Seit fast einem Jahrzehnt steht die Islamische Republik Iran durchgehend unter besonderer Beobachtung der internationalen Gemeinschaft. Die Wachsamkeit im Ausland verstärkte sich nachdem bekannt wurde, dass der Iran ein verstecktes Nuklearprogramm betreibt. Die unnachgiebige Haltung der ultrakonservativen Regierung unter dem 2005 neu gewählten Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad trieb das Land immer tiefer in die internationale Isolation und provozierte wirtschaftliche Sanktionen.
So war es vor allem die aggressive Außenpolitik gegenüber Israel, dessen Existenzrecht der Holocaust-Leugner Ahmadinedschad nicht anerkennt, die vor der Präsidentschaftswahl 2009 das westliche Ausland auf einen Wahlsieg der pragmatischeren Reformer hoffen ließ. Tatsächlich ging der Wahl ein unerwartet offener Wahlkampf voraus, im dem Ahmadinedschad scharf für seine Innen- wie auch Außenpolitik kritisiert wurde. Mit der Verkündung des Wahlergebnisses am 12. Juni jedoch, das den Amtsinhaber als klaren Sieger
bereits im ersten Wahlgang bestätigte, wurden die Hoffnungen auf einen Wechsel zunächst enttäuscht. Der Ausgang der Wahl wurde von den unterlegenden Kandidaten jedoch postwendend angezweifelt, es kam zu massenhaften Protesten hunderttausender Iraner in den Straßen Teherans, die mit dem Slogan Where is my vote? zunächst Aufklärung der Betrugsvorwürfe forderten. Als ein Einlenken des Regimes ausblieb wurden die Demonstrationen größer und die Forderungen der Opposition radikaler. Mit den Ruf Tod dem Diktator! forderten die Massen immer vehementer eine weitgehende Veränderung des Regimes. Dieses setzte schließlich seine Sicherheitskräfte gegen das Volk ein und die Gewalt
eskaliert. Hunderte Tote, sowie tausende Verletzte und Verhaftete forderten die Unruhen. Letztlich ebbte die Welle der Gewalt ab, auch wenn die Opposition nach wie vor immer wieder Präsenz zeigt.
Das Regime, dass durch eine Revolution auf der Straße errichtet wurde, hat nun eben diese Straße verloren und verfügt damit nicht mehr über die Legitimation durch das Volk. Die Proteste der „Grünen Bewegung“ haben gezeigt, dass das Volk zu großen Teilen nicht mit seiner Regierung einverstanden ist. Die vorliegende Arbeit soll die Frage beantworten, welche
Ursachen die massenhaften Proteste iim Nachgang der Präsidentschaftswahl haben, und beurteilen, warum es im Iran dreißig Jahre nach der Islamischen Revolution nicht zu einer „grünen Revolution“ gekommen ist.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 1.1 AUBAU DER ARBEIT
- 1.2 FORSCHUNGSSTAND
- 2. THEORIE: REPRESSION VS. ÖFFNUNG
- 2.1 STATE-CENTERED PERSPECTIVE
- 2.2 DEMOKRATISIERUNG UND TRANSITION
- 2.3 OPERATIONALISIERUNG
- 3. EMPIRISCH-ANALYTISCHE ÜBERPRÜFUNG DER THEORIEN
- 3.1 DIE ZEHNTE PRÄSIDENTSCHAFTSWAHL IN DER ISLAMISCHEN REPUBLIK IRAN
- 3.2 DIE STAATSZENTRIERTE PERSPEKTIVE AUF DIE EREIGNISSE IM IRAN
- 3.3 DEMOKRATISIERUNGSPROZESSE ALS URSACHE DER UNRUHEN
- 4. FAZIT
- 5. LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Ursachen der massiven Proteste im Iran im Anschluss an die Präsidentschaftswahl 2009 und analysiert, warum es nicht zu einer „grünen Revolution“ kam. Sie verfolgt das Ziel, das Geschehen im Kontext der Theorieansätze der „State-Centered Perspective“ und der Demokratisierungstheorie zu erklären.
- Analyse der Ursachen der Proteste nach der Präsidentschaftswahl 2009 im Iran
- Bewertung des Einflusses von Repression und Staatlicher Gewalt auf die Entstehung der Proteste
- Beurteilung der Rolle von Demokratisierungsprozessen und politischer Öffnung
- Untersuchung der spezifischen Bedingungen und Besonderheiten im Iran im Hinblick auf die Entstehung von politischer Gewalt
- Analyse der Begrenztheit der Proteste und der Gründe für das Scheitern einer „grünen Revolution“
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die Arbeit und den Forschungsstand vor, wobei die State-Centered Perspective und die Theorie der Demokratisierung als konträre Erklärungsansätze für politische Gewalt eingeführt werden. Das zweite Kapitel widmet sich der theoretischen Einordnung und erläutert die beiden Theorien im Detail. Im dritten Kapitel werden die Theorien anhand der Ereignisse im Iran, der Präsidentschaftswahl und der darauffolgenden Proteste empirisch überprüft.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Politische Gewalt, „Grüne Bewegung“, Iran, Präsidentschaftswahl 2009, „State-Centered Perspective“, Demokratisierung, Repression, Staatliche Gewalt, Islamische Republik, Proteste, Revolution.
- Quote paper
- Philipp Seelinger (Author), 2010, Die "Grüne Bewegung" in der Islamischen Republik Iran, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232601