Im folgenden Essay möchte ich den Aufsatz „Gegenwartskunst im öffentlichen Raum: Augenweide oder Ärgernis?“ von Wolfgang Welsch näher beleuchten. Der Aufsatz beschäftigt sich mit dem Prozess der Hyperästhetisierung des öffentlichen Raumes. Welsch vertritt die These, dass es der Kunst nicht mehr möglich ist in einer ‚verhübschten’ Welt, in der alles schön ist, Platz zu finden. Dadurch kann sie ihrer eigentlichen Aufgabe nicht mehr nachkommen und verliert in einer hyperästhetischen Umwelt an Bedeutung.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Verschiebung des Terminus Kunst im öffentlichen Raum
3. Eine graue Welt wird bunt
4. Die neue Form von ‚Kunst am Bau’
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
“If you have a statue in the city centre you could go past it every day on your way to school and never even notice it, right. But as soon as someone puts a traffic cone on its head, you've made your own sculpture.”[1]
Der Urheber dieses Zitats ist einer der bekanntesten Graffiti- und Streetart-Künstler unserer Zeit, der seine Werke unter dem Pseudonym Banksy veröffentlicht. Was haben jedoch ein weltberühmter Künstler und ein Philosoph, der sich unter anderem mit dem Phänomen der Ästhetisierungsprozesse auseinandersetzt, gemeinsam? Sie beide diskutieren über das Ansehen von Kunst.
Im folgenden Essay möchte ich den Aufsatz „Gegenwartskunst im öffentlichen Raum: Augenweide oder Ärgernis?“[2] von Wolfgang Welsch näher beleuchten. Der Aufsatz beschäftigt sich mit dem Prozess der Hyperästhetisierung des öffentlichen Raumes. Welsch vertritt die These, dass es der Kunst nicht mehr möglich ist in einer ‚verhübschten’ Welt, in der alles schön ist, Platz zu finden. Dadurch kann sie ihrer eigentlichen Aufgabe nicht mehr nachkommen und verliert in einer hyperästhetischen Umwelt an Bedeutung.
„Das Schöne ist Gegenstand und Aufgabe der Kunst. Die Kunst aber hat im weitesten Sinne mit Leben zu tun. [...] zu der zweiten Aufgabe der Kunst der Gestaltung.“[3]
Damit die Kunst wieder ihrer ursprünglichen Aufgabe nachkommen kann, muss sie den fehlenden Platz im öffentlichen Raum einfordern, indem sie positiv sowie negativ auffällt. Positiv provozieren kann sie durch schiere Größe oder Exklusivität, indem sie eine ‚Augenweide’ darstellt. Negative Aufmerksamkeit wird der Kunst zuteil, wenn sie ein ‚Ärgernis’ darstellt und mit Konventionen bricht. Dieses ‚Ärgernis’ soll die hyperästhetische Umgebung aufbrechen und wachrütteln.
Um sich der These von Welsch annähern zu können, müssen zuerst die Begrifflichkeiten des öffentlichen Raumes sowie der des hyperästhetischen Raumes geklärt und zudem aufgezeigt werden, wo sich solche Räume befinden.
Diese Bezeichnungen möchte ich in den folgenden Kapiteln untersuchen und mit Beispielen aus der Graffiti- und Streetart-Szene untermauern. Graffiti ist eine umstrittene Kunstform, welche von der Norm der traditionellen Kunst abweicht und eigene Wege findet. Der Ursprung von Graffiti reicht bis zum alten Pompeji zurück. Hier wurde Graffiti in Form von Wandkritzeleien und Inschriften an antiken Wänden vorgefunden. Heutzutage befinden sich Graffiti und Streetart auf dem Scheideweg zwischen Legalität und Illegalität. Dabei verfolgen die Anhänger der Szene den Leitgedanken: Aus einer grauen Welt eine buntere, farbenfrohe Umgebung schaffen zu wollen.
Anhand der Graffiti- und Streetart-Bewegung möchte ich eine sehr widersprüchlich angesehene Kunst im Zusammenhang mit Welschs zentraler These untersuchen. Graffiti-Künstler werden durch ihren Leitgedanken bestärkt und finden immer wieder neue Plätze im öffentlichen Raum, um ihre Kunstwerke in Szene zu setzen. Obwohl dieses Verhalten im Grunde genommen nicht mit Welschs Meinung harmoniert, findet sich bezüglich des provozierenden Aspektes von Graffiti im öffentlichen Raum in den Aussagen von Banksy und Welsch ein Konsens. Kunstwerke müssen provozieren, um wahrgenommen zu werden.
Graffiti- und Streetart-Werke tauchen besonders in Großstädten wie London und Berlin auf und stehen stets in einem Dreieck zwischen Kunst, Vandalismus und Kommerz. Besonders die Streetart-Szene thematisiert oftmals Kritik an Verschwendung, Massenproduktion und Menschenrechtsverletzungen in ihren Werken.
2. Verschiebung des Terminus Kunst im öffentlichen Raum
Fraglich ist, was zum öffentlichen Raum zählt und ob in den letzten Jahren eine Veränderung stattgefunden hat. Nach Welsch handelt es sich um einen Raum, der sich im Laufe der Jahrzehnte vor allem durch die ökonomische Entwicklung stark verändert hat. Dabei kritisiert er den Prozess der Hyperästhetisierung. Er spricht von einer ‚Verhübschung’ des urbanen Raumes, in dem Kunst schlussendlich keinen Platz mehr findet. Shopping Areale müssen interaktiv gestaltet sein, Gegenstände müssen neben dem praktischen Nutzwert auch ein ansprechendes Design besitzen und Gebäude müssen architektonisch brillieren. Fährt man auf der Autobahn an deutschen Ballungszentren vorbei, passiert man unzählige Gebäude, die keinen wirklichen Nutzen haben, sondern eindeutig zu Werbezwecken erbaut wurden, um den Firmennamen möglichst stilvoll repräsentieren zu können.
[...]
[1] http://www.theguardian.com/artanddesign/2003/jul/17/art.artsfeatures( zuletzt
aufgerufen am 17.09.2013).
[2] Welsch, Wolfgang (1996): Gegenwartskunst im öffentlichen Raum: Augenweide oder
Ärgernis?. In: Grenzgänge der Ästhetik. Stuttgart, Reclam Verlag, 202-209.
[3] Lüthe 2002, 46.
- Arbeit zitieren
- Bachelor of Science // Bachelor of Arts Julian Bochberg (Autor:in), 2013, Überlegungen zum Artikel "Gegenwartskunst im öffentlichen Raum - Augenweide oder Ärgernis?" von Wolfgang Welsch, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273213
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