Betrachtet man die syntaktische Ebene des Deutschen näher, so fällt einem auf, dass nicht
jeder deutsche Satz nach dem gleichen Prinzip aufgebaut wird, sondern von seiner
Konzeption her betrachtet durchaus different gebildet werden kann. So können in der
deutschen Sprache verschiedene „Wörter“ innerhalb eines „Satzes“ durchaus an
unterschiedliche Positionen gesetzt werden, ohne immer die Bedeutung des Satzes zu
verändern. Jedoch ist diese Umstellung der einzelnen „Wörter“; in wie weit man diese
syntaktischen Bausteine als Wörter bezeichnen kann werde ich später noch weitergehend
erläutern, einigen Regelungen unterworfen und daher nicht völlig beliebig. Dass es solche
Regelungen im Deutschen geben muss, welche die Wortstellungen deklarieren, lässt sich
anhand eines einfachen Beispiels bildhaft veranschaulichen.
(i) Der Junge liest ein Buch.
(ii) Liest der Junge ein Buch?
(iii) Ein Buch liest der Junge.
(iv) *Buch ein der Junge liest.
Betrachtet man sich nun diese 4 Sätze ein wenig näher, so bemerkt man schnell, dass die
vierte Möglichkeit der „Wortumstellungen“ völlig ungrammatikalisch und daher auch relativ
sinnlos bezüglich der semantischen Bedeutung dieses Satzes ist. Die ersten 3 Umformungen
dieses Satzes jedoch verändern nicht direkt dessen Bedeutung und sind zu dem
grammatikalisch richtig. Anhand dieses kleinen Beispiels wird deutlich, dass innerhalb der
deutschen Sprache, wie zu Beginn dieser Arbeit beschrieben, nicht alle Wörter beliebig
vertauscht werden können. Es hat den Anschein, als könnte man im Deutschen nur ganze
„Satzstücke“, die so genannten „Syntaktischen Einheiten“ innerhalb eines Satzes verschieben
und diesen unterschiedliche Positionen zuweisen. So stellen in unserem Beispiel hier
[Der Junge] [liest] [ein Buch] drei unterschiedliche Konstituenten dar, welche den Satz
bilden. Diese Konstituenten können nur als syntaktische Einheit behandelt werden und auch
nur als Einheit verschoben werden, ohne die Grammatikalität eines Satzes zu verändern.
Betrachten wir nun die Konstituente [liest] ein wenig genauer innerhalb unseres Beispieles, so
müssen wir feststellen, dass sie durch das Umstellen des Satzes eigentlich nur 3
unterschiedliche Positionen innerhalb eines grammatikalisch richtigen Satzes einnehmen
kann. [...]
Inhaltsverzeichnis
- (I) Topologische Felder
- Vorfeld
- Linke Satzklammer
- Mittelfeld
- Rechte Satzklammer
- Nachfeld
- (II) CP-IP Schema
- (III) DP-Hypothese
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Syntax des Deutschen, insbesondere mit der Untersuchung der Wortstellung und der Klammerstruktur von Sätzen.
- Topologische Felder und ihre Funktion in der deutschen Syntax
- Die Stellung des finiten Verbs in V1-, V2- und VL-Sätzen
- Die Rolle des Komplimentierers und der Satzklammern
- Die Besetzung der verschiedenen Felder mit Konstituenten
- Die lineare Abfolge von Konstituenten im Mittelfeld
Zusammenfassung der Kapitel
(I) Topologische Felder
Dieses Kapitel behandelt die Grundprinzipien der topologischen Felder in der deutschen Syntax. Es wird erläutert, dass die Position des finiten Verbs die Struktur eines Satzes bestimmt und die Sätze in verschiedene Felder unterteilt. Die Felder werden definiert und ihre Besetzungsmöglichkeiten mit Konstituenten werden beschrieben. Es werden Beispiele zur Veranschaulichung der verschiedenen Satztypen (V1, V2, VL) und ihrer Felderbelegung vorgestellt.
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- Andreas Ruppert (Autor), 2004, Syntax des Deutschen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/25808