Das organisationale Feld Hochschule und die Implementierung von Bachelor- und Master-Studiengängen

Governance am Beispiel des Neoinstitutionalismus


Trabajo Escrito, 2013

15 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einführung

2. Der theoretische Rahmen
2.1 Worum geht es im Neo-Institutionalismus? - Ein Überblick
2.2 Was ist der Unterschied zwischen Organisationen und Institutionen?
2.3 Ansätze in der neo-institutionalistischen Organisationstheorie
2.3.1 Zentrale Grundannahmen des makroinstitutionalistischen Ansatzes

3. Das organisationale Feld Hochschule und die Einführung von BA/MA- Studiengängen

4. Resümee

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einführung

Das Deutsche Hochschulsystem befindet sich im Umbruch. In Anbetracht zentraler Schlüsselwörter wie Profilbildung, Hochschulautonomie und Bologna-Prozess werden zahlreiche Reformvorhaben auf den Ebenen der Forschung, Lehre und der akademischen Selbstverwaltung durchgeführt. Hierbei greifen gegenwärtige Arbeiten klassische Gedanken zum soziologischen NI wiederholt auf.1 Die nötigen Impulse zu der Renaissance des NI in den Sozialwissenschaften geben zahlreiche Veränderungen innerhalb des Hochschulbereichs. Mit der Implementierung einer gestuften Studienstruktur mit international anerkannten Bachelor- und Masterabschlüssen soll das Ziel eines gemeinsamen europäischen Hochschulraumes realisiert werden.2 Die KMK hat am 12. Juni 2003 mit den „ 10 Thesen zur Bachelor- und Masterstruktur in Deutschland “ wesentliche Eckpunkte für diese Umstellung des deutschen Hochschulsystems festgelegt.

Auf dieser Basis wurden im Oktober 2003

„ L ä ndergemeinsame Strukturvorgaben gem äß § 9 Abs. 2 HRG f ü r die Akkreditierung von Bachelor- und Masterstudieng ä ngen" verabschiedet.

Doch wie kann es zu einer Angleichung von formalen Strukturen von Organisationen im deutschen Hochschulsektor kommen? Um dieser Frage nachzugehen, wird die Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen (BMS) in Deutschland fokussiert. Der Schwerpunkt dieser Arbeit besteht darin, die Strukturangleichung von den Organisationen des tertiären Bildungssektors mit dem klassischen Isomorphiemodell der neoinstitutionalistischen Theorie zu erläutern.

Daraus ergibt sich folgende Gliederung: Nach einer entsprechenden Einführung in die Thematik umfasst das Zweite Kapitel den theoretischen Rahmen, um die Bedeutung des neo-institutionalistischen Ansatzes zu verstehen. Ferner wird definiert, was genau sich hinter dem Label des soziologischen NI verbirgt und welche Schlüsselbegriffe eine essentielle Rolle spielen. Anschließend wird das klassische Isomorphiemodell von DiMaggio/Powell überprüft: Das Kapitel 3 dient dem Zweck, Möglichkeiten aufzuzeigen, inwiefern es zu einer Homogenisierung innerhalb des organisationalen Feldes von Hochschulen kommen kann. In Kapitel 4 wird ein abschließendes Resümee gezogen.

2. Der theoretische Rahmen

2.1 Worum geht es im Neo-Institutionalismus? - Ein Überblick

Der NI gilt mitunter als der bedeutendste Ansatz in den Sozialwissenschaften, dessen Variationen in vielen Bereichen der Wirtschaft, Politik oder Historik zu finden sind. Die unterschiedlichen Forschungsintentionen und -traditionen bewirken jedoch ein instabiles Fundament und Unstimmigkeiten hinsichtlich der Definitionen bestimmter Begriffe, wie beispielsweise Institution.6 Separiert man den Begriff, so deutet das Präfix >Neo< bereits eine (neue) Wiederbelebung von jenem Forschungsansatz an. >Institutionalismus< bedeutet, dass eine Gesellschaft bestimmte Vorstellungen über richtiges bzw. zu vermeidendes Verhalten und Handeln hat. Diese werden häufig von gesellschaftlichen Akteuren unbewusst übernommen und kognitiv verankert.7 Hierbei wird deutlich, dass die Gesellschaft maßgeblich Einfluss (auf Organisationen) nimmt. An dieser Stelle erfolgt ein kurzer Einschub zur Erläuterung der Begrifflichkeiten Organisation und Institution im soziologischen NI.

2.2 Was ist der Unterschied zwischen Organisationen und Institutionen?

Organisationen können als formale, gesellschaftliche Gebilde mit gemeinsamen Zielen definiert werden. Daher kommt ihnen eine hohe Bedeutung für die Menschen zu. Dies resultiert daraus, dass Organisationen insbesondere die Funktion eines Arbeitgebers übernehmen (z.B. Krankenhäuser, Universitäten, Betriebe). Vor dem Hintergrund des Facettenreichtums von Freizeitgestaltungen, Weiterbildungsmöglichkeiten, der Politik oder Religionsausübung beeinflussen sie darüber hinaus das private Leben erheblich. Hieraus entsteht eine hohe Vielfältigkeit sowie Komplexität, in dessen Geflecht Organisationstheorien versuchen zu erklären, wie Organisationen entstehen, bestehen und funktionieren.8 Es lassen sich zwei Varianten von Organisationen unter Hinzunahme der dazugehörigen Umwelt unterscheiden. Demnach sichert die institutionelle Organisation ihr Überleben insbesondere durch isomorphe Konformität innerhalb ihrer institutionalisierten Umwelt. Im Gegensatz dazu, wird der Erfolg der technischen Organisation auf Effizienz und Effektivität gestützt.9

Unter einer Institution können wiederum verschiedene Phänomene zusammengefasst werden. Zum einem kann eine spezifische Regel innerhalb einer bestimmtem sozialen Gruppe (die Begrüßung als Handschlag als deutsche Institution) oder zum anderem eine konkrete Einrichtung (Kirche, Betriebe) unter dem Etikett der Institution kategorisiert werden. Ferner gilt, wenn etwas institutionalisiert ist, befindet es sich in einem Zustand der permanenten, sozialen Ordnung. Folglich ist ein bestimmtes Normen- und Regelsystem das Mittel der Institutionalisierung.10 In der Literatur lassen sich folgende Merkmale einer Institution herausstellen: Eine Institution ist ein Muster sozialer Beziehungen; Eine Institution hat Ordnungs- und Regelcharakter; Eine Institution ist permanent; Eine Institution gilt als legitim und ihre Durchsetzung erfolgt durch Sanktionen.11

In der ersten Hälfte der 1990er Jahre erfolgte jedoch ein Perspektivenwandel. Die Frage nach der Erklärung für den beobachtbaren, gesellschaftlichen und organisationalen Wandel steht nun im Zentrum des Forschungsinteresses. Der institutionelle Wandel12 fokussiert die Institutionalisierung, die Re-Institutionalisierung und die De-Institutionalisierung von Institutionen.13 Hierbei rücken endogene Komponenten zunehmend in den Blickpunkt. Ferner werden Organisationen verstärkt als Akteure betrachtet, welche institutionell konstruieren. Der gegenwärtige Institutionenbegriff beschreibt nun veränderbare, prozesshafte Sachverhalte, welche von Organisationen beeinflusst werden.14

Zusammenfassend können Institutionen im NI als Bindeglied zwischen den beiden Elementen Organisation und Umwelt aufgefasst werden, da Organisationen in gewisser Weise im Sinne der von der Gesellschaft legitimierten Werte handeln müssen.15 Heute werden einer Organisation vermehrt Gestaltungs- und Handlungsfreiheiten zugesprochen.16 Das Verhältnis ist insbesondere durch eine wechselseitige Dynamik geprägt. Wie sich jenes Bedingungsverhältnis von sozialen Akteuren, insbesondere der Organisationen, im institutionalisierten Prozess darstellt und welche Folgen sich aus der Dynamik für die einzelnen Akteure und die Umwelt ergeben, versucht der NI zu beantworten.18

2.3 Ansätze in der neo-institutionalistischen Organisationstheorie

Innerhalb der neo-institutionalistischen Organisationstheorie haben sich zwei differente Forschungsrichtungen herausgebildet:

1.) Mikroinstitutionalistische Ansätze definieren Organisationen als Institutionen, welche selbst institutionalisierte Strukturen bewirken und dadurch Einfluss auf ihre Umwelt nehmen (Zucker 1983, 1988).
2.) Makroinstitutionalistische Ansätze konstatieren, dass eine Organisation jene Strukturen adoptiert, welche den Erwartungen der Umwelt entsprechen. Das führt zu einem Legitimitätszuspruch der Organisation seitens der Umwelt.19

Die Implementierung von BMS im deutschen Hochschulsektor wird als Strukturangleichungsprozess betrachtet, um im Zuge des Bologna-Prozesses einen gemeinsamen europäischen Hochschulrahmen zu schaffen.20 Die gesellschaftlichen Institutionen (Umwelten) prägen somit die Organisation Hochschule in besonderer Weise. Ihr wird vorgeben, welche Aufgaben in welcher Art und Weise zu erfüllen sind. Dadurch werden sowohl Organisationsstruktur als auch Organisationsverhalten maßgeblich beeinflusst. Folglich ist die Fokussierung des Umweltbezuges und des organisationalen Feldes der Hochschulen notwendig. Die vorliegende Arbeit nimmt die Makroperspektive ein. Die Arbeiten von Meyer/Rowan (1977) und DiMaggio/Powell (2000) gelten hier als Wegmarken für die Entwicklung des neo-institutionalistischen Forschungsprogramms, sowie für die Theoriebildung aus makrosoziologischer Sicht.

2.3.1 Zentrale Grundannahmen des makroinstitutionalistischen Ansatzes

Das essentielle Argument jener Richtung ist die Betonung und die Fokussierung des Umwelteinflusses auf die Organisation. Das Konstrukt des Institutionalismus bezeichnet in diesem Zusammenhang die gesellschaftlichen Erwartungen und Vorstellungen, welche an die Organisation gerichtet werden und sich zu Institutionen im Sinne von unveränderlichen Anforderungen manifestieren.24

[...]


1 Vgl. Krücken/ Röbken 2009: 326.

2 Vgl. KMK 2013: URL: http://www.kmk.org/wissenschaft-hochschule/studium-und-pruefung/bachelor-und- masterstudiengaenge.html

3 Vgl. KMK, 2013: URL: http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2003/2003_06_12- 10-Thesen-Bachelor-Master-in-D.pdf

6 Vgl. Schemmann 2006: 10; vgl. Senge 2011: 11f.; vgl. Haase/Krücken 1999: 5.

7 Vgl. Senge 2011: 11f.

8 Vgl. Scherer 2001: 1

9 Vgl. Koch, In: Koch/Schemmann 2009 : 121f.

10 Vgl. Jansen 2000: 1.

11 Vgl. Pieper 1997: 295; Rehberg 1994: 56; Jepperson 1991: 145f;

12 Der Terminus ‚institutioneller Wandel’ kennzeichnet den Wandel der Institutionen oder den Wandel von Organisationen aufgrund von Institutionen. DiMaggio/Powell nutzen jene Formulierung für den organisationalen Wandel aufgrund von Institutionen (vgl. DiMaggio/Powell 1983:150). Seit den 1990er Jahren beschreibt der Begriff insbesondere den Wandel der institutionalisierten Umwelt von Organisationen. Walgenbach/Meyer differenzieren terminologisch den institutionellen und den organisationalen Wandel (vgl. Walgenbach/Meyer 2008: 86).

13 Vgl. DiMaggio/Powell 1991: 30f.

14 Vgl. Koch/Schemmann 2009: 126f.

15 Vgl. Senge 2011: 19.

16 Vgl. Koch, In Koch/Schemmann 2009: 117f.

17 Vgl. Ebd. 2009: 118.

18 Vgl. Koch/Schemmann 1999: 10.

19 Vgl. Walgenbach 2001: 322f.

20 Vgl. KMK 2013: URL: http://www.kmk.org/wissenschaft-hochschule/studium-und-pruefung/bachelor-und- masterstudiengaenge.html

24 Vgl. Walgenbach 2001: 323.

Final del extracto de 15 páginas

Detalles

Título
Das organisationale Feld Hochschule und die Implementierung von Bachelor- und Master-Studiengängen
Subtítulo
Governance am Beispiel des Neoinstitutionalismus
Universidad
Helmut Schmidt University - University of the Federal Armed Forces Hamburg  (Bildungs- und Erziehungswissenschaften)
Calificación
1,0
Autor
Año
2013
Páginas
15
No. de catálogo
V270759
ISBN (Ebook)
9783656622482
ISBN (Libro)
9783656622444
Tamaño de fichero
447 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Neoinstitutionalismus, BA/MA-Studiengänge, Organisation, Institution, Organisationstheorie, Isomorphie, Hochschule
Citar trabajo
Jannina Schreiber (Autor), 2013, Das organisationale Feld Hochschule und die Implementierung von Bachelor- und Master-Studiengängen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/270759

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