Vorgeschichte und Ausbruch des Zweiten Punischen Krieges haben die antike wie
die moderne Historiographie im besonderen Maße beschäftigt. Dabei ist vor allem
die Rekonstruktion des konkreten Anlasses für den Kriegsausbruch 218 v. Chr. nach
wie vor strittig und die Bewertung der Ereignisse demgemäß noch keineswegs abschließend
entschieden.
Am Anfang des Zweiten Punischen Krieges stehen zwei Ereignisse: die Eroberung
der ostspanischen Stadt Sagunt, die Rom politisch mehr oder minder stark verbunden
war, durch Hannibal zum einen, zum anderen Hannibals Überschreiten des Ebro (und
damit der Bruch des Ebro-Vertrages mit Rom); auf die Frage, wie es um das Zusammenspiel
dieser beiden Faktoren bestellt ist und welcher der beiden Umstände
kriegsauslösend war, hat eine allseits akzeptierte Antwort noch nicht gefunden werden
können; das selbe gilt für die Frage, welcher der Kontrahenten eher das Recht
auf seiner Seite hatte.
Die vorliegende Arbeit setzt sich mit einem sehr wichtigen Aspekt des Geschehens
auseinander: dem Ultimatum, das der römische Senat gegenüber dem Rat in Karthago
im Hinblick auf den Fall Sagunts und/oder den Ebro-Vertrag gestellt hat – in dem
Ultimatum wurde die Auslieferung Hannibals gefordert –, und der darauf folgenden
Kriegserklärung Roms. Es soll also im folgenden vornehmlich der Frage nach der
Abfolge der Ereignisse nachgegangen werden, wohingegen der allgemeine Antagonismus
zwischen Rom und Karthago als meistenteils vorausgesetzte tiefere Ursache
des Krieges sowie die Frage, ob der Krieg unvermeidlich war und welche langfristigen
Ziele beide Seiten ab wann und mit welcher Strategie verfolgten, nicht Gegenstand
dieser Untersuchung sein kann.
Die moderne Altertumswissenschaft ist sic h weitestgehend einig in der Erkenntnis,
daß die im Original auf uns gekommenen Quellen ein mehr oder weniger stark verzerrtes
Bild von den Ereignissen zeichnen, die dem Ausbruch des Zweiten Punischen
Krieges und Hannibals spektakulärem Alpenübergang unmittelbar vorausgingen.
Insbesondere auch für die in der Tendenz romfreundliche Darstellung des Polybios,
die lange Zeit über als sakrosankt galt, sind in entscheidenden Bereichen Ungereimtheiten
und Veränderungen gegenüber älteren Überlieferungen ausgemacht worden.
Dieses Problem, das die gesamte Literatur zum Kriegsausbruch durchzieht, ist bei
allen Erörterungen und Interpretationen der Ereignisse in rechnung zu stellen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der römische Rechtsstandpunkt 218 v. Chr.
- Historische Einordnung der römischen Kriegserklärung
- Das politische und Rechtsverhältnis Sagunts zu Rom
- Hannibals Überschreiten des Ebro als alternativer Kriegsanlass
- Zur Chronologie des Ultimatums
- Schlußbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Zeitpunkt des römischen Ultimatums an Karthago und die darauf folgende Kriegserklärung im Jahr 218 v. Chr. Der Fokus liegt auf der Abfolge der Ereignisse im Zusammenhang mit der Eroberung Sagunts und Hannibals Überschreitung des Ebro. Der allgemeine Antagonismus zwischen Rom und Karthago sowie die Frage der Kriegsunvermeidlichkeit werden als gegeben vorausgesetzt und nicht im Detail untersucht.
- Rekonstruktion der römischen Rechtsauffassung im Jahr 218 v. Chr.
- Chronologische Analyse des Ultimatums und der Kriegserklärung.
- Bewertung der Rolle Sagunts im Konflikt.
- Analyse der unterschiedlichen Quellen und deren Interpretation.
- Untersuchung der Bedeutung des Ebro-Vertrages.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt die anhaltende Debatte in der antiken und modernen Geschichtsschreibung über den Ausbruch des Zweiten Punischen Krieges und die unterschiedlichen Interpretationen der Ereignisse. Sie hebt die zentrale Bedeutung der Eroberung Sagunts und der Überschreitung des Ebro durch Hannibal hervor und benennt die Forschungsfrage nach der Abfolge der Ereignisse und der jeweiligen Kriegsschuld. Die Arbeit konzentriert sich auf das römische Ultimatum an Karthago und die Kriegserklärung, wobei der breitere Kontext des römischen und karthagischen Antagonismus nur als Hintergrund dient.
Der römische Rechtsstandpunkt 218 v. Chr.: Dieses Kapitel untersucht die römische Rechtsauffassung im Jahr 218 v. Chr., basierend auf den vorhandenen antiken Quellen. Es analysiert die historische Einordnung der römischen Kriegserklärung, beleuchtet das politische und rechtliche Verhältnis zwischen Rom und Sagunt und diskutiert die Überschreitung des Ebro durch Hannibal als möglichen Kriegsgrund. Die Analyse der Quellen betont die unterschiedlichen Interpretationen und die Schwierigkeiten bei der Rekonstruktion der Ereignisse. Besonderes Augenmerk liegt auf der Frage, ob Sagunt bereits ein römischer Bundesgenosse war und ob Hannibals Handeln somit einen Vertragsbruch darstellte.
Zur Chronologie des Ultimatums: Dieses Kapitel widmet sich der chronologischen Abfolge der Ereignisse, insbesondere der römischen Gesandtschaft, des Ultimatums und der Kriegserklärung. Es analysiert die verschiedenen Quellen und versucht, eine plausible Abfolge der Ereignisse zu rekonstruieren, basierend auf der im vorherigen Kapitel dargestellten Rechtsauffassung. Die unterschiedlichen Interpretationen der Quellen und die Herausforderungen bei der Rekonstruktion der Chronologie werden ausführlich diskutiert.
Schlüsselwörter
Zweiter Punischer Krieg, Rom, Karthago, Hannibal, Sagunt, Ebro-Vertrag, Ultimatum, Kriegserklärung, Rechtsauffassung, Chronologie, antike Quellen, Polybios, Livius, römische Expansion.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: "Der römische Rechtsstandpunkt und die Kriegserklärung 218 v. Chr."
Was ist das Thema dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht den Zeitpunkt des römischen Ultimatums an Karthago und die darauf folgende Kriegserklärung im Jahr 218 v. Chr., mit Fokus auf die Abfolge der Ereignisse rund um die Eroberung Sagunts und Hannibals Überschreitung des Ebro. Der allgemeine Antagonismus zwischen Rom und Karthago wird als gegeben vorausgesetzt.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit rekonstruiert die römische Rechtsauffassung von 218 v. Chr., analysiert die Chronologie des Ultimatums und der Kriegserklärung, bewertet die Rolle Sagunts im Konflikt, untersucht verschiedene Quellen und deren Interpretationen und analysiert die Bedeutung des Ebro-Vertrages.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, ein Kapitel zum römischen Rechtsstandpunkt 218 v. Chr., ein Kapitel zur Chronologie des Ultimatums und eine Schlussbetrachtung. Das Kapitel zum römischen Rechtsstandpunkt analysiert die historische Einordnung der römischen Kriegserklärung, das politische und rechtliche Verhältnis zwischen Rom und Sagunt und diskutiert Hannibals Überschreitung des Ebro als möglichen Kriegsgrund. Das Kapitel zur Chronologie konzentriert sich auf die Abfolge der Ereignisse, insbesondere der römischen Gesandtschaft, des Ultimatums und der Kriegserklärung.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf den vorhandenen antiken Quellen und diskutiert die unterschiedlichen Interpretationen und Herausforderungen bei der Rekonstruktion der Ereignisse. Genannt werden explizit Polybios und Livius.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Zweiter Punischer Krieg, Rom, Karthago, Hannibal, Sagunt, Ebro-Vertrag, Ultimatum, Kriegserklärung, Rechtsauffassung, Chronologie, antike Quellen, Polybios, Livius, römische Expansion.
Was ist die zentrale Forschungsfrage?
Die zentrale Frage ist die Abfolge der Ereignisse und die jeweilige Kriegsschuld im Zusammenhang mit dem Ausbruch des Zweiten Punischen Krieges, insbesondere im Hinblick auf das römische Ultimatum und die Kriegserklärung.
Wie wird die Rolle Sagunts bewertet?
Die Arbeit bewertet die Rolle Sagunts im Konflikt, indem sie untersucht, ob Sagunt bereits ein römischer Bundesgenosse war und ob Hannibals Handeln somit einen Vertragsbruch darstellte.
Welche Bedeutung hat der Ebro-Vertrag?
Die Arbeit untersucht die Bedeutung des Ebro-Vertrages im Kontext der Ereignisse und seiner möglichen Verletzung durch Hannibal.
- Citation du texte
- Kai Drewes (Auteur), 2001, Der Zeitpunkt des römischen Ultimatums an Karthago und die römische Kriegserklärung 218 v. Chr., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27111