Mit dem Gesetz zur Modernisierung des Bilanzrechts (BilMoG) vom 29.05.2009 gab es umfassende Neuregelungen seit der Verabschiedung des Bilanzrichtliniengesetzes (BiRiLiG) von 1985. Seine Zielsetzung einer verbesserten Aussagekraft deutscher Handelsabschlüsse forderte die Aufgabe bestehender Wahlrechte und die Notwendigkeit von Anpassungen handelsrechtlicher Rechnungslegungsvorschriften. Für bilanzierende Unternehmen ergeben sich durch den mit dem BilMoG vollzogenen Konzeptionswechsel auf der einen Seite zwar neue Möglichkeiten zur bilanzpolitischen Gestaltung, auf der anderen Seite jedoch Einschränkungen durch Streichung von Wahlrechten. Mit dem Wegfall des umgekehrten Maßgeblichkeit sgrundsatzes wird eine unabhängige Ausübung von Wahlrechten sowohl für die Handelsbilanz als auch für die Steuerbilanz ermöglicht. Abweichungen z wischen handelsrechtlichen und steuerrechtlichen Ansatz- und Bewertungswahlrechten werden in Form latenter Steuern in der Handelsbilanz abgebildet. Im Zuge der Annäherung des nationalen Bilanzrechts an die internationale Bilanzierungspraxis gewinnen latente Steuern immer mehr an Bedeutung. Im Regierungsentwurf (RegE) vom 30.07.2008 wird aber weiterhin am Grundsatz der Maßgeblichkeit festgehalten. Dies bedeutet, dass die Handelsbilanz weiter Grundlage für die steuerliche Gewinnermittlung nach § 5 Abs. 1 EStG bleibt. Sowohl der Bilanzierende als auch der Jahresabschlussadressat hat sich mit der Bedeutung von Latenzen in der Handelsbilanz auseinanderzusetzen. Für den Bilanzierenden ergibt sich die Verantwortung, sich mit den Auswirkungen seiner Bilanzpolitik auseinanderzusetzen, wohingegen der Jahresabschlussadressat in der Pflicht steht, Ermessensspielräume zu identifizieren, um die Lage des Unternehmens richtig zu beurteilen. § 274 HGB erfuhr mit dem neuen Handelsrecht eine umfassende Änderung. Der mit dem BilMoG vollzogenen Konzeptionswechsel verlangt für Geschäftsjahre ab den 01.01.2010, wahlweise auch für das Geschäftsjahr 2009, eine Berücksichtigung von sämtlichen Differenzen aus Handels- und Steuerbilanz . Der Aufbau dieser Arbeit sieht zunächst eine Konkretisierung der genannten Bilanzrechtsreform und deren Bedeutung für den vollzogenen Konzeptionswechsel vor. Des Weiteren soll die Frage der Entstehung und Bedeutung latenter Steuern geklärt werden. Die Besonderheiten und Problemstellungen, die sich für Einzelabschlüsse durch die Neukonzeption des § 274 HGB ergeben, ...
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Bilanzierung latenter Steuern nach § 274 HGB
- 2.1 Zielsetzung des Gesetzgebers
- 2.2 Wirkungen des BilMoG – Wegfall der umgekehrten Maßgeblichkeit
- 3 Theoretische Grundlagen
- 3.1 Konzeption
- 3.2 Methodik
- 4 Arten von Steuerlatenzen
- 4.1 Allgemein
- 4.2 Aktive latente Steuern
- 4.3 Passive latente Steuern
- 5 Ansatz von Steuerlatenzen im Einzelabschluss
- 5.1 Allgemein
- 5.2 Wertansatzdifferenzen
- 5.2.1 Zeitlich begrenzte Differenzen
- 5.2.2 Quasi-permanente Differenzen
- 5.2.3 Permanente Differenzen
- 5.3 Problematik und kritische Betrachtung des Aktivierungswahlrechts
- 6 Charakter latenter Steuern - Sonderposten eigener Art
- 6.1 Allgemein
- 6.2 Charakter aktiver latenter Steuern
- 6.3 Charakter passiver latenter Steuern
- 7 Bewertung von Steuerlatenzen im Einzelabschluss
- 7.1 Allgemein
- 7.2 Ermittlung der zutreffenden Steuerschuld
- 7.3 Diskontierungsverbot
- 7.4 Ausschüttungssperre
- 8 Steuerliche Verlustvorträge auf latente Steuern
- 8.1 Allgemein
- 8.2 Steuerliche Planungsrechnung
- 8.3 Kritische Reflexion und Erfahrung der Nutzung steuerlicher Verlustvorträge nach Umsetzung des BilMoG
- 9 Ausweis und Anhangsangaben im Einzelabschluss
- 9.1 Ausweis von Steuerlatenzen
- 9.2 Saldierung
- 10 Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Bilanzierung latenter Steuern im Einzelabschluss nach dem Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG). Die Zielsetzung besteht darin, den Konzeptionswandel im Hinblick auf die Bilanzierung latenter Steuern in der nationalen Rechnungslegung zu verstehen und kritisch zu beleuchten.
- Bilanzierung latenter Steuern nach § 274 HGB
- Konzeptionelle Grundlagen und Methodik der Steuerlatenz-Bilanzierung
- Arten von Steuerlatenzen (aktiv und passiv)
- Bewertung und Ausweis latenter Steuern im Einzelabschluss
- Steuerliche Verlustvorträge im Zusammenhang mit latenten Steuern
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Diese Einleitung führt in das Thema der Bilanzierung latenter Steuern ein und beschreibt den Kontext der Arbeit, insbesondere im Lichte des BilMoG. Es wird die Relevanz des Themas für die nationale Rechnungslegung hervorgehoben und die Struktur der Arbeit skizziert.
2 Bilanzierung latenter Steuern nach § 274 HGB: Dieses Kapitel erläutert die gesetzlichen Grundlagen der Bilanzierung latenter Steuern gemäß § 274 HGB. Es werden die Zielsetzungen des Gesetzgebers beim BilMoG beleuchtet und die Auswirkungen des Wegfalls der umgekehrten Maßgeblichkeit auf die Bilanzierung latenter Steuern detailliert beschrieben. Der Fokus liegt auf der Darstellung der gesetzlichen Vorgaben und deren Interpretation.
3 Theoretische Grundlagen: Hier werden die theoretischen Konzepte und methodischen Ansätze zur Bilanzierung von Steuerlatenzen vorgestellt. Es wird ein fundiertes Verständnis der zugrundeliegenden Prinzipien vermittelt, die für die praktische Anwendung der Bilanzierungsvorschriften notwendig sind. Die Kapitel beleuchten verschiedene theoretische Perspektiven und bewerten deren Relevanz für die Praxis.
4 Arten von Steuerlatenzen: Dieses Kapitel unterscheidet zwischen verschiedenen Arten von Steuerlatenzen, insbesondere zwischen aktiven und passiven latenten Steuern. Es werden die jeweiligen Charakteristika detailliert beschrieben und anhand von Beispielen verdeutlicht, wie sich diese in der Praxis auswirken. Die Unterscheidung ist zentral für die korrekte Bilanzierung.
5 Ansatz von Steuerlatenzen im Einzelabschluss: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Ansatz von Steuerlatenzen im Einzelabschluss. Es werden die verschiedenen Arten von Wertansatzdifferenzen (zeitlich begrenzt, quasi-permanent, permanent) und deren Behandlung im Rahmen der Bilanzierung erklärt. Das Aktivierungswahlrecht wird kritisch hinterfragt und mögliche Problematiken werden diskutiert. Die Bedeutung der korrekten Zuordnung der Differenzen wird hervorgehoben.
6 Charakter latenter Steuern - Sonderposten eigener Art: Das Kapitel analysiert die Charakteristika latenter Steuern als Sonderposten eigener Art. Es werden die Besonderheiten im Vergleich zu anderen Bilanzposten im Detail beleuchtet. Dabei werden aktive und passive latente Steuern getrennt betrachtet um deren jeweilige Ausprägungen zu verdeutlichen. Die Diskussion beleuchtet die rechtlichen und wirtschaftlichen Implikationen dieser Sonderbehandlung.
7 Bewertung von Steuerlatenzen im Einzelabschluss: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Bewertung von Steuerlatenzen im Einzelabschluss. Die Ermittlung der zutreffenden Steuerschuld, das Diskontierungsverbot und die Ausschüttungssperre werden detailliert erläutert und an praktischen Beispielen verdeutlicht. Die Bedeutung der korrekten Bewertung für die Darstellung der finanziellen Lage des Unternehmens wird betont.
8 Steuerliche Verlustvorträge auf latente Steuern: Dieses Kapitel behandelt steuerliche Verlustvorträge im Kontext der latenten Steuern. Es wird die Bedeutung der steuerlichen Planungsrechnung im Umgang mit solchen Verlustvorträgen dargestellt und kritische Reflexionen zur Nutzung dieser Verlustvorträge nach dem BilMoG eingebracht. Die praktische Anwendung und deren Herausforderungen werden beleuchtet.
9 Ausweis und Anhangsangaben im Einzelabschluss: Dieses Kapitel beschreibt den korrekten Ausweis von Steuerlatenzen im Einzelabschluss und die notwendigen Anhangsangaben. Die Regeln zur Saldierung von aktiven und passiven latenten Steuern werden erläutert und die Bedeutung der Transparenz für den Bilanzleser wird hervorgehoben. Die Kapitel fokussiert auf die korrekte Darstellung im Abschluss.
Schlüsselwörter
Latente Steuern, Bilanzierung, BilMoG, § 274 HGB, Einzelabschluss, Wertansatzdifferenzen, Aktive latente Steuern, Passive latente Steuern, Aktivierungswahlrecht, Steuerliche Verlustvorträge, nationale Rechnungslegung, Bewertung, Ausweis, Anhangsangaben.
Häufig gestellte Fragen zur Bilanzierung latenter Steuern nach dem BilMoG
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit bietet einen umfassenden Überblick über die Bilanzierung latenter Steuern im Einzelabschluss nach dem Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG). Sie beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und ein Glossar der Schlüsselbegriffe. Der Fokus liegt auf der Analyse des Konzeptionswandels in der Bilanzierung latenter Steuern nach dem BilMoG und deren kritische Beleuchtung.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Kernbereiche: Bilanzierung latenter Steuern nach § 274 HGB, die konzeptionellen Grundlagen und Methodik der Steuerlatenz-Bilanzierung, die verschiedenen Arten von Steuerlatenzen (aktiv und passiv), die Bewertung und den Ausweis latenter Steuern im Einzelabschluss sowie steuerliche Verlustvorträge im Zusammenhang mit latenten Steuern. Detailliert werden Wertansatzdifferenzen (zeitlich begrenzt, quasi-permanent, permanent), das Aktivierungswahlrecht, die Ermittlung der zutreffenden Steuerschuld, das Diskontierungsverbot und die Ausschüttungssperre behandelt.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, den Konzeptionswandel in der Bilanzierung latenter Steuern im Rahmen der nationalen Rechnungslegung nach dem BilMoG zu verstehen und kritisch zu analysieren. Sie soll ein fundiertes Verständnis der gesetzlichen Grundlagen, der theoretischen Konzepte und der praktischen Anwendung der Bilanzierungsvorschriften vermitteln.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in jedem Kapitel?
Die Arbeit ist in mehrere Kapitel gegliedert, die jeweils einen spezifischen Aspekt der Bilanzierung latenter Steuern behandeln. Kapitel 2 befasst sich mit den gesetzlichen Grundlagen nach § 274 HGB und den Auswirkungen des BilMoG. Kapitel 3 erläutert die theoretischen Grundlagen, Kapitel 4 die Arten von Steuerlatenzen. Kapitel 5 behandelt den Ansatz von Steuerlatenzen im Einzelabschluss, insbesondere Wertansatzdifferenzen und das Aktivierungswahlrecht. Kapitel 6 analysiert den Charakter latenter Steuern als Sonderposten. Kapitel 7 konzentriert sich auf die Bewertung, Kapitel 8 auf steuerliche Verlustvorträge. Kapitel 9 beschreibt den Ausweis und Anhangsangaben, und Kapitel 10 bietet eine Schlussbetrachtung.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Die wichtigsten Schlüsselbegriffe sind: Latente Steuern, Bilanzierung, BilMoG, § 274 HGB, Einzelabschluss, Wertansatzdifferenzen, Aktive latente Steuern, Passive latente Steuern, Aktivierungswahlrecht, Steuerliche Verlustvorträge, nationale Rechnungslegung, Bewertung, Ausweis, Anhangsangaben.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit richtet sich an alle, die sich mit der Bilanzierung latenter Steuern auseinandersetzen müssen, insbesondere Wirtschaftsprüfer, Bilanzbuchhalter, Steuerberater und Studierende der Wirtschaftswissenschaften. Sie bietet eine umfassende und verständliche Darstellung des komplexen Themas.
Wie wird die Bedeutung des BilMoG hervorgehoben?
Die Arbeit hebt die Bedeutung des BilMoG für die Bilanzierung latenter Steuern hervor, indem sie die Auswirkungen des Wegfalls der umgekehrten Maßgeblichkeit und die damit verbundenen Änderungen in der Bilanzierung detailliert beschreibt. Die kritische Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des BilMoG auf die Praxis der Bilanzierung latenter Steuern ist ein zentrales Element der Arbeit.
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- Pierre Mathieu Brosende (Autor), 2012, Latente Steuern im Einzelabschluss, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263603