Das Jahr 1981 markiert den Beginn eines erneuten Diskurses, welcher sich mit der sogenannten politischen Differenz oder auch der Unterscheidung zwischen „der Politik” und „dem Politischen” auseinandersetzt. Eröffnet wurde dieses Diskussionsfeld von den französischen Autoren Philippe Lacoue-Labarthe und Jean-Luc Nancy mit dem Vorwort des von ihnen initiierten Bandes „Rejour le politique“. Jene Texte der politischen Philosophie, die sich in der Folgezeit diesem Thema widmeten, „zeichnen sich durchweg dadurch aus, dass sie der […] Unterscheidung zwischen le politique und la politique zuarbeiten.“ Im Kern geht es in diesen Diskursen um eine Abgrenzung von einer politischen Theorie, welche nur nach Möglichkeiten der Organisation von Politik und deren Rechtfertigung fragt. „Begründet wird diese Abgrenzung damit, dass jede politische Theorie das Politische als einen Bereich des Gegebenen isoliert“ , weshalb sich Autoren wie Nancy und Lacoue-Labarthe mit der „Wiedergewinnung einer philosophischen Befragung des Politischen als Politischen“ befassen. Interessanterweise kritisiert jedoch kaum ein Autor die vorgeschlagene politische Differenz, obwohl, so zumindest Tobias Nikolaus Klass, zahlreiche Defizite innerhalb dieser politischen Philosophien vorhanden sind.
Mit dieser Arbeit soll an Klass angeknüpft werden, wobei es jedoch vielmehr darum geht, nicht die Unterscheidung in „die Politik“ und „das Politische“ in Frage zu stellen, sondern Klass‘ Ansatz kritisch zu betrachten, da dieser nach Auffassung des Autors ebenfalls theoretische Defizite beinhaltet. Die zentrale Fragestellung fragt somit sowohl nach dem Sinn einer politischen Differenz als auch nach der Stichhaltigkeit der hier zu analysierenden Kritik nach Klass. Bevor jedoch genauer auf den kritischen Ansatz von Klass eingegangen wird, sollen zunächst die zentralen Begriffe „die Politik“ und „das Politische“ definiert werden. Hierfür werden zentrale Schriften und Herangehensweisen von Hannah Arendt, Carl Schmitt sowie Chantal Mouffe genutzt. Im Anschluss daran erfolgt die Darlegung der klass’schen Kritik, welche sich der phänomenologischen Theorie des Gespenstes bedient. Abschließend soll im Fazit nicht nur Klass‘ Ansatz kritisiert, sondern auch Antworten auf die hier gestellte Fragestellung gefunden werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. „Das Politische“ und „die Politik“
- 3. Klass' Kritik an der politischen Differenz
- 3.1 Das Gespenst
- 3.2 „Das Politische“ als der Fremde
- 4. Fazit „Das Politische" als Gespenst
- 5. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Kritik von Tobias Nikolaus Klass an der Unterscheidung zwischen „dem Politischen“ und „der Politik“. Das Ziel ist es, sowohl den Sinn einer solchen Differenzierung zu untersuchen als auch die Stichhaltigkeit von Klass' Kritik zu bewerten. Die Arbeit knüpft an Klass an, ohne dessen Unterscheidung grundsätzlich in Frage zu stellen. Stattdessen wird Klass' Ansatz kritisch beleuchtet.
- Definition von „dem Politischen“ und „der Politik“ anhand der Werke von Arendt, Schmitt und Mouffe.
- Analyse der Kritik von Klass an der politischen Differenz.
- Bewertung der theoretischen Stärken und Schwächen von Klass' Ansatz.
- Untersuchung des Konzepts des „Gespenstes“ in Klass' Argumentation.
- Reflexion über den Sinn der politischen Differenz und die Tragfähigkeit der Kritik.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Debatte um die politische Differenz zwischen „dem Politischen“ und „der Politik“ ein, die ab 1981 durch Lacoue-Labarthe und Nancy neu belebt wurde. Sie skizziert die bestehende Forschungslandschaft, in der die Unterscheidung oft unhinterfragt übernommen wird. Die Arbeit fokussiert auf die Kritik von Tobias Nikolaus Klass an dieser Unterscheidung und untersucht deren Stärken und Schwächen. Die zentrale Fragestellung betrifft den Sinn der politischen Differenz und die Stichhaltigkeit von Klass' Kritik. Die Methode beinhaltet die Definition zentraler Begriffe anhand von Arendt, Schmitt und Mouffe, die Darstellung von Klass' Kritik und eine abschließende kritische Bewertung.
2. „Das Politische“ und „die Politik“: Dieses Kapitel beleuchtet die zentralen Begriffe „das Politische“ und „die Politik“. Es greift auf unterschiedliche Perspektiven zurück, insbesondere auf Hannah Arendt und Carl Schmitt. Arendt differenziert zwischen „dem Politischen“ als normativem Maßstab und „der Politik“ als Ausdruck von Herrschaft. „Das Politische“ wird mit dem Handeln in der Polis und der Freiheitspraxis verbunden, während „die Politik“ historische Formen von Herrschaft repräsentiert. Im Gegensatz dazu setzt Schmitt die Unterscheidung auf die Freund-Feind-Unterscheidung. Das Kapitel stellt diese divergierenden Ansätze dar und legt die Grundlage für die spätere Kritik von Klass.
Schlüsselwörter
Politische Differenz, Das Politische, Die Politik, Hannah Arendt, Carl Schmitt, Tobias Nikolaus Klass, Gespenst, politische Theorie, Freund-Feind-Unterscheidung, Kritik, phänomenologie.
Häufig gestellte Fragen zu "Klass' Kritik an der politischen Differenz"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Kritik von Tobias Nikolaus Klass an der Unterscheidung zwischen „dem Politischen“ und „der Politik“. Sie untersucht den Sinn dieser Differenzierung und bewertet die Stichhaltigkeit von Klass' Kritik. Die Arbeit konzentriert sich auf die kritische Beleuchtung von Klass' Ansatz, ohne seine Unterscheidung grundsätzlich in Frage zu stellen.
Welche Autoren werden in dieser Arbeit behandelt?
Die Arbeit bezieht sich auf die Werke von Hannah Arendt, Carl Schmitt und Chantal Mouffe, um die Begriffe „das Politische“ und „die Politik“ zu definieren. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf der Kritik von Tobias Nikolaus Klass an dieser Unterscheidung.
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Zentrale Themen sind die Definition von „dem Politischen“ und „der Politik“, die Analyse von Klass' Kritik an der politischen Differenz, die Bewertung der theoretischen Stärken und Schwächen von Klass' Ansatz, das Konzept des „Gespenstes“ in Klass' Argumentation und die Reflexion über den Sinn der politischen Differenz und die Tragfähigkeit der Kritik.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Definition von „dem Politischen“ und „der Politik“, ein Kapitel zu Klass' Kritik an der politischen Differenz mit Unterkapiteln zum „Gespenst“ und „dem Politischen“ als Fremdem, ein Fazit und ein Literaturverzeichnis. Die Einleitung führt in die Debatte ein und skizziert die Forschungslandschaft. Das Kapitel zu „dem Politischen“ und „der Politik“ beleuchtet die Perspektiven von Arendt und Schmitt. Das Fazit fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche Methode wird angewendet?
Die Arbeit verwendet eine Methode, die die Definition zentraler Begriffe anhand von Arendt, Schmitt und Mouffe beinhaltet, die Darstellung von Klass' Kritik und eine abschließende kritische Bewertung. Die Arbeit knüpft an die von Lacoue-Labarthe und Nancy ab 1981 neu belebte Debatte an.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Schlüsselbegriffe sind: Politische Differenz, Das Politische, Die Politik, Hannah Arendt, Carl Schmitt, Tobias Nikolaus Klass, Gespenst, politische Theorie, Freund-Feind-Unterscheidung, Kritik, Phänomenologie.
Was ist die zentrale Forschungsfrage?
Die zentrale Forschungsfrage betrifft den Sinn der politischen Differenz und die Stichhaltigkeit von Klass' Kritik.
Wie wird Klass' Kritik bewertet?
Die Arbeit bewertet die theoretischen Stärken und Schwächen von Klass' Ansatz kritisch. Sie untersucht den Sinn der politischen Differenz und die Tragfähigkeit der Kritik, ohne Klass' Unterscheidung grundsätzlich in Frage zu stellen.
- Quote paper
- Mathias Kunz (Author), 2012, „Das Politische“ und „die Politik“. Die politische Differenz unter kritischer Betrachtung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263123