Schattenbanken. Ist eine Regulierung überhaupt möglich und sinnvoll?


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2014

18 Pages, Note: 1,4


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einführung
1.1 Problemstellung
1.2 Methodik und Vorgehensweise

2 Grundlagen der Schattenbanken
2.1 Definition
2.2 Akteure des Schattenbankensektors
2.3 Entwicklung des Volumens
2.4 Vorteile und Risiken des Schattenbankensektors

3 Regulierungsansatz der EU-Kommission
3.1 Indirekte Regulierung
3.2 Ausweitung des Geltungsbereichs der aktuellen Vorschriften
3.3 Direkte Regulierung bestimmter Aktivitäten
3.4 Stärkere Beaufsichtigung des Schattenbankensektors

4 Kritische Würdigung

Anhang

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einführung

1.1 Problemstellung

Vor wenigen Jahren war der Begriff der Schattenbanken relativ unbekannt und auch die Problematik von Finanzinstitutionen, die weitgehend ohne Regulierung parallel zum Bankensektor operieren, wurde als kaum relevant angesehen. Diese Schattenbanken arbeiten völlig legal, aber meist außerhalb des etablierten Re- gulierungsrahmens der verschiedenen Bankenaufsichten. Im Zuge der Ursa- chenforschung der internationalen Finanzkrise identifizierte man eben diese Schattenbanken als wesentliche Treiber. So wird beispielsweise im Bericht der „High-Level Group on Financial Supervision in the EU“ auf die mangelhafte Transparenz der Risiken in solchen Finanzinstitutionen und den immer weiteren Ausbau eines Schattenbankensystems hingewiesen: „There was little knowledge of either the size or location of credit risks.“1

Auch bei den verschiedenen Bankenverbänden sowie bei den Notenbanken herrscht die Meinung vor, dass beim Ausbruch der internationalen Finanzkrise über die Risiken im Schattenbankensektor und ihre Verteilung über das Finanz- system zu wenig Informationen vorlagen, obwohl von diesem Finanzsektor sys- tematische Risiken ausgingen. So schreibt beispielsweise der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken in einer Veröffentlichung vom 04. November 2011, dass eine Regulierung der Schattenbanken längst überfällig sei.2

Die verschiedenen Hinweise auf Risiken, die auch in Zukunft vom Schattenbankensektor für die Stabilität der Finanzmärkte ausgehen, haben die Europäische Kommission im März 2012 dazu veranlasst, ein Grünbuch zum Schattenbankenwesen zu erstellen, in dem Überlegungen zur Identifikation von Schattenbanken und Vorschläge für ihre Regulierung vorliegen.

Der Ansatz hierbei besteht darin, alle weltweiten finanziellen Risiken zu untersu- chen. Dies soll dazu führen, dass der erzielte Nutzen für bestimmte Akteure nicht dadurch verändert wird, finanzielle Risiken in weniger regulierte Sektoren auszu- lagern.3

1.2 Methodik und Vorgehensweise

Zu Beginn der Arbeit soll im Punkte 2.1 zum Begriff der Schattenbank hingeführt werden. Hierbei erfolgen eine kurze Definition der Schattenbank sowie eine Auf- zählung der an diesem Sektor beteiligten Unternehmen samt kurzer Nennung der Tätigkeiten. Im Anschluss daran soll die Entwicklung des im Schattenbankensek- tor verwalteten Volumens anhand verschiedener Abbildungen aufgezeigt wer- den. Die bereits in Punkt 1.1 angesprochenen Risiken, die von Schattenbanken ausgehen, sollen anschließend in Punkt 2.4 näher betrachtet werden. Hierzu werden jedoch auch die Vorteile des Schattenbankensektors dargestellt, um auf- zuzeigen welche Gründe Banken für eine Auslagerung bestimmter Aktivitäten haben. In den Punkten 3.1 bis 3.4 soll auf mögliche Regulierungen auf Basis eines Grünbuchs der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2011 eingegan- gen werden. Den Abschluss der Arbeit bildet eine kritische Sicht auf die Sinnhaf- tigkeit sowie die Möglichkeiten einer Regulierung von Schattenbanken.

2 Grundlagen der Schattenbanken

2.1 Definition

Die erstmalige Verwendung des Begriffes Schattenbank geht auf denökonomen Paul McCulley zurück. Er definierte das System als die gesamte Fülle der gehebelten Nichtbankenprodukte.4

Eine etwas detailliertere Eingrenzung wurde im Jahr 2010 von Pozsar, Adrian, Ashcraft und Boesky vorgenommen. So unterscheiden diese vier Autoren den Schattenbankensektor anhand zweier Merkmale. Zum einen haben Schatten- banken weder Zugriff auf Staatsgarantien, noch steht ihnen ein Zugang zuöffent- lichen Sicherheitsleistungen, wie z.B. Zentralbankgeld, zur Verfügung. Zum an- deren sind vorwiegend Institute betroffen, die Liquiditäts-, Fristen- und Kre- dittransformation betreiben.5

An dieser Definition knüpft die Kommission der Europäischen Union an und defi- niert Schattenbanken auf zwei verschiedene Arten. Einerseits wendet die Kom- mission den Begriff der Schattenbank auf alle Unternehmen an, die neben dem regulären und somit regulierten Bankensektor arbeiten. Hierfür sollten die Entge- gennahme von Geldern mit einlageähnlichen Merkmalen, die Durchführung von Fristen- und/oder Liquiditätstransformation, der Kreditrisikotransfer, oder der Ein- satz direkter oder indirekter finanzieller Hebeleffekte zu den Tätigkeitsgebiet des jeweiligen Unternehmens gehören.6 Andererseits wird der Begriff Schattenbank auf Tätigkeiten angewandt, die für Nichtbanken Finanzierungsquellen darstellen. Hierzu zählen beispielsweise Wertpapierleihgeschäfte, Verbriefungen sowie Pensionsgeschäfte.7

2.2 Akteure des Schattenbankensektors

Die unter den Begriff der Schattenbank fallenden Unternehmen sind nachfolgend aufgezählt. Grundlage hierfür bietet das Grünbuch der EU-Kommission, welches im März 2012 veröffentlicht wurde:8

- Zweckgesellschaften wie z.B. Verbriefungsgesellschaften; zu diesen zählen beispielsweise Asset-Backed Commercial Papers, Special Investment Vehic- les oder Special Purpose Vehicles9
- Geldmarktfonds sowie andere Arten von Investmentfonds mit einlagenähnli- cher Charakteristik, die anfällig für einen radikalen Abzug von Anlagen sind10
- Investmentfonds, die Kredite zur Verfügung stellen oder mit Fremdmitteln ar- beiten
- Exchange Traded Funds11
- Versicherer sowie Rückversicherer, die Kreditprodukte ausgeben bzw. garan- tieren
- Finanzierungsgesellschaften und Wertpapierhäuser, die nicht der Bankenre- gulierung unterliegen12

2.3 Entwicklung des Volumens

Das starke Wachstum des Schattenbankensektors begann um die Jahrtausend- wende. So stieg das weltweite Volumen von 27 Billionen USD im Jahr 2002 auf knapp 60 Billionen im Jahr 2008.13 Durch die weltweite Finanzkrise sank das Vermögen, welches von den Schattenbanken verwaltet wurde, zwischenzeitlich etwas. Dies wird auch in den Abbildungen 2 und 3 verdeutlicht. Die aktuellste veröffentlichte und zugleich höchste Zahl stammt vom internatio- nalen Financial Stability Board (FSB) aus dem Jahr 2011.14 Das FSB, welches das globale Finanzsystem überwacht15, schätzt, dass in den Industriestaaten etwa 25 bis 30 Prozent sämtlicher Aktiva dem Schattenbankensektor zuzurech- nen sind. Dies entspricht einem ungefähren weltweiten Volumen im Schatten- bankensektor in Höhe von 60 Billionen USD.16

Die nachfolgende Abbildung soll das enorme Volumen, welches im Schattenban- kensektor zu finden ist, im Vergleich zu anderen Akteuren des Finanzmarkts auf- zeigen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Struktur des weltweiten Finanzmarktes nach dem Vermögen der Akteure (in Billionen, Stand: Dezember 2011)17

[...]


1 de Larosière, Jacques u.a. (2009), S. 8

2 vgl. Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, online im Internet

3 vgl. Europäische Kommission (2013), S. 2

4 vgl. McCulley, Paul (2007), S. 2

5 vgl. Pozsar, Zoltan u.a. (2012), S. 4-7

SEITE 2

6 vgl. Europäische Kommission (2012), S. 4

7 vgl. ebenda, S. 4

8 Ein Grünbuch bildet die Diskussionsgrundlage zu einem bestimmten Thema und umfasst meist Vorlagen, die zu Richtlinien oder Verordnungen werden. Vgl. europe direct Center Steinfurt, on- line im Internet

9 Diese Gesellschaften verbriefen Kreditforderungsbestände und wandeln sie somit in handelsfä- hige Wertpapiere um, vgl. Heldt, Cordula, Stichwort: Verbriefung von Kreditportfolios, online im Internet

10 Geldmarktfonds dienen den Anlegern meist zur kurzfristigen Anlage ihres Vermögens in liquide Titel und sind daher stark von Abzügen gefährdet, vgl. Werdenich, Martin (2008), S. 135

11 börsengehandelte Indexfonds ohne Ausgabeaufschlag, vgl. Heldt, Cordula, Stichwort: Exchange Traded Funds, online im Internet

12 vgl. Europäische Kommission (2012), S. 4

13 vgl. Financial Stability Board (2011a), S. 8

14 Um einen Vergleich auf internationaler Ebene zu ermöglichen, werden FSB-Daten verwendet. Auch die Europäische Kommission, die EZB, die ESMA und der ESRB haben Studien durchgeführt. Dabei wurden unterschiedliche Methoden, Definitionen und Datenquellen zugrunde gelegt, was zu erheblichen Abweichungen bei den Schätzungen führte.

15 vgl. Financial Stability Board, online im Internet

16 vgl. Financial Stability Board (2011a), S. 1

17 Eigene Darstellung, Datenmaterial: Buse, Uwe u.a. (2011), S. 48 f.

Fin de l'extrait de 18 pages

Résumé des informations

Titre
Schattenbanken. Ist eine Regulierung überhaupt möglich und sinnvoll?
Université
University of Cooperative Education Mosbach
Note
1,4
Auteur
Année
2014
Pages
18
N° de catalogue
V275315
ISBN (ebook)
9783656680192
ISBN (Livre)
9783656680185
Taille d'un fichier
845 KB
Langue
allemand
Mots clés
Schattenbanken, Regulierung
Citation du texte
Markus Lang (Auteur), 2014, Schattenbanken. Ist eine Regulierung überhaupt möglich und sinnvoll?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275315

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