Viktring – damit wird von vielen ein altes, ehrwürdiges Zisterzienserstift am Ortsrand von Klagenfurt in Verbindung gebracht. Jedoch bedeutet dieser Ort für viele in Slowenien traumatische Erinnerungen an die Nachkriegszeit und tiefe Wunden, welche im kommunistischen Jugoslawien nie aufgearbeitet werden konnten. Die nach Kärnten fliehenden Slowenen wurden am Viktringer Feld interniert und nach ein paar Tagen von den Briten an die Partisanen ausgeliefert, die sie auf langen Todesmärschen liquidierten.
Die Tragödie von Viktring
Viktring - damit wird von vielen ein altes, ehrwürdiges Zisterzienserstift am Ortsrand vonKlagenfurt in Verbindung gebracht. Jedoch bedeutet dieser Ort für viele in Slowenientraumatische Erinnerungen an die Nachkriegszeit und tiefe Wunden, welche imkommunistischen Jugoslawien nie aufgearbeitet werden konnten. Die nach Kärntenfliehenden Slowenen wurden am Viktringer Feld interniert und nach ein paar Tagen von denBriten an die Partisanen ausgeliefert, die sie auf langen Todesmärschen liquidierten.
In Mai 1945 wurden zwischen der Kapitulation Hitler-Deutschlands und dem Abzug derJugoslawischen Armee aus Südkärnten fast drei Wochen lang zwischen Rache undRevolutionsjustiz innerjugoslawische Rechnungen beglichen. Der Historiker Florian ThomasRulitz konnte in seiner vierjährigen Forschungsarbeit zahlreiche Tötungsstätten,Gruppengräber und Massengräber auf österreichischem Staatsgebiet ausfindig machen.Seine Arbeit handelt von den verschiedenen militärischen Flüchtlingsverbänden undZivilisten, die sich im Mai 1945 auf der Flucht vor den Kommunisten nach Österreichbefanden. Im Detail werden die nach dem Kapitulationstermin (8. Mai 1945) geführtenDurchzugskampfhandlungen untersucht. Hier werden die bisherigen Darstellungen derPartisanen, die die Kämpfe als ÄEndkesselschlachten“ bei ÄFerlach-Hollenburg-Viktring“ undÄDravograd-Poljana-Bleiburg“ bezeichnet hatten, mit neuen Quellen konfrontiert. Es werdenauch die Durchzugskampfhandlungen in Kärnten, die unterschiedlichen Wege über dieKarawanken, die Lager der kroatischen und slowenischen Flüchtlinge im österreichischenKärnten, die britische Repatriierung und die Morde an den Flüchtlingen behandelt. EinExkurs widmet sich den Verschleppungen der im österreichischen Kärnten lebendenkroatischen und slowenischen antikommunistischen Emigranten und den Morden an ihnendurch den Jugoslawischen Geheimdienst (OZNA/UDBA) sowie dem Terror gegen Akteureder Grab- und Erinnerungspflege der antikommunistischen Kroaten und Slowenen inÖsterreich. Die Zeitzeugeninterviews wurden an den Schauplätzen der historischenEreignisse durchgeführt. Darüber hinaus fanden neben den Zeitzeugeninterviews und derQuellenrecherche ein Gedankenaustausch mit slowenischen und kroatischen Historikern undSpezialisten statt.
Der Autor des erfolgreichen Romans ÄGestohlene Kindheit“ Ivan Ott beschreibt in diesemliterarischen Werk neben seinen eigenen Erlebnissen der Tage nach dem Ende des ZweitenWeltkrieges, unmittelbar auch die Tragödie des kroatischen Volkes bei Bleiburg und desslowenischen Volkes in Viktring sowie die Todesmärsche durch Slowenien. Auf Einladungdes Historikers Florian Thomas Rulitz besuchte der Autor 65 Jahre nach den tragischenEreignissen in Österreich, die Kleinstadt Viktring bei Klagenfurt am Wörthersee, wo im Mai1945 ein großes Lager für Flüchtlinge aus Slowenien, Kroatien und Serbien eingerichtet worden war. Hier versammelten sich die entwaffneten Einheiten der kroatischen Armee, dieTschetniks des Popen Dujić, einige Soldaten der deutschen Wehrmacht und vor allem dieslowenischen Domobranzen (Slowenische Landeswehr). In diesem Lager befand sich nebenden entwaffneten Soldaten eine große Anzahl an slowenischen Zivilisten, die Verwandtschaftder slowenischen Soldaten und slowenische Bauern, die vor der Gewalt der Kommunistenund Partisanen-Einheiten flohen. Fast alle slowenischen Soldaten und ein Teil der zivilenBevölkerung wurden von den Engländern an Titos Partisanen ausgeliefert, die danach dieausgelieferten Gefangenen ohne Verurteilung und Gnade mitsamt Frauen, Kindern und altenMenschen getötet hatten.
- Abbildung: Stiftskirche von Viktring
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
- Abbildung: Gedenktafel in der Stiftskirche Viktring
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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- DI MMag Fabian Prilasnig (Author), 2013, Die Tragödie von Viktring. Erinnerungskultur in Kärnten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/269014