Einleitung
Die Basis für die vorliegende Abschlussarbeit bildet folgende Frage: Hat jedes Kind, ganz gleich welcher sozialen Herkunft, die gleichen Chancen innerhalb des österreichischen Schulsystems? Erarbeitet wird sie mit Hilfe der aktuellen Befunde der PISA-Studie unter Berücksichtigung der Theorie Pierre Bourdieus und seinen Überlegungen zur Chancengleichheit im Bildungssystem.
Auf die Frage, über welche solide Bildung die Jugendlichen mit 15 bzw. 16 Jahren verfügen, kann PISA möglicherweise eine Antwort bieten. Ein Blick auf die jüngste PISA-Studie 2009 lässt jedoch erkennen, dass die Leistungen der einzelnen Schülerinnen und Schüler mit ihrer sozialen Herkunft und damit verbundenen Erwartungen an das Bildungssystem zusammenhängen. Auch Pierre Bourdieu hat sich im Laufe seiner Arbeit über Ungleichheiten im Bildungssystem Gedanken gemacht.
Das zweite Kapitel ermöglicht Einblicke in die Theorie Bourdieus. Besonderes Augenmerk wird auf die Klasse als Entstehungskontext des individuellen Habitus gelegt. Der Erwerb des Habitus und sein Spielraum für Handlungen wie auch Bourdieus Kapitalbegriff werden knapp dargestellt.
Im dritten Kapitel wird das österreichische Schulsystem vorgestellt, es werden das Konzept und die Befunde der PISA-Studie erläutert sowie auf Chancenungleichheit im Sinne Bourdieus untersucht. Ein OECD-Projekt wie PISA liefert der Bildungspolitik Grundlagen für Qualitätsverbesserung . Es zeigt verschiedene Stärken und Schwächen des österreichischen Bildungssystems auf. Betrachtet werden die Leistungsunterschiede insbesondere im Hinblick auf Bildung der Eltern, sozioökonomische Faktoren und Migration. Der Sozialstatus der Familie hat weltweit Einfluss auf die Leistungen der Schüler.
Der Darstellung der Ergebnisse und des Konzepts der PISA-Studie folgen im vierten Kapitel analytische Überlegungen, die diese Befunde in einen engeren Zusammenhang zur Theorie Bourdieus stellen. Seine wissenschaftliche Arbeit liefert ein, auch auf österreichische Verhältnisse anwendbares, Erklärungsmodell für vorhandene Leistungsunterschiede. Die von Passeron und Bourdieu festgestellte Chancenungleichheit im französischen Schulsystem führt zu einer kritischen Betrachtung des österreichischen Schulsystems. Das Augenmerk wird auf Chancengleichheit, soziale Herkunft, Bildungserwartungen und Bildungslaufbahnen gerichtet. Das früh differenzierende österreichische Schulsystem und mögliche Distinktionsmittel aktueller Klassenkämpfe im Bildungsbereich bilden...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Chancengleichheit und Klassenunterschiede bei Bourdieu
- Der Habitus
- Sozialisation - Erwerb des Habitus.
- Kapitalarten im Überblick
- Die Einteilung in Klassen
- Die Volksklasse
- Das Kleinbürgertum.
- Die Bourgeoisie
- Reproduktion sozialer Ungleichheit am Beispiel Bildung
- ,,Soziale Schließung“
- Klassenspezifischer Zugang zur Bildung
- Ungleichheit der Bildungschancen: Die Illusion der Chancengleichheit
- Determinierende Strukturen versus Wahlfreiheit-Zusammenfassung und Kritik
- Der Habitus
- Konzept und Befunde der PISA-Studie bezogen auf die Chancengleichheit.
- Das österreichische Bildungssystem im Überblick
- Schnittstellen und Schultypen
- Bildungsströme 2008
- Was ist PISA?
- Interpretation der PISA-Ergebnisse
- Interpretationsspielraum
- Ergebnisse im Überblick
- Lesen
- Mathematik
- Naturwissenschaften
- Untersuchung von Chancengleichheit und Leistung anhand verschiedener Merkmale ……..\n
- Bildung der Eltern
- Sozioökonomischer Status [bzw. Hintergrund] der Familie
- Der Migrationshintergrund
- Kritik am Konzept PISA
- Fazit und Kritik an den Befunden der PISA-Studie
- Das österreichische Bildungssystem im Überblick
- Aktualität und Reichweite der Überlegungen Bourdieus in Frankreich bezogen auf Österreich
- Soziale Herkunft und Bildungserwartung
- Habitus, Bildung und „amor fati“
- Reproduktionsprozesse sozialer Ungleichheit innerhalb des Schulsystems
- Chancengleichheit im österreichischen Bildungssystem
- Frühe Differenzierung im österreichischen Schulsystem
- Chancen und Herausforderungen durch Migration
- Klassenkämpfe im Bildungsbereich
- Mögliche Illusionen der Chancengleichheit
- Bildung als Zukunftsinvestition
- Soziale Herkunft und Bildungserwartung
- Zusammenfassung und Schlussappell
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Abschlussarbeit untersucht die Frage, ob jedes Kind im österreichischen Schulsystem die gleichen Chancen hat, unabhängig von seiner sozialen Herkunft. Die Arbeit befasst sich mit der Analyse der aktuellen Befunde der PISA-Studie im Kontext der Theorie Pierre Bourdieus und seinen Überlegungen zur Chancengleichheit im Bildungssystem.
- Analyse der PISA-Befunde im Kontext der Bourdieu'schen Theorie
- Untersuchung der Rolle des Habitus und der Kapitalarten bei der Reproduktion sozialer Ungleichheit im Bildungsbereich
- Bewertung der Chancengleichheit im österreichischen Bildungssystem anhand von PISA-Daten
- Analyse der Auswirkungen des sozioökonomischen Status und des Migrationshintergrunds auf Bildungschancen
- Kritik am Konzept PISA und an den Befunden der Studie
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der Chancengleichheit im österreichischen Bildungssystem ein und stellt die Forschungsfrage sowie den theoretischen Rahmen der Arbeit vor. Es wird die Bedeutung der PISA-Studie und die Relevanz der Bourdieu'schen Theorie für die Analyse von Bildungsungleichheit hervorgehoben.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Theorie Pierre Bourdieus und erklärt seine Konzepte von Habitus, Kapitalarten und Klassen. Es werden die Entstehung des Habitus als Produkt der sozialen Einbindung und die Bedeutung des Kapitals für den Bildungsweg eines Individuums erläutert. Das Kapitel zeigt auf, wie soziale Ungleichheit durch den Habitus und die Klassenzugehörigkeit reproduziert wird.
Das dritte Kapitel bietet einen Überblick über das österreichische Bildungssystem und präsentiert das Konzept und die Befunde der PISA-Studie. Es untersucht die Leistungen von Schülerinnen und Schülern im Vergleich zu verschiedenen Merkmalen wie der Bildung der Eltern, dem sozioökonomischen Hintergrund und dem Migrationshintergrund. Das Kapitel stellt fest, dass die angestrebte Chancengleichheit innerhalb des österreichischen Schulsystems aufgrund der PISA-Ergebnisse nicht gegeben ist.
Das vierte Kapitel analysiert die Aktualität und Reichweite der Überlegungen Bourdieus in Frankreich bezogen auf Österreich. Es zeigt auf, wie Bourdieus Theorie ein Erklärungsmodell für Leistungsunterschiede in Österreich liefern kann. Das Kapitel betrachtet die Chancenungleichheit im österreichischen Schulsystem, insbesondere im Hinblick auf soziale Herkunft, Bildungserwartungen und Bildungslaufbahnen. Es beleuchtet die Auswirkungen des früh differenzierenden österreichischen Schulsystems und mögliche Distinktionsmittel aktueller Klassenkämpfe im Bildungsbereich.
Schlüsselwörter
Chancengleichheit, Bildungssystem, PISA-Studie, Pierre Bourdieu, Habitus, Kapital, Klassen, Soziale Ungleichheit, Reproduktion, Österreich, Bildungserwartungen, Sozioökonomischer Status, Migrationshintergrund.
- Citation du texte
- Eva Kirchschläger (Auteur), 2012, PISA trifft Bourdieu. Ein Blick auf die Chancengleichheit im (österreichischen) Bildungssystem, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/265641