Aufgaben zum Textverständnis und zur Schreibfertigkeit am Beispiel des Films "Entre les murs"

Kommunikative Kompetenz im Fremdsprachenunterricht


Hausarbeit (Hauptseminar), 2013

23 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Zur Relevanz von Filmarbeit im Fremdsprachenunterricht mit dem Schwerpunkt der Förderung kommunikativer Kompetenz im Bereich Schriftlichkeit
2.1 Filme im Fremdsprachenunterricht
2.2 Förderung von kommunikativer Kompetenz mit Hilfe von Filmen mit dem Schwerpunkt auf der Förderung der Teilfertigkeit Schriftlichkeit

3. Produktiv-kreativ-kommunikative Aufgabenformate zum Film-beispiel Entre les Murs, didaktische Analyse und Reflexion
3.1 Voraussetzungen/Vorarbeit für den kreativen Schreibauftrag
3.2 Didaktische Einbettung des kreativen Schreibauftrags, Analyse und Reflexion sowie Alternativen

4. Schlussbetrachtung

5. Literaturverzeichnis

6. Anhang

1. Einleitung

In Allgemeinen lassen sich unter Kompetenzen Problemlösungsstrategien, also Fähigkeiten und Fertigkeiten, verstehen, welche differenziert, reflektiert und flexibel auf das Problem angewandt werden. Das heißt, diese Fertigkeiten können variabel und zudem verantwortungsvoll auf das entsprechende Problem angewandt werden. Kompetenz für den Unterricht der modernen Fremdsprachen bedeutet, „eine Disposition, die Personen befähigt, bestimmte Arten von kommunikativen Problemen durch interkulturelle, fremdsprachige Handlungsfähigkeit erfolgreich zu lösen.“ (Mischke 2009: 1/2, in Anlehnung an Klieme 2003). Demnach soll durch Fremdsprachenunterricht befähigt werden, auf "kommunikative Situationen", beziehungsweise Probleme und Herausforderungen in der Fremdsprache und fremden Kultur entsprechend flexibel, verantwortungsvoll und variabel zu reagieren. Dies umfasst im Detail "das Verständnis verschiedener Textarten, das Verfassen adressatengerechter Texte, der Aufbau grammatischer Strukturen und deren Korrektheit" sowie "die offene Auseinandersetzung mit fremden Kulturen durch den Lernenden" (Ebd.).

Zur Erreichung dieser Ziele im langjährigen Prozess des Fremdsprachenlernens steht die Förderung von kommunikativer Kompetenz als übergeordnetes Ziel an erster Stelle.

Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Förderung der kommunikativen Kompetenz mit dem Schwerpunkt auf Schriftlichkeit im Fremdsprachenunterricht durch Filmarbeit. Es erfolgt eine Verknüpfung von (audio-visuell) medienorientiertem Unterricht und kommunikativen Elementen, genauer gesagt durch produktiv-kreative Aufgabenstellungen im Umgang mit dem Medium Film zur Förderung von Schriftlichkeit. Dafür wird zunächst in einer Umrahmung der Begrifflichkeiten versucht, erstens die kommunikative Kompetenz als Hauptziel des modernen Fremdsprachenunterrichts zu definieren. Zweitens wird erörtert, inwiefern die Förderung von Schriftlichkeit in der Fremdsprache als bedeutende Facette von kommunikativer Kompetenz gelingen kann. Drittens wird als weitere Kategorie eröffnet, was für den Einsatz von audio-visuellen Medien im Fremdsprachenunterricht spricht, deren Relevanz bereits im hessischen Lehrplan bezeugt ist.

Als Verknüpfung dessen ergibt sich folgende Frage: Wie könnte im Rahmen des Fremdsprachenunterrichts die Förderung von kommunikativer Kompetenz mit dem Schwerpunkt auf der Schriftlichkeit auf Basis audio-visueller Medien der Fremdsprache gelingen beziehungsweise aussehen?

Die späteren Ausführungen im dritten Kapitel sollen anhand von Aufgabenkonzeptionen zur Förderung der benannten Kompetenz Schriftlichkeit als signifikanter Teil kommunikativer Kompetenz mögliche Antworten auf diese Frage liefern. Es werden dazu mögliche Aufgabenformate mit der Arbeit mit dem zeitgenössischen französischen Spielfilm Entre les Murs vorgestellt, didaktisch analysiert und reflektiert, wozu eine bestimmte Szene ausgewählt wurde. In unserem Fall wird der Schwerpunkt auf dem Verfassen eines kreativen Schreibauftrags auf Basis einer aus dem Film gewählten Szene liegen. Zudem werden Alternativen herausgearbeitet und reflektiert. Diese Aufgaben werden zwar teilweise aufeinander aufbauend sein, Ziel dessen wird es allerdings nicht sein, eine gesamte Unterrichtseinheit zur Beschäftigung mit dem Film zu entwerfen, sondern lediglich eine Art "Aufgabenpool", aus dem jederzeit einzelne Aufgabenformate zur Förderung bestimmter Kompetenzen herausgegriffen werden können. Die Bearbeitungsdauer der erstellten Aufgaben kann insgesamt auf in etwa 75-90 Minuten, also eine doppelstündige Unterrichtssequenz, angesetzt werden.

Ein kurzes Fazit inklusive weitere Anregungen für die Arbeit mit Filmen im Französischunterricht finden sich am Ende dieser Arbeit.

2. Zur Relevanz von Filmarbeit im Fremdsprachenunterricht mit dem Schwerpunkt der Förderung kommunikativer Kompetenz im Bereich Schriftlichkeit

Im Folgenden wird zunächst die Bedeutung und das Potential der Filmarbeit im Fremdsprachenunterricht erörtert. Es erfolgt des Weiteren eine Annäherung an den Begriff der kommunikativen Kompetenz im modernen, kompetenzorientierten Fremdsprachenunterricht sowie die Ausbildung und Förderung von Schreibkompetenz als Teilkompetenz kommunikativer Kompetenz durch die Arbeit mit Filmen.

2.1 Filme im Fremdsprachenunterricht

Zur Relevanz und Verankerung von Arbeit mit audio-visuellen Medien im hessischen Lehrplan von 2010 lassen sich folgende Ausführungen für das Fach Französisch entnehmen:

"Im Fremdsprachenunterricht ist die Nutzung von Medien unverzichtbar. Der Einsatz audio-visueller Medien ermöglicht es, die authentischen Ausdrucksweisen einer fremden Sprache und Kultur durch Ton und Bild unmittelbar zum Ausgangspunkt von Unterricht zu machen. Songs und Chansons, Spielfilme, Reportagen, Radio- und Fernsehsendungen erlauben die Teilnahme an den kulturellen und politischen Auseinandersetzungen im Land der Zielsprache." (Hessischer Lehrplan Französisch, gymnasialer Bildungsgang, Version 2010, S. 8)

Allgemein wird hier, bei den didaktischen Prinzipien des Faches im Bereich der Einführungs- und Qualifikationsphase der Oberstufe, von der Mediennutzung gesprochen, nämlich vor allem die Auseinandersetzung mit audio-visuellen Medien wie Musik, Radio, Film und Fernsehen. Ganz eindeutig werden auch Spielfilmen Raum und Bedeutung im Unterricht eingeräumt, mit dem Ziel der Befähigung zur Partizipation des Lernenden an der fremden Kultur, das heißt deren "kulturellen und politischen Auseinandersetzungen".

Eindeutig genannt wird der Filmeinsatz im Unterricht in der achten Klasse der ersten Fremdsprache, also im vierten Lernjahr, im Bereich der Methoden und Lerntechniken, aber nur als Einsatz von Musikvideos oder Interviews. Nur im Bereich des Fakultativen kann laut Lehrplan ein "thematisch angepasster" Spielfilm in "französischer Originalfassung" in Erwägung gezogen werden, allerdings ohne konkrete Vorschläge zu machen (S. 25). Für die zweite Fremdsprache wird der Film im Bereich des Hör- und Hör-/Sehverstehens in Klasse acht angeboten, also im dritten Lernjahr, der Spielfilm in Klasse neun, also ebenso im vierten Lernjahr, allerdings lediglich fakultativ (S. 29; 31). In der gymnasialen Oberstufe wird Filmen ein größerer Stellenwert eingeräumt. So ist es verbindlich im Rahmen der Phasen E1 bis Q4 mindestens ein Drama beziehungsweise Filmszenario im Grundkurs, im Leistungskurs zwei, zu behandeln (S. 59). Dazu wird in Q1 zum Beispiel der Spielfilm La vie est un long fleuve tranquille vorgeschlagen, im Themenbereich der rapports humains, (S. 82), ab der Q3 auch Filme des Cinéfête (S. 86), allerdings nur vorgesehen für den Leistungskurs. Für den Grundkurs können demnach zwar Spielfilme eingesetzt werden, allerdings werden im Gegensatz zum Leistungskurs keine konkreten Vorschläge gemacht.

In den Zielen und Aufgaben des Französischunterrichts werden zudem im Unterpunkt der Medienkompetenz ein "kritischer Umgang" und eine "sinnvolle Nutzung von audio-visuellen Medien" gefordert. Gerade hierbei sollten medienkritische Aspekte über die Darstellungsweise des Films wie dessen eigene Sprache besonderes Augenmerk erhalten, wobei auch handlungsorientierte Ansätze, wie die Produktion eigener Medienprodukte durch die Lernenden angesprochen werden (S. 4; 8).

Zur Bewertung der Verankerung und Relevanz von Filmen im hessischen Lehrplan Französisch ist zu sagen, dass dieser einerseits konkrete Hinweise auf den Filmeinsatz in der Mittelstufe vermissen lässt sowie andererseits auch im Bereich der Oberstufe nur sehr vage Ausführungen enthält und ebenso kaum konkreter wird. Lediglich zwei Filmtitel werden explizit genannt, sonst ist lediglich der Verweis auf die Spielfilme des Cinéfête enthalten. Gerade für Spielfilme scheint in der Mittelstufe kaum Platz zu sein.

Der didaktische Mehrwert vom Einsatz audio-visueller Medienerzeugnisse im Fremdsprachenunterricht ist unbestreitbar. Andreas Nieweler (2006: 143) zitiert Raabe, der im Einsatz von Filmen "eine Vielzahl aktueller, authentischer und motivierender Anlässe für den Erwerb (...) fremdsprachlicher und interkultureller Kenntnisse" sieht, vor allem dann, wenn dieser nicht bloß passiv rezipiert wird. Es bedarf somit auf das Filmgenre, den Lernertyp, das Niveau und die entsprechende zu fördernde Kompetenz zugeschnittene Aufgabenformate.

Trotz der nach Nieweler eher ernüchternden Vergangenheit der Filmarbeit im Französischunterricht, wozu unter anderem technische Probleme und unzureichende didaktische Konzepte zählen, gibt es dennoch zahlreiche positive Argumente für den Filmeinsatz. Eins der bedeutendsten Argumente ist wohl die Motivationssteigerung, die von Filmen ausgeht, zudem das "kommunikative Potential, die Schulung des Hörsehverstehens" sowie der interkulturelle Bezug und der Beitrag zur Förderung der Medienkompetenz. Zudem wird vom Film als eigenem Textbegriff gesprochen (Ebd.: 224/25).

Burger (1995: 592 ff.) stellt in seinem Aufsatz das "Kino als bevorzugter Medienort Jugendlicher und junger Erwachsener" heraus und das daraus resultierende große Interesse an fiktionalen Spielfilmen dieser Zielgruppe, zu denen selbstverständlich auch Schüler[1] zählen. Obzwar die von Burger zitierte Untersuchung schon 20 Jahre alt ist, lassen sich deren Ergebnisse gewiss noch auf die heutigen Ausgangsbedingungen für die Arbeit mit Spielfilmen im Fremdsprachenunterricht über Literaturverfilmungen[2] hinaus übertragen.

Nach Nieweler (2006: 227) lässt der Film die Lernenden an der Zielkultur partizipieren, wobei vor allem Bildinformationen "wesentlich dichter und einprägsamer als sprachliche Informationen" sind, was dazu führt, dass im Kopf des Lernenden Bilder entstehen, die die Vorstellungsbilder bezüglich der Zielkultur entscheidend mitprägen. So könnte es passieren, dass gerade bei der Filmrezeption im Unterricht die eigentlich angestrebte Sprachvermittlung nebensächlich wird. Außerdem sind Filme natürlich stets nur ein kleiner Ausschnitt der Zielkultur, die Darstellung ist stark reduziert und selektiert. Der Rezipient wird durch die Intention des Films zu manipulieren und moralisieren versucht. Deshalb darf der Film nicht als wahrheitsgetreue Darstellung der Zielkultur wahrgenommen werden.

[...]


[1] In dieser Arbeit wird der Begriff "Schüler" für Schülerinnen und Schüler gleichermaßen verwendet.

[2] Zur Arbeit mit Literaturverfilmungen lassen sich in Carola Surkamps Aufsatz "Literaturverfilmungen im Unterricht: Die Perspektive der Fremdsprachendidaktik." (In: Lietke-Ungerer, Eva (Hg.): Filme im Fremdsprachenunterricht. Literarische Stoffe, interkulturelle Ziele, mediale Wirkung. Stuttgart: Ibidem 2009, S. 61-80.) zahlreiche Hinweise finden.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Aufgaben zum Textverständnis und zur Schreibfertigkeit am Beispiel des Films "Entre les murs"
Untertitel
Kommunikative Kompetenz im Fremdsprachenunterricht
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen  (Institut für Romanistik)
Veranstaltung
Text versus Film? – Text- und Medienkompetenz im Französischunterricht
Note
1,7
Autor
Jahr
2013
Seiten
23
Katalognummer
V273738
ISBN (eBook)
9783656662648
ISBN (Buch)
9783656662631
Dateigröße
882 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Entre les Murs, Didaktik, Film im Französischunterricht, Kommunikative Kompetenz, Fremdsprachendidaktik
Arbeit zitieren
Tobias Molsberger (Autor:in), 2013, Aufgaben zum Textverständnis und zur Schreibfertigkeit am Beispiel des Films "Entre les murs", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273738

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