WAS WIRD AUS STUDENTEN DER JOURNALISTIK?
Was wird eigentlich aus ehemaligen Journalistik-Studenten? Die Antwort darauf scheint nahe zu liegen: Journalisten. Dies ist aber nicht zwangsläufig richtig. Journalistikstudium und Arbeitsmarkt: Das ist – mag man zahlreichen Praktikern Gehör schenken – eine Ausbildung ohne Zukunft. Wer „irgendwas mit Medien“ machen will, der sollte alles studieren, nur nicht Journalistik. Diese Denkweise rührt sicherlich zum einen daher, dass der Eintritt in den Journalistenberuf ungefähr so leicht ist wie der Zugang in eine offene Kirche. Zudem galt es lange Zeit mit der institutionellen Verweigerung von Universitäten als Fortbildungsplattform zu kämpfen. Tief verankert in den Köpfen ist die Vorstellung, dass die Universitäten nicht die Vermittlung der nötigen Berufskompetenzen leisten.
Wie veraltet sind diese Denkweisen? Die Kommunikationswissenschaft lehrt uns heute, dass ein Studium der Journalistik nicht zukunftslos ist. (...)
Der Beruf ohne (Aus-)Bildung hat seine Zugänglichkeiten nicht beschränkt. Doch auf der anderen Seite kristallisiert sich heraus, dass immer mehr Berufseinsteiger den Weg über ein Journalistik-Studium an Fachhochschulen und Universitäten wählen. Aber woher wissen Hochschulen, welche Fertigkeiten von Praktikern – in der Praxis – gewünscht werden? Wie passt sich das Curriculum den Bedingungen des Arbeitsmarktes an? Und wer sagt, dass der berufliche Erfolg auf das Studium zurückzuführen ist?
Lösungen hierfür versucht – unabhängig von der Disziplin – die Verbleibsforschung zu finden und zu definieren. In Absolventenstudien werden Studien- und Berufsverläufe nachgezeichnet. Auch in der Publizistik-, Kommunikations- und Medienwissenschaft. Doch die Absolventenstudie ist in der Kommunikationswissenschaft eine wenig reflektierte Methode der Lehrevaluation, die wesentliche Probleme beim Erfassen und Verarbeiten der Studien- und Berufsverläufe aufweist.
Letztere Problematiken werden nicht ausschließlich in der Kommunikationswissenschaft ausgemacht. Vielmehr scheinen aber Studien in der Journalistik mehr Standortmarketing oder in Ansätzen einen Leistungsvergleich zu gleich ausgerichteten Institutionen zum Ziel zu haben. Das jedenfalls kann vermutet werden, weil die meisten Absolventenstudien lediglich an der eigenen Hochschule - dem eigenen Institut - erhoben wurden und es nur selten einen Ex-post-Vergleich, also einen nachträglichen Abgleich von Studienergebnissen anderer Einrichtungen gab.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG: WAS WIRD AUS STUDENTEN DER JOURNALISTIK?
- 1.1 KOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFT UND JOURNALISTIK-STUDENTEN ALS GEGENSTAND DER VERBLEIBSFORSCHUNG
- 1.2 DIE FRAGESTELLUNG: VON METHODEN UND PROBLEMEN DER BERUFSAUSBILDUNG
- POSITIONEN ZUR ERFASSUNG UND DEFINITION DER HOCHSCHULLEHRE
- 2.1 HOCHSCHULFORSCHUNG UND DIE DIFFERENZIERUNG DES STUDIUMS
- 2.2 DIE UMERSUCHUNG DER HOCHSCHULLEHRE
- 2.3 ZUSAMMENFASSUNG UND FAZIT
- FÜR DEN ARBEITSMARKT: DIE LEISTUNGEN DER AUSBILDUNG DER JOURNALISTIK
- 3.1 DIE PROGRAMMATIK UND PROBLEMATIK EINZELNER AUSBILDUNGSF(RMEN
- 3.1.1 MEHR ALS EIN SPRUNGBRETT IN DEN BERUF: DIE JOURNALISTISCHE KOMPETENZ
- 3.2 QUALIFIK4TIONSPROFILE UND DIE REKRUTIERUNGSPRAXIS VON MEDIENUNTERNEHMEN
- 3.3 DIE BEFRAGUNG VON ABSOLVENTEN: FORSCHUNGSMETHODE EINES BINDEGLIEDES ZM•ISCHEN THEORIE UND PRAXIS
- 3.4 ZUSAMMENFASSUNG UND FAZIT
- VIER STUDIEN IM METHODENVERGLEICH: POTENZLXLE UND LEISTUNGEN AUSGEWAHLTER ABSOLVENTENBEFRXGUNGEN
- 4.1 „HWSGEMACHTE" EVALUATION 1: WAS AUS STUDIERENDEN DER PUBLIZISTIKMISSENSC}AFT IN ZÜRICH?
- 4.2 „HWSGEMACHTE" EVALUATION 11: JOURNALISTIKSTUDIUM IN EICHSTÄTT
- 4.3 ESCHER EVALUATION 1: LÄNDERUBERGREIFENDE ABSOLVENTENSTUDIE CHEERS
- 4.4 INCHER EVALUATION 11: AGIUR"IRTE AUS WITZENHWSEN IN STUDIUM UND BERUF
- 4.5 ZUSAMMENFASSUNG UND FAZIT
- LEHREVALUATION UND DIE ENTWICKLUNG DER JOURNALISTIK DURCH ABSOLVENTENBEFRAGUNGEN
- 5.1 DAS STUDIUM IM SPANNUNGSFELD DER ABSOLVENTENBEFRAGUNG
- 5.2 DIE STRUKTURSTÄRKEN UND KONZEPTSCHWÅCHEN BEIM ENTWERFEN UND AUSMERTEN VON ABSOLVENTENSTUDIEN FÜR DIE LEHREVALUATION
- 5.3 ZUSAMMENFASSUNG UND FAZIT
- FAZIT UND AUSBLICK: PROBLEME UND MOGLICHKEITEN DER BEFRXGUNGSMETHODEN IN DER VERBLEIBSFORSCHUNG
- LITERXTURVERZEICHNTIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Evaluation der Hochschullehre im Fach Journalistik anhand von Absolventenstudien. Ziel ist es, die Probleme beim Erfassen der berufsrelevanten Lehrinhalte von Journalistikstudenten mit dem Mittel der Absolventenbefragung zu untersuchen.
- Die Bedeutung der Verbleibsforschung für die Evaluation der Hochschullehre in der Journalistik
- Die Problematik der Erfassung von Studienverläufen und Lehrinhalten von Journalistik-Absolventen durch Absolventenbefragungen
- Die Herausforderungen der Integration von Theorie und Praxis in der Journalistenausbildung
- Die Relevanz der journalistischen Kompetenz für den Berufserfolg
- Die Bedeutung der Absolventenbefragung als Instrument zur Verbesserung der Journalistenausbildung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Diplomarbeit ein und stellt die Forschungsfrage nach dem Stellenwert der Verbleibsforschung für die Evaluation der Hochschullehre in der Journalistik. Sie beleuchtet die Problematik der Erfassung von Studienverläufen und Lehrinhalten von Journalistik-Absolventen durch Absolventenbefragungen.
Kapitel 2 analysiert verschiedene Positionen zur Erfassung und Definition der Hochschullehre. Es werden unterschiedliche Bereiche der Differenzierung im Hochschulsystem betrachtet, wie die inter- und intra-institutionelle Differenziertheit sowie die vertikale und horizontale Differenzierung.
Kapitel 3 beleuchtet die Leistungen der Ausbildung in der Journalistik im Hinblick auf den Arbeitsmarkt. Es werden verschiedene Ausbildungsformen wie das Volontariat, die Journalistenschule und das Hochschulstudium verglichen und die Bedeutung der journalistischen Kompetenz für den Berufserfolg herausgestellt.
Kapitel 4 stellt vier ausgewählte Absolventenstudien im Methodenvergleich vor. Es werden die Stärken und Schwächen der jeweiligen Studien hinsichtlich der Lehrevaluation untersucht und die Bedeutung der Befragung von Absolventen als Forschungsmethode eines Bindegliedes zwischen Theorie und Praxis beleuchtet.
Kapitel 5 diskutiert die Bedeutung der Lehrevaluation für die Entwicklung des Faches Journalistik. Es werden verschiedene Ansätze zur Lehrevaluation betrachtet und die Problematik der Absolventenbefragung als Instrument zur Messung der Qualität von Studiengängen und der Vermittlung von Schlüsselkompetenzen analysiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Absolventenstudien, die Evaluation der Hochschullehre in der Journalistik, die Verbleibsforschung, die journalistische Kompetenz, die Integration von Theorie und Praxis in der Journalistenausbildung, die Rekrutierungspraxis von Medienunternehmen und die Bedeutung der Befragung von Absolventen.
- Citation du texte
- Torben Brinkema (Auteur), 2008, Die vernachlässigten Fragen. Absolventenstudien und ihr Beitrag zur Bewertung der Hochschullehre in der Journalistik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/267626