Die Katastrophe schien perfekt: Im Juli 955 erreichten Boten Herzog Heinrichs von Bayern König Otto den Großen in Sachsen mit einer schlimmen Nachricht. Die Ungarn, so berichteten sie, drängen in das Reich ein und suchten die Schlacht mit dem Herrscher. Dabei hatte Otto ganz andere Sorgen. Gerade erst hatte er mit letzter Kraft den Aufstand seines Sohnes Liudolf und seines Schwiegersohnes Konrads des Roten niedergeschlagen, und die Sachsen in seiner Heimat mussten sich der Slawen erwehren, fielen also zur Ungarnabwehr aus. Was tun?
Nach 19 Jahren als König über Sachsen, Franken, Bayern, Schwaben und Lothringen schien das Ende Ottos nah. Ein ruhiges Dasein war dem Sohn Heinrichs I. auch bis dahin nicht beschieden gewesen. Die eben verrauchende Empörung seines eigenen Sohnes hatte Otto zum zweiten Mal in Bedrängnis gebracht. Schon ganz zu Beginn seiner Herrschaft hatte er sich gegen seinen Bruder Heinrich zur Wehr setzen müssen, und sächsischer Adel war ohnehin immer mit von der Partie.
Wie nun hatte Otto überhaupt den Thron verteidigen können? Und was trieb die Aufständischen? Die Strukturen der Herrschaft Ottos und die Hintergründe der Empörungen sollen im Folgenden erhellt werden. Einer Skizze der Ausgangslage und der Aufstände folgt eine Analyse der Motivationen der Rebellierenden. Nach Vorstellung der Lösungsversuche Ottos fällt schließlich der Blick auf die konkrete Herrschaftspraxis vor dem Hintergrund der Schlacht gegen die Ungarn, die auf dem Lechfeld stattfinden sollte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gewandelte Herrschaftsstruktur
- Neues Konfliktpotential
- Die Krisen der Herrschaft
- Die Ursachen der Aufstände
- Der Machtanspruch Ottos
- Das Problem der Einzelthronfolge
- Die Mitsprache im Reich
- Die Ursachen der Aufstände
- Lösungsversuche
- Die Familienpolitik
- Ein Reichskirchensystem?
- Zum Verhältnis von Reichskirche und König
- Auswirkungen auf die Herrschaftspraxis
- Die Herrschaftspraxis Ottos und die Organisation seiner Gegner
- Die horizontale Organisation des Adels
- Herrschaftspraxis und kirchliche Feste
- Herrschaftspraxis 954 bis 956 - Die Wege des Königs unter dem Eindruck der Krise
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Herrschaft Ottos des Großen und beleuchtet die Strukturen, die zu Aufständen in seinem Reich führten. Die Arbeit analysiert die Veränderungen in der Herrschaftsstruktur, die von Otto I. eingeführt wurden, und deren Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen dem König und dem Adel. Besonderes Augenmerk liegt auf den Ursachen der Aufstände und den Lösungsversuchen Ottos.
- Die Veränderung der Herrschaftsstruktur unter Otto I.
- Die Ursachen der Aufstände gegen Otto I.
- Ottos Lösungsversuche zur Krisenbewältigung
- Die Rolle der Kirche in der Herrschaft Ottos des Großen
- Die Schlacht auf dem Lechfeld als Wendepunkt in der Herrschaftsgeschichte Ottos
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Situation Ottos des Großen im Jahr 955 dar und führt in die Thematik der Hausarbeit ein. Sie beschreibt die Herausforderungen, denen Otto gegenüberstand und die Gründe für die Analyse der Strukturen seiner Herrschaft.
- Das Kapitel "Gewandelte Herrschaftsstruktur" analysiert die Veränderungen, die Otto I. in der Herrschaftsstruktur des Reiches einführte. Es untersucht die Auswirkungen der neuen Thronfolgeregelung und den erhöhten Machtanspruch Ottos, die zu Konflikten mit dem Adel führten.
- Das Kapitel "Lösungsversuche" beschreibt die Maßnahmen, die Otto I. zur Bewältigung der Konflikte mit dem Adel ergriff. Es beleuchtet die Familienpolitik und das Streben nach einem Reichskirchensystem als Mittel zur Stabilisierung seiner Herrschaft.
- Das Kapitel "Die Herrschaftspraxis Ottos und die Organisation seiner Gegner" analysiert die konkrete Herrschaftspraxis Ottos und beleuchtet die Organisation seiner Gegner. Es geht auf die horizontale Organisation des Adels, die Rolle kirchlicher Feste in der Herrschaftspraxis und die Herausforderungen, denen Otto in den Jahren 954 bis 956 gegenüberstand, ein.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen dieser Arbeit sind die Herrschaft Ottos des Großen, die Strukturen seiner Herrschaft, die Ursachen der Aufstände gegen ihn, seine Lösungsversuche, die Rolle der Kirche, die horizontale Organisation des Adels, die Schlacht auf dem Lechfeld und die Auswirkungen der Veränderungen auf die Herrschaftsgeschichte des 10. Jahrhunderts. Die Analyse basiert auf den Quellen des Mittelalters, insbesondere den Werken Widukinds und des Chronisten Thietmar von Merseburg.
- Citation du texte
- Hans-Joachim Frölich (Auteur), 2000, Strukturen der Herrschaft Ottos des Großen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26920