Schriftkultur vs. Bildkultur. Fernsehkritik in "Fahrenheit 451" und "V wie Vendetta"


Dossier / Travail, 2012

16 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhalt

1. Einleitung

2. Fahrenheit 451
2.1 Inhalt
2.2 Rezeption des Films
2.3 Medienbild im Film

3. V wie Vendetta
3.1 Inhalt
3.2 Rezeption des Films
3.3 Medienbild im Film

4. Fernsehkritik in Fahrenheit 451 und V wie Vendetta
4.1 Schriftkultur vs. Bildkultur in Fahrenheit 451
4.1.1 Das Fernsehen und seine Auswirkungen
4.1.2 Schrift als Allerheilmittel?
4.2 Schriftkultur vs. Bildkultur in V wie Vendetta
4.2.1 Die Abgründe des Fernsehens
4.2.2 Rettung durch die Macht der Worte

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Problematisch am Fernsehen ist nicht, dass es uns unterhaltsame Themen präsentiert, problematisch ist, dass es jedes Thema als Unterhaltung präsentiert“ (Postman 1988: 110).

Mit diesem, für sein Buch „Wir amüsieren uns zu Tode“ beispielhaften Zitat, übt Neil Postman 1985 an den Inhalten eines Mediums Kritik, das zu dieser Zeit bereits seit über zwei Jahrzehnten das Alltags-, Familien- und Sozialleben der Menschen dominierte. Er beschäftigt sich in seinem Standardwerk der Fernsehkritik nicht nur mit den Auswirkun- gen des Fernsehens auf den Konsum anderer Medien wie Buch oder Zeitung, sondern auch mit den Folgen der allgegenwärtigen Vorherrschaft der Bilder für die Kultur, die Gesell- schaft und deren Auffassung von Wahrheit. Insgesamt zeichnet der Autor ein eher ernüch- terndes Bild eines Mediums, das die meisten Nutzer ohne große Hintergedanken oder gar Bedenken nutzen. Er beschreibt wie durch das Fernsehen, Informationen aus ihren Zu- sammenhängen gerissen werden und ein „unstillbarer Hunger nach Aufklärung und Ent- wicklung [entsteht], der wiederum mit leichter Kost gestillt werden muss. Das Ergebnis: Der Mensch verhungert langfristig an geistiger Magersucht“ (Breitenbach 2008: 149). Man amüsiert sich also zu Tode.

Die Tatsache, dass Fernsehkritik, wie in Postmans Fall, in schriftlicher Form stattfindet erklärt sich oberflächlich gesehen wohl von selbst. Allerdings kann man diese Art der An- klage eines Mediums durch ein andere Mediengattung auch skeptisch betrachten, denn „die Entfaltung der Paradoxie aller Medienkritik […] kann völlig darauf verzichten, eine Alternative zum be- und verurteilten Gegenstand anzubieten“ (Ellrich 2006: 129). Span- nender erscheint daher die Kritik am Medium in sich selbst, oder zumindest in verwand- ten Gattungen. Im Fall des Fernsehens findet sich diese naheliegende Gattung im Kino, denn „Kino und Fernsehen sind eingebettet in ein medienpolitisches Umfeld, das von bei- den Medien beeinflusst und mitgestaltet wurde, das in Veränderungen aber auch auf die zurückwirkt“ (Stolte 1984: 13). Die Verflechtung beider beweisen zum Beispiel etwaige Beispiele aus der Welt des Science-Fiction Kinos. Denn Science-Fiction birgt die Möglich- keit Missstände, die in der Gegenwart existieren, weiterzuspinnen, zu überspitzen und dadurch manchmal erst sichtbar zu machen. Die Rolle der Medien, explizit des Fernsehens wird in klassischen Dystopien wie 1984, die Truman Show, THX 1138, aber auch modernen Verfilmungen wie die Tribute von Panem, unter verschiedenen Gesichtspunkten kritisch betrachtet.

Diese Arbeit soll sich mit dieser seltenen Form der Selbstreferentialität beschäftigen: Kri- tik an der Bildlichkeit des Fernsehens im visuellen Medium Kino. In Anlehnung an „Wir amüsieren uns zu Tode“, wird das Verhältnis der Schriftkultur des Buchs zur Bildkultur des Fernsehen betrachtet. Zwei Science-Fiction Filme, die sich mit dieser Thematik be- schäftigen, sind die 1966 erschienene Verfilmung des gleichnamigen Buchs Fahrenheit 451 von Regisseur François Truffaut und V wie Vendetta, eine Comicverfilmung von Regis- seur James McTeigue, die 2006 in die Kinos kam. Diese Arbeit wird sich, nachdem zu- nächst ein kurzer Überblick über die inhaltlichen Aspekte beider Filme, sowie dem darin vermittelte Medienbild im Allgemeinen gegeben wurde, einem Vergleich der in beiden Filmen entwickelten Fernsehkritik widmen und zuletzt die dadurch gewonnenen Ergeb- nisse präsentieren.

2. Fahrenheit 451

Fahrenheit 451 ist eine englisch-amerikanische Koproduktion aus dem Jahr 1966, nach dem gleichnamigen Roman von Ray Bradbury (1953). Regie führte der Franzose François Truffaut, der zusammen mit Jean-Louis Richard auch das Drehbuch schrieb. Es ist das sechste Werk des Filmemachers und der einzige Exkurs Truffauts in das Science-Fiction Genre. In den Hauptrollen spielten der Österreicher Oskar Werner als Feuerwehrmann Montag, sowie Julie Christie, die eine Doppelrolle als Montags Ehefrau Linda und als junge Rebellin Clarisse übernahm. Den vorgesetzten Feuerwehrhauptmann von Montag mimte Cyril Cusack (vgl. Haag 1995: 189).

2.1 Inhalt

Die von Truffaut entworfene Zukunftsvision zeigt eine nicht näher charakterisierte Gesell- schaft, in der nicht nur das Lesen selbst, sondern auch der Besitz von Büchern streng ver- boten ist. Die Kontrolle dieser Regelungen übernimmt paradoxer Weise die Feuerwehr, die im Film nicht wie gewöhnlich Brände löscht, sondern Bücherverbrennungen durch- führt, um das in den Büchern steckende Wissen „unschädlich“ zu machen. Der Titel Fahrenheit 451 bezeichnet die Temperatur, bei der Papier anfängt zu brennen. Die bis dato systemunkritische Hauptfigur Montag arbeitet seit mehreren Jahren als Feuerwehrmann, als er auf dem Weg von der Arbeit nach Hause Clarisse trifft. Sie stammt aus einer „Leser- familie“ und regt Montag dazu an, das „Warum?“ seiner Arbeit zu hinterfragen. Davon an- gespornt beginnt er bei Einsätzen heimlich Bücher einzustecken, sie zu Hause zu verste- cken und zu lesen. Montag fängt an Staat und Gesellschaft zu hinterfragen. Eines Tages wird Clarisse als Leserin enttarnt und muss fliehen. Wenige Zeit später wird auch Montag von seiner eigenen Frau bei der Feuerwehr angeschwärzt. Daraufhin zwingt der Kapitän ihn zu einem letzten Einsatz, der sich allerdings gegen sein eigenes Haus richtet: Montag soll seine Bücher eigenhändig verbrennen, richtet den Feuerwerfer schlussendlich aber auf seinen Vorgesetzten und flieht. Ihm gelingt die Flucht zu den Buchmenschen in die Wälder: Jedes Mitglied dieser Gruppe hat ein Buch auswendiggelernt, um es so mündlich von Generation zu Generation weiterzureichen (vgl. Wolfschlag 2007: 97f).

2.2 Rezeption des Films

Die “Encyclopedia of Science Fiction Movies ” nennt Fahrenheit 451 schonungslos “undoubtedly Truffaut´s worst movie“(Hardy 1984: 251), unter anderem, weil angeblich die Grenze zwischen „guten“ Buchmenschen und „bösen“ Feuerwehrmännern nicht streng genug gezogen werde. Aber auch, weil die Natur der Buchmenschen nicht klar genug zum Vorschein komme. Die Schlussszene, in der sie ihre Bücher auswendig vor sich hersagend durch den Wald laufen, verkenne den revolutionären Charakter der Buchmenschen kom- plett (vgl. ebd.: 251).

Der größere Teil der Kritiker hat Fahrenheit 451 allerdings positiv bewertet. Denn „der unvergessene Oskar Werner […], und Julie Christie […] glänzen in ihren fein aufeinander abgestimmten Rollen. Die Musik Bernard Herrmanns (der zuvor mit Alfred Hitchcock ge- arbeitet hatte, aber auch mit Orson Welles), die oft leicht grotesk wirkende Art der Insze- nierung Truffauts und ein der Gegenwart (der 60er Jahre) weitgehend angepasstes Pro- duktionsdesign machen „Fahrenheit 451“ […] zu einem Klassiker des Sciencefiction“ (Be- hrens 2012).

2.3 Medienbild im Film

Fahrenheit 451 spiegelt den Kampf zwischen der schriftlichen Kultur des Buches und der bildlichen Kultur, des zum Erscheinungszeitpunkt noch relativ neuen Mediums Fernsehen wider. „Lektüre gilt als subversiv, staatsgefährdend, denn in einer Gesellschaft, in der das Bewusstsein von audio-visuellen Massenmedien bestimmt wird, bedeutet Lesen- als Akt selbständigen und kritischen Denkens- eine unkontrollierbare Macht“ (Haag 1995: 189). Das Alltagsleben der Gesellschaft wird dominiert von den überpräsenten Fernsehgeräten, die sich auch in mehreren Räumen von Montags Haus finden lassen und von seiner Frau Linda unhinterfragt genutzt werden. Inhalte des Fernsehens sind fragwürdige Programme, die vom totalitären System geschaltet werden und unter anderem den Zuschauern das Gefühl von Zugehörigkeit geben sollen (z.B. durch „Interaktion“). Fernsehen gilt, neben dem Pillenkonsum, als zweites Standbein des Amüsements in Fahrenheit 451 und spielt im Sozial- und Gesellschaftsleben eine große Rolle. Dies macht sich zum Beispiel darin bemerkbar, dass es für Linda eine große Ehre zu sein scheint, für die allabendliche Sendung der „Familie“ zum Mitmachen ausgesucht worden zu seien oder darin, dass Fernsehen als gezielte Freizeitbeschäftigung mit Freunden ausgeführt wird.

3. V wie Vendetta

V wie Vendetta ist eine Verfilmung des gleichnamigen Graphic Novels von David Lloyd und Alan Moore, das als Serie zwischen 1981 und 1989 erschien (vgl. V wie Vendetta 2012b). Der Film ist das Regiedebüt von James McTeigue, der zuvor als Regieassistent für erfolg- reiche Projekte wie Star Wars: Episode II- Angriff der Klonkrieger oder Moulin Rouge arbei- tete. Umso erfahrener waren die Drehbuchautoren: Die Wachowski Brüder Andy und Lar- ry gestalteten als Autoren, Regisseure und Produzenten bereits die Matrix -Trilogie. Die Hauptrollen des Films sind äußerst hochkarätig besetzt. Hugo Weaving, der schon als Smith in Matrix oder auch als Elrond in Herr der Ringe spielte, mimte den Rächer V. Evey wird von der späteren Oscar Gewinnerin Natalie Portman gespielt. Die Rolle des Kanzlers Sutler spielte John Hurt, eine weitere Größe Hollywoods (vgl. V wie Vendetta 2012a).

3.1 Inhalt

V wie Vendetta spielt im Großbritannien des 21. Jahrhunderts, in einer nicht allzu fernen Zukunft. Es herrscht eine Diktatur unter der Führung von Großkanzler Sutler und dessen „Nordfeuer“ Partei. Die Regierung betreibt massive Medienpropaganda sowie Unterdrü- ckung von „Andersdenkenden“ (Oppositionelle, Homosexuelle). Widerstand wird durch den maskierten V geübt, der eine Vendetta gegen „hohe Tiere“ des Regimes führt. Er ist der einzige Überlebende von Kampfstoffversuchen, die durch die Regierung an Anders- denken durchgeführt wurden. Bei einem seiner Attentate auf die Sendezentrale des Staats- funks trifft er auf die bis dato neutrale und angepasste Evey. Nachdem sie V dabei in einer riskanten Situation zur Flucht verhilft, nimmt V sie mit in sein Quartier, die „Schattengale- rie“. Evey wird Mitwisserin von Vs Plan, das System zu entlarven und die Menschen zum Widerstand gegen das Regime zu führen. Sie entflieht V aber und sucht Unterschlupf bei ihrem Kollegen Gordon Dietrich. Auch dieser outet sich ihr gegenüber als Oppositioneller und wird wenige Zeit später verhaftet. Dabei gerät auch Evey in Gefangenschaft, während derer sie, mit dem Ziel Vs Versteck zu verraten, gefoltert wird.

[...]

Fin de l'extrait de 16 pages

Résumé des informations

Titre
Schriftkultur vs. Bildkultur. Fernsehkritik in "Fahrenheit 451" und "V wie Vendetta"
Université
University of Passau
Note
1,0
Auteur
Année
2012
Pages
16
N° de catalogue
V230917
ISBN (ebook)
9783656473701
ISBN (Livre)
9783656474135
Taille d'un fichier
450 KB
Langue
allemand
Mots clés
Science-Fiction, Fahrenheit 451, V wie Vendetta, Schriftkultur, Bildkultur, Fernsehkritik
Citation du texte
Simone Stern (Auteur), 2012, Schriftkultur vs. Bildkultur. Fernsehkritik in "Fahrenheit 451" und "V wie Vendetta", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/230917

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