Die Ästhetik von Charles Baudelaire


Hausarbeit (Hauptseminar), 2013

24 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Einführung

3. Biographie von Charles Baudelaire

4. Werke Baudelaires

5. Der Salon von 1846
5.1 Struktur und Aufbau
5.2 Baudelaires Definition der Kritik
5.3 Das Künstlerbild Baudelaires
5.4 Die Verherrlichung des Individuums
5.5 Die Moderne und die Romantik
5.6 Des Schönen Ewige und Vergängliche
5.7 Baudelaires Missfallen gegenüber Horace Vernet, der Bildhauerei und den sentimentalen Affen
5.8 Besonderheiten

6. Der Salon von 1859

7. Rezeption

8. Nachwort

9. Quellenverzeichnis
9.1 Literatur
9.2 Internet

10. Abbildungen

1. Vorwort

Folgende Studienarbeit beschäftigt sich mit den ästhetischen Konzepten des französischen Dichters und Kunstkritikers Charles Baudelaire (1821 – 1867). Schwerpunkt bildet hierfür der Salonbericht von 1846. Diese Studienarbeit entstand im Rahmen des Seminars über die Ästhetiktheorien von der Aufklärung bis zur Postmoderne.

Die Literaturlage zu diesem Thema ist gut und vielfälig. Neben Baudelaires Salonbesprechung, die mir natürlich als Hauptquelle diente, war die französischsprachige Lektüre L'Esthétique de Baudelaire von André Ferran überaus nützlich und sehr ergiebig. Es bietet profunde und ausführliche Einsichten in die Ästhetik anhand der Werke Baudelaires. Dichtung und Malerei im Dialog von Elisabeth Hirschberger ist ebenfalls ein Buch, das knapp und präzise formuliert wichtige Erkenntisse zur ästhetischen Idee Baudelaires liefert.

Die Biographie betreffend wurde das weitläufige Werk von Claude Pichois und Jean Ziegler genutzt und unter Zuhilfenahme einiger Internetseiten und anderer Monographien ergänzt. Einen umfassenden geschichtlichen Hintergrund schenkt uns Werner Ross in seinem Werk über Baudelaire und die Moderne.

2. Einführung

"Vollkommene Aufrichtigkeit ist der Weg zur Originalität."

Zitat von C. Baudelaire

So unverblümt und ohne Umschweife schreibt Baudelaire seine Salonkritiken, dass dieses Zitat ihn tatsächlich unterstreicht. Doch nicht allein die Aufrichtigkeit seiner Berichte macht ihn zu einem originellen Schreiber. Er zeichnet sich vor allem durch die Verbindung unterschiedlicher ästhetischer Ideen aus und schafft eine ganz neue moderne Ästhetik, die sich bis heute ihre Rezeption gesichert hat.

Charles Baudelaire zählt zu den stark angesehenen französischen Lyrikern und gilt als Pionier der modernen Literatur Frankreichs und überhaupt Europas. Eine unglückliche Kindheit und ein missliches Leben prägten ihn. Seine prekäre finanzielle Lage zwang ihn gewissermaßen, einem Beruf nachzugehen. Keine Arbeit schien ihm jedoch würdig – es fehlte ihm an Fleiß und Ausdauer –[1], als seinen inneren Leidenschaften zu folgen und wurde Kunstkritiker, Übersetzer und vor allem bekannt als Dichter Frankreichs.

Das Hauptanliegen dieser Arbeit ist es, den Kern der ästhetischen Konzepte Baudelaires, vor allem anhand des Salonberichts von 1846, zu erfassen und zu beschreiben. Es gilt, sein Künstlerbild festzuhalten, seine Neuerung in der Kritik festzustellen und seine Position zu einzelnen Aspekten zu verstehen, beispielsweise seine Stellung zur Moderne, zur Romantik oder zum Individualismus. In der Literatur merkt man häufig an, dass die Kunstkritik Frankreichs durch ihn eine neue Qualität erhalte, was ebenfalls zu prüfen gilt.

Darüber hinaus spielt Baudelaire mit seinen Salonbesprechungen bis in unsere heutige Zeit eine bedeutsame Rolle. Seine ästhetischen Ansichten werden bis heute gerne rezipiert, was ebenfalls ein Gegenstand der Untersuchung sein soll.

3. Biographie von Charles Baudelaire

Folgender kurzer Umriss soll weniger das Leben Baudelaires chronologisch wiedergeben, als vielmehr ein umfassendes Bild seines Wesens schenken. Dabei sollen besonders einflussreiche Ereignisse und wichtige Umstände seines Lebens genannt sein.

Charles Pierre Baudelaire wurde am 9. April 1821 in der Rue Hautefeuille in Paris geboren. Sein Vater François Baudelaire war ein studierter Philosoph, geweihter Priester und später Beamter. Zehn Jahre seines Lebens verbrachte er als Privatlehrer und gab ein Handbuch mit aquarellierten Federzeichnungen heraus. René Desgenettes, ein Schulkollege, beschrieb ihn mit folgenden Worten: "Er beherrschte höhere Kreise durch sein leicht reizbares Temperament, seinen scharfen Verstand und die Unerbittlichkeit seines Republikanismus."[2] Liebenswürdigkeit wurde ihm ebenso als lobenswerten Charakterzug nachgesagt, was der Mutter Baudelaires, zweite Frau François', wohl gefiel. Caroline heiratete 1819 den vierunddreißig Jahre älteren François Baudelaire.

Charles Baudelaire war fünf Jahre alt, als sein Vater François am 10. Februar 1827 starb. Die "Zeit leidenschaftlicher Liebe", wie Baudelaire 1861 in einem Brief an seine Mutter schrieb, war jener kurze Zeitabschnitt, als der Vater starb bis zum zwangsläufigen Umzug aus der Rue Hautefeuille. "Ach! das war für mich die gute Zeit der mütterlichen Zärtlichkeiten."[3] Dies verarbeitete er wohl auch in einem frühen seiner Gedichte Les Fleurs du Mal. Kaum zwei Jahre später heiratete Caroline in aller Eile und im Geheimnis den französischen Offizier Major Aupick, denn ein uneheliches Kind war auf dem Weg, leider totgeboren. "Sicherlich ist der 'Knacks' des kleinen Baudelaire die Verwitwung und Wiederverheiratung seiner zu hübschen Mutter: aber er ist auch eine Eigenqualität seines Lebens, eine Unausbalanciertheit, ein Unglück, das ihn bis zu seinem Tod verfolgte".[4]

Insgesamt lässt sich über Baudelaires Beziehungen zu seinen Eltern sagen, seine innigste und wertvollste Bindung hatte er zeitlebens zu seiner Mutter. Seine Gefühle zum leiblichen Vater erscheinen zwiespältig, wie Briefe zeigen.[5] Das Verhältnis zum Stiefvater war zunächst durch Gehorsam, aber später mehr durch Groll und Abneigung geprägt. Nach dem Tod General Aupicks am 27. April 1857 schrieb er seiner Mutter: "Denken Sie [...] dass [sic] ich seine Minderwertigkeit, seine Brutalität und die schroffe Art vergessen könnte, mit der er meinen Händedruck an jenem grausamen Tag entgegennahm [...]?".[6]

Bis 1844 erwies sich Baudelaire als fähiger Schüler, jedoch entwickelte er sich entgegen dem Wunsch seines Stiefvaters, eine ehrenhafte Karriere anzustreben, und verkörperte – ganz im Gegenteil zum General – Unordnung, Frechheit, Unbotmäßigkeit.[7] Darüber hinaus wurde er u.a. vom Studienaufseher in Philosophie Achille Carrère 1838 als originell und bizarr beschrieben. Er sagte über ihn, Baudelaire "hatte große Mühe, natürlich und erträglich zu werden".[8] Auch Lehrer anderer Fächer berichteten über seine fruchtlose Arbeit und schlechtem Benehmen. Sein Abiturzeugnis war überwiegend "passabel".[9] Er zeigte keinen Ehrgeiz, Willen und Fleiß. Vielmehr besuchte er das Gymnasium, um seinen Eltern zu gefallen.[10] Schließlich wurde er aufgrund seines überaus bizarren Verhaltens, das eher Ausdruck seines Missfallens gegenüber dem schulischen Ordnungssystem war, von der Schule verwiesen.[11]

Weiterhin war Baudelaire kein guter Verwalter seiner Finanzen und lebte oft besser, als es ihm erlaubt war.[12] Unvernünftige Ausgaben und fortdauernde Verschuldungen setzten 1844 den Prozess der Ernennung eines neuen Vormundes in Gang. Der Vormund Maître Ancelle wurde an Charles Baudelaires Seite gestellt, sogar bis zu seinem Tod, "ohne dessen Beistand er keine Handlungen vollziehen kann, die über einfache Verwaltung hinausgehen."[13] Die schwierigste finanzielle Lage, überhaupt das härteste Jahr für Baudelaire schien 1847 zu sein, wo er häufig mehrere Tage hintereinander hungern musste und im Café oder auf der Sraße dichtete.[14] Trotz seiner Mittellosigkeit erlaubte er sich Eigenschaften wie "Aggresivität, Sonderlichkeit, Frechheit, tyrannische Freundlichkeit – Baudelaire hatte viele Züge eines verwöhnten Kindes."[15] Es heißt, seine Frisur wechselte er wie seine Hemden.[16] Er dachte auch an Selbstmord.[17] Im Juni 1845, kurz nach der erfolglosen Veröffentlichung der ersten Salonbesprechung, versuchte er tatsächlich, sich das Leben zu nehmen.[18]

Bereits früh zeigte Baudelaire seine Liebe zur Kunst. Schon seine Eltern in der Rue Hautefeuille malten und hängten Bilder im ganzen Haus verteilt auf, obwohl sich ihr künstlerisches Interesse in Grenzen hielt. Nicht weit von ihrem Pariser Zuhause war ein Freilicht-Skulpturenmuseum, in welchem der Vater mit seinem Sohn gelegentlich spazierte. "Baudelaires Kunstgeschmack war von akademischer und gesellschaftlicher Konvention völlig unabhängig [...] Sein Kunstgeschmack führte ihn nicht unbedingt zu den anerkannten Werten."[19]

Baudelaire, zu stolz und zu verwöhnt, eine gewöhnliche Arbeit anzunehmen, engagierte sich aufgrund seiner verarmten Verhältnisse, doch mit Leidenschaft in der Kunstkritik. Seine erste Salonbesprechung im Jahre 1845 war jedoch nicht allzu erfolgreich. Gleich im nächsten Jahr folgte der umfangreiche Salon de 1846. Darüber hinaus veröffentlichte er weitere theoretische Schriften und besonders einflussreiche literarische Werke. Näheres dazu im folgenden Kapitel. Baudelaires Liebschaften vor allem mit den drei Frauen Jeanne Duval, Marie Daubrun und Madame Sabatier hatten einen gewichtigen Einfluss auf seine literarischen Werke, die einen besonderen Auftritt in den Blumen des Bösen genießen.

Charles Baudelaire starb am 31. August 1867 an Syphilis und wurde in dem Grab beigesetzt, wo General Aupicks Überreste, und später auch Baudelaires Mutter, lagen.[20] Er war erst sechsundvierzig Jahre alt und verbrachte noch viel weniger Jahre seines Lebens damit, sich schriftstellerisch zu engagieren. Doch diese Zeit war ausreichend, um die französische Dichtung und Kritik grundlegend zu verändern.[21]

Nadar schrieb nach seinem Tod über ihn: "Dieser Mann, der, als geborener Gentleman, so kalt zu sein schein, so skeptisch in vieler Hinsicht, [...] hatte die seltenste und schätzenswerteste aller Qualitäten – Gewissenhaftigkeit in seiner Arbeit [...] Dieser Mann, der in immerwährender Qual lebte, fiebernd, ruhelos und ungehorsam, dieser Hysteriker, dieser Rasende, dieser Werwolf".[22]

[...]


[1] Ross, Werner: Baudelaire und die Moderne, München 1993, S. 108.

[2] Pichois, Claude / Ziegler, Jean: Baudelaire, Göttingen 1994, S. 22.

[3] Ebd., S. 36.

[4] Oelmüller, Willi / Dölle-Oelmüller, Ruth / Rath, Norbert: Diskurs: Kunst und Schönes, Paderborn 1982, S. 388.

[5] Pichois, Claude / Ziegler, Jean: Baudelaire, Göttingen 1994, S. 41.

[6] Pichois, Claude / Ziegler, Jean: Baudelaire, Göttingen 1994, S. 269.

[7] Ebd., S. 269.

[8] Ebd., S. 67.

[9] Ebd., S. 76.

[10] Ebd., S. 77.

[11] Ebd., S. 77.

[12] Ebd., S. 111.

[13] Ebd., S. 117.

[14] Ebd., S. 184f.

[15] Ebd., S. 186.

[16] Pichois, Claude / Ziegler, Jean: Baudelaire, Göttingen 1994, S. 149.

[17] Ebd., S. 183.

[18] Ebd., S. 151.

[19] Ebd., S. 147.

[20] Ebd., S. 451.

[21] Ebd., S. 449.

[22] Pichois, Claude / Ziegler, Jean: Baudelaire, Göttingen 1994, S. 455f.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Die Ästhetik von Charles Baudelaire
Hochschule
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)  (Institut für Kunst- und Baugeschichte)
Veranstaltung
Hauptseminar Ästhetiktheorie
Note
1,7
Autor
Jahr
2013
Seiten
24
Katalognummer
V268003
ISBN (eBook)
9783656594871
ISBN (Buch)
9783656594857
Dateigröße
522 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
ästhetik, charles, baudelaire
Arbeit zitieren
Diana Migura (Autor:in), 2013, Die Ästhetik von Charles Baudelaire, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/268003

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