Schmuck - Eine Form der äußeren Körperstilisierung


Dossier / Travail de Séminaire, 2003

21 Pages, Note: 1


Extrait


Gliederung

1. Einleitung

2. Schmuck in der Geschichte

3. Kleidung als Schmuck.

4. Schmuckarten.

5. Faszination Schmuck
5.1. Schönheit
5.2. Seltenheit
5.3. Handwerk
5.4. Farbe

6. Schmuckbedürfnis

7. Funktion des Schmucks
7.1. Status
7.2. Auszeichnung
7.3. Reichtum
7.4. Beruf und Rang
7.5. Einschüchterung
7.6. Identifikation
7.7. Religion, Kult und Magie
7.8. Sexualität
7.9. Kommunikation

8. Schmuckpsychologie

9. Ausblick

10. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Solange die Menschheit auf unserer Erde lebt, und sei es unter noch so primitiven Umständen, haben die Menschen Schmuck getragen. Eine regelrecht magische Anziehungskraft geht seit alters her auf alle Völker und Kulturen aus. Ob jung ob alt, arm oder reich, ob männlich oder weiblich, jeder kennt das Bedürfnis, seinen Körper, seine Kleidung schmücken zu wollen.

Bei der Verwendung des Wortes "Schmuck" denken wir an Verzierung und Verschönerung. Als Definition des Adjektivs "schmuck" liefert das Wörterbuch gar folgende Beschreibung:

"in der Aufmachung, der äußeren Erscheinung sehr ansprechend, von angenehmem, nettem Aussehen, hübsch[1] ".

So unterschiedlich die Menschen doch sind, schön sein möcht jeder, auf seine Art .Und so schmückte man sich bereits vor tausenden von Jahren, wie Ausgrabungen und Wandmalereien zeigen.

2. Schmuck in der Geschichte

In den Grotten Süd- und Südwestafrikas entdeckte man beispielsweise Felsmalereien, die nach Schätzungen bis zu 14 000 Jahre alt sind. Sie zeigen nackte Menschen mit Federn als Kopfschmuck und weißen Farbpunkten auf den Körpern, die derart angeordnet sind, dass sie keine Körperbemalung zeigen, sondern Ketten aus Straußeneierschalenperlen darstellen können. Da diese Art von Schmuck bis in die heutige Zeit in vielen Teilen Afrikas getragen wird[2].

Bei Ausgrabungen alter Siedlungen und vor allem in Gräbern wird ebenfalls jede Menge Schmuck gefunden. Besonders interessant scheint hier die Tatsache zu sein, dass es auf der ganzen Welt üblich war, dem Toten all jenes ins Grab zu legen, was ihm zu Lebzeiten wichtig war.

Schmuck aller Art, in oft prunkvoller Varietät wurde somit bereits auf dem ganzen Globus gefunden: Japan, China, Indien, Irak, Persien, Griechenland, Ägypten und viele andere mehr. Man denke nur an die präkolumbianischen Indianerkulturen in Nord- und Südamerika mit ihrem traditionellen Silber- und Federschmuck.

Das Ausmaß der Macht, welches vom Schmuckbedürfnis ausgeht, wird deutlich, sobald man das Phänomen der sogenannten "Kaurimuschel" betrachtet.

Bei Ausgrabungen in Schweden oder der Schweiz findet man immer wieder jene Muschelart, die zur Familie der Porzelanschnecken gehört und die lediglich im indischen Ozean vorkommt[3]. Dies bedeutet, dass sie von dort bis über ganz Europa gehandelt wurde.

Interessant wird diese Entdeckung vor allem mit dem Hintergrund, dass in der alten Welt lediglich mit Salz internationaler Handel betrieben wurde, da dies auf der Erdoberfläche sehr unterschiedlich verteilt aber im Gegensatz zu Schmuck lebensnotwendig war.

3. Kleidung als Schmuck

Begibt man sich auf die Spuren unserer Vorfahren, so stellt sich irgendwann unweigerlich die Frage, was zuerst vorhanden war: die Kleidung oder der Schmuck.

Um eine Antwort zu finden, richten wir unseren Blick zunächst auf die Kleidung.

Sie dient vornehmlich den drei Hauptzwecken Schmuck, Scham und Schutz[4].

Die Frage, welches dieser drei Motive das grundlegende ist, scheint zwar strittig, doch hat

„die große Mehrheit der Forscher [...] ohne Zögern Schmuck als das ausschlaggebendes Motiv für die Einführung der Kleidung betrachtet[5] “. Die Wärme und Scham bewahrende Funktionen der Kleidung, wie bedeutend sie später auch geworden sein mögen, wurden ihrer Meinung nach erst entdeckt, nachdem das Tragen von Kleidung aus anderen Gründen zur Gewohnheit geworden war.

Scham sei ein Gefühl, das erst auf unverhältnismäßig hoher Kulturstufe auftritt und im Übrigen außerordentlich komplex ist, indem zahlreiche verschiedene Motive, auch sehr ausgeprägte sozial-moralische Leitideen, in ihr zusammenwirken.

So halten nicht nur Psychologen und Ethnologen das Motiv des Schmückens für zentral und in gewisser Weise für grundlegender als jenes der Scham oder des Schutzes, sondern auch Ontogenesen[6] und Phylogenesen[7]. Forschungen in diesen Wissenschaftsbereichen zeigen, dass sich auch bei kleinen Kindern die Lust am Schmücken früher entwickelt als das Gefühl der Scham beim Entblößen[8].[9]

Tatsächlich aber interessieren sich Kinder ebenso wie Mitglieder primitiver Stämme sehr für einzelne Schmuckstücke wie Glasperlen, Halsketten oder bunte Stoffstücke.

Anthropologisches Material macht deutlich, dass es unter primitivsten Völkern zwar unbekleidete, aber keine ungeschmückten Menschen gibt.

Auf Grund dieser wissenschaftlich fundierten Aussagen, scheint die These eines Autorenpaares recht einleuchtend, welche besagt:

"Bevor die Menschen die Kleider erfanden, kannten sie schon den Schmuck. Je einfacher die Kultur war, desto reichhaltiger schmückte man sich, bietet doch der nackte Körper viel mehr Stellen, um Schmuckstücke anzubringen, als der bekleidete[10]."

Als bestes Beispiel dienen allein schon diejenigen Kleiderformen, die einfach auf die Haut gemalt werden. Tätowierungen oder vergängliche farbige Zeichnungen dienen weder dem Schutz noch der Scham.

Das wichtigste Argument in dieser Richtung stellt aber wohl die Tatsache dar, dass die ursprüngliche Form der Kleidung die sogenannte "Hüftschnur", was später der Hüftring wurde, zunächst überhaupt nichts bedeckt oder schützt, sondern lediglich locker über der Hüfte hängt.

Erst viel später wird diese Schnur benutzt, um vorne oder hinten eine Art Schürzchen anzubringen, das allerdings gerade in der Weise, wie es geschmückt ist, einen deutlichen Hinweis darauf enthält, dass es vor allem als Blickfänger wirken soll[11]. In wieder anderen Kulturen, wie etwa auf Samoa, dienen vor allem Blumenschnüre zur Bekleidung oder auch die Hula-Hula auf Hawai.

4. Schmuckarten

Vermutlich gibt es kaum einen Werkstoff oder ein Material, das nicht irgendwo auf der Welt von Menschen zu Schmuck verarbeitet worden ist.

Schmuckgegenstände können sowohl dauerhaft als auch vergänglich sein. Neben Metallen, Steinen und Korallen gibt es Schmuckmuster, die aus Blumen, Gras, Muscheln, Schnüren, Knochen, Zähne, Fellstücken, Blättern oder Vogelfedern angefertigt werden.

Ausserdem gibt es Schmuck, der buchstäblich auf der Haut getragen wird, wie Brandings oder Piercings und natürlich die bereits erwähnten Tätowierungen, was wohl die älteste und verbreitetste Form des Schmückens zu sein scheint. Das Wort Tätowieren stammt ursprünglich von der Insel Samoa, wo "tat(a)u" soviel wie Zeichnen bedeutet[12].

Als weitere Schmuckform, sind Frisuren zu nennen, die ihrerseits wiederum das Anbringen von Nadeln, Kämmen oder Kronen erlauben.

5. Faszination Schmuck

Fest steht also, dass sich die Menschen gerne schmücken. Sie tun dies überall auf der Welt und schon seit tausenden von Jahren. Doch was ist es, das uns Lebewesen am Schmuck so fasziniert?

5.1. Schönheit

Zunächst einmal ist da die Schönheit von Steinen und Metallen und die von ihnen ausstrahlenden Glanzlichter. Dieses Blitzen und Funkeln fasziniert nicht nur den Menschen. Auch Tiere scheinen daran ganz besonderen Gefallen zu finden. Man denke nur an die diebische Elster, welche sämtliche Gegenstände mit sich nimmt, die im Sonnenlichte strahlen.

Der Soziologe Georg Simmel beschrieb zu Beginn des 20. Jahrhunderts[13] den Diamanten als entschiedensten und zweckmässigsten Schmuck, da seine Wirkung in den Strahlen bestehe, die er aussendet[14]. Diese Strahlungsfähigkeit ist seiner Meinung nach das, was den Schmuck überhaupt ausmacht.

"Indem der Strahl des Edelsteins zu dem anderen hinzugehen scheint wie das Aufblitzen des Blickes, den das Auge auf den anderen richtet, trägt er die soziale Bedeutung des Schmuckes - das Für-den-anderen-sein, das als Erweiterung der Bedeutungsphäre des Subjekts zu diesem zurückkehrt[15]."

5.2. Seltenheit

Ein weiterer Grund für die unnachahmliche Faszination am Schmuck scheint auch die Vorstellung von Seltenheit und demzufolge eines sehr hohen Wertes zu sein.

Hierbei muss aber erwähnt werden, dass Schmuck nicht in unserem Sinne wertvoll sein muss, um zum Träger eines kulturellen Wertes zu werden oder zu schmücken. Er muss lediglich als wertvoll gehalten werden. Wertvoller Schmuck ist die kulturelle, soziale und politische Ableitung des ursprünglichen Schmuckbedürfnisses.

[...]


[1] Duden, 1989, S.1338

[2] Vgl. Klever, 1977, S.9

[3] Vgl. Klever, 1977, S.26

[4] Vgl. Flügel, 1986, S.209

[5] Flügel, 1986, S.210

[6] Entwicklung des Individuums von der Eizelle zum geschlechtsreifen Zustand

[7] Stammesgeschichte der Lebewesen

[8] Vgl. Flügel, 1986, S.210

[9] Schwierig ist bei diesen Beobachtungen jedoch die Tatsache, dass ein Kind von Beginn an dem Einfluss der Erwachsenen in seiner Umgebung unterworfen ist.

[10] Klever, 1977, S.9

[11] König, 1999, S.145f

[12] Klever, 1977, S.10

[13] in seinem Aufsatz “Psychologie des Schmucks” aus dem Jahre 1908

[14] Vgl. Simmel, 1983, S.161

[15] Simmel, 1983, S.161

Fin de l'extrait de 21 pages

Résumé des informations

Titre
Schmuck - Eine Form der äußeren Körperstilisierung
Université
University of Constance  (Soziologie)
Cours
Größer? Schöner? Besser? Statussymbole in der pluralistischen Gesellschaft
Note
1
Auteur
Année
2003
Pages
21
N° de catalogue
V26287
ISBN (ebook)
9783638286756
Taille d'un fichier
527 KB
Langue
allemand
Mots clés
Schmuck, Eine, Form, Körperstilisierung, Größer, Schöner, Besser, Statussymbole, Gesellschaft
Citation du texte
Magister Artium Nicole Boldt (Auteur), 2003, Schmuck - Eine Form der äußeren Körperstilisierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26287

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