Vom Schüler zum Lehrer. Befragung eines Lehrers zu Berufsbiografie, pädagogischen Überzeugungen und eigenem Werdegang


Dossier / Travail de Séminaire, 2006

21 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Forschungsmethodische Vorgehensweise

3. Konzeption des Fragebogens
3.1 Auswahlkriterien der Fragen
3.2 Fragebogen zur Berufsbiographie eines Lehrers

4. Auswertung der Befragung
4.1 Dokumentation des Interviews
4.2 Exponierung und Interpretation der Kernaussagen

5. Schlussbemerkungen und weiterreichende Ausblicke

6. Literaturverzeichnis

1. Vorwort

Das Seminar „Vom Schüler zum Lehrer“ erwies sich als eine aufschlussreiche und interessante Reise in die eigene Vergangenheit. Dabei war fast allen Teilnehmern der Wunsch klar, Lehrer werden zu wollen. Doch was bedeutet es, einer solchen Profession nachzueifern? Beschränkt sich das Aufgabenfeld jener Berufsgruppe ausschließlich auf die allgemeine Auffassung, andere dabei zu unterstützen, sich Bildung anzueignen? Ist ein „guter“ Lehrer nur derjenige, der in hervorragender Manier beruflich lehrt, unterrichtet und unterweist? Einer, der sich (lediglich) für die organisierte Weitergabe von Kenntnissen und Fähigkeiten verantwortlich fühlt? An der Rolleninterpretation scheiden sich bekanntlich die Geister. So reicht die kritisch zu betrachtende Palette an Meinungen von „Verehre deine Lehrer wie deine Eltern“ (russisches Sprichwort) über „Lehrer sollten Schüler unterrichten und nicht Fächer“ (Autor unbekannt), bis hin zu allgemeinen Alltagswitzen wie „Lehrer sind Menschen, die einem helfen, Probleme zu lösen, die wir ohne sie nicht hätten“ (Autor unbekannt). Befand sich unser ehemaliger Bundeskanzler Gerhard Schröder im Zustand geistiger Umnachtung, als er vor ca. zehn Jahren lauthals deklarierte „Lehrer sind faule Säcke“? Oder fühlte sich Schröder im Laufe seiner Karriere einfach nur allzu oft auf den politischen Schlips getreten, da er in wichtigen politischen Gesellschaftssphären durch jene Spezies so manches Mal in die Schranken gewiesen wurde (gemäß Otto Graf Lambsdorffs süffisanter Feststellung: „Der Bundestag ist mal voller und mal leerer, aber immer voller Lehrer“)? Erinnern wir uns im Rahmen der vorliegenden Arbeit jedoch auch an die Worte „Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken“ (Galileo Galilei). Oder auch an Einsteins Kommentar: „Es ist die wichtigste Kunst des Lehrers, die Freude am Schaffen und am Erkennen zu erwecken.“ Unter dem Fokus der berufsbiographischen Veränderung ist es Ziel des vorliegenden Berichts, die pädagogischen Grundüberzeugungen eines Lehrers zu exponieren. Im Zuge des forschungsmethodischen Vorgehens fand dabei die Interviewtechnik Anwendung. Hinsichtlich der Konzeption schien es aus formalen und inhaltlichen Gründen notwendig, bestimmte Schwerpunkte zu setzen, die innerhalb der Fragebogenkonzeption argumentativ erläutert werden. Das Interesse bei der Auswahl des Lehrers ließ sich besonders vom unterrichteten Fach leiten, sodass die Zusammenarbeit mit einem Sportlehrer nahe lag. Natürlich spielte dabei auch ein gewisses Maß an Sympathie gegenüber der Lehrperson zur eigenen Schulzeit eine entscheidende Rolle. Ohne gegenseitiges Vertrauen wäre eine kooperativ derart anspruchsvolle Interviewsituation wohl schwer zu realisieren.

2. Forschungsmethodische Vorgehensweise

Eine etablierte Methode der qualitativen Sozialforschung stellt das Interview dar (vgl. Lamnek, 2005). Zur erfolgreichen Durchführung jenes diskursiven Fragetypus gibt es zunächst eine Reihe allgemeiner Hinweise zu beachten, derer man sich im Vorfeld bereits bewusst sein sollte: Eine entspannte Atmosphäre (kein Lärm, Hektik, Störungen,…) sowie ausreichend Zeit auf Seiten beider Teilnehmer tragen zur Schaffung eines angenehmen Klimas für die Unterhaltung bei (vgl. Maindok, 1996). Von großer Bedeutung erweist sich selbstredend ein gelungener Einstieg. Eine Eröffnungsfrage sollte sich z.B. auf Fakten beziehen und keine unguten Gefühle auslösen. Hinsichtlich der verbalen Artikulation ist es empfehlenswert, stets klar verständliche und kurze Fragen zu stellen (und keine theoretischen Kategorien abzufragen). Für den Erkenntnisprozess erweist es sich auch als förderlich, bei Absolutismen (wie z.B. „immer“, „nie“, etc.) und Pauschalisierungen unmittelbar nach- bzw. selbige zu hinterfragen (ebd.). Der Interviewer muss sich allgegenwärtig der Gefahr von Suggestivfragen bewusst sein (Interpretationsangebote zum Gesagten i.S. von Rückkopplungen sind aber gerade erwünscht). Im Hinblick auf die Wahrung einer authentischen Wirkung auf den Interviewten empfiehlt es sich dringend, die „eigene Sprache zu sprechen“ und damit auf die Imitation einer gewissen Milieusprache zu verzichten. In der Formulierung seiner Nachfragen empfiehlt es sich für den Interviewer darauf zu achten, Formulierungen des Befragten aufzugreifen (eine explizite Bezugnahme auf Äußerungen bekundet demgemäß Interesse auf Seiten des Interviewers). Des Weiteren wird nahe gelegt, innerhalb der Befragung im engen Sinne ‚naiv’ zu sein: Diesbezüglich soll der Fragende darum bitten, geschilderte Begriffe, Situationen und Vorgänge sich stets genau erläutern zu lassen - dies impliziert auch, selbst bei allgemein ‚selbstverständlich’ Erscheinendem nachzufragen. Die Zusicherung einer Wahrung der Anonymität und vertrauensvollen Datenbehandlung ist obligatorisch (vgl. Lamnek, 2005). Die Reihenfolge der Fragen muss zeitweilig flexibel gehandhabt werden können: Ob beispielsweise eine Frage bereits en passant beantwortet wurde und demnach weggelassen werden kann, lässt sich nur ad hoc entscheiden.

Die nachfolgenden Ausführungen basieren auf den durch Flick (2005) skizzierten Annahmen unterschiedlicher Verfahren zur Erhebung verbaler Daten. Dabei differenziert er zwischen dem Fokussierten, dem Halbstandardisierten, dem Problemzentrierten und dem Experten-Interview. Der im Rahmen vorliegender Arbeit angewandte Typus konstituiert sich als Mischform aus problemzentriertem und fokussiertem Experteninterview. In der Literatur wird auch darauf hingewiesen, dass die unterschiedlichen Verfahren vollständig und in Reinform kaum Anwendung finden. Wodurch sich diese Technik kennzeichnet und von anderen Formen abgrenzt, wird im Nachfolgenden dargelegt: Ausgangspunkt ist die Annahme, dass eine relativ offene Gestaltung der Interviewsituation die Sichtweisen der befragten Person eher zur Geltung bringt als in standardisierten Interviews oder Fragebögen. Zur allgemeinen Intention dieser Methode lassen sich weiterhin einige Inhalte stichpunktartig zusammenfassen. So soll natürlich in erster Linie die subjektive Erfahrung des Befragten (das sog. Expertenwissen) mit dem Ziel der Sammlung von Daten und Infos (ggf. auch zur Hypothesengenerierung) erfasst werden, wobei dem Interviewten ein möglichst großer Spielraum zur Einbringung eigener Sichtweisen eingeräumt werden soll. Jene Erhebungsform verbaler Daten dient auch der Offenlegung von zunächst zurückgehaltenen Auskünften und Erzählungen des Befragten. Zentrales Charakteristikum ist ein im Vorfeld erarbeiteter Leitfaden mit vorformulierten Fragen oder Themen. Damit wird eine notwendige Eingrenzung der Thematik gesichert. Zur Leitfadengestaltung bzw. Interviewdurchführung wird die Orientierung an folgenden 4 Kriterien empfohlen (vgl. ebd.):

I. Nichtbeeinflussung des Interviewpartners: Gemeint ist dabei, dass der Interviewer sich möglichst mit eigenen Bewertungen weitestgehend zurückhalten und eine non-direktive (d.h. zurückhaltende) Gesprächsführung praktizieren sollte. Wenn möglich, sollte weitestgehend mit halbstrukturierten Fragen operiert werden [dabei ist ein konkreter Gegenstand vorgegeben und die erfragte Reaktionsweise offen bzw. wird eine Reaktion vorgegeben und der konkrete Gegenstand wird offen gelassen].

II. Spezifität der Sichtweise: Es müssen konkrete Bestandteile, die die Wirkung oder Bedeutung eines Ereignisses für das befragte Subjekt insgesamt bestimmen, herausgearbeitet werden, damit das Interview nicht auf eine Ebene allgemein gehaltener Aussagen beschränkt wird. Der Befragende soll beim Befragten möglichst eine Förderung der „retrospektiven Introspektion“ (rückblickende Selbstbeobachtung) evozieren.

III. Erfassung eines breiten Spektrums der Bedeutungen: Im Laufe des Interviews sollen alle Fragestellungen sowie relevanten Aspekte und Themen angesprochen werden. Im Zuge dessen soll dem Interviewten einerseits die Möglichkeit geboten werden, eigene Themen neu einzuführen. Andererseits konkurriert damit auch das berechtigte Bestreben des Gesprächsleiters, das thematische Spektrum des Leitfadens in seiner Fülle anzusprechen. Dabei läuft man Gefahr, dass die Breite des erfassten Spektrums durch Oberflächlichkeit ersetzt wird. Es empfiehlt sich daher tunlichst, Themen nur dann anzuschneiden, wenn diese auch ausführlich behandelt werden sollen. Dies bedingt auch wiederum eine selektive und insofern pragmatische Reduktion der Felder im Vorhinein. In diesem Zusammenhang wird der Leitfaden auch häufig verlassen, um profunde Aussagen zu erhalten.

[...]

Fin de l'extrait de 21 pages

Résumé des informations

Titre
Vom Schüler zum Lehrer. Befragung eines Lehrers zu Berufsbiografie, pädagogischen Überzeugungen und eigenem Werdegang
Université
http://www.uni-jena.de/  (Institut für Erziehungswissenschaft)
Cours
Kompaktseminar "Vom Schüler zum Lehrer"
Note
1,3
Auteur
Année
2006
Pages
21
N° de catalogue
V275307
ISBN (ebook)
9783656680208
ISBN (Livre)
9783656680178
Taille d'un fichier
417 KB
Langue
allemand
Mots clés
schüler, lehrer, befragung, lehrers, berufsbiografie, überzeugungen, werdegang
Citation du texte
Annabelle Senff (Auteur), 2006, Vom Schüler zum Lehrer. Befragung eines Lehrers zu Berufsbiografie, pädagogischen Überzeugungen und eigenem Werdegang, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275307

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