Seit jeher ist es eine zentrale Frage der Ökonomie, warum sich manche Länder wirtschaftlich anders entwickeln als andere. Wenn darüber diskutiert wird, warum die meisten Entwicklungsländer, allen voran die zentralafrikanischen Staaten, nicht mit den Wachstumsraten der Industrienationen mithalten können, wird das Argument des Ressourcenreichtums vieler dieser Länder oft als Grund angeführt.
Die Debatte, die besonders seit den 80er Jahren an Fahrt aufgenom¬men hat, ist von zahlreichen Ökonomen immer wieder angeheizt worden. Prägend für diese Auseinandersetzung waren vor allem die Werke von Auty (1993) und Sachs/Warner (1995).
Es wäre zu erwarten, dass ein Land, welches einen Vorteil hat, den ein anderes sonst sehr ähnliches Land nicht hat - beispielsweise ein reiches Goldvorkommen - diesen Vorteil in ein höheres Wirtschaftswachstum ummünzen könnte. Der zentrale Fehler bei einem solchen Gedankengang liegt in der Annahme, dass eine natürliche Ressource einem Vorteil gleichzusetzen ist. Warum gibt es Länder, die Nutzen in Form von raschem Wirtschaftswachstum aus ihren Ressourcen ziehen und wiederum andere, bei denen sich der Ressourcenreichtum als „Fluch“ auszuwirken scheint?
Die Frage, die diesen Diskussionen vorausgeht ist die, ob Ressourcenreichtum per se als Quelle eines gesunden und stetigen Wirtschaftswachstums zu sehen ist oder nicht. Die vorliegende Arbeit setzt sich damit auseinander, ob Ressourcen als solche schon das zukünftige Wachstum eines Staates oder einer Region determinieren oder ob es allein eine Frage des Umgangs mit denselben ist, der über „Fluch oder Segen“ entscheidet.
Gerade für Entwicklungsländer ist diese Frage von großer Bedeutung. Viele Ökonomen untersuchten bislang die Tatsache, warum vor allem die Wachstumsraten vieler afrikanischer Staaten den Voraussagen der Konvergenztheorie nicht entsprechen. In wirtschaftlich schwachen Volkswirtschaften wäre ein relativ hohes Wirtschaftswachstum zu erwarten, da sie ein sehr großes Entwicklungspotential besitzen. Könnte also der Rohstoffreichtum dieser Länder eine Rolle spielen, wenn es um die Erklärung der niedrigen Wachstumsraten dieser Volkswirtschaften geht?
Um in diesem Kontext Antworten zu finden, wird auch auf Länder Bezug genommen, denen es gelungen ist, Profit aus ihren Ressourcen zu schlagen. [...]
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Ressourcen im theoretischen Modell
2.1. Der Begriff der natürlichen Ressource
2.2. Ressourcen und Wachstumsraten
3. Der Ressourcenfluch
3.1. Die „Holländische Krankheit“
3.2. Die Volatilität mit einhergehender Verschuldung
3.3. Abbau des produzierenden Gewerbes mit einhergehendem niedrigem Bildungsniveau
3.4. Korruption und politische Instabilität
4. Empirische Analysen
4.1. Cobb-Douglas-Funktion und empirische Daten
4.2. „Holländische Krankheit“ und empirische Daten
4.3. Volatilität und empirische Daten
4.4. Bildung und empirische Daten
4.5. Institutionen und empirische Daten
4.6. Weitere Erkenntnisse
5. Beispiele für und gegen den Ressourcenfluch
5.1. Nigeria
5.2. Norwegen
6. Fazit
Anhang
Literaturverzeichnis.
Abbildungsverzeichnis
Grafik 1: Wirtschaftswachstum und Ressourcenintensität der Exporte
Grafik 2: Wirtschaftswachstum (1970-2009) in Abhängigkeit der Agrarexporte (1970)
Grafik 3: Verhältnis von Ressourcen und Wirtschaftswachstum im Zeitverlauf
Grafik 4: Norwegen und Nigeria im Vergleich
- Citar trabajo
- Patrick Kuhlmann (Autor), Christian Siedelhofer (Autor), 2010, Ressourcenreichtum als Wachstumsquelle?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/271010