Die römischen Legionen der Kaiserzeit


Dossier / Travail de Séminaire, 2013

19 Pages, Note: 1,43


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort 4

2. Fahigkeiten des Personals 4

3. Starken der Organisation 8

4. Vorteile der Befestigungen 12

5. Resumee 17

6. Literaturverzeichnis 19

1. Vorwort

Im Jahre 117 n. Chr. hatte das romische Reich den Zenit seiner Macht erreicht: Von den Wusten Nordafrikas bis an die Grenzen Nordenglands lebten etwa einhundert Millionen Menschen 1unter der Herrschaft der Caesaren.

Der Garant fur diesen imperialen Anspruch waren die Legionen, die durch Annexion neuer Territorien und deren anschliefienden Sicherung und Integration intersubjektiv erst den Aufstieg eines ursprunglich kleinen latinischen Stadtstaates zum ambitionierten Beherrscher der damals bekannten Welt einleiteten.

Durch welche Faktoren war diese Armee befahigt, den militarischen Auftrag der Expansions- und anschliefienden Defensivpolitik einer Weltmacht zu erfullen, zu der das romische Reich uber seine circa eintausendjahrigen Geschichte hinweg kulminieren sollte?

Diese Seminararbeit befasst sich mit den Fahigkeiten der Soldaten, deren Organisation und Bewaffnung, dem taktischen Gefechtsverhalten, den in- novativen Befestigungen sowie den Romanisierungsprozess durch die Legionen. Da diese in der Geschichte des Reiches mehrfach gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Modifikationen unterworfen waren, liegt der fokussierte Zeitraum auf dem 2. Jahrhundert n. Chr., da der Militarapparat an diesem Punkt mittlerweile seine maximale Effizienz etabliert hatte und damit zum absoluten Machtfaktor fur die Caesaren wurde.

Bei der Bearbeitung der Thematik stutzt sich diese Arbeit vor allem auf die Werke von Yann Le Bohec, Kate Gilliver und Marcus Junkelmann, die ihr Renommee durch allgemeine wie detaillierte Informationen zu den romischen Streitkraften erworben haben.

2. Fahigkeiten des Personals

Der Erfolg, mit dem die Legionen die Existenz und die Stabilitat von Roms Hegemonialstellung im Mittelmeerraum gewahrleisteten, ist zum grofiten Teil auf die Fahigkeiten der einfachen Soldaten zuruckzufuhren, also der Legionare[1]und die sie unterstutzenden Auxiliartruppen.

Da es nicht wie zur Zeit der Republik eine Wehrpflicht gab, sondern die Rekrutierung der Soldaten auf Freiwilligkeit und Tauglichkeit - also einer „Auslese“, so die lateinische Bedeutung von „Legion“ - basierte, stellten in der Kaiserzeit vor allem Provinzen wie Spanien, Gallien und Kleinasien die Mannschaften.[2] Stadtromer waren in den unteren Dienstgraden in der Minderheit und meist arme capite censi, also „nach dem Kopf gezahlte“ Burger, da es bei ihnen keinen anderen Besitz zu zahlen gab, und der Militardienst folglich eine attraktive Option fur eine finanziell abgesicherte Zukunft offerierte. Neben Unterkunft und Verpflegung erhielten die Legionare regelmabig Sold- und diverse Sonderzahlungen, etwa durch Beutegut nach einer Schlacht oder bei dem Amtsantritt eines neuen Kaisers, der sich so seine Heeresklientel sicherte.[3]

Auch eine uniforme Ausrustung wurde fur die Soldaten bereitgestellt. Dabei zeigt sich das Geschick der Romer, die Diskrepanz zwischen Qualitat und Quantitat aufzuheben: Obwohl sie als eine der ersten in der Geschichte in einer ressourcenintensiven Massenproduktion generiert wurde, war die genormte Ausrustung der Legionare von einer ausgezeichneten Verarbeitung und taktischen Uberlegungen gekennzeichnet.[4]Die Schienenpanzerung zum Beispiel war eine rein romische Erfindung, die leichter und billiger zu produzieren war als die sonst verwendeten Ketten- und Schuppenhemden und dennoch eine hohere Schutzwirkung bot. In Korrelation mit einem mannshohen Schild und einem Kurzschwert war die Ausrustung eines Legionars vollstandig auf seinen Einsatz als schwerbewaffneter Infanterist zugeschnitten, der in dichter Kampfformation den direkten Nahkampf fuhrte.[5]

Es ist allerdings zu beachten, dass auch die eigentlich uniforme Ausrustung der Legionare bedingt durch regionale Unterschiede verandert wurde: Topographie, Feinde und deren Kampfweise fuhrten zu einer Anpassung der Ausrustung und der Einsatztaktiken. Dadurch finden sich besonders in der Kaiserzeit, als Einheiten lange Zeit am selben Ort stationiert waren, Differenzierungen in der militarischen Praxis der Romer.[6]

In seiner militarischen Ausbildung erarbeitete sich der Soldat durch intensive Individualubungen beim Waffendrill oder auch Schanzarbeiten eine physische Uberlegenheit uber seine Gegner, wahrend durch das Absolvieren von Kollektivubungseinheiten wie dem Exerzieren und den Manoverubungen die Selbstsicherheit und das Vertrauen in die Kameraden und Offiziere gestarkt wurde.[7]

Auch das Marschieren gehorte zur Ausbildung, und da es in Feldzugen oft entscheidend war, lange Strecken in kurzer Marschzeit zurucklegen zu konnen, wurden die romischen Legionare so lange auf Ubungsmarschen vorbereitet, bis sie taglich an die dreiBig Kilometer bei voller Ausrustung bewaltigen konnten. Die komplette Ausrustung wog dabei circa funfzig Kilogramm und umfasste neben der Rustung und den Waffen unter anderem auch das Kochgeschirr und den Proviant fur mehrere Tage. Indem die Soldaten ihre Ausrustung selber trugen, konnte der langsame und unsichere Begleittross pragnant reduziert und die Marschgeschwindigkeit der Legion gesteigert werden.[8]

Nachdem die Soldaten alle Manover unzahlige Male geubt hatten, konnten sie diese in jeder Extremsituation ausfuhren, weil sie genau wussten, was sie zu tun hatten. Gut ausgebildete und daher sehr disziplinierte Soldaten gehorchten pradiktiv ohne Aufbegehren einem Befehl, der von ihnen verlangte, sich dem Feind auszusetzen, weil sie wussten, dass sie trotz einiger Verluste einen Sieg davontragen wurden.[9]

Um die Leistungsbereitschaft der Soldaten zu erhalten, stand ein ausgepragtes Sanktionierungssystem zur Verfugung. Der Strafenkatalog des romischen Heeres zur Reglementierung der Ordnung und Disziplin war dabei aufgrund seiner strengen Direktiven beruchtigt: Die meisten VerstoBe gegen bestehende Verordnungen wurden je nach der Schwere des Vergehens mit zusatzlichem Arbeitsdienst, geringeren Essensrationen, monetaren Strafen, Prugelstrafe, Degradierung oder unehrenhafter Entlassung aus der Armee bestraft. Bei einer Pflichtverletzung wahrend des Wachdienstes, schwerer Insubordination,Meuterei, Fahnenflucht oder Homosexualitat wurde die Todesstrafe verhangt.[10]

Um die Leistungsbereitschaft der Soldaten nicht nur zu erhalten, sondern noch zu verbessern gab es auch eine Reihe positiver motivationssteigender DisziplinarmaBnahmen. Diese erlaubten die Honorierung von Armee- angehorigen, die sich durch Leistungen verdient gemacht hatten, welche objektiv uber das zu Erwartende hinausgingen oder durch personlichen Einsatz im Sinne des Militars gekennzeichnet waren. Dies implizierte sowohl praktische Belohnungen, wie lukrative Beforderungen, Solderhohungen, Extrarationen oder einmaligen Pramienzahlungen, als auch prestigetrachtige Auszeichnungen mit rein symbolisch-reprasentativem Charakter, entsprechend den heutigen Orden.[11]

Durch Beforderungen konnte ein qualifizierter Legionar bis zum Rang eines Zenturionen aufsteigen, dem hochsten Offiziersgrad, der von Nicht-Adligen erreicht werden konnte. Diese Berufsmilitars verfugten durch die Akkumulation von Rang, Erfahrung, Fahigkeiten und Autoritat uber das notwendige Instrumentarium, um die Masse der Legionare effizient zu kontrollieren. In der Hierarchie des Offizierscorps waren ihnen nur noch der Legionskommandeur und die ihm zugeteilten Tribunen ubergeordnet.[12]

Diese obersten administrativen Fuhrungspositionen waren ausschlieBlich privilegierten Mitgliedern des Senatoren- und Ritterstandes vorbehalten, fur die der Kriegsdienst nur eine - wenn auch aus romischer Sicht unerlassliche - Sprosse der Karriereleiter darstellte. Die Befehlsstruktur der Legionen entsprach also der sozialen Rangordnung - mit steigendem gesellschaftlichem Status stieg ebenfalls die Kompetenz, Truppen zu fuhren, da die Qualifikation der adligen Kommandeure sich im Wesentlichen aus ihrer Herkunft, nicht aber aus irgendwelchen fachlichen Vorzuge herleitete.[13]

Um das auszugleichen, mussten die Aristokraten im Zuge ihrer privaten Ausbildung also zumindest ein rudimentares militarisches Grundverstandnis sowie taktische und strategische Verhaltensmuster vermittelt bekommen haben. Neben der unmittelbaren Beobachtung und Begleitung des aktiven militarischen Geschehens blieb dazu nur das theoretische Wissen aus der Literatur.[14]

Des Weiteren ist davon auszugehen, dass die Zenturionen durch ihre partizipierende Beraterfunktion an den Stabssitzungen bei der Befehlsgebung mindestens konstruktiv mitgewirkt haben.

3. Starken der Organisation

Im 2. Jahrhundert n. Chr. waren etwa dreiBig Legionen aktiv, die mit ihren begleitenden Hilfstruppen eine Gesamtstarke von circa 300.000 Mann erreichten.[15] In ihrer Struktur klassifizierte sich eine aus rund 5.000 Soldaten bestehende Legion primar nach zehn Kohorten. Diese bildeten einen selbst- standigen und ausreichend groBen militarischen Verband, dessen gesamte Kraft auf einmal in der Kohorte gebundelt werden konnte oder in kleine StoBtrupps in Form von Zenturien untergliedert werden konnte, jede um die achtzig Mann stark und damit die grundlegende Kampfeinheit einer Legion.[16]

Jede Zenturie wurde von einem Zenturio angefuhrt und hatte ihr eigenes Feldzeichen, das nicht nur zur Orientierung diente, sondern durch verschiedene Stellungen in Kombination mit akustischen Signalen die Befehle der Offiziere an die Soldaten weitergab und so zur Koordination der Manner diente.[17]

Sollte eine Legion an einen anderen Standort verlegt werden, war es bei der Ausdehnung des Imperiums oft notig und sinnvoll auf die Flotte als Transportmittel zuruckzugreifen. Die romische Marine hatte ihre Hauptrolle im Truppentransport und in der logistischen Versorgung der landgestutzten Operationen mit Verstarkungstruppen und Nachschubgutern - das Schlagen vonSeeschlachten war zuletzt in den punischen Kriegen ein Auftrag gewesen, und selbst dort übertrugen die Römer mit Erfolg die Überlegenheit ihrer Infanterie auf maritime Unternehmungen: Dazu installierten sie eine acht Meter lange Zugbrücke mit einem eisernen Sporn auf ihren Schiffen.

[...]


[1] vgl. Jaques, Franqois und Scheid, John: Rom und das Reich - Staatsrecht, Religion, Heerwesen, Verwaltung, Gesellschaft, Wirtschaft, Hamburg 2008, S. 325.

[2]vgl. Bohec, Yann Le: Die Romische Armee, Hamburg 2009, S. 87f.

[3]vgl. Bohec: Armee, S. 96.

[4] vgl. Gilliver, Kate: Auf dem Weg zum Imperium - Die Geschichte der Romischen Armee, Hamburg 2007, S. 24.

[5] vgl. Junkelmann, Marcus: Die Legionen des Augustus - Der romische Soldat im archaologischen Experiment, Mainz 2003, S. 161ff.

[6]vgl. Gilliver: Imperium, S. 196.

[7]vgl. Bohec: Armee, S. 121f.

[8]vgl. Gilliver: Imperium, S. 58.

[9]vgl. Bohec: Armee, S. 118.

[10] vgl. Bohec: Armee, S. 66.

[11] vgl. Bohec: Armee, S. 66f.

[12] vgl. Bohec: Armee, S. 40ff.

[13] vgl. Bohec: Armee, S. 48.

[14] vgl. Vegetius, Epitoma rei militaris III, 1.

[15] vgl. Bohec: Armee, S. 35.

[16] vgl. Junkelmann: Legionen, S. 92f.

[17] vgl. Bohec: Armee, S. 53f.

Fin de l'extrait de 19 pages

Résumé des informations

Titre
Die römischen Legionen der Kaiserzeit
Université
LMU Munich
Note
1,43
Auteur
Année
2013
Pages
19
N° de catalogue
V232839
ISBN (ebook)
9783656498360
ISBN (Livre)
9783656500100
Taille d'un fichier
449 KB
Langue
allemand
Mots clés
Legionen, Antike, Rom, Militär, Kaiser, 2. Jahrhundert, römisch, Altertum, Armee, Legionär, Soldat, Offizier, Zenturio
Citation du texte
Kevin Spitz (Auteur), 2013, Die römischen Legionen der Kaiserzeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/232839

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