischen Forscher und zu Erforschendem. Diese Interaktionsbeziehung wird nicht als Störfaktor angesehen, sondern vielmehr als konstruktiver Bestandteil des Forschungsprozesses. Jedoch sollte sich der Forscher an die allgemeingültigen Regeln der Kommunikation halten.

Die „Qualitative Sozialforschung betrachtet die Verhaltensweisen und Aussagen der Untersuchten als prozesshafte Ausschnitte der Reproduktion und Konstruktion sozialer Realität.“ (Lamnek, S. 22) Der Forschungsakt und der Forschungsgegenstand sind ein Prozess, da auch die soziale Wirklichkeit nicht statisch ist.

Der Forschungsgegenstand und der Forschungsakt sind reflexiv. Der Einstieg bzw. der Beginn einer qualitativen Analyse ist beliebig. Es wird auch eine reflektierende Einstellung des Forschers vorausgesetzt. Er sollte seinen Untersuchungsaufbau an Veränderungen anpassen können.

Qualitativen Untersuchungen sehr flexibel. Der Forscher untersucht explorativ, das heißt endeckend. Er muss seine Instrumente, Definitionen und seine Vorgehensweise an veränderte Bedingungen und Konstellationen anpassen oder auch seine gesamte Forschungslinie ändern können. Die Untersuchung kann sich auch in eine Richtung bewegen, an die vorher gar nicht gedacht wurde. Trotzdem verläuft die Untersuchung nicht ohne Ziel, sondern eher mit einem weiten Blickwinkel.

Es wird vom Sozialforscher erwartet, dass er seine Einzelschritte des Untersuchungsprozess offenlegen kann und will. Die erhobenen Daten sollten für jeden nachvollziehbar und interpretierbar sein. (vgl. Lamnek, S. 22f)

Zu den Methoden der qualitativen Sozialforschung gehören die qualitative Beobachtung, die qualitative Befragung sowie die nonreaktiven Verfahren (hier treten Forscher und Untersuchungsteilnehmer nicht in Kontakt).

2.3 Die qualitative Befragung

Eine Methode der qualitativen Sozialforschung ist die qualitative Befragung. Diese geht über die Grenzen des nicht-standardisierten Interviews hinaus.

Ein Interview ist „[…] eine Gesprächssituation, die bewusst und gezielt von den Beteiligten hergestellt wird, damit der eine Fragen stellt, die vom anderen beantwortet werden.“ (Lamnek, S. 301) Ein Interview unter methodologischen Kriterien qualitativer Sozialforschung bedeutet, dass der Forscher planmäßig mit wissenschaftlichen Zielsetzungen vorgeht. Er stellt den Versuchspersonen eine Reihe gezielter Fragen, die dadurch zu verbalen Informationen veranlasst werden sollen.

Offene Befragungen sind eigentlich keine Interviews im engeren Sinne, da das Frage- Antwort-Muster fehlt. Sie werden häufig auch als Forschungsund Feldgespräche bezeichnet. (vgl. Bortz, S. 308) Zunächst wird das nicht-standardisierte Interview beschrieben, da dieses das Grundgerüst der qualitativen Befragung darstellt.

In Befragungen verläuft die Kommunikation meist asymmetrisch. Der zu befragende Gesprächspartner wird in der Rolle des Antwortenden sein und der Interviewer übernimmt die Rolle des Fragenden. Diese Rollenaufteilung ist jedoch nicht starr. Der Interviewer zeigt Empathie. Er geht auf das Gesagte ein und entwickelt danach seine weiteren Fragen. Daraufhin formuliert der Befragte seine eigenen Gedanken in seinen eigenen Worten. Aber auch dem Interviewer können Fragen gestellt werden, die dieser dann beantwortet. Dadurch ist die Gesprächssituation offen und frei. Die vorhandene Asymmetrie wird dadurch gemildert. Ein nicht-standardisiertes Interview dauert in der Regel viel länger als standardisierte Interviews. Im Durchschnitt dauert es 22 Minuten, kann sich aber auch über mehrere Stunden hinziehen. Dabei wirkt es weder langatmig, langweilig oder gar belästigend. Dadurch entsteht aber ein Nachteil, da durch die lange Interviewdauer die Kosten steigen. Ein nicht standardisiertes Interview beginnt nicht mit einer konkreten Frage, die eine kurze Antwort erfordert. Es beginnt mit einer Aufforderung, sich zu dem behandelnden Thema möglichst ausführlich zu äußern. Das Interviewgespräch hat weitestgehend den Charakter eines natürlichen Gesprä- ches. Mithilfe eines Interviews erhält man nicht nur mehr Informationen, sondern auch mehr Details. Der Befragte erzählt eben alles, was für ihn von Bedeutung ist. Es werden ausschließ- lich offene Fragen gestellt. Insgesamt ist das nicht-standardisierte Interview sehr flexibel und unterliegt keiner Prädetermination durch den Forscher. Er verfolgt insbesondere die Exploration von Sachverhalten und die Ermittlung von Bezugssystemen der Befragten.

Da Interviews prinzipiell mündlich erfolgen, unterscheidet man zwischen Telefoninterviews und persönlichen Interviews. Telefoninterviews sind kostengünstig, haben eine gute Erreichbarkeit, sind wiederholbar und es besteht die Möglichkeit zur Nachfrage. Sie werden allerdings bei qualitativen Befragungen nicht eingesetzt, da hier der personale Aspekt besonders bedeutsam ist. Es fehlt das visuelle Element und es ist doch relativ unpersönlich und anonym. (vgl. Lamnek, S.301ff.)

Eine qualitative Befragung zeichnet sich darüber hinaus durch besondere methodologische Merkmale aus. Diese Merkmale orientieren sich stark an den Merkmalen qualitativer Sozialforschung:

- „Explikation und Prozesscharakter des qualitativen Interviews manifestieren sich im Prinzip der Reflexivität von Gegenstand und Analyse.
- Qualitative Interviews versuchen, den Charakter des Alltagsgesprächs zu realisieren.
- Prinzip der Zurückhaltung durch den Forscher: Qualitative Interviews lassen den Befragten zu Wort kommen. Er ist nicht nur Datenlieferant, sondern er determiniert als Subjekt das Gespräch qualitativ und quantitativ.
- Prinzip der Relevanzsysteme der Betroffenen. Es erfolgt keine Predetermination durch den Forscher, sondern eine Wirklichkeitsdefinition durch den Befragten.
- Prinzip der Kommunikativität. Es gilt das kommunikative Regelsystem des Befragten; der Interviewer hat sich daran anzupassen.
- Prinzip der Offenheit: Das Interview ist für unerwartete Informationen zugänglich.
- Prinzip der Flexibilität. In der Interviewsituation reagiert der Forscher variabel auf die Bedürfnisse des Befragten.
- Prinzip der Prozesshaftigkeit. Das qualitative Interview ermittelt bevorzugt Deutungsund Handlungsmuster der Befragten, die sich im Verlauf des Interviews entwickeln.
- Prinzip der datenbasierten Theorie. Das qualitative Interview dient eher der Genese als der Prüfung von Theorien.
- Prinzip der Explikation. Die Aussagen im Interview emergieren zur Theorie (Typenbildung), indem sie im Interviewprozess interpretiert werden.“ (Lamnek, S. 320f.)

Im Folgenden sollen kurz die methodisch-technischen Aspekte qualitativer Befragungen erläutert werden.

Um eine möglichst natürliche Situation herzustellen und authentische Informationen zu erhalten, finden qualitative Interviews im alltäglichen Milieu des Befragten statt. Die Fragen sind nicht vorab formuliert und es ist auch keine spezifische Abfolge festgelegt. Dem Interviewer werden eventuell Leitfäden zur Verfügung gestellt. Die Vertrauensbasis ist beim Zugang zu den Interviewpartnern sehr wichtig. Zwischen Forscher und dem Befragten sollte Vertrauen herrschen. Es werden nicht viele Interviews geführt. Es geht nur um die Darstellung einiger typischer Fälle. Qualitative Befragungen erfordern vom Interviewer höhere Kompetenzen. Der Befrager bleibt in der Regel relativ passiv und greift nur ein, wenn dem Befragten nichts mehr zu dem behandelten Thema einfällt. Im Regelfall ist der Interviewer auch der Forscher. Das Interview wird mithilfe eines Tonbandes oder auch eines Videobandes aufgezeichnet. Die Verwendung eines Videobandes ermöglicht dem Forscher, noch mehr Informationen aus der Befragung herauszufiltern, da hier auch Mimik, Gestik und Motorik erfasst und ausgewertet werden können. (vgl. Lamnek, S. 316ff.)

[...]


1 „Wissenschaftliche Hypothesen sind Annahmen über reale Sachverhalte […] in Form von Konditionalsätzen. Sie weisen über den Einzelfall hinaus […] und sind durch Erfahrungsdaten widerlegbar […].“ (Bortz, S. 4)

Fin de l'extrait de 16 pages

Résumé des informations

Titre
Qualitative und quantitative Forschungsmethoden. Ein Vergleich am Beispiel der Befragung
Université
University of Erfurt
Note
1,3
Auteur
Année
2010
Pages
16
N° de catalogue
V230255
ISBN (ebook)
9783656458562
ISBN (Livre)
9783656458920
Taille d'un fichier
442 KB
Langue
allemand
Mots clés
qualitätive Forschung, quantitative Forschung, Befragung, Forschungsmethoden, Sozialforschung
Citation du texte
M.A. Sandra Schubert (Auteur), 2010, Qualitative und quantitative Forschungsmethoden. Ein Vergleich am Beispiel der Befragung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/230255

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