Konfliktbeilegung im Mittelalter am Beispiel Heinrichs II.


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2003

14 Pages, Note: 2,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

0. Einleitung

1. Herzog Hermann von Schwaben und sein Konflikt mit Heinrich II

2. Konfliktbewältigung zwischen Königtum und Adel im Mittelalter
2.1. Fehde und Fehdewesen – Begriffsbestimmungen
2.2. Konfliktbeilegung zwischen Adel und Königtum im frühen Mittelalter

3. Schlussbemerkungen

4. Quellenverzeichnis

5. Literaturverzeichnis

0. Einleitung

Am 23. Januar 1002 n. Chr. starb in Paterno / Italien der Kaiser des Deutschen Reiches Otto III. im Alter von 22 Jahren an Malaria. Sein Tod stellte die deutschen Fürsten vor ein großes Problem. Es musste eine Königswahl abgehalten werden, die, da sie überraschend kam, durch keine Vorentscheidungen beeinflusst war. Diese Situation war neu und die Fürsten benötigten einige Zeit um sich darauf einzustellen und Forderungen nach der Königskrone zu erheben.

Am schnellsten reagierte auf den Tod des Kaisers Herzog Heinrich von Bayern. Als direkter Nachfahre von König Heinrich I. und nächstem männlichen Verwandten von Kaiser Otto III. wollte er der zukünftige König werden. Aber auch andere Fürsten des Reiches kandidierten um den Thron. Die wichtigsten waren Ekkehard von Meißen, ein sächsischer Markgraf, und Hermann II., der Herzog von Schwaben.

Während Ekkehard von Meißen schon vor der Königswahl einem Attentat von Adligen in Northeim zum Opfer fiel, widersetzte sich Hermann von Schwaben noch bis zum Herbst 1002 dem am 07. Juni 1002 in Mainz gewählten neuen König Heinrich II. .

Die Zeit vor den Wahlen und danach bis 1018 wird vom damaligen Zeitgenossen Thietmar von Merseburg in seiner Chronik über die Herrschaftszeit von Heinrich II. dargestellt.

Thietmar von Merseburg wurde 975 in Merseburg geboren und starb 1018 in seiner Geburtsstadt. Er entstammte der Familie der Grafen von Walbeck und war verwandt mit den Stader Grafen, den Billungern und den Ekkehardingern. Thietmar war für die geistliche Laufbahn vorgesehen und erhielt seine Erziehung und seinen Unterricht im Ottonischen Familienstift Quedlinburg sowie im Magdeburger Domstift.

1009 wurde Thietmar auf den Merseburger Bischofssitz berufen. Sein Wirken als Bischof war bestimmt von den Problemen der Wiederherstellung des Bistums Merseburg.[1]

Thietmar von Merseburg begann seine zeitgenössische Chronik bereits Ende 1012. Am Ende des Jahres 1013 waren die ersten 3 Bücher niedergeschrieben. Bis zu seinem Tod 1018 schrieb er noch 5 weitere Bücher, wobei das letzte unvollendet abbricht. Äußerlich ist die Chronik in 8 Bücher gegliedert von denen die ersten 4 jeweils die Regierungszeit eines Königs, angefangen mit Heinrich I. bis Otto III., beinhalten. Die Bücher V - VII befassen sich mit der Zeit Heinrichs II. von 1002 bis zum Tod Thietmars.[2]

Ursprünglich wurde die Chronik für seine Nachfolger im Bischofsamt geschrieben und beinhaltet eine detaillierte Geschichte der Einrichtung, Aufhebung und Wiedereinrichtung des Bistums Merseburg. Sie ist aber auch für die Zeit

Heinrichs II. die Hauptquelle, da sie sehr zeitnah geschrieben wurde und fast minutiös die Geschehnisse der Regierungszeit Heinrichs II. darstellt. Obwohl eine deutliche Nähe zur Politik des Königs vorhanden war und Thietmar viele Personen hoch schätzte, ist die Chronik keine parteiische Darstellung, da er oft scharfe und abfällige Beurteilungen über diese Personen abgibt. Trotz der Bedeutung für die Regierungszeit des letzten Ottonenherrschers hat die Chronik keine weite Verbreitung, ausgenommen im sächsischen Raum, erfahren. Erst im 16. Jahrhundert wurde sie wissenschaftlich ausgewertet und der Forschung zugänglich gemacht.[3]

In meiner Interpretation möchte ich nun näher auf die Auseinandersetzungen zwischen dem Adel und dem Königtum im frühen Mittelalter eingehen und vor allem den Konflikt vor, während und nach der Königswahl 1002 zwischen Herzog Hermann II. von Schwaben und Herzog Heinrich IV. von Bayern, dem späteren König und Kaiser Heinrich II. , eingehen. Ich werde am Beispiel dieser Gegenspieler untersuchen, inwieweit der zwischen diesen beiden Personen bestehende Konflikt zu den Lösungsmechanismen passt, die Gerd Althoff in seinem Buch „Spielregeln der Politik im Mittelalter. Kommunikation in Frieden und Fehde“ für das frühe Mittelalter aufzeigt. Als Quellen nutze ich die Chronik Thietmars von Merseburg und die Urkunde DH II. 34 , die Heinrich II. Anfang 1003 auf dem Hoftag zu Diedenhofen ausstellte. Diese Urkunde markiert den Schlusspunkt unter den Konflikt der beiden Thronbewerber.

1. Herzog Hermann von Schwaben und sein Konflikt mit Heinrich II.

Nach dem plötzlichen Tod des Kaisers Otto III. am 24. Januar 1002 in Paterno konnte wegen aufflackernder Aufstände gegen das deutsche Kaisertum sein Leichnam nicht wie der seines Vaters Otto II. in Italien beigesetzt werden und wurde deshalb nach Aachen unter Leitung von Erzbischof Heribert von Köln überführt. In Polling, einer kleinen Grenzstadt zu Bayern, trafen sie auf den bayrischen Herzog Heinrich, der sich die auf dem Leichenzug mitgeführten Reichsinsignien aushändigen ließ, da sein unbedingter Wille zur Thronfolge bestand. Die bereits vorausgeschickte „Heilige Lanze“ erlangte er durch Geiselnahme und Erpressung vom Erzbischof von Köln.

In Aachen wurde der Leichnam unter Anteilnahme der „Großen“ des Reiches bestattet.

Die Mehrzahl der Anwesenden bei diesem Begräbnis beschäftigte sich schon mit der Frage, wer Nachfolger im Königsamt werden sollte. Viele Fürsten unterstützten Herzog Hermann von Schwaben.[4] Zwar bestand wahrscheinlich keine enge Verwandtschaft zum liudolfingischen Haus des Kaisers, aber das war auch bei den anderen Thronbewerbern, ausgenommen des bayrischen Herzogs, nicht unbedingt der Fall. Weitere Bewerber neben Heinrich von Bayern und Hermann von Schwaben waren Herzog Otto von Kärnten, der sächsische Markgraf Ekkehard von Meißen und der sächsische Graf Brun.

Von diesen Bewerbern um die Königswürde blieben aber am Ende, wie schon geschildert, nur Hermann von Schwaben und der Herzog von Bayern übrig.

Um sein Ziel König zu werden zu verwirklichen, ergriff Herzog Heinrich die Initiative. Anfang Juni 1002 erreichte er in Begleitung von Adligen aus Bayern und Ostfranken die Stadt Worms um dort über den Rhein zu setzen und in Mainz von Erzbischof Willigis die Königsweihe zu empfangen. Dies wollte sein Kontrahent Hermann von Schwaben unbedingt verhindern und verstellte dem Zug den Weg über den Rhein, wobei ihm ein Hochwasser nutzte. Heinrich von Bayern griff zu einer List um doch noch nach Mainz zu gelangen. Er ging scheinbar wieder zurück nach Bayern und zeigte sich geschlagen. In Wirklichkeit drehte er in Lorsch, zog dann schnell auf Mainz zu und setzte hier über den Rhein. Nun stand einer Krönung des Herzogs von Bayern zum König nichts mehr im Wege. Diese wurde am 06. Juni 1002 in Mainz vollzogen. Der Herzog von Bayern nannte sich von nun an König Heinrich II. Doch seine Herrschaft war noch lange nicht gesichert. Neben Herzog Hermann von Schwaben, der den Erfolg seines Konkurrenten nicht anerkannte, musste er auch die Herrscher der anderen Herzogtümer überzeugen, diese Wahl zu akzeptieren.[5]

[...]


[1] Hilsch, P.: Thietmar von Merseburg, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 8, Sp. 694 – 695.

[2] Thietmar von Merseburg: Chronik, neu übertragen und erläutert von W. Trillmich (Hrsg.), in:

FSGA, 9, Darmstadt 1962, S. XXIV.

[3] Thietmar von Merseburg: Chronik, neu übertragen und erläutert von W. Trillmich (Hrsg.), in:

FSGA, 9, Darmstadt 1962, S. XXIII – XXVIII.

[4] Thietmar von Merseburg: Chronik, IV, 54, S. 171.

[5] Schneidmüller, B.: Neues über einen alten Kaiser?, in: Bericht des Historischen Vereins Bamberg

133 (1997), S. 25 – 26.

Fin de l'extrait de 14 pages

Résumé des informations

Titre
Konfliktbeilegung im Mittelalter am Beispiel Heinrichs II.
Université
University of Kassel  (FB Geschichte)
Note
2,7
Auteur
Année
2003
Pages
14
N° de catalogue
V26230
ISBN (ebook)
9783638286350
Taille d'un fichier
441 KB
Langue
allemand
Mots clés
Konfliktbeilegung, Mittelalter, Beispiel, Heinrichs
Citation du texte
Thomas Wittmann (Auteur), 2003, Konfliktbeilegung im Mittelalter am Beispiel Heinrichs II., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26230

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