Die Ausrottung der Armut


Bachelor Thesis, 2009

37 Pages, Grade: 2


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Aufbau der Arbeit

2. Fragestellung und Hypothesen

3. Definition von Armut und Entwicklungsländer

4. Bestandsaufnahme
4.1. Die Armut in Zahlen
4.2. Aktuelle Probleme

5. Ursachen der Armut
5.1. Der Kolonialismus und seine Folgen
5.2. Klimatische und geographische Bedingungen
5.3. Das Problem mit den Ressourcen
5.4. Die politische Situation

6. Maßnahmen zur Ausrottung der Armut
6.1. UN Millennium Development Goals
6.2. Entwicklungshilfe
6.2.1. Entwicklungshilfe in Zahlen aus dem Jahr 2008
6.2.2. Entwicklungshilfe - der Weg aus der Armutsfalle
6.3. Die Hoffnung auf Schuldenerlass
6.4. Wirtschaftswachstum

7. Akteure der Armutsbekämpfung
7.1. Die OECD
7.1.1. Der OECD-Entwicklungsausschuss (DAC)
7.1.2. Das OECD-Development Centre
7.2. Die Rolle der Europäischen Union
7.2.1. Die Organisation der EU - für Entwicklungszusammenarbeit
7.2.1.1. EuropeAid- Koordinator der Entwicklungspolitik
7.2.1.2. ECHO - Helfer in Katastrophen und Notfällen
7.2.1.3. Die Europäische Investitionsbank - Kreditgeber für Partnerländer
7.2.2. Hilfsmaßnahmen der Europäischen Union in Zahlen
7.3. Die UNO
7.3.1. Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen
7.3.2. Die größte humanitäre Organisation der Welt - das WFP
7.4. Die Sonderorganisation - IWF
7.5. Die Weltbank
7.5.1. Die Weltbankgruppe
7.5.2. Die Aufgaben und Arbeitsweise der Weltbankgruppe
7.6. Die Nichtstaatlichen Akteure

8. Zusammenfassung

Literatur

Anhang

Einleitung

Man könnte meinen, dass seit dem Aufruf von Bob Geldof zum Live-Aid-Konzert im Juli 2005, wo Elton John, Bono, Madonna, Coldplay und andere Rockstars versuchten die Aufmerksamkeit der Welt auf die Ärmsten der Armen zu lenken, die Ausrottung der Armut ins Finale geht. Im selben Jahr warb der damalige britische Premierminister Tony Blair in Davos für einen massiven Förderungsschub für Afrika um die Millennium Development Goals - auf die ich noch eingehen werde - bis 2015 zu erreichen. Parallel zu „Live 8“, fand im Juli 2005 der G8-Gipfel in Gleneagles (Schottland) statt, wo sich ebenfalls Tony Blair und der damalige britische Finanzminister und heutige Premierminister Gordon Braun massiv für die Armutsbekämpfung in Afrika einsetzten und gemeinsam mit den G8-Staatschefs, die Verdoppelung der Entwicklungshilfe für Afrika von 25 Milliarden Dollar pro Jahr auf 50 Milliarden Dollar beschlossen (vgl. Easterly 2006, S.18).

Die aktuellsten Meldungen zur Armutsbekämpfung kommen direkt vom diesjährigen G8- Gipfel aus L’Aquila (Italien), wo unter der Federführung des US-amerikanischen Präsidenten Barack Obama, erneut eine Verdoppelung der Entwicklungshilfe für Afrika auf jährliche 50 Milliarden Dollar bis zum Jahr 2010 beschlossen wurden[1], damit die extreme Armut dieser Welt endgültig der Geschichte angehört. Nachdem am letzten Gipfeltag die Staats- und Regierungschefs der G8 mit ihren afrikanischen Kollegen zusammengetroffen sind, wurde der afrikanischen Landwirtschaftsproduktion eine Milliardenschwere (20 Milliarden) Hilfe - zur Selbsthilfe - zugesprochen, um gegen die Hungerproblematik anzukämpfen[2].

Eigentlich könnte man nach all diesen Unterstützungserklärungen der Mächtigsten der Welt optimistisch in die Zukunft blicken und einer endgültigen Ausrottung der Armut entgegen sehen. Aber machen wir uns nichts vor, schon Daniel Bell berichtet in seinem Aufsatz „The future world disorder“ über ein Dokument, das die United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) für die International Labor Organization (ILO) Konferenz im Juni 1976 entwarf. In diesem Dokument wurde das Ziel formuliert, die extreme Armut dieser Welt bis zum Jahre 2000 „auszurotten“, von der rund 20 Prozent der Weltbevölkerung betroffen waren. Wenn auch dieses Ziel von der UNCTAD formuliert wurde, so hielt es Bell damals für unwahrscheinlich dieses Ziel zu erreichen (Bell 1977). Wenn wir uns die Armutsproblematik seit dem Jahre 2000 ansehen, so müssen wir Bell mit seiner pessimistischen Haltung leider Recht geben. Auch wenn ich nicht Schwarz malen möchte, so müssen wir doch realistisch genug sein und all die vornehmlichen und überaus lobenswerten Bemühungen von Geldof,

Bono, Blair und Obama, kritisch betrachten - was die genannten Persönlichkeiten und ihre Kollegen auch sicherlich selbst tun - und den Kampf gegen die Armut nüchtern analysieren und schließlich auch zu Ende führen.

1. Aufbau der Arbeit

In der vorliegenden Bachelorarbeit werden wir uns nüchtern und zugleich kritisch mit der Ausrottung der Armut auf unserem Planeten befassen. Zuerst wird versucht die Ursachen der extremen Armut herauszufinden, um entsprechende Maßnahmen zu setzen, darauf zu reagieren und die extreme Armut zu bekämpfen. Um nicht nur irgendwelchen Theorien der Armutsbekämpfung zu verfallen, ist es notwendig die Akteure auszumachen, die es braucht - oder vielleicht besser nicht braucht - um diese Maßnahmen zu realisieren. Mir ist bewusst, dass es nicht möglich ist, dieses wichtige Thema zur Gänze in einer Bachelorarbeit abzuhandeln und dass der Umfang dieser Thematik den Rahmen sprengen würde. Ich möchte daher versuchen einen kurzen Überblick der Armutsbekämpfung der letzten 20 Jahren zu geben und den Fokus auf die Millennium-Development-Goals und deren Umsetzung legen.

2. Fragestellung und Hypothesen

Wenn man einen Blick auf den Weltentwicklungsbericht 2003 wirft, so ist dort in den letzten 20 Jahren von einem Rückgang des Anteils von Menschen, die in extremer Armut leben die Rede. In absoluten Zahlen gesprochen ist dieser Rückgang auf mindestens 200 Millionen zu beziffern. Der hauptsächliche Grund für diesen Rückgang an extremer Armut ist auf das starke Wirtschaftswachstum in China zurückzuführen. Auch in Indien konnte seit 1993 eine Armutsminderung beobachtet werden. Doch trotz aller positiven Armutslinderung, wird die Anzahl der in extremer Armut lebenden Menschen im Jahr 1998 auf knapp 1,2 Milliarden geschätzt (Weltentwicklungsbericht 2003, S.2). Wenn man nun die geschätzten Zahlen von 1976 mit denen vom Weltentwicklungsbericht 2003 vergleicht, so kann man unschwer erkennen, dass die „Ausrottung“ der extremen Armut in den vergangenen 25 Jahren nicht gelungen ist. Auch wenn in absoluten Zahlen viele Millionen Menschen dieser unwürdigen Armut entfliehen konnten, so hat sich mit einem Fünftel extrem armer Bevölkerung zur Jahrtausendwende der Stand von 1976 nicht nennenswert verbessert. Natürlich könnte man die Bekämpfung der Armut als unlösbares Problem abtun und Bells Einschätzung als vorhersehbar bezeichnen. Aber warum schafft es dieses Fünftel der Weltbevölkerung nicht aus dieser Armutsfalle herauszukommen?

Die zentrale Fragestellung dieser Bachelorarbeit ist daher, welche Vorraussetzungen bzw. Maßnahmen sind notwendig, um eine tatsächlich „Ausrottung“ der extremen Armut zu erreichen?

Ich möchte versuchen diese Frage mithilfe zweier Hypothesen zu beantworten, die ich auf der Grundlage der theoretischen Ausführungen einiger Experten der Entwicklungspolitik aufgestellt habe. Paul Collier meint seinem Buch ,Die unterste Milliarde’, „das zentrale Problem der untersten Milliarde ist ja gerade ihr fehlendes Wachstum“. Weiter sagt er: „Wir werden die Armut erst dann überwinden, wenn in den Ländern der untersten Milliarde ein Wachstumsprozess in Gang kommt“(Collier 2008, S.27f.). Franz Nuscheler formuliert es ähnlich: „Entwicklung verlangt die Aktivierung der Produktiv- und Wachstumskräfte, um die Lebensbedingungen einer wachsenden Bevölkerung verbessern zu können“ (Nuscheler 2004, S.235). Aus dem UN-Weltenwicklungsbericht 2000/01 geht ebenso hervor, dass das Wirtschaftswachstum eine gewaltige Kraft ist die Armut zu vermindern. So nimmt mit dem zunehmenden Reichtum eines Landes, durchschnittlich der Anteil der Menschen ab, die mit weniger als einem US-Dollar pro Tag auskommen müssen (Weltentwicklungsbericht 2000/01).

Ich möchte hiermit folgende zwei Hypothesen aufstellen:

1) Ein Wirtschaftswachstum der Entwicklungsländer ist die einzige reale Chance die extreme Armut der Bevölkerung in diesen Ländern auszumerzen und dem Elend dieser Welt den Kampf anzusagen.

2) Solange die westliche Welt „klassische“ Entwicklungshilfe betreibt, indem sie versucht ihre Entwicklungsprogramme der so genannten Dritten Welt überzustülpen, kann keine nachhaltige Verbesserung der Armut und der gesamten entwicklungs­problematischen Situation erreicht werden.

3. Definition von Armut und Entwicklungsländer

Um verständlich zu machen was mit Armut gemeint ist, bzw. wann man von armen Menschen sprechen kann, möchte ich mich an die Definition von Jeffrey D. Sachs - dem renommierten US amerikanischen Ökonom und ehemaligen Harvard Professor, sowie Direktor des ,The Earth Institute at Columbia University’ und Sonderberater für die Millennium Goals der Vereinten Nationen - halten. Er unterscheidet Armut in drei Stufen: die extreme bzw. absolute Armut, die gemäßigte und die relative Armut. Menschen die von extremer Armut betroffen sind, können ihre Grundbedürfnisse die zum Überleben wichtig sind nicht befriedigen, was chronische Unterernährung, fehlende medizinische Versorgung, kein sauberes Trinkwasser, unzureichende Hygiene, kein Bildungszugang und nicht einmal ein Dach übern Kopf bedeutet. Extreme Armut kommt im Gegensatz zur gemäßigten Armut nur in den Entwicklungsländern vor. Bei der gemäßigten Armut handelt es sich um Lebensbedingungen wo die Grundbedürfnisse zwar gestillt werden können, aber nur knapp vorhanden sind. Unter relativer Armut fallen Haushalte die ein gewisses durchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen nicht erreichen und somit keinen Zugang zu Kulturgütern, Freizeit- und Unterhaltungsaktivitäten, Bildung und guter medizinischer Versorgung haben. (vgl. Sachs 2005, S.34)

Um die Armut statisch und mit den verschiedenen Ländern im Zeitvergleich messen zu können, hat die Weltbank einen komplizierten statistischen Standard entwickelt. Als extrem arm werden die Menschen bezeichnet, die mit weniger als einem US-Dollar pro Tag und Kopf (kaufkraftbereinigt) auskommen müssen. Bei der gemäßigten Armut liegt nach der Definition der Weltbank ein Einkommen zwischen einem US-Dollar und zwei US-Dollar pro Tag und Kopf vor (vgl. Weltentwicklungsbericht 2000/01).

Wenn hier von Entwicklungsländern die Rede ist, so möchte ich mich an den internationalen Sprachgebrauch bzw. an die Definition der UN-Vollversammlung halten. Die UNO unterscheidet zwischen den ,Less Developed Countries’ (LDC), die als Transformationsländer zu verstehen sind und den ,Least Developed Countries’ (LLDC), also die so genannten ,am wenigsten entwickelten Länder’ (Eine Liste der LDC bzw. LLDC findet sich im Anhang, Abb.1). Bei der 2.UN-Konferenz über die LLDC 1990 wurden neue Maßkriterien zur Einteilung der LLDC ausgewählt: (1) das Pro-Kopf-Einkommen mit einer Obergrenze von 600 US-$, (2) der ,Augmented Physical Quality of Life Index’ (APQLI), der Lebenserwartung, Kalorienversorgung pro Kopf, Einschulungsrate und Alphabetisierungsrate misst, (3) einen ,Economic Diversification Index’ (EDI) der aus dem BIP- und Beschäftigtenanteile der Industrie, dem Stromverbrauch pro Kopf und der Exportsstruktur besteht und (4) eine Bevölkerungsgröße von 75 Mio. Einwohner nicht überschreitet. Es muss jedoch erwähnt werden, dass diese Differenzierung zwischen LDC und LLDC selbst von einigen UN-Organisationen nicht beachtet wird. Die Weltbank verzichtet ebenso auf diese Unterscheidung und misst den Entwicklungsstand für die Förderungswürdigen Länder ausschließlich am Pro-Kopf-Einkommen bzw. am Bruttonationaleinkommen pro Kopf. Es wird jedoch zwischen ,Ländern mit niedrigem Einkommen’ (LIC; Low-Income Countries) und ,Ländern mit mittlerem Einkommen’ (MIC; Middle-Income Countries) unterschieden und diese werden nochmals in untere und obere Einkommensgruppen unterteilt (vgl. Nuscheler 2004).

4. Bestandsaufnahme

Seit dem starken Bevölkerungswachstum standen vierzig Jahre lang eine Milliarde reiche bzw. wohlhabende Menschen einer Welt mit fünf Milliarden armen Menschen gegenüber. Im 21. Jahrhundert ist die Weltbevölkerung relativ gesehen wohlhabender und die Armut geringer als je zuvor. Heute schätzt man den Anteil der von extremer Armut betroffenen Weltbevölkerung auf über eine Milliarden Menschen. Die Armutssituation hat sich in dieser relativ kurzen Zeit maßgeblich verbessert. Aber lassen wir uns von diesem Zahlenspiel nicht beirren. Denn obwohl sich das Verhältnis zwischen dem armen und dem reichen Bevölkerungsanteil umgekehrt hat, so ist das Elend der über einer Milliarden Menschen die von der extremen Armut betroffen sind, intensiver und schrecklicher als in jeder anderen Epoche der Weltgeschichte.

4.1. Die Armut in Zahlen

Auf den folgenden beiden Abbildungen sind die extreme Armut und die gemäßigte Armut in absoluten Zahlen aus dem Jahr 1981 und im Vergleich dazu aus 2001 zu sehen. In Ostasien ist die extreme Armut im angegebenen Zeitraum, von geschätzten 800 Millionen auf weniger als 300 Millionen Menschen am deutlichsten zurückgegangen. Offensichtlich konnte viele Ostasiaten der extremen Armut entfliehen und sind heut „nur noch“ von der gemäßigten Armut betroffen, was man aus dem Vergleich der beiden Grafiken schließen kann. Die gemäßigte Armut in absoluten Zahlen hat sich Südasien beinahe verdoppelt. Ebenso in Schwarzafrika, wo auch die Anzahl der Menschen die von der extremen Armut betroffen sind um fast das doppelte gestiegen ist. Grade was Südasien und Schwarzafrika betrifft ist das enorme Bevölkerungswachstum im Vergleichszeitraum nicht zu vernachlässigen. Die gesamte Weltbevölkerung ist in diesen 20 Jahren um mehr als eine Milliarde Menschen gestiegen (siehe Grafik im Anhang, Abb.2), wovon am stärksten eben Südasien und Schwarzafrika betroffen sind.

Abb. 4.1 Die extreme Armut in absoluten Zahlen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zählen wir die Zahlen der beiden Grafiken zusammen, so kommen wir auf rund 3 Milliarden Menschen, die kaufkraftbereinigt mit weniger als 2 US-Dollar pro Tag auskommen müssen. Das entspricht beinahe der Hälfte der Weltbevölkerung die von Armut betroffen sind.

Die am wenigsten entwickelten 49 Länder im Jahr 2005, umfassen mehr als ein Zehntel der Weltbevölkerung von insgesamt 650 Millionen Menschen, wovon 34 Länder alleine in Afrika sind. Alle diese Länder zusammen kommen auf ein Produktionsniveau, das weniger als 1 % des Welteinkommens ausmacht und seit 1990 liegt das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts durchschnittlich unter 1 %, wobei die Bevölkerungsrate auf 2,7 % kommt. 85 % der Weltbevölkerung leben in 122 Ländern der ,Dritten Welt’ und haben nur einen Anteil am internationalen Handel von geschätzten 25 %. Den 1,8 Milliarden Menschen die mit weniger als einem US-Dollar pro Tag auskommen müssen, stehen 1 % der reichsten Bewohner gegenüber die so viel Geld verdienen wie 57 % der Ärmsten dieser Welt (vgl. Ziegler 2005). „840 Millionen Menschen auf der Welt leiden Hunger. Zehn Millionen Kinder sterben jedes Jahr an leicht vermeidbaren Krankheiten. AIDS tötet jedes Jahr drei Millionen Menschen und ist weiter auf dem Vormarsch. Eine Milliarde Menschen auf der Welt haben keinen Zugang zu sauberem Wasser, zwei Milliarden leben ohne Kanalisation und Müllabfuhr. Eine Milliarde Erwachsene kann nicht lesen und nicht schreiben. Etwa ein Viertel der Kinder in armen Ländern beendet nicht einmal die Grundschule“ (Easterly 2006, S.15f.)

4.2. Aktuelle Probleme

Das hohe Preisniveau des Rohöls und der enorme Preisanstieg für Lebensmittel im vergangenen Jahr haben zu akuten Versorgungsproblemen vor allem in den Entwicklungsländern geführt. „Wir sehen weiters eine immer stärker werdende Beeinflussung der Agrarpreise durch den Ölpreis. [...] Diese Ausschläge haben aber dramatische Einflüsse auf die Lebensmittelversorgung in Afrika - und damit auch auf die soziale Stabilität“, meint Merritt Cluff (Ökonom der Welternährungsorganisation FAO). „Schätzungen der Weltbank zufolge wird die Wirtschaftskrise die Zahl der schlecht- oder unterernährten Menschen weltweit heuer um 44 Millionen auf insgesamt 967 Millionen Menschen anwachsen lassen.“ Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat verheerende Folgen gerade für die Ärmsten der Armen. Bei einer Konferenz der Vereinten Nationen zur Finanzkrise Ende Juni dieses Jahres in New York, haben einige Minister verschiedener Entwicklungsländer auf die katastrophalen Folgen durch die Wirtschaftskrise aufmerksam gemacht. So ruft Dipu Moni, Außenministerin von[3]

Bangladesch die Staatengemeinschaft auf: „Wenn wir es nicht schaffen, die wirtschaftliche Rezession umzukehren, könnte es zu einer sozialen Rezession kommen, die weit schwerer einzudämmen sein wird. Der Ministerpräsident von Belize, Dean Barrow, sagte im Namen der Karibischen Gemeinschaft, die wirtschaftlichen Bedingungen in der Region seien seit der Unabhängigkeit noch nie so schlecht gewesen wie jetzt. [...] Die Geschäftsführerin der Weltbank, Ngozi Okonjo-Iweala, sagte, dass das Wirtschaftswachstum der Entwicklungsländer nach jüngsten Berechnungen des Instituts in diesem Jahr nur noch 1,2 Prozent erreichen wird - nach 7,7 Prozent im Jahr 2007. Modellrechnungen zeigten, dass 84 von 109 Entwicklungsländern mit Finanzlücken rechnen müssen, die in den meisten Fällen nicht von Reserven gedeckt werden können.“[4]

Anfang Juli appelliert UNO Generalsekretär Ban Ki Moon in Genf an die Weltöffentlichkeit: „’Die Krisen der vergangenen zwölf Monate - die Energiekrise, die Nahrungsmittelkrise und die gegenwärtige Wirtschaftskrise - haben weit reichendes Elend und Kummer ausgelöst’, sagte Ban. [...] Nach UNO-Angaben wird die Zahl der Menschen, die in diesem Jahr in extremer Armut leben, bis zu 90 Millionen höher als vor Beginn der Krise im vergangenen Jahr sein. Das geht aus dem Jahresbericht 2009 für die UNO-Milleniumsziele hervor, der in Genf vorgelegt wurde.“[5]

5. Ursachen der Armut

Die Untersuchung über die Ursachen der Armut auf dieser Welt ist ein umfangreiches und schwieriges Unterfangen. Wenn man sich die historische Entwicklung, der von absoluter Armut betroffener Länder ansieht, so muss man die Ursachen differenziert analysieren. Die Armut hat eine lange Geschichte hinter sich und hat sich in den verschiedenen Regionen dieser Erde unterschiedlich entwickelt. Vor allem die westlichen Industrienationen konnten sich von dieser gemäßigten bis extremen Armut befreien und wie uns die vorige Grafik zeigt, gibt es viele Länder vor allem im asiatischen Raum, die diese Armut langsam aber sicher hinter sich lassen. Abgesehen davon, dass sich einzelne Staaten auf den drei „armen Kontinenten“ (Afrika, Asien, Lateinamerika), was die Ausrottung der Armut betrifft, unterschiedlich entwickeln, sind einzelne Nationen wie Brasilien oder China und Indien von extremer Ungleichheit gekennzeichnet.

[...]


[1] http://diepresse.com/home/wirtschaft/international/493963/index.do?_vl_backlink=/home/wirtschaft/493443/in dex.do&direct=493443 [Zugriffsdatum: 10.07.09]

[2] http://www.kurier.at/nachrichten/1922140.php [Zugriffsdatum: 10.07.09]

[3] http://www.kurier.at/geldundwirtschaft/1916395.php [Zugriffsdatum: 17.06.09]

[4] http://www.kurier.at/geldundwirtschaft/1918180.php [Zugriffsdatum: 25.06.09]

[5] http://www.cash.ch/news/alle/rss/wirtschaftskrise_verstaerkt_hunger_und_elend_uno_benoetigt_geld-818559- 448 [Zugriffsdatum: 08.07.09]

Excerpt out of 37 pages

Details

Title
Die Ausrottung der Armut
College
University of Graz  (Soziologie)
Course
Global Sociology
Grade
2
Author
Year
2009
Pages
37
Catalog Number
V232637
ISBN (eBook)
9783656493822
ISBN (Book)
9783656493594
File size
783 KB
Language
German
Keywords
Arme, Armut, Entwicklungsländer, Millennium Development Goals, Entwicklungshilfe, Afrika, Armutsbekämpfung, G8, Hunger, UNO, VN, EU, Armutsfalle, unterste Milliarde, Entwicklungszusammenarbeit, Weltbank, IWF, Schuldenfalle, Jean Ziegler, Wirtschaftswachstum, Schuldenerlass, Millenniumsziele, Unterernährung, Strukturanpassung
Quote paper
MA Markus Scholze (Author), 2009, Die Ausrottung der Armut, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232637

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Title: Die Ausrottung der Armut



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