Neorealismus als Erklärung für das Ende des Ost-West-Konflikts


Dossier / Travail, 2012

13 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhalt

1. Einleitung

2. Der Neorealismus nach Kenneth Waltz

3. Der Kalte Krieg 4 3.1 Beginn des Ost-West Konflikts 4 3.2 Blockbildung und Akteure 5 3.3 Ende des Kalten Kriegs

4. Neorealismus während des Ost-West-Konflikts 7 4.1 Neorealismus am Ende des Ost-West-Konflikts 8 4.2 Schwächen des Neorealismus

5. Fazit

Literaturhinweise

1. Einleitung

„Es ist für die Regierung der Vereinigten Staaten nicht möglich, die gegenwärtigen Machthaber in Russland als eine Regierung anzuerkennen, mit der Beziehungen wie zu anderen befreundeten Regierungen fortgesetzt werden können. […] Entgegen seinem Willen ist die Regierung der Vereinigten Staaten davon überzeugt worden, dass das gegenwärtige Regime in Russland auf der Negation aller Prinzipien von Ehre und gutem Glauben aufbaut.“(Stöver 2007: 30)

Dieses Zitat, aus einem vom amerikanischen Präsidenten Wilson 1920 unterzeichneten Memorandum, stellt die Gründe der Skepsis der USA gegenüber der Sowjetunion dar. Obwohl das Memorandum über 20 Jahre vor der Anti-Hitlerkoalition angefertigt wurde, ist dieses Zitat dennoch sinnbildlich für das Verhältnis der beiden Staaten und ihrer Verbündeten zwischen 1947 und 1991, die Zeit des Kalten Kriegs. Die Bevölkerung der nördlichen Hemisphäre lebte in dieser Zeit zwar ein friedliches Leben, jedoch „im Schatten der drohenden atomaren Weltvernichtung.“ (Greiner/Müller/Walter 2006: 7/8). Auf der einen Seite standen die USA zusammen mit dem westalliierten Militärbündnis NATO, auf der anderen Seite die Sowjetunion in Verbindung mit den verbündeten Staaten des Warschauer Paktes. Es begann ein Rüstungswettlauf, für den in den letzten Jahren des Kalten Kriegs von beiden Nationen jährlich rund 700 Milliarden US-Dollar ausgegeben wurden (Stöver 2007, 145).

Hieraus hätte sich ein an Größe nicht zu überbietender militärischer Konflikt entwickeln können. Letzten Endes blieb die Lage zwischen den Kernmächten der beiden Blöcke aber weitgehend ruhig und stabil. Der Kalte Krieg fand 1991, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, sein Ende. Wie aber lässt sich das Ende dieses Konflikts erklären? Warum wurde der bestehende Status nach über 40 Jahren geändert und der Konflikt, in den soviel Geld investiert wurde, friedlich beigelegt? Ich möchte in dieser Hausarbeit untersuchen, inwiefern die neorealistische Theorie von Kenneth Waltz einen Erklärungsansatz für die gestellte Problematik liefert. Welche Geschehnisse kann man mit dem Neorealismus erklären, bei welchen Vorgängen scheitert diese Theorie und bringt somit keine verwertbaren Erkenntnisse?

Dazu werde ich im ersten Teil der Arbeit die Kernthesen von Waltz herausarbeiten, um sie in einem späteren Teil konkret auf den Kalten Krieg anzuwenden. Im zweiten Abschnitt schildere ich wie es zum Ausbruch des Ost-West-Konflikts gekommen ist und lege dar, wie sich die beiden Blöcke gebildet haben. Diese Ausarbeitungen sind wichtig, um die darauf folgende Passage der Hausarbeit, das Ende des Kalten Kriegs, im Zusammenhang zu verstehen. Im weiteren Verlauf werde ich mittels der Theorien von Waltz Ereignisse des Kalten Kriegs, explizit das Ende des Ost-West- Konflikts, erklären. Damit einhergehend werde ich auch untersuchen, wo der Neorealismus keine Erklärungsansätze bietet. Abschließend folgt ein persönliches Fazit.

Auf die Aufarbeitung diverser Stellvertreterkriege in der Dritten Welt sowie spezieller Krisen (z.B. Kubakrise) wird bewusst verzichtet.

2. Der Neorealismus nach Kenneth Waltz

Kenneth Waltz hat in seinem Hauptwerk „Theory of International Politics“ von 1979 eine Theorie der internationalen Politik aufgestellt. Seiner Auffassung nach sind Theorien keine „Beschreibungen der realen Welt, sondern Instrumente die entwickelt werden um Teile der realen Welt zu erklären“ (Masala 2005: 37). „Sein Anliegen war es systematische Aussagen über die strukturellen Bedingungen zu formulieren unter denen Staaten in der internationalen Politik agieren und interagieren“ (Masala 2005: 74). Er lehnt seine Theorie des Neorealismus an den Realismus von Hans J. Morgenthau an und versucht diesen auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen (Masala 2005: 73).

Es existieren mehrere Grundsätze die für den Neorealismus von zentraler Bedeutung sind. Alle Staaten sind Akteure der internationalen Politik und nehmen somit Einfluss auf diese. Jeder Staat ist dabei souverän, was bedeutet, dass er selbst entscheiden kann, „ […] wie auf interne und externe Herausforderungen reagiert wird, einschließlich der Entscheidung ob man zur Bewältigung dieser Herausforderungen mit anderen Staaten zusammenarbeitet oder nicht“ (Masala 2005: 41). Waltz bezeichnet in seinem Werk „security“ als „the highest end“ (Waltz 1979: 126). Das oberste Ziel eines Staates ist also das Streben nach Sicherheit beziehungsweise die Sicherung seiner Existenz. Dabei ist zu beachten, dass Staaten als rationale Akteure anzusehen sind, die mit den vorhanden Ressourcen versuchen, ihre Ziele zu erreichen (Masala 2005: 44/73). Des Weiteren ist festzuhalten, dass Staaten in Form einer „black box“ auftreten. Demnach wird in der neorealistischen Theorie nicht die Struktur eines Staates betrachtet und somit keine inneren Angelegenheiten beurteilt. Demzufolge finden Aspekte wie Staatsform, Innenpolitik und handelnde Personen keine Beachtung.

Staaten sind nicht die einzigen, aber die wichtigsten Akteure des internationalen Systems. Vergleicht man nun das System „Staat“ mit einem weiteren Akteur, dem internationalen System, stellt sich ein weiteres Ziel der Staaten heraus, nämlich Unabhängigkeit beziehungsweise Autonomie. Würden mehrere Staaten versuchen eine zentrale Autorität zu etablieren, um die Sicherheit systemweit zu gewährleisten, „würde es unweigerlich zu einem Spannungsverhältnis zwischen der „Zentrale“ und den ihr gegenüberstehenden und teils untergeordneten Staaten mit den stärksten Machtpotentialen kommen“ (Masala 2005: 45). Da diese übergeordnete Kontrollinstanz fehlt, ist das internationale System anarchisch. Eine weitere Annahme ist, dass Staaten mit großen Machtpotentialen die Strukturen der internationalen Politik beeinflussen können, wobei Macht von Waltz so definiert wird, dass ein Staat stärkeren Einfluss auf die Politik eines anderen Staats ausüben kann, als dieser auf seine eigene Politik (Waltz 1979: 192).

„Die Anarchie des Internationalen Systems zwingt, so die Konsequenz, die Akteure, insbesondere die politischen Systeme dazu, Machpolitik zu betreiben“ (Druwe/Hahlbohm/Singer 1995: 93). Die sogenannte „Balance of Power“ (Mächtegleichgewicht), wonach Staaten versuchen die Übermacht anderer Staaten auszugleichen, bildet somit ebenfalls einen Eckpfeiler des Neorealismus. Staaten, als Akteure der internationalen Politik, haben dabei zwei Möglichkeiten ihre primären Ziele (Sicherheit, Unabhängigkeit und Existenz) zu erreichen sowie ihre Position im Konkurrenzkampf, „[…] in einem anarchisch-dezentralisierten Selbsthilfesystem um die knappen Güter, die sie zur Aufrechterhaltung beziehungsweise zur Verbesserung ihrer Situation benötigen“(Masala 2005: 75), zu verbessern. Man unterscheidet interne- (Aufrüstung und Stärkung der Volkswirtschaft) und externe- (Allianzbildung und Eroberung) Machtsteigerung. Da alle Staaten die Möglichkeiten der Machtsteigerung haben, betreiben sie diese Art des „balancing“. Sollte sich ein Staat von einem anderen bedroht fühlen, hat er die genannten Möglichkeiten seine Macht zu erweitern und dadurch seine Sicherheit und bestehende Existenz aufrechtzuerhalten. Die Staaten streben dementsprechend also eine Art Gleichgewichtszustand an. (Masala 2005: 55-59). In diesem System repräsentieren Großmächte „Pole“, um die herum Allianzen gebildet werden, die zur Formung der Balance of Power führen (Masala 2005:60).

Je weniger Pole es in diesem System gibt, desto geringer ist die Gefahr, dass ein Konflikt entsteht, da sich die an den Pol angeschlossenen Staaten in ihren Aktionen und Interaktionen an dessen Politik orientieren. Demzufolge entsteht weniger Konfliktpotential. Infolgedessen ist ein bipolares System, also ein System in dem es zwei Pole gibt um die herum Allianzen gebildet werden, für Waltz stabiler als jedes multipolare-System und somit das Stabilste aller Systeme (Masala 2005: 77)

[...]

Fin de l'extrait de 13 pages

Résumé des informations

Titre
Neorealismus als Erklärung für das Ende des Ost-West-Konflikts
Université
Johannes Gutenberg University Mainz  (Politikwissenschaft)
Cours
Internationale Beziehungen
Note
1,3
Auteur
Année
2012
Pages
13
N° de catalogue
V231581
ISBN (ebook)
9783656484608
ISBN (Livre)
9783656486053
Taille d'un fichier
492 KB
Langue
allemand
Annotations
Mots clés
neorealismus, erklärung, ende, ost-west-konflikts
Citation du texte
Manuel Stein (Auteur), 2012, Neorealismus als Erklärung für das Ende des Ost-West-Konflikts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/231581

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