Geeignete Vermittlung der politischen und sozialen Hintergründe des Lebens Jesu als Vorbereitung auf eine Filmvorführung


Pre-University Paper, 2010

17 Pages, Grade: 13 Punkte


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Armut und Reichtum, ein immer fortwährender Gegensatz in der Menschheit

2. Politische und soziale Hintergründe des Lebens Jesu
2.1 Die politische Struktur in Palästina
2.1.1 Die Römer und die herodianische Dynastie
2.1.1.1 Rom als Eroberer Palästinas und Begründer der herodiani- schen Dynastie
2.1.1.2 Die Aufteilung Palästinas in drei Herrschaftsgebiete
2.1.1.3 Kurzzeitige Wiedervereinigung unter dem König Herodes Agrippa I.
2.1.2 Einflüsse religiöser Gruppierungen und der Hohe Rat
2.2 Bevölkerungsstruktur im Hinblick auf die sozialen Aspekte
2.2.1 Wechselbeziehung zwischen Stadt- und Landbevölkerung
2.2.2 Die wirtschaftliche Lage Galiläas
2.2.3 Das Leben in der Familie

3. Geeignete Wissensvermittlung im Hinblick auf eine Filmvorführung

4. Der Ansatz einer mögliche Antwort Jesu zu der Situation in Deutschland

5. Anhang
5.1 Arbeitsblatt - Lückentext zur Wissensweitergabe
5.2 Arbeitsblatt - Kleines Rätsel zur Wissensabfrage

6. Literaturnachweis
6.1 Bücher
6.2 Internetquellen

1. Armut und Reichtum, ein immer fortwährender Gegensatz in der Menschheit

Deutschland im Juli 2008: Der dritte Armutsbericht, mit dem Titel „Lebenslagen in Deutschland“ der Bundesregierung der Großen Koalition ist veröffentlicht worden. Der analytische Bericht führt zu einer ernüchterten Stimmung in der deutschen Gesellschaft. Wieder hat sich die Schere zwischen Arm und Reich vergrößert, obwohl im Beobachtungszeitraum die Arbeitslosigkeit eigentlich abnahm und die Wirtschaft einen Aufschwung erlebte.

„Was würde Jesus, der Herr der Gerechten und Armen zu dieser Situation in unserer heutigen Gesellschaft sagen?“

Diese Frage, die meist im schulischen Religionsunterricht und der Firmvorbe-reitung erörtert wird, setzt jedoch voraus, dass man über die Gesellschaft, in der Jesus lebte, ausreichend informiert ist.

So ist das Thema dieser Seminararbeit entstanden:

„Geeignete Vermittlung der politischen und sozialen Hintergründe
des Lebens Jesu als Vorbereitung auf eine Filmvorführung“

Wie in der Themenstellung bereits enthalten ist, soll diese Arbeit als Ziel haben, Jugendliche geeignet an einen Jesusfilm heranzuführen, indem ihnen mit Hilfe eines entworfenen Arbeitsblatts wichtige Details der damaligen Lebenssituation in Palästina weitervermittelt werden.

2. Politische und soziale Hintergründe des Lebens Jesu

2.1 Die politische Struktur in Palästina

Palästina ist in der Antike ein Brennpunkt der Weltpolitik gewesen. Die geographische Lage, von Jürgen Roloff als „Verbindungsscharnier zwischen Kleinasien, Ägypten und dem Vorderen Orient“[1] bezeichnet, hat Palästina immer wieder vor die Herausforderung gestellt, sich gegenüber den umliegenden Groß-mächten behaupten zu müssen.[2] Als eines der wichtigsten Ereignisse der Geschichte gilt die Eroberung durch Rom.

2.1.1 Die Römer und die herodianische Dynastie

2.1.1.1 Rom als Eroberer Palästinas und Begründer der herodiani- schen Dynastie

Palästina ist 63 v. Chr. durch Pompeius okkupiert und in die syrische Provinz des römischen Reiches eingegliedert worden. Der Idumäer Antipater, Vater von Herodes dem Großen, hat die durch den Sieg Cäsars über Pompeius veränderte Lage in Rom geschickt zu nutzen gewusst und dabei Cäsars Gunst gewonnen,[3] so dass er 47 v. Chr. zum Prokurator[4], also Verwalter, über Palästina ernannt worden ist. Er ist zum Stammvater einer neuen Dynastie, nämlich die der Herodianer, geworden. Herodes I., auch Herodes der Große genannt, ist mit der Unterstützung von Octavian, dem späteren Kaiser Augustus, durch den römischen Senat zum König ernannt worden.[5] „Im Jahre 40 v. Chr. erhielt das Land eine beschränkte Selbstständigkeit zurück: Herodes bekam es als Klientelkönigtum von Roms Gnaden.“[6] Martin Ebner bringt diese politische Entwicklung so zum Ausdruck: „Aus einem souveränen Land Israel war ein Vasallenland geworden […]“[7] Die Bezeichnung ist deshalb zutreffend, weil Rom zum einen von den belehnten Machthabern jährliche finanzielle Zahlungen zur Legitimierung ihrer Herrschaft eingefordert hat und zum anderen durch die Erteilung, beziehungsweise den Entzug des Regierungsauftrages über die Herrscher und deren Amtszeit bestimmt hat.[8] Die Machtkonstellation resümiert Jürgen Roloff in seinem Werk „Jesus“ so: „Freilich übte Rom seine Macht zunächst für etwa sieben Jahrzehnte nur indirekt aus, und zwar über die Dynastie der Herodianer.“[9]

2.1.1.2 Die Aufteilung Palästinas in drei Herrschaftsgebiete

Obwohl nach dem Tod des Königs Herodes der Große 4 v. Chr. das jüdische Volk bei dem Kaiser in Rom die Bitte, die Ära der Herodianer zu beenden, vorgebracht hat, hat der Kaiser Augustus dessen Testament bestätigt[10] und das Land ist unter seinen Söhnen Archelaus, Herodes Antipas und Philippus aufgeteilt worden. Archelaus hat den Titel Ethnarch, also Volksfürst, zugesprochen bekommen und seine beiden Brüder sind zu Tetrarchen, Herrscher eines Viertels, ernannt worden.[11]

Der Bezirk des Ethnarchen Archelaus:

Archelaus hat dabei die zwei benachbarten, jedoch durch religiöse Unterschiede[12] verhassten[13] Regionen, Samaria und Judäa mit Idumäa zugeteilt bekommen. Somit hat sein Areal den größten Teil des von Herodes dem Großen beherrschten Territoriums dargestellt. Der Kaiser Augustus hat dem Ethnarchen versprochen, dass dieser die Königswürde erhalten wird, sollte er sich der Nachfolge seines Vaters würdig erwiesen haben.[14] Jedoch hat ihn der römische Kaiser bereits nach zehn Jahren, also 6 n. Chr. aufgrund von Bestrebungen aus den Reihen der judäischen Aristokratie und der Samariter abgesetzt[15] und ihn nach Gallien ins Exil geschickt.[16] Sein zu befehligender Herrschaftsgebiet ist seitdem als kaiserliche Provinz namens Judäa von römischen Präfekten aus dem Ritterstand[17] mit der Bezeichnung „Praefectus civitatis“, also Statthalter, zu denen auch der Amtsinhaber von 26 n. Chr. bis 36 n. Chr. Pontius Pilatus zählt, verwaltet worden. Judäa zusätzlich der Oberaufsicht durch den Statthalter von Syrien unterlegen[18] ist jedoch auch in Zeiten der römischen Verwaltung ein Unruhegebiet geblieben.

Der Bezirk des Tetrarchen Philipus:

Philippus hat die nordöstlich vom See Genezareth gelegenen und durch Nichtjuden besiedelten Bezirke Gaulantis, Trachonitis und Batanäa, in denen viele griechische Städte gewesen sind und viele Syrier gelebt haben,[19] zur Verwaltung erhalten.[20] Er ist 34 n. Chr. verstorben und ist somit der einzige regierende Nachkommen Herodes des Großen gewesen, der nicht durch Rom abgesetzt worden ist. Dadurch dass der Tetrarch einerseits im Hinblick auf seine Wertschätzung der hellenistischen Kultur seinem sich dem Hellenismus enger als dem Judentum verbunden fühlenden Vater[21] geglichen hat, andererseits jedoch keine Ähnlichkeit mit diesem bezüglich dessen sturen Ehrgeizes und dessen unermesslicher Grausamkeit zum Vorschein gebracht hat, hat sich Philippus zu einem ungewöhnlich guten Regent des herodianischen Geschlechts entwickelt. Seine Staatsführung ist ohne irgendeine Auffälligkeit stabil und sicher gewesen. John E. Stambaugh und David L. Bach schreiben in ihrem Werk „Das soziale Umfeld des Neuen Testaments“:

„Zu Philipps Tetrarchie, die dieser bis zu seinem Tod 34 n. Chr. regierte, gehörten viele griechische Städte, und sogar die Juden, die dort lebten, waren mit der Familie des Herodes recht zufrieden. Philipps Herrschaft war deswegen ruhig.“[22]

Da in dieser Linie jedoch keine männlichen Nachkommen vorhanden gewesen sind, ist das Gebiet der Provinz Syrien hinzugefügt worden.

Der Bezirk des Tetrarchen Herodes Antipas:

Herodes Antipas, oft nur Herodes genannt, ist Landesherr über die lokal getrennten, jedoch ethnisch homogenen Landstriche Galiläa und Peräa geworden.[23] Seine Regentschaft hat von 4 v. Chr. bis zu seiner Absetzung und Verbannung nach Gallien durch den Kaiser Caligula im Jahre 39 n. Chr. gehalten.[24] Nach dem Tod des Herodes dem Großen ist in Galiläa, noch bevor der mit seinen Brüdern in Rom bei dem Kaiser verweilende Herodes Antipas seine Herrschaft angetreten hat, ein Aufstand ausgebrochen, den der syrischen Statthalter durch die Zerstörung der Stadt Sepphoris, die später wieder aufgebaut worden ist, niedergeschlagen hat. Gerd Theißen und Annette Merz schreiben dazu: „So grausam ist damals keine andere jüdische Stadt behandelt worden.“[25] Dieses Ereignis, sowie andere kleine Tumulte, wie zum Beispiel die Empörung des Volks über die gegen das jüdische Recht verstoßende Ehe zwischen Herodes und seiner Frau Herodias und die darauffolgende öffentliche Anprangerung, haben zu einem angespannten Verhältnis zwischen Herrscher und Beherrschten geführt, welches jedoch während seiner Tetrarchie von keiner Seite derart überreizt worden ist, dass Herodes Antipas die politische Führung hätte abgeben müssen, doch durch eine aufgrund des Wunsches seiner Frau gestellten Anfrage auf den Königstitel hat er den Kaiser Gaius, heute meist als Caligula bekannt, so sehr verärgert, dass anstelle einer Rangerhöhung, eine Entmachtung und die Verbannung ins gallische Exil die Folge gewesen ist.

[...]


[1] Roloff, Jürgen: Jesus. München: Orig.-Ausgabe, 4. Aufl. Beck, 2007.

[2] Vgl. Roloff, Jürgen: Jesus, Seite 33

[3] Vgl. Bornkamm, Günther: Jesus von Nazareth. Stuttgart u.a: 14. Aufl. Kohlhammer,

1988. Seite 26

[4] Vgl. Roloff, Jürgen: Jesus, Seite 34

[5] Vgl. Bornkamm, Günther: Jesus von Nazareth, Seite27

[6] Conzelmann, Hans; Lindemann, Andreas: Arbeitsbuch zum Neuen Testament. Tübingen: 10.,

überarbeitet und erweiterte Auflage. Mohr, 1991. Seite 162

[7] Ebner, Martin: Jesus von Nazaret. Stuttgart: Katholisches Bibelwerk, 2007. Seite 52

[8] Vgl. Ebner, Martin: Jesus von Nazaret, Seite 52

[9] Roloff, Jürgen: Jesus, Seite 43

[10] Vgl. Stambaugh, John E.; BALCH, David L.: Das soziale Umfeld des Neuen Testaments.

Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1991. Seite 20

[11] Vgl. Stambaugh, John E.; u.a.: Das soziale Umfeld des neuen Testaments, Seite 20

[12] Vgl. Theißn, Gerd; Merz Annette; Burchard, Christoph: Der historische Jesus. Göttingen: 3.,

durchgesehene und um Literaturnachträge ergänzte Auflage. Vandenhoeck und Ruprecht, 2001. Seite 165

[13] Vgl. Ebner, Martin: Jesus von Nazaret, Seite 51

[14] Vgl. Connolly, Peter; Höpfner, Thomas M.: Das Leben zur Zeit des Jesus von Nazareth.

Hamburg: Tessloff-Verlag, 1984. Seite 46

[15] Vgl. Bornkamm, Günther: Jesus von Nazareth, Seite 28

[16] Vgl. Stambaugh, John E.; u.a.: Das soziale Umfeld des neuen Testaments, Seite 21

[17] Vgl. Stambaugh, John E.; u.a.: Das soziale Umfeld des neuen Testaments, Seite 21

[18] Vgl. Theißen, Gerd; u.a.: Der historische Jesus, Seite 165

[19] Vgl. Connolly, Peter; u.a.: Das Leben zur Zeit des Jesus von Nazareth, Seite 46

[20] Vgl. Ebner, Martin: Jesus von Nazaret, Seite 51

[21] Vgl. Stambaugh, John E.; u.a.: Das soziale Umfeld des neuen Testaments, Seite 19

[22] Stambaugh, John E.; u.a.: Das soziale Umfeld des neuen Testaments, Seite 20

[23] Vgl. Theißen, Gerd, u.a.: Der historische Jesus, Seite 165

[24] Vgl. Stambaugh, John E.; u.a.: Das soziale Umfeld des neuen Testaments, Seite 20

[25] Theißen, Gerd; u.a.: Der historische Jesus, Seite 166

Excerpt out of 17 pages

Details

Title
Geeignete Vermittlung der politischen und sozialen Hintergründe des Lebens Jesu als Vorbereitung auf eine Filmvorführung
Grade
13 Punkte
Author
Year
2010
Pages
17
Catalog Number
V272067
ISBN (eBook)
9783656647997
ISBN (Book)
9783656647980
File size
627 KB
Language
German
Notes
Seminararbeit im W-Seminar, Note: 13 von 15 Punkte.
Keywords
Wissensvermittlung, politisches Umfeld, soziales Umfeld, Jesus, Firmung, Vorbereitung
Quote paper
Sebastian Eder (Author), 2010, Geeignete Vermittlung der politischen und sozialen Hintergründe des Lebens Jesu als Vorbereitung auf eine Filmvorführung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/272067

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