Wirtschaftliche Entwicklung in der BRD von 1981 bis heute


Hausarbeit, 2004

23 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Gliederung

I. Einleitung

II. Wirtschaftliche und politische Eckdaten
a) die Wiederentdeckung der Ordnungspolitik
b) die „Deutsche Einheit“ als Sonderfall im Konjunkturverlauf

III. Konjunturindikatoren
a) Betrachtung des Bruttoinlandsprodukts
b) weitere Konjunkturindikatoren
c) Arbeitsmarkt

IV. Staatsquote und Staatsverschuldung
a) Zur Entwicklung von Staatsausgaben und Staatsschulden
b) Optimale Höhe der Staatsquote
c) Struktur und Finanzierung
d) Probleme bei der Erfassung, Messung und Vergleichbarkeit
e) zur Beziehung zwischen Staatsquote und Wirtschaftswachstum

V. Fazit
a) Schlussbetrachtungen und Lösungsansätze
b) Ausblick

VI. Anhang
a) Abbildungen und Tabellen
b) Literaturverzeichnis
c) weitere Quellen

I. Einleitung

In dieser Ausarbeitung zum Referat im Kurs Konjunkturtheorie und -politik soll die wirtschaftliche Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland von 1981 bis heute betrachtet werden. Dazu werden das Bruttoinlandsprodukt, der Arbeitsmarkt und weitere Konjunkturindikatoren wie Exporte oder Investitionen näher beleuchtet. In einem zweiten Schritt soll der Einfluss des Staates auf die wirtschaftliche Entwicklung untersucht werden; hier insbesondere die Staatsausgaben und die Staatsverschuldung. Die These lautet, dass sich eine zu hohe Staatsquote negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes auswirkt. Zum Abschluss werden einige empirische Untersuchungen zum Einfluss der Staatsausgaben auf die wirtschaftliche Entwicklung vorgestellt und in einem kurzen Fazit einige Lösungsansätze angeboten sowie Prognosen zur weiteren wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland wiedergegeben.

II. Wirtschaftliche und politische Eckdaten

a) die Wiederentdeckung der Ordnungspolitik Anfang der 80er Jahre bis 1990

Zunehmende Fehlentwicklungen in Deutschland Ende der siebziger Jahre, insbesondere der Anstieg der Arbeitslosigkeit bei gleichzeitig hohen Inflationsraten (sog. Stagflation) führen zur Umorientierung der Wirtschaftspolitik und zum Ende der Phase des sog. freiheitlichen Sozialismus (eingeläutet mit dem StWG von 1967 bis Ende der 70er).

Gefordert wurde eine Abkehr vom keynesianischen Denken und die Rückbesinnung auf neoliberale Grundsätze – insbesondere der Verzicht auf staatliche Interventionen in den Wirtschaftsprozess. Das Ziel bestand darin, die Marktkräfte durch Verbesserung der Rahmenbedingungen wiederzubeleben. Eingeleitet wird die wirtschaftspolitische Wende zuerst von der ”Neuen Geldpolitik” der Bundesbank im Jahr 1974. 1982 wird auch in der übrigen Wirtschaftspolitik der Konzeptionswechsel zu einer neoklassisch geprägten Wirtschaftspolitik vollzogen = Wechsel zur angebotsorientierten Wirtschaftspolitik. Die Devise lautete „Mehr Markt und weniger Staat!“[1].

Zu erwähnen sind vor allem:

- Neue Geldpolitik seit 1974: Verbesserung der monetären Rahmenbedingungen durch Drosselung der Inflation;
- 2. Ölpreisschock;
- 01.10.1982 Dr. H. Kohl (CDU) löst H. Schmidt (SPD) als Bundeskanzler ab;
- Neue Finanzpolitik seit 1982: Konsolidierung der strukturellen Budgetdefizite, Senkung des Staatsanteils am Bruttosozialprodukt und leistungsfördernde Reform des Steuersystems;
- Deregulierung und Privatisierung: Beseitigung administrativer Hemmnisse (Novellierung des Ladenschlussgesetzes, Baugesetzbuch, Deregulierung des Telekommunikationssektors, Bahnstrukturreform).

b) die „Deutsche Einheit“ als Sonderfall im Konjunkturverlauf

Die deutsch-deutsche Währungsunion zum 01.07.1990 und der Beitritt der DDR zur BRD am 03.10.1990 leiten die nächste Phase der Sozialen Marktwirtschaft ein. Nach der Währungsumstellung und der deutschen Vereinigung wird eine Politik der massiven Investitionsförderung und umfangreicher Transfers in die neuen Länder betrieben. Bereits bis 1995 flossen Nettotransfers (Ausgaben abzgl. Einnahmen) von ca. 730 Mrd. DM von West- nach Ostdeutschland.[2] Die Treuhandanstalt übernimmt die Aufgabe der Privatisierung der ehemals staatseigenen Betriebe. Eine große Verantwortung kommt der Lohnpolitik zu, die mit ihrer Aufholstrategie allerdings der Produktivitätsentwicklung weit voraneilt und die Beschäftigungsprobleme verschärft. Umgekehrt führte die rezessive Phase seit 1992 zum Anstieg der Arbeitslosigkeit und zu einer Verringerung der Inflationsrate. Wichtige politische und wirtschaftliche Eckdaten sind:

- 09.11.1989 Öffnung der innerdeutschen Grenze und Fall der Mauer;
- 18.05.1990 Vertrag zur Schaffung einer Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion (= Staatsvertrag);
- 17.06.1990 die Treuhandanstalt übernimmt ca. 8.000 ”volkseigene” Betriebe zur Privatisierung und Sanierung;
- 02.07.1990 Währungsumstellung;
- 03.10.1990 Tag der deutschen Vereinigung, Einigungsvertrag tritt in Kraft;
- 01.03.1991 Richtungsweisender Metalltarifvertrag. Ostdeutsche Metalltariflöhne sollen bis Ende 1994 dem Westniveau angepasst werden;
- 31.12.1994 Auflösung der Treuhandanstalt nach weitgehender Privatisierung;
- 1995 tariflich ereichte 35-Stunden-Woche im Bereich der Metallindustrie;
- 24.03.1997 Verabschiedung des Gesetzes zur Reform der Arbeitsförderung (Arbeitsförderungs-Reformgesetz – AFRG);
- 17.06.1997 Festlegung der Maastrichtkriterien im Stabilitäts- und Wachstumspakt
- 27.10.1998 G. Schröder (SPD) löst H. Kohl (CDU) nach 16jähriger Amtszeit ab;
- 01.01.1999 Umrechnungskurse der nationalen Währungen zum Euro innerhalb der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) werden festgelegt
- 01.01.2002 Höhepunkt der Europäischen Währungsunion: Euro-Einführung
- März 2003 die Agenda 2010 bündelt Strukturreformen;

III. Konjunkturindikatoren

a) Betrachtung des Bruttoinlandsprodukts

Das nominale Bruttoinlandsprodukt (also gemessen in jeweiligen Preisen des Jahres) stieg im Betrachtungszeitraum von 766,6 auf 2130 Mrd. €. Das reale BIP (in Preisen von 1995) stieg von 1980 bis 2003 um das 1,7fache auf 1987,7 Mrd. € (Abb. 1). Das BIP pro Kopf stieg von 1914,5 € auf 2409,80 € (Abb. 2). Zur besseren Aussagefähigkeit kann das reale Wachstum des Bruttoinlandsprodukts herangezogen werden, d. h. die realen Wachstums-raten im Vergleich zur Vorperiode. Es betrug im Durchschnitt 1,89 Prozent, wobei es Ausreißer nach oben und unten gibt. 1982 gab es gar kein Wirtschaftswachstum (-0,79 %) ebenso in den Jahren 1993 (-1,09 %) und 2003 (-0,10 %). In den Jahren des Vereinigungsbooms 1990 und 1991 kam es zu den höchsten Wachstumsraten im Betrachtungszeitraum (5,72 % und 5,10 %). 1991 gilt inzwischen als historisches Hochkonjunkturjahr. Anhand der grafischen Betrachtung der Wachstumsraten des realen Bruttoinlandsprodukts lässt sich der Konjunkturverlauf gut nachvollziehen (Abb. 3). Sehr gut zu erkennen ist der durch die neue Geld- und Finanzpolitik einsetzende Aufschwung ab 1982, der durch den Vereinigungsboom nochmals gestärkt wurde, gefolgt vom negativem Wachstum in 1993 und den relativ moderaten Wachstumsraten ab 2001.

b) weitere Konjunkturindikatoren

Tab. 2 bildet die Daten der untersuchten Größen ab. Die realen privaten Konsumausgaben verdoppelten sich im Betrachtungszeitraum nahezu. Zu beachten ist natürlich der „Schock“ der Deutschen Einheit. Ca. 16,7 Millionen Ostdeutsche und eine Fläche von 108.330 km² eröffneten neue Absatzgebiete. Infolge dessen stiegen auch die Konsumausgaben des Staates und die Bruttoanlageinvestitionen sprunghaft an, grafisch gut zu erkennen in Abb. 5. Die HP-trendbereinigten Werte in Abb. 6 zeigen diese Entwicklung noch viel deutlicher. Auch hier lässt sich der Konjunkturverlauf gut erkennen. Einzelne Komponenten sind vor- (lead) oder nachlaufend (lag). Auszumachen ist beispielsweise auch die hohe Volatilität der Investitionen und der Exporte. Auch das Wachstum der letzten Jahre wurde größtenteils vom Export getragen („Exportweltmeister Deutschland“), während die Konjunktur von der Inlandsnachfrage kaum Wachstumsimpulse erhielt.[3]

Ausgehend von sehr hohen Inflationsraten in den siebziger Jahren gelang es Bundesregierung und Bundesbank im Zuge der neuen Geldpolitik die Inflation weiter zu drosseln (Tab. 2 weist in 1986 sogar eine negative Inflationsrate von –0,12 % aus). Erwartungsgemäß stieg in den Jahren des Wiedervereinigungsboom die Inflationsrate kurzfristig an (5,13 % in 1992), pendelte sich danach jedoch wieder auf niedrigem Niveau ein (1,06 % in 2003). Auch die Europäische Zentralbank konnte die Inflationsrate im Euro-Raum stabil halten. Die Entwicklung der Inflation in Bezug zum Wirtschaftswachstum zeigt Abb. 4. Hier ist auch ein teilweiser prozyklischer Verlauf zu erkennen (als sog. sterilisierter Fakt).[4]

c) Arbeitsmarkt

Abb. 7 zeigt die Bevölkerungsentwicklung im Betrachtungszeitraum. 1980 lebten ca. 61,6 Mio. Menschen in Deutschland, 2002 waren es ca. 82,5 Mio. Demzufolge stieg auch die Zahl der Erwerbstätigen an. Problematisch entwickelte sich im Betrachtungszeitraum die Arbeitslosigkeit. Die zweite Ölpreisexplosion (Unruhen im Iran und Afghanistan führten zu mehr als einer Verdopplung der Erdölpreise) von 1979/1980 führte zu einem weiteren wirtschaftlichen Schock, in dessen Folge die Arbeitslosigkeit auf über 2 Mio. stieg. Die bestehende Arbeitslosigkeit konnte allerdings nur langsam abgebaut werden. Im Zeitraum 1983/84 bis 1992/93 sind in Westdeutschland – trotz der geburtenstarken Jahrgänge und trotz der steigenden Zahl von Aus- und Übersiedlern – merkliche Verbesserungen am Arbeitsmarkt zu verzeichnen. Die 1983 beginnende neunjährige Aufschwungphase ließ sie wieder sinken, auf zuletzt 1,69 Mio. Erst die Rezession des Jahres 1993 setzte dieser Entwicklung ein vorläufiges Ende. Die Zahl der Arbeitslosen stieg in den alten Bundesländern 1995 auf jahresdurchschnittlich 2,56 Mio., die Arbeitslosenquote lag bei 9,3 % (die lt. Abb. 9 ILO-Konzept, d. h. EU harmonisierte Quote ohne verdeckte Arbeitslose betrug 8 %). Die Zahl der Erwerbstätigen betrug 28,5 Mio. Das waren 8,5 Mio. mehr als 1950 und immerhin 1,9 Mio. mehr als 1973, dem letzten „Vollbeschäftigungsjahr“. Der bisher höchste Beschäftigungsstand wurde mit 29,7 Mio. im Jahr 1992, am Ende des Wiedervereinigungsbooms, erreicht. Auf dem Arbeitsmarkt der neuen Bundesländer wirken noch immer die Folgen des Strukturumbruches von 1989/90 nach.[5] Die Überbesetzung der Betriebe mit Arbeitskräften und die damit einhergehende geringe Produktivität, eine im Rahmen der internationalen Arbeitsteilung zu geringe Spezialisierung der Produktion, eine in Qualität, Design und Herstellungskosten nicht wettbewerbsfähige Produktpalette, ein technisch veraltetes Produktionspotential sowie eine unzureichende Infrastruktur kennzeichneten die Probleme der ostdeutschen Wirtschaft. Verschärfend hinzu kam für die ostdeutschen Unternehmen der mit der Währungsumstellung verbundene Aufwertungsschock. Die Ökonomie der ehemaligen DDR, durch 40 Jahre Sozialismus von den hochentwickelten Volkswirtschaften abgeschottet, war unter Weltmarktbedingungen nicht konkurrenzfähig, die vermeintliche Vollbeschäftigung des Systems durch verdeckte Arbeitslosigkeit erkauft. Der internationale Wettbewerb deckte alle Schwächen schonungslos auf. Zwischen 1989 und 1992 sank die Zahl der Erwerbstätigen von 9,8 Mio. auf 6,3 Mio., die der Arbeitslosen erhöhte sich von „offiziell Null“ zu DDR-Zeiten auf 1,17 Mio.; seither verharrt die Arbeitslosigkeit auf hohem Niveau. 2003 waren knapp 4,4 Mio. Menschen in Deutschland ohne Arbeit (Abb. 8). In den Abb. 8 und 9 ist der Gegenlauf von Wirtschaftswachstum und Arbeitslosigkeit gut zu erkennen.[6]

[...]


[1] Vgl. Studienwerk der Bankakademie, Allgemeine Volkswirtschaftslehre, Teil 5, Kapitel 6, S. 9

[2] Vgl. D. Brümmerhoff (2000), S. 31

[3] Siehe dazu Jahresgutachten 2003/2004 des Sachverständigenrates, S. 7f.

[4] Vgl. hierzu W. Assenmacher (1998), S. 24

[5] Siehe K. Eckart, J. Roesler (1999), S. 186

[6] Vgl. hierzu auch W. Assenmacher (1998), S. 201 ff.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Wirtschaftliche Entwicklung in der BRD von 1981 bis heute
Hochschule
Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik (ehem. Hochschule für Wirtschaft und Politik)
Note
1,5
Autor
Jahr
2004
Seiten
23
Katalognummer
V26878
ISBN (eBook)
9783638290821
ISBN (Buch)
9783638646659
Dateigröße
718 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Wirtschaftliche Entwicklung in der BRD von 1981 bis heute und der Einfluss des Staates (Staatsausgaben und Verschuldung) auf die wirtschaftl. Entwicklung
Schlagworte
Wirtschaftliche, Entwicklung
Arbeit zitieren
Dipl.Volkswirt Stefan Berger (Autor:in), 2004, Wirtschaftliche Entwicklung in der BRD von 1981 bis heute, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26878

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