Einwände zu Max Webers China-Studie


Hausarbeit, 2006

12 Seiten, Note: 1.7


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Max Webers China- Studie: „Konfuzianismus und Taoismus“

3. China im 14. bis 17. Jahrhundert — die Ming- Dynastie
3.1 die noch nie so starke monarchische Gewalt
3.2 die Lebhaftigkeit der wissenschaftlichen Schulen in der Spät-Mingdynastie
3.3 Mandschu eroberte China

4. Schlussfolgerung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In seinem berühmten Werk „Konfuzianismus und Taoismus“ hat Weber die Rationalisierungsfähigkeit der beiden chinesischen Religionen analysiert. Er behauptet, dass die Beiden, anders als der Protestantismus, keine beruflichen ethischen Pflichtvorstellungen haben. Das ist der Grund, warum der rationale Kapitalismus gerade in Europa und nicht in China entstand. Jedoch denke ich, dass Weber zu wenig über Chinas Geschichte kannte. Er besaß kein tiefergehendes Wissen über den Neo- konfuzianismus. In seinen Augen habe der Konfuzianismus binnen zweitausend Jahren keine Entwicklung und Veränderung vollzogen. In der Tat ist es falsch, dass man Protestantismus mit Konfuzianismus vergleicht. Ähnlich wie sich vom Christentum viele Sekten abspalten, haben sich im Konfuzianismus viele Schulen, wie —„Xinxue“ und „Qixue“—entwickelt, die den rationalen Kapitalismus fördern. Jedoch wurden diese Schulen von der Obrigkeit nie vollkommen akzeptiert und in das Gedankengut der Staatsreligion integriert.

So ist es besser, wenn man Konfuzianismus mit Christentum, „ Xinxue “ oder „ Qixue “ mit Protestantismus vergleicht. In dieser Hausarbeit möchte ich Webers Fragestellung, warum China keinen rationalen Kapitalismus entwickelt hat, in Verbindung mit der chinesischen Geschichte weiterdiskutieren.

2. Max Webers China- Studie: „Konfuzianismus und Taoismus“

Nachdem Max Weber zu dem Schluß kam, dass die protestantische Ethik den rationalen Kapitalismus förderte [1], hatte er in dem Buch „Konfuzianismus und Taoismus“ die negative Wirkung der konfuzianischen Ethik auf die Entwicklung des chinesischen Kapitalismus diskutiert. Sein Ziel bestand darin, seine Ansichten in „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ weiter zu bezeugen und das System der Wirschaftsethik der Welreligionen zu konstruieren.

Im „Konfuzianismus und Taoismus“ begründete Weber seine Argumente durch drei Schritte:

Zuerst, „Von den Umständen, welche ihr in China hinderlich sein konnten oder mußten, bestanden viele auch im Okzident“. [2] Im Verhältnis zum Okzident gab es in China viele begünstigenden Umstände für das Entstehen des Kapitalismus, z.B. „die ganz außerordentliche Entwicklung und Intensität des chinesischen Erwerbstriebs“, „der Fleiß und die Arbeitsfähigkeit der Chinesen“, „die fast unbeschränkte Autonomie der Organisationen der Handelsinteressenten“, „die riesige Bevölkerungszunahme“, „die Vermehrung der Edelmetallvorräte“[3] usw. Aber trotzdem entwickelte sich in China kein rationaler Kapitalismus. Deshalb sind die struktuellen Eigenschaften keine entscheidenden Faktoren.

Als zweiter Schritt bringt Weber den Begriff über die grundlegenden Eigentümlichkeiten der „ Gesinnung “. In diesem Falle ist die praktische Stellungnahme zur Welt mit ihren eigenen Gesetzlichkeiten und deren Folgen an jenen Hemmungen für den Kapitalismus stark mitbeteiligt gewesen.[4]

„Der konfuzianische Rationalismus bedeutete rationale Anpassung an die Welt. Der puritanische Rationalismus: rationale Beherrschung der Welt.“[5] Bei den Chinesen war die Tradition heilig. Im Gegensatz zu den Protestanten, wo aus der Beziehung zum überweltlichen Gott die absolute Unheiligkeit der Tradition und rationale Umgestaltung der Welt folgte. Die Stellungnahme des Konfuzianismus zu den Dingen der Erde war unbefangen, während die puritanische Ethik eine gewaltige und pathetische Spannung gegenüber der Welt brachte. Nach Weber war die philosophisch literarische Bildung anhand der alten Klassiker das universelle Mittel der Selbstvervollkommnung des chinesischen Gentleman. Aber sie konnte die Anforderungen des rationalen Kapitalismus nicht erfüllen.

Zuletzt vertritt Weber die Ansicht, dass der als „Heterodoxie“ bezeichnete „Taoismus“ den konfuzianischen Traditionalismus nicht ändern konnte, weil er selbst an Mystizismus und Magie glaubte. Er trug wenig zur Entzauberung bei. Der Taoismus schlug den Leuten ein Anachoretentum in den Bergen vor, um eigene Aufrichtigkeit und Bescheidenheit zu behalten. Im Gegenteil schlug der Protestantismus den Leuten vor, aus dem engen privaten Lebensrahmen zu kommen, sich neue Wege zu bahnen und in einer offeneren Welt selbst zu entfalten. Aus dem taoisitischen „nicht tun“ folgte kein moderner kapitalistischer Geist.[6]

Weber konzentierte sich immer auf die Doktrinanalyse, aber leider sind die Doktrinen von Konfuzianismus und Taoismus, die er beherrschte, nicht nur unvollständig und manchmal falsch, er hatte auch viele chinesische historische Tatsachen übersehen. Das China, welches er in seinem Buch beschreibt, ist mir fremd und seine Argumentation kann mich nicht überzeugen. So möchte ich an dieser Stelle meine Argumente bringen und versuchen zu erklären, warum ich nicht denke, dass der „Konfuzianismus“ die alleinige Schuld für die Hemmungen der Entwicklung Chinas trägt.

3. China im 14. bis 17. Jahrhundert — die Ming - Dynastie

3.1 die noch nie so starke monarchische Gewalt

Die Ming - Dynastie wurde von Zhu Yuanzhang gegründet. Er kam aus einfachsten bäuerlichen Verhältnissen. Was er nie vergaß, war die monarchische Macht möglichst ewig für seine Nachkommen zu sichern. Anders als der weise Tang Taizong, der seine eigene Macht beschränkte, um Staatsangelegenheiten besser zu erledigen, konzentrierte Zhu Yuanzhang alle Macht —Gesetzgebung, Verwaltung, Justiz, Militärangelegenheiten, Überwachung etc.—auf den Kaiser. Es gab unübersehbare neue Eigenschaften im politischen System der Ming - Dynastie:[7]

[...]


[1] Vgl. Weber, Max, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, Verlag von J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1934.

[2] Weber, Max: Gesamtausgabe/ Max Weber. Bd. 19. Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen Konfuzianismus und Taoismus. Tübingen: Mohr 1989. S. 477.

[3] vgl. Ebd., S. 227.

[4] vgl. Ebd., S. 478.

[5] vgl. Ebd., S. 476.

[6] vgl. Ebd., Kapital VII.

[7] vgl. 白钢: 《中国政治制度史 (上、下卷) 》, 天津人民出版社, 2002 , S. 731.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Einwände zu Max Webers China-Studie
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
Theorie II: Einführung in die Religionssoziologie
Note
1.7
Autor
Jahr
2006
Seiten
12
Katalognummer
V270650
ISBN (eBook)
9783656622048
ISBN (Buch)
9783656621966
Dateigröße
400 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Max Weber, China, Konfuzianismus, Taoismus, Religionssoziologie
Arbeit zitieren
Diplom-Soziologin Univ. Henghui Huang (Autor:in), 2006, Einwände zu Max Webers China-Studie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/270650

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