De cicerone proconsule ciliciae. Ciceros Statthalterschaft in Kilikien


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2003

15 Pages, Note: sehr gut


Extrait


Inhaltsverzeichnis:

I. Einleitung

II. Ciceros Statthalterschaft in Kilikien
1.0 Die politischen Konstellationen der Jahre 52/51 und die Lex pompeia de provinciis
2.0 Chronologie der prokonsularischen Tätigkeit 51/
2.1 Die Reise in die Provinz
2.2 Situation der Provinz bei Ankunft Ciceros
2.3 Militärische Aktivitäten bis Herbst 51
2.4 Der Triumph
2.5 Das Provinzialedikt – Die Gesetzgebung und Verwaltung betreffenden Festlegungen bis Sommer 50
2.6 Die Heimreise nach Rom
3.0 Ciceros Grundsätze in der Provinzpolitik und deren Verwirklichung

III. Zusammenfassung

IV. Quellen- und Literaturverzeichnis
1.0 Quellen
2.0 Sekundär Literatur

V. Anlage

I. Einleitung

Im Mittelpunkt der folgenden Arbeit steht der römische Politiker, Redner und Philosoph Marcus Tullius Cicero. Er erblickte am 3. Januar 106 v. Chr. in Arpium das Licht der Welt. Es gelang ihm, dank seiner rhetorischen Begabung und seines Ehrgeizes, in der Politik Karriere zu machen und durch die Wahl in verschiedene Magistraturen, in die Senatorenriege aufzusteigen. Den Höhepunkt seiner politischen Laufbahn markiert das Konsulat im Jahr 63. Unter dem Druck der sich verändernden politischen Verhältnisse war er 58 gezwungen, ins Exil zu gehen, aus dem er, vor allem dank der Hilfe Milos, bereits 57 nach Rom zurückkehren konnte. In der Zeit danach entstanden seine Hauptwerke De oratore und De re publica. Im Jahr 51 wurde Cicero als Statthalter nach Kilikien geschickt.

Dieser Zeitraum der Statthalterschaft, d.h. vom Zeitpunkt der Abreise am 1. Mai 51, bis zur Rückkehr am 4. Januar 49, soll in der nun folgenden Arbeit unter verschiedenen Gesichts -punkten betrachtet werden. Vorangestellt ist dem eine kurze Einordnung in den historischen Kontext dieser Zeit, verbunden mit der Vorgeschichte der Statthalterschaft Ciceros. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht neben einer umfassenden Chronologie der Ereignisse, die Frage, inwiefern sich Cicero tatsächlich an die von ihm entworfenen Grundsätze der Provinzpolitik hält und wie er diese realisiert.

Trotz der Tatsache, dass Ciceros prokonsularische Tätigkeit nur ein Jahr währte, sind aus dieser Zeit erstaunlich viele Briefe erhalten: zweieinhalb Bücher an Atticus, ferner eine umfangreiche Korrespondenz mit seinem jungen Freund und Ziehsohn Caelius, sowie das ganze 3. Buch der Sammlung Ad familiares, mit Briefen an seinen Amtsvorgänger Appius Claudius Pulcher und mit Briefen an den Senat und an Cato. Entscheidend für die Beant- wortung der Fragestellung ist außerdem die Korrespondenz mit seinem Bruder Quintus, in welcher er seine Vorstellungen von einer erfolgreichen Provinzpolitik und damit gleichsam deren Grundsätze formuliert.

In diesem Zusammenhang stehen eine Reihe von Kommentaren und Biographien, darunter insbesondere die Cicero-Biographien von Manfred Fuhrmann, Matthias Gelzer und Wilhelm K. Drumann, sowie der Textkommentar von Otto Eduard Schmidt (komplette Auflistung im Literaturverzeichnis ). Sämtliche zitierte Textstellen aus den Originaltexten, mit Ausnahme der Briefsammlung ad Q. Fratem und den Plutarch-Zitaten, stammen aus der Übersetzung von K. L. F. Mezger, Stuttgart, 1862.

II. Ciceros Statthalterschaft in Kilikien

1. Die politischen Konstellationen der Jahre 52/51 und die Lex pompeia de provinciis

Mit den Worten: „Me status hic rei publicae non delectat“1, die Cicero 56 an seinen Freund P. C. Lenthulus Spinther schrieb, offenbart sich seine Einstellung zur damaligen politischen Situation. Diese Worte sind jedoch gleichsam charakteristisch für einen ganzen Lebens -abschnitt – angefangen von Ciceros Rückkehr aus dem Exil 57 bis hin zum Ausbruch des Bürgerkrieges 49 – eine Zeit, die geprägt ist vom Bündnis der Dreimänner – dem Triumvirat des Pompeius, Caesar und Crassus – und einem von Obstruktion und Intrigen gelähmten Senat. Die politische Kraft des römischen Reiches lag bei jenem Triumvirat, und Cicero, wissend um seine politische Ohnmacht angesichts solcher Verhältnisse, vollzieht bereits im Frühjahr 56 einen Stellungswechsel und ordnet sich den Belangen der Machthaber unter. Man vernimmt von ihm keinen Widerspruch, als im Senat über die Durchsetzung der Befehls -halterstellen für Pompeius und Crassus und der Verlängerung von Caesars gallischem Kommando disputiert wird. Allerdings waren für ihn die Ohnmacht als auch seine Dienste für die Dreimänner ständige Quelle des Verdrusses.2 „Privata modo et domestica nos delectant“3, schreibt Cicero angesichts der tristen politischen Verhältnisse im Herbst 54 an Atticus.4 In der Zurückgezogenheit seiner Landgüter entstehen in der zweiten Hälfte der 50er Jahre seine großen sprachphilosophischen und staatstheoretischen Werke: „De oratore“ und „De re publica“. Die Rückkehr in die aktive politische Arbeit im Jahre 52 kommt einem Bruch gleich: Nachdem bereits im Jahr 53 Pompeius, in seinem Streben nach einer Diktatur, dafür gesorgt hatte, dass bis Juli keine ordentlichen Beamten gewählt wurden und die damit einher - gehende Anarchie als Druckmittel nutzte um den Senat für seine Zwecke zu erpressen, bewarb sich Milo für das Konsulat des Jahres 52. Milo, der entschlossen war, Ordnungspolitik im Sinne des Senats zu betreiben, wurde von Clodius befehdet und von Pompeius abgelehnt; seine Aussichten waren gering.5 Am 18. Januar kam es zu einem Scharmützel zwischen Clodius und Milo, wobei Clodius den Tod fand. Die Folge waren Aufstände und Ausschreitungen von Clodius` Knüppelbanden. Um die Situation in den Griff zu bekommen, erhält Pompeius vom Senat die Vollmacht, Truppen auszuheben. In Form einer notdürftig verschleierten Diktatur wird Pompeius Konsul sine collega. Mit dieser Sondervollmacht ausgestattet, greift Pompeius energisch durch und erhebt Anklage gegen Milo. Hier nun tritt Cicero gegen Pompeius auf, und zwar als Verteidiger Milos. Der Grund für Ciceros Bereit –schaft, die Verteidigung für Milo zu übernehmen, liegt darin begründet, da Milo sich seinerzeit sehr für die Rückberufung Ciceros aus dem Exil eingesetzt hatte. Wenngleich es ihm nicht gelang, den Prozess im Sinne seines Klienten zu entscheiden, so ist dies dennoch ein zaghaftes Aufbegehren gegen das Triumvirat, welches bereits erste Risse zeigte. Immer deutlicher offenbarte sich, dass Pompeius auf eine Aussöhnung mit dem Senat und mit der Optimatenpartei zusteuerte, mit dem Ziel einer gemeinsamen Frontstellung gegen Caesar. Caesars Ziel war jedoch die Sicherung und Behauptung seiner polit. Existenz. Dieses allgemeine Streben war identisch mit der konkreten Frage nach dem Endtermin von Caesars Prokonsulat in Gallien.6 Es gab in der Bevölkerung die weitverbreitete Bangigkeit, dass man in einen neuen Bürgerkrieg hineintreibe.7 Im Jahre 52 gelang es Pompeius, ein Gesetz über die Provinzen durchzusetzen – die Lex Pompeia de provinciis.

Darin wird festgelegt, dass niemand nach den ersten fünf Jahren nach der Prätur oder dem Konsulat eine Provinzhalterschaft übernehmen durfte. Von daher hatte der Senat für die Besetzung der Stellen die Magistrate früherer Jahre heranzuziehen d.h., dass die gewesenen Konsuln und Prätoren der letzten zehn Jahre, welche auf die ihnen zufallenden Provinzen verzichtet hatten, die Prokonsulate nun mehr übernehmen sollten. Der eigentliche Hintergrund für diese Lex war der immer mehr zutage tretende Rangstreit zwischen Pompeius und Caesar. Pompeius wollte verhindern, dass Caesar nach einem zweiten Konsulat nicht sofort wieder in die Provinz gehen konnte und ihm damit die Befehlsgewalt über seine Truppen entzogen war.8 Cicero war in der Situation, nach seinem Konsulat kein prokonsularisches Amt ergriffen zu haben, und musste daher mit Bibulus um die Provinzen Kilikien und Syrien losen; Cicero fiel die Provinz Kilikien zu.9 Durch Senatsbeschluss und der Lex de imperio war die Amtsdauer auf genau ein Jahr festgelegt. Cicero empfand die ihm auferlegte Statthalterschaft von Anfang an als drückende Pflicht, und er war von Anfang an um nichts so ängstlich besorgt wie darum, dass es bei dem einen Jahr bleiben möge, das der Senat ihm zudiktiert hatte.10 Von daher ist er immer bemüht, seine Freunde in Rom zu bitten, alles in ihrer Macht stehende zu tun, dass sein Proconsulat nicht verlängert werde. So in einem Brief an Atticus: „Umso mehr mußt du darauf sehen, daß nichts Neues über mich in Betreff einer Verlängerung des Proconsulats verfügt werde, damit dieses schmerzliche Gefühl unserer Trennung nicht länger als ein Jahr währe.“ 11

2 Chronologie der prokonsularischen Tätigkeit

2.1 Die Reise in die Provinz

Cicero verlässt Rom am 1. Mai 51. Nachdem er sich in seinem Tusculanum von Atticus verabschiedet hatte, besuchte er sein Landgut in Arpium um seinen Bruder Quintus zu treffen. Jener stand ihm während der gesamten Zeit des Prokonsulats zur Seite und leistete vor allem als Berater in militärischen Fragen Hilfe. Quintus Tullius Cicero war mehrere Jahre in militärischer Funktion unter dem Befehl Caesars in Gallien tätig gewesen. Cicero traf am 3. Mai in Arpium ein. Am 4. Mai frühstückte er mit Quintus auf dessen Arcanum, nächtigte in Aquinum und erreichte am 5. Mai Minturnae. Am 7. Mai legte er einen Zwischenstop auf seinem Cumanum ein und traf sich u.a. mit Hortensius und Caelius. In den darauffolgenden Tagen erreichte er Benevent (11. Mai), Venusia (14. Mai) und am 18. Mai Tarent, wo er, wie erwartet, mit Pompeius zusammentraf und drei Tage auf dessen Landgut verblieb. Am 22. Mai erreichte er Brundisium wo er wegen Krankheit und vergeblichem Warten auf den Legaten C. Pomptinus bis zum 10. Juni verweilte.12 Von dort setzte Cicero nach Griechenland über und landete am 14.Juni in Aktium. Am 25. Juni traf er in Athen ein, das er erst am 6. Juli wieder verließ. In Athen führte er Gespräche mit verschiedenen Philosophen und traf einen Teil seines Gefolges, die Legaten C. Pomptinus und M. Anneius. Von den Legaten fehlte nur noch L. Tullius. Über Kreos, Gyaros, Delos und Samos gelangte er am 22. Juli nach Ephesos. Dort begegnete Cicero u. a. dem Proprätor von Asia, Q. Minucius Thermus, und wurde von dem aus Mytilene herbeigeeilten Peripatetiker Kratippos begrüßt. Am 26. Juli verließ er Ephesos und erreichte am 27. Tralles und am 31. Laodikeia (Phrygien), die erste Stadt seiner Provinz.13

[...]


1 Fam. 1,7. „An diesem politischen Zustand habe ich keine Freude.“

2 Vgl. Fuhrmann S.156

3 Att. 4,6. „Nur mein Privatleben macht mir noch Freude.“

4 Vgl. Fuhrmann S. 165

5 Vgl. Fuhrmann S. 170

6 Vgl. Christ S.353

7 Vgl. Gelzer S. 225

8 Vgl. Drumann S.94

9 Vgl. Mezger S. 7

10 Vgl. Fuhrmann S.174

11 Att. 5,1.

12 Att. 5,6; 5,8.

13 Vgl. Gelzer S. 227

Fin de l'extrait de 15 pages

Résumé des informations

Titre
De cicerone proconsule ciliciae. Ciceros Statthalterschaft in Kilikien
Université
Dresden Technical University  (Alte Geschichte)
Cours
Proseminar Alte Geschichte: Ciceros Politik nach Caesars Ermordung
Note
sehr gut
Auteur
Année
2003
Pages
15
N° de catalogue
V25803
ISBN (ebook)
9783638283267
Taille d'un fichier
559 KB
Langue
allemand
Annotations
Dichter Text - einzeiliger Zeilenabstand.
Mots clés
Ciceros, Statthalterschaft, Kilikien, Proseminar, Alte, Geschichte, Ciceros, Politik, Caesars, Ermordung
Citation du texte
Philipp Maurer (Auteur), 2003, De cicerone proconsule ciliciae. Ciceros Statthalterschaft in Kilikien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25803

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