Nachwuchsleistungssport und seine Opfer

Die Drop-Out-Problematik junger Spitzensportler


Dossier / Travail de Séminaire, 2011

23 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Vorwort
1.2 Fragestellung

2 Lebenswelt Leistungssport
2.1 Umfeld
2.2 Fördermöglichkeiten
2.2.1 Stiftung Deutsche Sporthilfe
2.2.2 Olympiastützpunkte
2.2.3 Nachwuchsleistungskonzept 2012 des DOSB
2.3 Resultierende Probleme

3 Karriereende

4 Dropout
4.1 Drop-Out im Leistungssport - Einführung und Problemstellung
4.2 Gründe für Dropouts
4.3 Folgen von Dropout
4.3.1 Veränderung der Lebensgrundlage
4.3.2 Veränderung der Identitätswahrnehmung
4.3.3 Psychische Veränderung
4.3.4 Emotionale Veränderungen

5 Blick in die Praxis
5.1 Methodik
5.2 Befragte Personen
5.3 Befragte Bereiche
5.4 Interviewergebnisse

6 Bewältigungsstrategien
6.1 Bewältigung und Intervention

7 Lösungsansätze

8 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

1.1 Vorwort

Eine Spitzensportkarriere währt nicht ewig. Die erhoffte aber immer zeitlich limitierte Karriere bricht oft plötzlich und völlig unerwartet zu einem Zeitpunkt ab, in dem vergleichsweise junge Menschen gleichen Lebensalters bereits ihre Existenz vollständig aufgebaut haben. Die darauf folgenden Lebensjahre der ausgeschiedenen Leistungssportler sind durch häufige Berufswechsel und durch erhebliche Schwierigkeiten, den Anschluss im Berufsleben zu finden, gekennzeichnet.

Mit diesen Worten beschreibt Pia-Maria Wippert (2002, 40) das Leiden, welches junge Nachwuchsleistungssportler im Übergang von der Leistungssportkarriere zum „Leben danach“ ereilen kann. Nicht immer muss dieser Übergang mit gravierenden persönlichen und sozialen Problemen behaftet sein. Dennoch treten immer wieder Schwierigkeiten auf, welche in der Literatur mit sportwissenschaftlichen Bezug noch zu wenig Beachtung finden. Welche Probleme im Zusammenhang mit der Beendigung einer leistungssportliche Karriere auftreten und in welchen Umfängen diese sich äußern soll in dieser Arbeit kurz dargestellt werden.

1.2 Fragestellung

Aus der im Vorwort dargestellten Problematik, leitet sich nun die Fragestellung, welche in dieser Arbeit geklärt werden soll, ab.

Welche Probleme bringt ein Ausscheiden aus dem System Leistungssport mit sich und wie kann die Sportpädagogik dazu beitragen, negative Folgen zu minimieren?

2 Lebenswelt Leistungssport

2.1 Umfeld

Um die oben genannte Fragestellung beantworten zu können, muss zunächst geklärt werden was in diesem Zusammenhang unter Leistungssport verstanden wird und in welchem Umfeld sich die entsprechenden Athleten befinden. Unter dem Begriff Leistungssport wird in dieser Arbeit das intensive Ausüben einer sportlichen Tätigkeit, mit dem Ziel in einem Wettkampf hohe bzw. Höchstleistungen zu erzielen, verstanden. Dabei unterscheidet sich der Leistungssport nicht nur allein durch Zielstellung vom Breitensport, sondern vor allem durch den erhöhten zeitlichen Aufwand und die Priorität, die ihm dabei zugewiesen wird. Der erhöhte Zeitaufwand geht damit zumeist mit einer hohen Doppelbelastung für die Athleten einher. In der Regel sind täglich zwei Trainingseinheiten angesetzt. In intensiven Vorbereitungsphasen sogar bis zu drei. Gleichzeitig aber muss noch genügend Zeit für Schule oder Studium sein. In der unten stehenden Tabelle sind exemplarisch Trainingszeiten von Nachwuchsathleten der Sportart Schwimmen dargestellt. Dabei interessieren für diese Arbeit vor allem die Werte des Anschlusstrainings (AST) und des Hochleistungstrainings (HLT). Hieraus wird nochmal deutlich, wie hoch der zeitliche Rahmen in diesem Altersbereich angesetzt ist, wenn man bedenkt, dass nebenher noch eine schulische Ausbildung sowie die ein oder andere Freizeitgestaltung Platz finden müssen. Damit hat der Leistungssport einen entscheidenden Einfluss auf den gesamten Lebensabschnitt des Sportlers.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1Trainingsumfänge

Als nächstes gilt es im Zusammenhang mit der Arbeit zu klären um welche Sportler es genau geht. Dabei ist grob zwischen Athleten mit Kaderstatus und Athleten ohne Kaderstatus zu unterscheiden. Hier soll es nur um die sogenannten Kadersportler gehen. Zwar kann es bei den „Nichtkaderathleten“ auch zu Problemen im Karriereübergang kommen, dies betrifft vor allem die sogenannten „ewigen Zweiten“, die die selben Trainingsumfänge absolvieren wie der Kadersportler aber den Sprung nicht schaffen; für die meisten aber beginnt mit Ende der schulischen Ausbildung ein neuer geregelter Lebensabschnitt ohne Leistungssport.

2.2 Fördermöglichkeiten

Um die oben angesprochenen Athleten auf ihrem leistungssportlichen Weg optimal zu unterstützen und zu fördern, gibt es sowohl regional als auch bundesweit einige Maßnahmen, die auf der einen Seite finanzielle Unterstützung und Vergünstigungen anbieten aber auch eine umfassende medizinische und therapeutische Betreuung zur Verfügung stellen. Auf die Wichtigsten soll im Folgenden eingegangen werden.

2.2.1 Stiftung Deutsche Sporthilfe

Die Stiftung Deutsche Sporthilfe ist eine gemeinnützige Stiftung, die sich auf die Fahne geschrieben hat, Leistungssportler in materieller, ideeller sowie sozialer Hinsicht zu fördern und somit einen Ausgleich zur gesellschaftlichen Inanspruchnahme bei internationalen Meisterschaften nationaler Repräsentation zu schaffen. Dabei arbeitet die Stiftung mit rund 60 involvierten Unternehmen zusammen und fördert damit zum jetzigen Zeitpunkt ca. 3.800 Athleten. Die Förderung orientiert sich dabei an den Leistungskriterien sowie der sozialen Situation der Sportler. Die Grundvoraussetzung ist jedoch die Zugehörigkeit zu einem Bundeskader eines Spitzenverbandes.

2.2.2 Olympiastützpunkte

Ein weiteres sehr wichtiges Fördersystem ist die Betreuung durch die jeweiligen regionalen Olympiastützpunkte. Hierbei geht es vor allem um das Schaffen eines für den Athleten optimalen Umfeldes. Die Hauptaufgaben der Olympiastützpunkte bestehen in der medizinischen und therapeutischen Betreuung, der Trainingsplanung sowie der Laufbahnberatung. Desweiteren stellen die Olympiastützpunkte auch Unterkünfte in Form von Wohneinheiten zur Verfügung. Diese Fördersysteme beruhen ebenfalls auf der Zugehörigkeit zu einem Bundeskader.

2.2.3 Nachwuchsleistungskonzept 2012 des DOSB

Als übergreifendes, bundesweites System kann das Nachwuchsleistungskonzept 2012 angesehen werden. Dieses ist vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) aufgesetzt und umfasst alle Strukturen und Maßnahmen, die langfristig die Erfolgschancen im Spitzensport erhöhen sollen. Ziel dabei ist es, dass für Nachwuchsathleten mit steigendem Leistungs- und Altersniveau auch das Anreizniveau bis in das U23-Alter durchgängig steigt. Dies kann wie bereits beschrieben im Rahmen von Vergünstigungen, Unterstützung, Auszeichnung sowie Prämien geschehen.

Ein Zentraler Bestandteil dieses Konzeptes ist die Unterstützung eines Leistungssportlichen Weges durch die Duale Karriere. Zu dieser Maßnahme gehören die Eliteschulen des Sportes, die Kooperation mit Hochschulen sowie der Bereich Leistungssport und Berufsausbildung. Hier wird zum einen versucht, durch Kooperationen und Maßnahmen wie z.B. Schulzeitstreckung oder eine Verlängerung der Regelstudienzeit, eine Unterstützung bzw. Entlastung im Ausbildungsalter zu bieten sowie auch durch vertragliche Lösungen eine verstärkte Kopplung zwischen Berufsausbildung und Leistungssport herzustellen. Diese Kopplung umfasst aber bisher fast ausschließlich staatliche Institutionen wie Bundeswehr, Zoll oder eine Polizeiausbildung. Für die freie Wirtschaft fehlen momentan noch die Zugangspunkte, da der Leistungssport hier noch nicht den gewünschten Stellenwert eingenommen hat.

2.3 Resultierende Probleme

Die beschriebenen Fördersysteme bringen jedoch nicht nur Vorteile mit sich. Das wohl größte Problem am bestehenden Leistungssportsystem ist der bestehende Sieg/Niederlage - Code. Damit einher geht das Kadersystem, welches die Grundlage für gezielte Fördermaßnahmen bildet. Ein Ausscheiden aus diesem Kadersystem bedingt damit zwangsweise auch den Entzug der Fördermaßnahmen. Wippert (2002,39) sagte zu dieser Problematik:

Die Kaderzugehörigkeit entspricht somit einer altersunabhängigen Berufstätigkeit; einer Berufstätigkeit allerdings, deren Ausübung nicht individuell bestimmt werden kann und bei der der Hochleistungssportler seinen persönlichen Handlungsbedarf in den verbleibenden Zeitraum einzurichten hat.“

So kann es also sein, dass man durch den Verlust der Kaderzugehörigkeit seinen speziell auf den Sport zugeschnittenen Ausbildungsplatz verliert oder in einer Art und Weise fortführen muss, die man so vielleicht gar nicht wollte. Damit deutet sich auch schon das zweite Problem an, welches hier kurz angesprochen werden soll. Die im Nachwuchsleistungskonzept angesprochene Duale Karriere funktioniert momentan fast ausschließlich mit staatlichen Einrichtungen wie z.B. der Bundeswehr, Bundespolizei Zoll oder dem Bundesgrenzschutz. Für die freie Wirtschaft ist der Leistungssport momentan noch kein ausreichendes Argument zum Bereitstellen solcher Maßnahmen. Damit zeigt sich, dass die Möglichleiten für Athleten in diesem Zusammenhang doch relativ begrenzt sind und man sich des Öfteren zu Gunsten des Leistungssports für eine Ausbildung entscheidet, die vielleicht nicht unbedingt den eigenen Wünschen entspricht.

[...]

Fin de l'extrait de 23 pages

Résumé des informations

Titre
Nachwuchsleistungssport und seine Opfer
Sous-titre
Die Drop-Out-Problematik junger Spitzensportler
Université
http://www.uni-jena.de/  (Institut für Sportwissenschaft)
Cours
Ausgewählte Aspekte der Sportpädagogik
Note
1,3
Auteur
Année
2011
Pages
23
N° de catalogue
V262607
ISBN (ebook)
9783656510017
ISBN (Livre)
9783656510369
Taille d'un fichier
1308 KB
Langue
allemand
Mots clés
nachwuchsleistungssport, opfer, drop-out-problematik, spitzensportler
Citation du texte
Diplom Sportwissenschafter Andreas Bocek (Auteur), 2011, Nachwuchsleistungssport und seine Opfer, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/262607

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Titre: Nachwuchsleistungssport und seine Opfer



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