„[D]iese Arbeit bin ich selbst, mehr als irgend etwas, das ich sonst in Prosa schon geschrieben hätte.“ Mit diesen Worten beschreibt Theodor Storm seine Novelle "Im Schloß". In diesem Werk, das von der dreifachen Befreiung der jungen Adeligen Anna aus den „Banden der Religion, der Klasse und der Ehe [...]“ handelt, setzt sich Storm mit den metaphysischen, sozial-politischen und menschlich-moralischen Problemen seiner Zeit auseinander. Von besonderer Bedeutung ist hierbei seine kritische Auseinandersetzung mit Religion sowie der Verbindung von Kirche und Adel. [...]
Gegenstand dieser Arbeit ist die Frage, welche Aspekte von Kirchen- und Religionskritik20 in der Novelle Im Schloß dargestellt werden. Dies wird anhand der Betrachtung der verschiedenen Figuren realisiert. Im Anschluss daran wird dargestellt, wie in der Novelle die Liebe als neue Religion entfaltet wird. Diese Thematik und die Befunde der Untersuchung der Figuren werden im Fazit gebündelt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kirchen- und Religionskritik
- Die alte Exzellenz — Repräsentant einer überkommenen Zeit
- Anna — zwischen Märchenwelt und Kinderglauben
- Der Oheim — Naturforscher als wahre Nachfolger
- Arnold — idealer Bildungsbürger und „Phantast"
- Die Liebe als neue Religion
- Schluss
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Kirchen- und Religionskritik in Theodor Storms Novelle „Im Schloß". Die Analyse der verschiedenen Figuren und deren Interaktionen soll aufzeigen, wie Storm die Thematik der Religionskritik in die Handlung integriert und welche Rolle sie für die Entwicklung der Protagonistin Anna spielt. Darüber hinaus wird untersucht, wie die Liebe in der Novelle als neue Religion entfaltet wird.
- Kritik an der Institution Kirche und deren Verbindung mit dem Adel
- Die Rolle des Kinderglaubens und seiner Bedeutung für Annas Entwicklung
- Die Konfrontation mit der Naturwissenschaft und deren Auswirkungen auf Annas Weltbild
- Die Darstellung des idealen Bildungsbürgers und dessen Einfluss auf Anna
- Die Liebe als alternative Form der Religion und ihre Bedeutung für Annas Emanzipation
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Novelle „Im Schloß" als ein Werk vor, das sich mit den metaphysischen, sozial-politischen und menschlich-moralischen Problemen der Zeit auseinandersetzt. Besonders hervorgehoben wird Storms kritische Auseinandersetzung mit Religion und der Verbindung von Kirche und Adel. Die Einleitung beleuchtet auch den biografischen Kontext der Novelle und zeigt, wie Storms Erfahrungen in Heiligenstadt seine Kritik an Adel und Kirche beeinflusst haben.
Das Kapitel „Die alte Exzellenz — Repräsentant einer überkommenen Zeit" analysiert die Figur der alten Exzellenz als Repräsentanten des verfallenden Adels. Die Beschreibung des alten Schlosses und der adeligen Schlossbewohner verdeutlicht die im Verfall begriffene Gesellschaftsschicht des Adels. Anhand der Figur der alten Exzellenz wird die Kritik am Huldigen aristokratischer Standesdünkel und der daraus resultierenden Entfremdung und Isolierung deutlich.
Im Kapitel „Anna — zwischen Märchenwelt und Kinderglauben" wird die Protagonistin Anna als Gegenwelt zur alten Exzellenz und zum verfallenen Schloss beschrieben. Annas „Märchenwelt" und ihr „grünes Laubschloss" symbolisieren ihre Vitalität und Natürlichkeit. Die Analyse von Annas Kinderglauben und ihrer Beschreibung des „lieben Gottes" zeigt, wie Storm Religion als ein Produkt der Fantasie und der Kindheit darstellt.
Das Kapitel „Der Oheim — Naturforscher als wahre Nachfolger" beleuchtet die Figur des Oheims als einen Vertreter der Naturwissenschaft. Die Gegenüberstellung des Oheims zur alten Exzellenz verdeutlicht die unterschiedlichen Weltanschauungen und die Kritik an der traditionellen Religion. Anhand der Konfrontation zwischen Anna und dem Oheim wird die Problematik des Fortschritts- und Wissenschaftsoptimismus sowie die Frage nach der Gültigkeit der „Regel der Natur" aufgezeigt.
Im Kapitel „Arnold — idealer Bildungsbürger und „Phantast" wird die Figur des Arnold als ein Vertreter des aufgeklärten Bildungsbürgers vorgestellt. Die Kontrastierung von Arnold mit der alten Exzellenz und der verfallenden Adelsfamilie zeigt die Überlegenheit des bürgerlichen Standes und die Möglichkeit der Überwindung von überkommenen gesellschaftlichen Strukturen. Arnold verkörpert Bildung und Kunst als Ressourcen, die zur Emanzipation von traditionellen Machtstrukturen beitragen können.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Kirchen- und Religionskritik, die Darstellung des Adels und der bürgerlichen Gesellschaft, die Rolle des Kinderglaubens und der Naturwissenschaft, sowie die Entwicklung der Liebe als neue Religion. Die Novelle „Im Schloß" beleuchtet die gesellschaftlichen und religiösen Konflikte der Zeit und zeigt die Emanzipation der Protagonistin Anna von traditionellen Machtstrukturen und Glaubensvorstellungen.
- Citar trabajo
- Susann Schlömilch (Autor), 2013, Kirchen-und Religionskritik in Theodor Storms Novelle "Im Schloß", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/267218