Diese Arbeit beschäftigt sich mit einem der bekanntesten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, Franz Kafka. Sein Schreibstil ist sehr speziell und seine Sujets oft bizarr. Vielleicht gerade deswegen geht von seinen Texten schon seit jeher eine magische Anziehungskraft aus. In der vorliegenden Arbeit möchte ich mich intensiv mit der Erzählung, ein Landarzt (1917), be-schäftigen und versuchen diesen sehr vielschichtigen Text etwas in seine Einzelteile zu `sezie-ren`.
Natürlich benötige ich dazu einen gewissen Leitfaden, da man sonst, gerade bei dem Versuch der Interpretation von Kafka, sich sicherlich im `Wald` der möglichen Aussagen des Textes verlaufen würde. Mir dient als Ausgangspunkt ein Aufsatz von Michael Titzmann mit dem Titel Grenzziehung vs. Grenztilgung. Darin geht er der Frage nach, wofür semantische Gren-zen in literarischen Texten zu verschiedenen Epochen stehen und warum diese verschoben oder gar aufgelöst werden. Sein Ansatz hat mich inspiriert beim Landarzt zu untersuchen, ob der Text klare semantische Felder überhaupt noch stützt oder sie allesamt verwirft. Diese strukturalistische Frage nach klaren Grenzen im Text kann nicht völlig losgelöst von der Aus-sage des Textes gestellt werden, deshalb werde ich die Textstruktur unter Rücksichtnahme von möglichen Textintentionen untersuchen. Die banale Frage wäre demnach: Zieht der Text klare semantische Grenzen? Wenn ja, mit welcher Intention tut er dies? Was für einen Sach-verhalt sollen die gezogenen Grenzen veranschaulichen?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Erzählung und ihre narrative Struktur
- 2.1. Was ist eine semantische Grenze?
- 2.2. Der Erzählraum und die erzählte Zeit
- 2.3. Auflösung `normaler` Erzählmuster?
- 3. Paradigmatische Textebene
- 3.1. ,,Rosa\" das Zentrum aller Grenztilgung/ Grenzgenerierung?
- 3.2. Bestätigung des reversiblen Textes
- 3.3. Kafka als Poststrukturalist?
- 4. Kafka mit der freudschen Brille gelesen
- 4.1. DAS Signifikat für Rosa
- 4.2. Aufgebrochene Identität
- 4.2.1. Der Pferdeknecht
- 4.2.2. Der Arzt
- 4.2.3. Der Patient
- 4.3. Der Identitätskomplex und eine vermeintlich gefundene Grenze
- 5. Kafka mit Derrida interpretiert
- 5.1. Das poststrukturalistische Problem
- 5.1.1. Sprache als 'Patient'
- 5.1. Das poststrukturalistische Problem
- 6. Kontextualisierung
- 7. Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Erzählung "Ein Landarzt" von Franz Kafka im Hinblick auf die semantische Grenze. Sie setzt sich zum Ziel, die narrative Struktur des Textes zu untersuchen und zu beleuchten, ob Kafka in dieser Erzählung mit klaren semantischen Grenzen arbeitet oder diese verwirft. Dabei werden verschiedene Theoreme, wie jene von Freud und Derrida, herangezogen, um mögliche Aussagen des Textes freizulegen.
- Die semantische Grenze als Schlüsselbegriff zur Analyse von literarischen Texten
- Die Bedeutung des Raum- und Zeitkonzepts in Kafkas Erzählung "Ein Landarzt"
- Die Analyse der paradigmatischen Ebene und ihre Bedeutung für die Interpretation des Textes
- Die Anwendung psychoanalytischer und poststrukturalistischer Theorien auf Kafkas Erzählwerk
- Die Frage nach der Intention Kafkas bei der Verwendung oder Verwerfung von klaren semantischen Grenzen
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Diese Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert die Forschungsfrage nach den semantischen Grenzen in Kafkas "Ein Landarzt".
- Kapitel 2: Die Erzählung und ihre narrative Struktur: Dieses Kapitel definiert den Begriff der semantischen Grenze und beleuchtet die Bedeutung von Grenzüberschreitungen in der Literatur. Es analysiert die Raum- und Zeitstruktur der Erzählung sowie die Auflösung von "normalen" Erzählmustern.
- Kapitel 3: Paradigmatische Textebene: In diesem Kapitel wird die paradigmatische Ebene der Erzählung untersucht, insbesondere die Rolle des Begriffs "Rosa" als Zentrum der Grenztilgung oder -generierung. Es wird diskutiert, ob der Text durch die Verwendung von Wiederholungen und anderen rhetorischen Mitteln einen reversiblen Charakter aufweist.
- Kapitel 4: Kafka mit der freudschen Brille gelesen: Dieses Kapitel interpretiert die Erzählung unter dem Blickwinkel der psychoanalytischen Theorie von Freud. Es analysiert das Signifikat "Rosa" und untersucht die aufgebrochene Identität der Figuren, wie des Pferdeknechts, des Arztes und des Patienten.
- Kapitel 5: Kafka mit Derrida interpretiert: Dieses Kapitel betrachtet die Erzählung aus der Perspektive der poststrukturalistischen Theorie von Derrida. Es stellt das poststrukturalistische Problem der Sprache als "Patient" dar und untersucht die Auswirkungen des Textes auf die Interpretation.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen semantische Grenzen, narrative Struktur, Textanalyse, Franz Kafka, "Ein Landarzt", Psychoanalyse, Poststrukturalismus, Derrida, Freud, Grenzüberschreitung, Textintention, Raum und Zeit, Paradigmatische Ebene, Rosa, Identität.
- Citation du texte
- Bachelor Sandro Tschuor (Auteur), 2012, Kafka als Poststrukturalist?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263650