„When I want to speak to Europe, whom do I call?“ fragte sich bereits der US-Außenminister Henry Kissinger in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Seither hat sich Europa stark verändert. Die Europäische Union (EU) wurde zum größten Binnenmarkt der Welt, in dem Personen, Kapital, Waren und Dienstleistung frei zirkulieren dürfen. Die Zahl der Mitgliedsstaaten ist stetig gewachsen und hat auch heute noch nicht ihre Obergrenze erreicht. Währungsumtausch und Grenzkontrollen bei innereuropäischen Reisen erscheinen uns heute immer ungewohnter. Nur Henry Kissingers Frage nach einer verbindlichen Telefonnummer scheint sich bis dato nicht geklärt zu haben. Besonders für den außen- und sicherheitspolitischen Bereich gibt es ein regelrechtes Überangebot an Gesprächspartnern. Unlängst ist in der Wissenschaft, den Medien aber auch der Politik selber der Eindruck entstanden, dass die europäische Außenpolitik „mehr Schein als Sein“ vortäuscht (vgl. Frankenberger 2002). Zudem haftet der Union das Etikett an, zwar „ökonomisch ein Riese, [außen-] politisch ein Zwerg“ (Fröhlich 2008: 11) zu sein.
Diese Seminararbeit beschäftigt sich mit der Problematik, wieso die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) der Europäischen Union Schwachstellen aufweist und wie diese sich an einem konkreten Beispiel manifestieren. Um die Komplexität und strukturellen Defizite der GASP im Hinblick auf die späteren Untersuchungen verstehen zu können, werden in einem ersten theoretisch-deskriptiven Teil die institutionellen Grundlagen der GASP dargelegt. Aus dem Überblick lassen sich Probleme der GASP ableiten und mit EU-spezifischen, endogenen und historischen Erklärungsansätzen analysieren. Die Leitfrage hier ist, wieso die EU auf dem Gebiet der Außenpolitik (noch) nicht mit einer Stimmer spricht. Im zweiten, beispielbezogenen Teil der Arbeit wird die Rolle der GASP hinsichtlich der Stationierung einer US-Raketenabwehrbasis in Polen hinterfragt. Dabei soll vor allem analysiert werden, ob bzw. wie es der GASP gelingt, die Interessen der Union gegenüber Dritten, aber auch Mitgliedsstaaten zu vertreten. Der Ausblick fasst den Reformbedarf abschließend zusammen und liefert Vorschläge und Ideen für eine gemeinschaftliche und besser koordinierte Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP)
- 2.1 Überblick - Akteure, Struktur und Zielsetzung der GASP
- 2.2 Erklärungsansätze für die außenpolitische Schwäche der EU
- 3. Die US-Raketenabwehrbasis in Polen
- 3.1 Problemaufriss - Streitpunkte der Raketenabwehrbasis für die GASP
- 3.2 Die Rolle der GASP im Hinblick auf die Raketenabwehrbasis in Polen
- 3.3 Fazit und Bewertung
- 4. Ausblick Zukunft der GASP
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Schwächen der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) der Europäischen Union und wie sich diese an einem konkreten Beispiel manifestieren. Sie analysiert die institutionellen Grundlagen der GASP, leitet daraus Probleme ab und analysiert diese mit EU-spezifischen Erklärungsansätzen. Die Arbeit hinterfragt die Rolle der GASP bezüglich der Stationierung einer US-Raketenabwehrbasis in Polen und untersucht, ob und wie die GASP die Interessen der EU gegenüber Drittstaaten und Mitgliedsstaaten vertritt.
- Institutionelle Grundlagen und strukturelle Defizite der GASP
- Erklärungsansätze für die außenpolitische Schwäche der EU
- Die Rolle der GASP bei der US-Raketenabwehrbasis in Polen
- Interessenvertretung der EU gegenüber Drittstaaten und Mitgliedsstaaten
- Reformbedarf und Vorschläge für eine bessere Koordinierung der GASP
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach den Schwachstellen der GASP und deren Manifestation an einem konkreten Beispiel dar. Sie verweist auf die Diskrepanz zwischen dem wirtschaftlichen Erfolg der EU und ihrer außenpolitischen Schwäche, die sich in einem Mangel an einheitlicher Stimme äußert. Die Arbeit skizziert den Aufbau: einen theoretischen Teil zur Analyse der institutionellen Grundlagen der GASP und einen empirischen Teil, der die Rolle der GASP im Kontext der US-Raketenabwehrbasis in Polen untersucht.
2. Die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP): Dieses Kapitel beschreibt die Entstehung der GASP im Kontext der Veränderungen in Europa nach 1989. Es beleuchtet den intergouvernementalen Charakter der GASP, die Rolle verschiedener Akteure (Europäischer Rat, Ministerrat, Hohe Vertreter, Kommission), und die Instrumente der GASP. Die Ziele der GASP werden in Sicherheitspolitik (defensiv, Schutz der Union) und Außenpolitik (Vertretung der Interessen der EU) unterteilt. Das Kapitel hebt die Herausforderungen hervor, die aus dem intergouvernementalen Aufbau und dem Zusammenspiel verschiedener Akteure resultieren.
Schlüsselwörter
Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP), Europäische Union (EU), US-Raketenabwehrbasis, Polen, Außenpolitik, Sicherheitspolitik, intergouvernemental, supranational, EU-Organe, Akteure, Interessenvertretung, Reformbedarf.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Seminararbeit: "Die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) der EU am Beispiel der US-Raketenabwehrbasis in Polen"
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht die Schwächen der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) der Europäischen Union und wie sich diese an dem konkreten Beispiel der US-Raketenabwehrbasis in Polen manifestieren. Sie analysiert die institutionellen Grundlagen der GASP, leitet daraus Probleme ab und analysiert diese mit EU-spezifischen Erklärungsansätzen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Rolle der GASP bei der Interessenvertretung der EU gegenüber Drittstaaten und Mitgliedsstaaten.
Welche Themen werden in der Seminararbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die institutionellen Grundlagen und strukturellen Defizite der GASP, Erklärungsansätze für die außenpolitische Schwäche der EU, die Rolle der GASP bei der US-Raketenabwehrbasis in Polen, die Interessenvertretung der EU gegenüber Drittstaaten und Mitgliedsstaaten sowie den Reformbedarf und Vorschläge für eine bessere Koordinierung der GASP.
Wie ist die Seminararbeit aufgebaut?
Die Arbeit ist in vier Kapitel gegliedert: Eine Einleitung, ein Kapitel zur GASP mit Überblick über Akteure, Struktur und Zielsetzung sowie Erklärungsansätzen für außenpolitische Schwächen, ein Kapitel zur US-Raketenabwehrbasis in Polen mit Problemaufriss, Analyse der Rolle der GASP und abschließender Bewertung, sowie ein Ausblick auf die Zukunft der GASP. Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den Aufbau der Arbeit dar, während die Kapitel eine theoretische und empirische Analyse bieten.
Welche Akteure und Institutionen werden in der Analyse der GASP berücksichtigt?
Die Analyse betrachtet den intergouvernementalen Charakter der GASP und die Rolle verschiedener Akteure wie den Europäischen Rat, den Ministerrat, den Hohen Vertreter der Union für Außen- und Sicherheitspolitik und die Europäische Kommission. Es werden die Instrumente der GASP beleuchtet und die Herausforderungen, die aus dem Zusammenspiel dieser Akteure resultieren, diskutiert.
Wie wird die Rolle der GASP im Kontext der US-Raketenabwehrbasis in Polen untersucht?
Die Arbeit analysiert die Streitpunkte der Raketenabwehrbasis im Hinblick auf die GASP, untersucht die Rolle der GASP bei der Bewältigung dieser Herausforderungen und bewertet, ob und wie die GASP die Interessen der EU gegenüber Drittstaaten (USA) und Mitgliedsstaaten vertritt.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Seminararbeit?
Die Seminararbeit kommt zu Schlussfolgerungen über die Schwächen der GASP, ihre Auswirkungen auf die außenpolitische Handlungsfähigkeit der EU und den daraus resultierenden Reformbedarf. Konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Koordinierung und Effektivität der GASP werden diskutiert. Das Kapitel zum Ausblick auf die Zukunft der GASP bietet eine Perspektive auf mögliche Entwicklungen und Herausforderungen.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant für das Verständnis der Arbeit?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP), Europäische Union (EU), US-Raketenabwehrbasis, Polen, Außenpolitik, Sicherheitspolitik, intergouvernemental, supranational, EU-Organe, Akteure, Interessenvertretung und Reformbedarf.
- Citation du texte
- Timo Wilhelm Rang (Auteur), 2008, Die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolititk (GASP) der Europäischen Union (EU) am Beispiel der US-Raketenabwehrbasis in Polen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/266825