Als Martin Luther King am 28. August 1963 seine berühmte "I have a dream"-Rede als Höhepunkt des Marsches auf Washington hielt, schien das Konzept des gewaltlosen Protestes ein Ende der Segregationspolitik und die rechtliche Gleichstellung für African Americans in den Bereich des Möglichen zu rücken. Die Symbolkraft, die von dem perfekt inszenierten Auftritt ausging birgt aber auch Risiken, da alternative Auffassungen dadurch in den Hintergrund treten können.
Diese Arbeit soll deshalb die Argumentation von Malcolm X anhand seiner Rede "God's Judgement of White America" untersuchen, und feststellen, auf welche Weise er die Führer der Bürgerrechtsbewegung darstellt und ihre Beziehung zur weißen Bevölkerung der USA interpretiert. Besondere Aufmerksamkeit gilt hier der rhetorischen Verwischung von Grenzlinien der Kategorie race, die Malcolm durch Einbeziehung von Klassen- und Identitätsaspekten impliziert. Anhand der Rede soll gezeigt werden, dass er versucht seinem Publikum ein differenzierteres Kategoriensystem in Bezug auf die schwarze Gemeinschaft in den USA näher zu bringen. So erkennt er nicht nur die Instanzen Black und White, wie sie in der klassischen Konzeption von race gegenübergestellt werden, sondern auch Zwischenstufen, wie etwa den "white-minded Negro".
In der Forschung zur anglo-amerikanischen Kultur- und Sozialgeschichte spielt das Konzept von race eine wichtige Rolle. Race ist keine an biologischen Maßstäben festgelegte Kategorie, sondern vielmehr ein gesellschaftliches Konstrukt und legt innerhalb einer von rassistischen Wertvorstellungen geprägten Gesellschaft bestimmte Grenzlinien fest, die unterschiedliche Gruppen in Abgrenzung zueinander definieren. Je nach Gruppenzugehörigkeit und abhängig von den Hegemonieverhältnissen in einer Gesellschaft wirken verschiedene Ausgrenzungs- und Benachteiligungsmechanismen. Hierbei ist zu beachten, dass derartige Mechanismen oft nicht allein durch race, sondern darüber hinaus durch Kategorien wie gender und class bedingt werden. Meist lassen sich diese drei zentralen Untersuchungsfelder nur gemeinsam betrachten, was sich auch im Rahmen dieser Arbeit zeigen wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kontextbetrachtungen: Die Bürgerrechtsbewegung und die Nation of Islam
- Die Bürgerrechtsführer und die Verwischung von Grenzlinien der Kategorie race
- Quellenkritik
- Religiöse Kategorien und biblische Rhetorik
- Auslegung von Klassenaspekten
- Die Darstellung des Marsches auf Washington
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Rede "God's Judgement of White America" von Malcolm X und analysiert, wie er die Führer der Bürgerrechtsbewegung darstellt und ihre Beziehung zur weißen Bevölkerung der USA interpretiert. Der Schwerpunkt liegt auf der rhetorischen Verwischung von Grenzlinien der Kategorie "race", die Malcolm durch Einbeziehung von Klassen- und Identitätsaspekten impliziert. Die Arbeit soll zeigen, dass er versucht, seinem Publikum ein differenzierteres Kategoriensystem in Bezug auf die schwarze Gemeinschaft in den USA näher zu bringen.
- Die Rhetorik von Malcolm X und die Verwischung von "race"-Grenzlinien
- Die Darstellung der Bürgerrechtsbewegung durch Malcolm X
- Die Rolle von Klassen- und Identitätsaspekten in Malcolms Argumentation
- Das Kategoriensystem von "race" in der Rede
- Die Interpretation der Beziehung zwischen Schwarzen und Weißen in den USA
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der Rede von Malcolm X dar und beleuchtet die Bedeutung des Marsches auf Washington für die Bürgerrechtsbewegung. Die Arbeit fokussiert sich auf die Analyse der Rede und die Darstellung der Bürgerrechtsführer durch Malcolm X.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den Kontextualisierungen der Rede. Es wird die Bürgerrechtsbewegung und die Nation of Islam als zwei wichtige Strömungen im Kampf um die Gleichberechtigung von African Americans betrachtet. Malcolm X wird als ein wichtiger Sprecher der Nation of Islam vorgestellt und seine Rolle innerhalb der Bürgerrechtsbewegung erläutert.
Kapitel drei analysiert die Rede "God's Judgement of White America" von Malcolm X. Es werden zunächst verschiedene biblische Topoi untersucht, die er zur Veranschaulichung seiner Ideen heranzieht. Im Anschluss wird die in der Rede vorgenommene Einteilung der schwarzen Gemeinschaft in "middle-class Negroes" und "black masses" beleuchtet. Abschließend erfolgt eine Analyse von Malcolms Darstellung des Marsches auf Washington, wobei der Fokus auf der Verortung dieser Protestkundgebung in Malcolms race-Konzept und der Darstellung der Bürgerrechtsführer und ihrer Beziehung zu den liberalen weißen Führungsschichten liegt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Bürgerrechtsbewegung, Nation of Islam, Malcolm X, race, Klasse, Identität, Rhetorik, biblische Rhetorik, "white-minded Negroes", "middle-class Negroes", "black masses", Marsch auf Washington, Martin Luther King, Integration, Segregation.
- Citation du texte
- Christoph Schmetz (Auteur), 2007, "White-minded Negroes" und "Uncle Tom leaders", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232283