Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitendes
2. Examensaufgaben
2.1. 2006
2.2. 2007
2.3. 2008
2.4. 2009
2.5. 2010
2.6. 2011
3. Deutsch als Unterrichtsfach der Realschule
3.1. Schulprofil Realschule (Lehrplanebene 1)
3.1.1. Ziel und Anspruch der sechsstufigen Realschule
3.1.2. Bildungs- und Erziehungsschwerpunkte an der sechsstufigen Realschule
3.1.3. Unterricht und Schulleben und Stundentafel Deutsch
3.2. Facherubergreifende Bildungs- und Erziehungsaufgaben (Lehrplanebene 2)
3.3. Padagogische Leitthemen (Lehrplanebene 3)
3.4. Facherprofil Deutsch (Lehrplanebene 3)
3.5. Lehrplan (Lehrplanebene 3)
3.5.1. Jahrgangsstufe 5 - Sich in einem neuen Umfeld orientieren
3.5.2. Jahrgangsstufe 6 - Schulgemeinschaft mitgestalten
3.5.3. Jahrgangsstufe 7 - Eigene Individualitat entdecken
3.5.4. Jahrgangsstufe 8 - Beziehungen aufbauen und gestalten
3.5.5. Jahrgangsstufe 9 - Lebensperspektiven entwickeln
3.5.6. Jahrgangsstufe 10 - An der Gestaltung von Gegenwart und Zukunft mitwirken
4. Literaturdidaktik
4.1. Einleitung
4.2. Ziele fur den Literaturunterricht nach Spinner - Hauptziel der Lesekompetenz
4.3. Probleme des Lesens
4.3.1. Grundlagen
4.3.2. Literarische Lekture in hermeneutischer Sicht
4.3.3. Empirische Leseforschung: Entwicklung von den 1970er Jahren bis heute
4.3.4. Lesestrategien
4.3.5. Faktoren der individuellen Entwicklung: Lesegenese
4.3.6. Geschlechterspezifisches Leseverhalten
4.3.7. Lesesozialisation: Familien- und peerabhangige Entwicklung des Lesens
4.4. Forderung der Leseflussigkeit
4.5. Leseforderung, Leseanimation, Lesetraining
4.5.1. Lesesituationen im Unterricht - „Literarische Geselligkeit"
4.5.2. Lesesituationen im Unterricht - „Genre- und themenspezifische Orientierung"
4.6. Eroffnung neuer Lesewelten
4.7. Lesen in der (neuen) Medienlandschaft
4.8. Kinder- und Jugendliteratur
4.8.1. Kinder- und Jugendliteraturwissenschaft
4.8.2. Didaktik der Kinder- und Jugendliteratur
4.8.3. Prosa
4.8.4. Gebrauchstexte
4.9. Allgemeine Methoden fur die Literaturdidaktik
4.9.1. Textnahes Lesen und Rezeptionsdidaktik
4.9.2. Handlungs- und produktionsorientierte Verfahren
4.10. Ausblick: Lernen durch Literatur
4.11. Exkurs I: Kanonprobleme
4.12. Exkurs II: Kognitionspsychologisch orientierte Leseforschung
5. Mediendidaktik
5.1. Einleitung
5.2. Mediendefinitionen und -klassifizierungen
5.3. Medienepochen und -zasuren
5.4. Medienpadagogik, Medienkompetenz und Mediendidaktik - Wie leben in einer „Mediengesellschaft!“
5.4.1. Medienpadagogik
5.4.2. Medienkompetenz
5.4.3. Mediendidaktik: Integrierte Literatur- und Mediendidaktik
5.5. Akustisch-auditive Medien: Horbucher und auditive Download-Formate
5.5.1. Grundlegendes & Historisches
5.5.2. Horbucher im gesellschaftlichen Kontext - Aktualitat von Horbuchern
5.5.3. Horbucher im Deutschunterricht
5.6. Audio-visuelle Medien
5.6.1. Film, Kurzfilm, Video
5.6.1.1. Einleitendes
5.6.1.2. Filmanalyse und -rezeption
5.6.1.3. Filmproduktion
5.6.2. Literaturverfilmung/Literaturadaption
5.6.3. Fernsehserien
5.6.4. Videoclips
5.7. Neue Medien
5.7.1. Computer
5.7.2. Internet
5.7.3. Hypertext - Webfiction - Das nicht-lineare Lesen
5.7.4. Computerspiele
5.7.5. E-Learning
5.7.6. Blog
5.7.7. Handy
5.7.8. Resumee
6. Sprache untersuchen/Sprachreflexion - Grammatik
6.1. Einleitung
6.2. Ziele und Begrundungen
6.3. Konzepte
6.4. „Sprachreflexion“ statt „Grammatikunterricht“
6.5. Didaktische Diskussion
6.5.1. Konnen und Wissen im Spracherwerb
6.5.2. Language Awareness - Sprachbewusstheit
6.5.3. Sprachliches Wissen, sprachliches Konnen: Perspektiven und Vernetzung
6.5.4. Grammatische Probleme im Fokus - Zur Terminologie
6.5.5. Grammatische Probleme im Fokus - Wortarten
6.5.6. Grammatische Probleme im Fokus - Der Satz
6.5.7. Grammatische Probleme im Fokus - Der Text
7. Sprache untersuchen / Sprachreflexion - Rechtschreibung
7.1. Schriftlichkeit und Rechtschreibung
7.2. Theorie der Orthographie
7.3. Didaktik der Rechtschreibung
7.4. Exkurs I: Phonologisches Bewusstsein/Phonologische Bewusstheit in Bezug auf Rechtschreibung (Erganzung zu 6.5.2)
7.5. Exkurs II: Schriftspracherwerb
7.5.1. Der Begriff „Schriftspracherwerb“ in der didaktischen Diskussion
7.5.2. Was bedeutet Lesen- und Schreibenlernen?
7.5.3. Lesenlernen
7.5.4. Schreibenlernen
7.5.5. Lernvoraussetzungen fur den Schriftspracherwerb
7.5.6. Die Entwicklung von Lese-und Schreibfahigkeiten
7.5.7. Didaktische Konzepte fur den Schriftspracherwerb
7.6. Exkurs III: Ausgewahlte Arbeits- und Ubungsformen
7.6.1. Interessenbezogene Methodik des Rechtschreiblernens nach Richter
7.6.2. „Mit dem Grundwortschatz arbeiten" nach Abraham, Beisbart, Kok & Marenbach
7.6.3. Worterbucher benutzen nach Abraham, Beisbart, Kok & Marenbach in funf Phasen
7.6.4. Diktate
8. Examenstipps
8.1. Vorbereitung
8.2. Schriftliche Abschlussprufung
1. Einleitendes
Dies ist eine Zusammenfassung fur Deutschdidaktik (Realschule). Hierfur wurden folgende Bucher ver- wendet:
- Boogart, Michael Kamper-van den (Hrsg.): Deutsch-Didaktik. Leitfaden fur die Sekundarstufe I und II. Berlin 2011.
- Gattermaier, Klaus/ Siebauer, Ulrike: Deutsch in A4. 4. erweiterte Auflage. Regensburg 2009.
- http://by.iuris.de/by/gesamt/EUG BY 2000.htm (03.10.2011)
- http://www.bayem.landtag.de/cps/rde/xbcr/landtag/dateien/Bayerische Verfassung Lesezeich en BF.pdf (03.10.2011)
- Kohnen, Ralph: Einfuhrung in die Deutschdidaktik. Stuttgart 2011.
- Mitschrift der Einfuhrungsveranstaltung „Grundlagen und Schwerpunkte der Didaktik der deut- schen Sprache und Literatur" an der Universitat Wurzburg 2009 (Dr. Meisch)
- Weinhold, Swantje/ Lange, Gunter: Grundlagen der Deutschdidaktik. Sprachdidaktik - Mediendi- daktik - Literaturdidaktik. 4. korrigierte Auflage. Baltmannsweiler 2010.
2. Examensaufgaben
2.1. 2006
1) Die Fahigkeit, Texte zu uberarbeiten, spielt in den Lehrplanen aller Jahrgangsstufen der Real- schule eine wichtige Rolle.
Klaren Sie zunachst, welche Funktion und Bedeutung das Uberarbeiten von Texten fur den Schreibprozess hat! Erortern Sie dann, welche Uberarbeitungsstrategien Schuler/innen ken- nen und anwenden sollten und entwickeln Sie abschlieteend einige unterrichtspraktische Moglichkeiten, die dazu beitragen, die Kompetenzen der Schuler/innen hinsichtlich der Uber- arbeitung unterschiedlicher Texte zu erweitern.
2) Literaturdidaktik: Diskutieren sie den Einsatz antiker Sagen im Deutschunterricht der Real- schule! Erlautern Sie Zielsetzungen und gehen Sie auf methodische Uberlegungen ein!
3) Literaturdidaktik: Die zeitgenossische Jugendliteratur ist ein Weg, das Gefuge historischer und gesellschaftlicher Bedingtheiten in erzahlender Form auszuarbeiten und damit bewusst und begreifbarer zu machen. Dabei unterliegt dieses Genre erweiterten Beurteilungs- und Bewertungskriterien, die uber das gewohnte Spektrum hinausgehen.
Definieren Sie zeitgenossische Jugendliteratur, nennen Sie Themen, erlautern sie deren Be- wertungskriterien und besondere didaktische Fragestellungen! Dazu sollten auch kontrover- se Argumente vorgefuhrt werden!
Konkretisieren Sie nun all diese Aspekte an einem konkreten Buchbeispiel der jungeren Zeit (80/90er Jahre) uns skizzieren Sie Unterrichtsvorschlage, die den Schulern/Schulerinnen die emotionale wie kognitive Auseinandersetzung mit dem Thema in besonderer Weise ermogli- chen!
1) Mediendidaktik: Zeigen Sie auf, welche Bedeutung das Internet fur den Deutschunterricht haben kann!
Berucksichtigen Sie dabei unterschiedliche didaktische Ansatze, gehen Sie auf das Internet sowohl als Lernmedium als auch als Lerngegenstand ein, und trennen Sie didaktische und methodische Uberlegungen!
2) Schriftliches Argumentieren
Legen Sie dar, welche Bedeutung dem schriftlichen Argumentieren im Deutschunterricht der Realschule zukommen soll! Klaren Sie dabei Zielsetzungen, die moglichen Schreibformen (Textsorten) und Fragen der methodischen Vorangehensweise im Unterricht!
Skizzieren Sie dann eine Einheit zum schriftlichen Argumentieren, in der neben dem Lernbe- reich Schreiben ein weiterer Lernbereich (Teilbereich) des Faches Deutsch eine Rolle spielt! Beziehen Sie sich dabei auf eine bestimmte Klassenstufe und begrunden Sie Ihr Vorgehen!
3) Literaturdidaktik: Im Deutschunterricht der Realschule ist facherubergreifendes Arbeiten wichtig, zumal fur den Bereich Sachtexte!
Entwickeln und begrunden Sie anhand des Fachtextes uber Schlaf (liegt vor) didaktische Ziel- setzungen, die das Verstehen von Sachtexten, das facherubergreifende Arbeiten und die seit der Pisa-Untersuchung bekannten Probleme beim Umgang mit Sachtexten in einer Unter- richtseinheit aufgreifen konnen! Gehen Sie dabei explizit auf die Bereiche „Sprachlichkeit“, „Textstruktur“ und „Inhaltlichkeit“ ein! Soweit notig, sollten methodische Hinweise mit ange- bracht werden.
2.2. 2007
1) Literaturdidaktik: Novellen als Ganzschriftlekture im Literaturunterricht der Realschule Zeigen Sie anhand einer Novelle Ihrer Wahl aus dem 18. oder 19. Jahrhundert auf, wie sich dieser Text in einem zeitgemaBen Deutschunterricht, der neuere didaktische Konzeptionen berucksichtigt, im Rahmen einer Ganzschriftlekture unterrichtsmethodisch umsetzen lasst!
2) Literaturdidaktik: Sachbticher im Deutschunterricht der Realschule
Zeigen Sie ausfuhrlich und in sinnvoll geordneter Weise auf, was fur eine starkere Einbezie- hung von Sachbuchern in den Deutschunterricht der Realschule spricht!
Entwickeln Sie sodann Uberlegungen zur Methodik eines Unterrichts mit Sachbuchern, wobei Sie unter anderem einen Schwerpunkt darauf legen sollten, wie die in den PISA-Studien auf- gezeigten Mangel in der Lesekompetenz uberwunden werden konnen!
3) Stellen Sie dar, wie die Moglichkeiten der Textuberarbeitung auf den Ebenen der Textstruk- tur, des Wortgebrauchs und der Syntax in der Realschule angeregt und konkretisiert werden konnen! Wahlen Sie fur Ihre Darlegungen zwei Textsorten als Beispiele aus!
1) Prozessorientierte Schreibdidaktik in der Realschule
Der Paradigmenwechsel der Schreibdidaktik vom Produkt zum Prozess steht seit geraumer Zeit im Mittelpunkt der fachdidaktischen Diskussion. Begrunden Sie den neuen Ansatz und zeigen Sie Konsequenzen auf, die sich aus dieser Umorientierung fur die Schreibforderung in der Realschule ergeben! Gehen Sie anschlieBend auf Moglichkeiten, prozessorientiertes Schreiben im Deutschunterricht zu realisieren, ein!
2) Benennen und umreiBen Sie herkommliche und neuere didaktische Ansatze zum Lernbereich „Grammatik/Sprache untersuchen"!
Entfalten Sie diese didaktischen Uberlegungen sodann an einem der folgenden sprachlichen Phanomene: Modifizieren oder Agensorientierung oder Verwendung von (ausgewahlten) Tempora! Beziehen Sie in diese Entfaltung eine knappe Sachanalyse des gewahlten Phano- mens und methodischer Uberlegungen ein!
3) Literaturdidaktik: Die Beschaftigung mit Romanen im Deutschunterricht soll nicht nur die Lesemotivation starken, sondern Schuler/-innen auch mit den Prinzipien der ErschlieBung li- terarischer Texte vertraut machen.
Entscheiden Sie sich zunachst fur einen Text, den Sie in einer von Ihnen zu wahlenden Jahr- gangsstufe lesen wollen, und stellen Sie dessen Inhalt kurz dar! Klaren Sie, welche Erschlie- Bungskompetenzen Ihre Schuler/-innen anhand dieses Textes erlangen sollen, und entwi- ckeln Sie anschlieBend ein Unterrichtskonzept, das sowohl textanalytischen wie auch motiva- tionalen Aspekten Rechnung tragt.
2.3. 2008
1) Eigene Schreibversuche der Schulerinnen und Schuler im Deutschunterricht der Realschule unter der Zielsetzung der Selbstreflexion erfolgen.
Erlautern Sie dies am Beispiel einer schreibdidaktischen Konzeption und stellen Sie entspre- chende Schreibanlasse und Schreibanlasse vor! Konkretisieren Sie Ihre Ausfuhrungen an ei- nem Unterrichtsbeispiel!
2) Literarische T exte gestaltend vorlesen
- Erklaren Sie differenziert, unter welchen Bedingungen und warum es sich um Textinter- pretation handelt, wenn Schuler Texte laut vorlesen!
- Erlautern Sie kurz, inwiefern ein solcher handlungsorientierter Ansatz in Abgrenzung an begrifflich-analytischer Textarbeit deutschdidaktisch besonders sinnvoll sein kann!
- Nennen und erlautern Sie sodann zwei deutschdidaktische Ziele Ihrer Wahl, die sich - abgesehen von der Textinterpretation - ferner durch lautes Vorlesen erreichen lassen!
- Entwerfen Sie schlietelich ein Unterrichtsarrangement, in dem der Textvortrag (das laute Vorlesen) durch den einzelnen Schuler mit dem literarischen Gesprach kombiniert wird! Geben Sie dabei eine konkrete Jahrgangsstufe an, auf die Sie sich beziehen, und einen konkreten Text, um den es gehen soll! Begrunden Sie kurz die Unterrichtsschritte!
3) Mundliches und schriftliches Argumentierenkonnen ist im schulischen, privaten und berufli- chen Kontext eine wesentliche Fahigkeit.
Stellen Sie zunachst dar, uber welche Teilkompetenzen ein Schuler/eine Schulerin beim Ar- gumentieren verfugen muss! Klaren Sie dann, in welchen Aufgabenfeldern des Deutschunter- richts das Argumentieren eine Rolle spielt und entwickeln Sie abschlieteend eine die ver- schiedenen Aufgabenfelder berucksichtigende Unterrichtssequenz, in denen Die Schuler- /innen die oben beschriebenen Kompetenzen entwickeln konnen.
1) Die Arbeit an individuellen Schwerpunkten im Rechtschreibunterricht an der Realschule Beschreiben Sie den Stellenwert des Rechtschreibfehlers im Unterricht an der Realschule und erortern Sie die Bedeutung der Arbeit an individuellen Fehlerschwerpunkten im Recht- schreibunterricht!
Legen Sie ausgehend von den haufigsten Fehlerschwerpunkten der Schuler dar, wie die un- terrichtliche Rechtschreibarbeit an individuellen Fehlern konkret aussehen kann! Nehmen Sie dabei sowohl allgemeine als auch fehlerspezifische Moglichkeiten in den Blick!
2) Literaturdidaktik: Erlautern Sie, was einen Literaturunterricht, der die moralische Entwick- lung fordert, von einem moralisierenden Literaturunterricht unterscheidet! Gehen Sie dabei auf Ziele, auf entwicklungspsychologische Voraussetzungen und auf Methoden ein! Skizzieren und begrunden Sie sodann an einem Textbeispiel Ihrer Wahl eine sinnvolle Unterrichtsein- heit!
3) Erortern sie die Bedeutung von schriftlichem und mundlichem Informieren im Deutschunter- richt der Realschule und zeigen Sie unterrichtsrelevante Unterschiede auf! Erlautern Sie an- schlieteend fur das schriftliche oder mundliche Informieren Zielsetzungen sowie unterschied- liche Matenahmen der Forderung! Verdeutlichen Sie diese Ausfuhrungen durch ein didaktisch zeitgematees Unterrichtsbeispiel!
Achten sie auf eine lesbare Handschrift, auf sprachliche Stimmigkeit sowie auf eine sinnvolle Gliederung Ihrer Ausfuhrungen.
2.4. 2009
1) Literaturdidaktik: Die Bildungsstandards erwarten von Schuler-/innen der Realschule, dass sie literarische Texte nicht nur von der Handlung her verstehen, sie sollen u.a. auch eigene Deutungen zu Texten entwickeln, sprachliche Gestaltungsmittel und metaphorische Aus- drucksweisen aufmerksam wahrnehmen, Figuren und Figurenkonstellationen erfassen und mit Fiktionalitat umgehen lernen.
Wahlen Sie vor diesem Hintergrund als Klassenlekture fur eine hohere Klasse der Realschule ein Jugendbuch neueren Datums! Stellen Sie zunachst das Buch in seinen Besonderheiten vor (Sachanalyse), entwickeln Sie Zielperspektiven, die Schulerinnen und Schulern helfen, die oben genannten Kompetenzen zu erwerben und prasentieren Sie methodisch durchdachte Unterrichtsideen, die Sie jeweils didaktisch begrunden!
2) Dialekt und Deutschunterricht
Geben Sie eine sprachwissenschaftliche Definition und Erlauterung von „Dialekt“! Stellen Sie sodann dar, in welchen Bereichen des Deutschunterrichts der Realschule Dialekt bedeutsam wird, und wagen Sie dabei ab, wo Dialekt produktiv und wo er zum Problem werden kann!
Skizzieren Sie abschlieftend eine den Dialekt produktiv aufgreifende, kurze Unterrichtsein- heit fur eine 9. oder 10. Jahrgangsstufe (keine detaillierten Stundenentwurfe!)!
3) Mediendidaktik: Kinder- und Jugendfilme als Chance fur vielfaltige deutschunterrichtliche Lernprozesse
Legen sie zunachst dar, welches deutschdidaktische Potential in diesem Medium steckt! Skizzieren Sie schlieftlich zwei Unterrichtseinheiten (fur eine 5./6. und eine 9-/10. Jahrgangs- stufe), die zeigen, wie Sie ihre filmdidaktischen Positionen in konkreten Deutschunterricht umsetzen!
Sprechen Sie dabei auch eventuelle Probleme und Schwierigkeiten bei der Realisierung sowie Moglichkeiten ihrer Uberwindung an!
1) Literaturdidaktik: Die Tageszeitung in gedruckter und digitaler Form ist ein wichtiges Medium in unserer Gesellschaft.
Erlautern Sie diese Behauptung aus didaktischer Perspektive, untersuchen Sie, welche Kom- petenzen der Deutschunterricht in Realschulen fur einen reflektierten Umgang mit Tageszei- tungen fordern kann und veranschaulichen Sie Ihre Ausfuhrungen anhand eines unterrichts- praktischen Beispiels!
2) Literaturdidaktik: Literaturgeschichtlicher Unterricht ist in der Realschule von der 7. bis zur 10. Jahrgangsstufe vorgesehen. Stellen Sie zunachst grundlegende Voruberlegungen fur einen solchen Unterricht an und entwickeln Sie anschlieftend fur eine von Ihnen zu wahlende Epo- che Unterrichtsideen, die mehrere Aufgabenfelder des Deutschunterrichts, aber auch facher- ubergreifende Aspekte beruhren!
3) Sprache untersuchen und grammatische Strukturen beherrschen
Legen Sie dar, welchen Stellenwert in diesem Lernbereich der Zielgrofte .Sprachbewusstsein" zuzumessen ist!
Zeigen Sie sodann anhand von funf unterschiedlichen inhaltlich-thematischen Aspekten aus diesem Lernbereich auf, wie daran Sprachbewusstseinsprozesse bei den Schulerinnen und Schulern initiiert werden konnen! (Versehen Sie jedes dieser Beispiele auch mit einem fun- dierten didaktischen Kommentar!)
Skizzieren Sie schlieftlich zu einem aus diesen gewahlten Themen eine Unterrichtsstunde, die deutlich macht, dass der Lernbereich ..Sprache untersuchen" heiftt!
2.5. 2010
1) Schriftliches Berichten im Deutschunterricht der Realschule
Bestimmen Sie den Stellenwert des schriftlichen Berichtens im Unterricht und verdeutlichen Sie, welche Aspekte beim schriftlichen Bericht berucksichtigt und welche Zielsetzungen er- fullt werden mussen!
Zeigen Sie anschlieftend Moglichkeiten auf, wie das schriftliche Berichten im Unterricht auch vor dem Hintergrund einer prozessorientierten Schreibdidaktik gefordert werden kann! Konkretisieren Sie Ihre Uberlegungen mithilfe eines unterrichtspraktischen Beispiels!
2) Literaturdidaktik: Zu Theodor Fontanes Ballade „Die Brack' am Tay" (liegt vor)
Nennen und begrunden Sie auf der Basis einer pragnanten Sachanalyse und einer didaktischen Wertung des Textes Ziele und Kompetenzen, die sich im unterrichtlichen Umgang mit der Ballade verfolgen lassen. Gehen Sie dabei auf unterschiedliche Lernbereiche des Deutschunterrichts ein und skizzieren Sie ein methodisch-didaktisches Konzept fur eine Jahrgangs- stufe der Realschule!
3) Mediendidaktik: Horerziehung ist in den letzten Jahren verstarkt in den Fokus mediendi- daktischer Uberlegungen geruckt.
Fuhren Sie aus, inwieweit auditive Medien zum Aufbau literarischer Kompetenz beitragen, und veranschaulichen Sie Ihre Darlegungen anhand eines konkreten Unterrichtsbeispiels!
1) Sprechen ist soziales Handeln.
Zeigen Sie an einem selbstgewahlten Beispiel, dass Sprechen soziales Handeln ist! Beziehen Sie sich auf eine bestimmte Jahrgangsstufe und verfassen Sie zu diesem Beispiel
- eine Sachanalyse
- eine didaktische Analyse
- einen Unterrichtsentwurf (keine schematische Darstellung, sondern ausformulierte Sat- ze!)
Zeigen Sie abschlieteend in einem kurzen Ausblick auf, wie sich die im Bereich „Sprechen“ zu erwerbende Kompetenz mit einem anderen Lernbereich verknupfen lasst!
2) Mediendidaktik: Die Literaturverfilmung als filmische Umsetzung einer literarischen Vorla- ge eroffnet verschiedene Lernmoglichkeiten. Dennoch gilt die Literaturverfilmung oft der Vorlage gegenuber als nachrangig.
Erlautern Sie zunachst Moglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von Literaturverfilmungen im Deutschunterricht der Realschule! Skizzieren Sie hieran anschlieteend ein Unterrichtsbei- spiel fur einen medienintegrativen Deutschunterricht in einer selbst gewahlten Jahrgangsstu- fe, der einen literarischen Text und seine Verfilmung nutzt, und zeigen Sie hieran auf, welche fachlichen Lernziele hiermit erreicht werden!
3) Forderung von Schreibkompetenz
Erklaren Sie zunachst, was unter „Schreibkompetenz“ zu verstehen ist und aus welchen Teil- kompetenzen sie sich zusammensetzt! Diskutieren Sie dann, welchen Beitrag ein sowohl pro- zessorientierter als auch integrativer Schreibunterricht fur die Entwicklung von Schreibkom- petenz leisten kann!
Skizzieren Sie abschlieteend auf der Grundlage Ihrer Diskussion eine Unterrichtssequenz fur eine beliebige Jahrgangsstufe der Realschule, in der die Schreibkompetenz der Schulerinnen und Schuler gefordert wird!
2.6. 2011
1) Forderungen nach einer Berucksichtigung der unterschiedlichen Interessen und Verhaltens- weisen von Jungen und Madchen im Unterricht werden heute immer starker erhoben.
Zeigen Sie im Uberblick und an konkreten Beispielen aus zwei verschiedenen Lernbereichen, wie der Deutschunterricht „geschlechtsdifferenzierend“ gestaltet werden kann! Nehmen Sie auch Bezug auf neuere Fachliteratur!
2) Im Deutschunterricht der Realschule sollen Schuler grammatische Kenntnisse bewusst zur Losung von Rechtschreibfragen einsetzen.
Erlautern Sie dieses Prinzip aus orthographie- und grammatikdidaktischer Sicht! Ziehen Sie dabei relevante Bereiche der Rechtschreibung heran! Konkretisieren Sie abschlieteend Ihre Ausfuhrungen an einem Unterrichtsbeispiel!
3) Literaturdidaktik: Aktuelle Kinder- und Jugendliteratur
Zeigen Sie Grunde auf, warum KJL der Gegenwart (erschienen nach 2000) im Lese- und Lite- raturunterricht der Realschule Berucksichtigung finden sollte!
Nennen Sie drei einschlagige Beispiele und gehen Sie auf eines davon naher ein, indem Sie fur eine Klassenstufe Ihrer Wahl sowohl deutschdidaktische Unterrichtsziele angeben als auch methodische Moglichkeiten fur einen integrativen Deutschunterricht entwickeln!
3. Deutsch als Unterrichtsfach der Realschule
3.1. Schulprofil Realschule (Lehrplanebene 1)
3.1.1. Ziel und Anspruch der sechsstufigen Realschule
- Gesetzliche Grundlagen des Bildungs- und Erziehungsauftrags der sechsstufigen Realschule: Grundgesetz Ds (GG), Verfassung Bayerns & Bayerisches Gesetz uber das Erzie- hungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) unter besonderer Berucksichtigung Artikel 131 der Bayerischen Verfassung:
(1) Die Schulen sollen nicht nur Wissen und Konnen vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden.
(2) Oberste Bildungsziele sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religioser Uberzeugung und vor der Wurde des Menschen, Selbstbeherrschung, Verantwortungsgefuhl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfsbereitschaft und Aufgeschlossenheit fur alles Wahre, Gute und Schone und Verantwortungsbewusstsein fur Natur und Umwelt.
(3) Die Schuler sind im Geiste der Demokratie, in der Liebe zur bayerischen Heimat und zum deutschen Volk und im Sinne der Volkerversohnung zu erziehen.
(4) Die Madchen und Buben sind auGerdem in der Sauglingspflege, Kindererziehung und Hauswirtschaft besonders zu unterweisen.
- Verortung der Aufgaben der Realschule in BayEUG, Art. 8 Abs. 1
(1) Die Realschule vermittelt eine breite allgemeine und berufsvorbereitende Bildung. Die Realschule ist gekennzeichnet durch ein in sich geschlossenes Bildungsangebot, das auch berufsorientierte Facher einschlieGt. Sie legt damit den Grund fur eine Berufsaus- bildung und eine spatere qualifizierte Tatigkeit in einem weiten Bereich von Berufen mit vielfaltigen theoretischen und praktischen Anforderungen. Sie schafft die schuli- schen Voraussetzungen fur den Ubertritt in weitere schulische Bildungsgange bis zur Hochschulreife.
(2) Die Realschule umfasst die Jahrgangsstufen 5 bis 10, Realschulen zur sonderpada- gogischen Forderung auch weitere Jahrgangsstufen. Sie baut auf der Grundschule auf und verleiht nach bestandener Abschlussprufung den Realschulabschluss.
(3) An der Realschule konnen folgende Ausbildungsrichtungen eingerichtet werden:
1. Ausbildungsrichtung I mit Schwerpunkt im mathematisch-
naturwissenschaftlich-technischen Bereich,
2. Ausbildungsrichtung II mit Schwerpunkt im wirtschaftlichen Bereich,
3. Ausbildungsrichtung III mit Schwerpunkt im fremdsprachlichen Bereich; die Ausbildungsrichtung kann erganzt werden durch Schwerpunkte im musisch- gestaltenden, im hauswirtschaftlichen und sozialen Bereich.
- Personlichkeitsentwicklung und Vorbereitung auf kunftige Aufgaben
- Entwicklung der Personlichkeit mit dem Ziel eines mundigen Personlichkeit in einer demokratischen & pluralistischen Gesellschaft
- Vermittlung relevanter Kenntnisse in den Feldern Person, Familie, Beruf & Ge- sellschaft
- Vermittlung der WertmaGstabe des Abendlandes & Sensibilisierung fur andere Kulturen
- Forderung von Kompetenzen & Schlusselqualifikationen fur das Berufsleben → Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit Informations- und Kommunika- tionstechniken mit dem Ziel einer sinn- und verantwortungsvollen Nutzung
- Eine begabungs- und neigungsgerechte Schule
- Realschule als Ort des praktischen Tuns & theoretischer Uberlegungen
- Forderung des Lerneifers, der Lernfahigkeit, eines guten Gedachtnisses, des Konzentrationsvermogens & der Bereitschaft zu sorgfaltigem und zuverlassi- gem Handeln
3.1.2. Bildungs- und Erziehungsschwerpunkte an der sechsstufigen Realschule
- Breite allgemeine und berufsvorbereitende Bildung mit Vermittlung fachspezifischer Arbeitsweisen, Fachbegriffe & ihrer sachgerechten Verwendung
- Sprachlicher Bereich
- Mathematisch-naturwissenschaftlich-technischer Bereich
- Gesellschaftswissenschaftlicher Bereich
- Wirtschaftswissenschaftlicher Bereich
- Hauswirtschaftlich-sozialer Bereich
- Religioser Bereich
- Sittlich-ethischer Bereich
- Musisch-gestalterischer Bereich
- Sport
- Vermittlung eines soliden Grundwissens
- Qualitat statt Quantitat der Lernziele und -inhalte → Anwendbarkeit des Wis- sens auch auteerhalb der Schule & im spateren Leben?
- Vermittlung, Trainieren & Anwendung eines soliden Grundwissens in allen Fa- chern: Grundkenntnisse, -fertigkeiten, -einstellungen
- Achten auf konsequente Sicherung des Erlernten (Zusammenfassen, Wiederho- len, Uben, Hausaufgaben etc.)
- Vermittlung und Forderung grundlegender Kompetenzen und Einstellungen
- Vermittlung von Einstellungen & Haltungen uber die fachspezifischen Kennt- nisse & Fahigkeiten hinaus, u.a.: Punktlichkeit, Ordentlichkeit, Ausdauer, Eigen- initiative, Flexibilitat, Kommunikationsfahigkeit, Kreativitat etc.
- Gestaltung des Unterrichts zur Forderung von Selbststandigkeit & Eigentatig- keit
- Lernen lernen
- Unterstutzung der eigenstandigen Leistung des Lernens durch eine anregende Lernumgebung, abwechslungsreiches Lernmaterial & lebensnahe, interessante und motivierende Aufgaben
- Vermittlung der Relevanz von Lernen → „Man lernt nicht fur die Schule, son- dern fur's Leben!“
- Vermittlung von Kenntnissen zum vernunftigen Lernen, z.B. Benutzung von Nachschlagewerken, Umgang mit Informations- und Kommunikationsmedien etc.
- Teamfahigkeit
- Schaffen von Moglichkeiten zum gemeinsamen Lernen & arbeiten → Erfahren der Vorteile gemeinsamen Arbeitens
- Erkennen der Relevanz der eigenen Meinung, aber auch der der Mitschulerln- nen → Ergebnis der Gruppe, nicht eines Einzelnen
- Vernetztes Denken
- Ziel von Kenntnissen & Fertigkeiten: Anwendung des Gelernten in unterschied- lichen Zusammenhangen → Erkennen des Zusammenhangs von Lernzielen und -inhalten durch die SuS
- Notwendigkeit der Verknupfung von neuen Inhalten mit alten (Vorwissen) → Elaboration
- Berufliche Orientierung
- Geben von Orientierungs- und Entscheidungshilfen fur die Berufswahl der SuS → Beratungsfunktion der Lehrkraft in Bezug auf SuS sowie auf die Eltern
- Schaffen von Moglichkeiten der Praxisbegegnung, z.B. Praktika
- Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt & der Wirtschaft → Einblick & Ausei- nandersetzung mit der Arbeitswelt
- Sprachpflege
-Sprache als wichtigstes Mittel menschlicher Kommunikation und Grundvo- raussetzung fur alle Belange menschlichen Lebens
- Ziele des Deutsch- und Fremdsprachenunterrichts: Sicheres & differenziertes Ausdrucken in mundlicher & schriftlicher Form
- Sprachpflege als Anliegen aller LuL in allen Unterrichtsfachern
- Verantwortung fur sich und die Gesellschaft
- Gemeinsames Arbeiten im Unterricht & Schulleben → Fairer & rucksichtsvoller Umgang mit Anderen
- Vermittlung der Relevanz von Toleranz, Solidaritat & Verantwortungsgefuhl → Praktische Umsetzung z.B. mit Tutoren
- Kulturelle und interkulturelle Erziehung
- Vermittlung der Relevanz von Kultur fur das eigene Leben
- Vermittlung von Heimatkenntnis/Heimatbewusstsein → Aufbau einer eigenen Identitat & Schaffen eines Verstandnisses fur die Welt (Weltoffenheit)
- Gemeinsames Lernen & Arbeiten von SuS verschiedener Herkunft, Religion, Kultur, Wertvorstellungen & Traditionen → Schaffen einer eigenen Identitat & von Toleranz durch Kenntnis des Fremden/des Anderen
- Ethisches Urteilen und Handeln
- Entwicklung der Urteilsfahigkeit der SuS → Verantwortliches Entscheiden & Handeln in der Gesellschaft
- Auseinandersetzung mit Werten & Normen der Gesellschaft
- Umwelterziehung
- Vermittlung der Relevanz von Nachhaltigkeit → Aufzeigen der Chancen, aber auch Risiken gesellschaftlicher & technischer Entwicklungen
- Aufzeigen der Bedeutung der Natur fur die Existenz des Menschen → Uber- nehmen von Verantwortung fur Natur & Umwelt
- Mitverantwortung und Mitgestaltung in der Demokratischen Gesellschaft
- Hinweisen auf die Rechte & Pflichten der SuS als Staatsburger → Uberprufung von Meinungen, Interessen etc. auf ihre Verantwortbarkeit & selbststandiges Vertreten dieser
- Ziel gesellschaftlichen Handelns: Verbesserung der Verhaltnisse
- Erziehung zu Selbststandigkeit und Eigeninitiative: Ubernehmen von Aufgaben im Unterricht & in der Schule durch die SuS → Tatigkeiten fur die Gemeinschaft aus Eigenini- tiative heraus
- AuRerunterrichtliche Aktivitaten
- Vermittlung eines sinnvollen Umgangs mit der (Frei-)zeit
- Aufzeigen der Bedeutung auRerschulischer, insbesondere ehrenamtlicher, Ak- tivitaten
- Bestimmung des Schullebens auch durch auRerunterrichtliche Aktivitaten (SMV, Schulerzeitung, Sportveranstaltungen, Theaterauffuhrungen etc.)
3.1.3. Unterricht und Schulleben und Stundentafel Deutsch
- Lebensraum Schule
- Schule als Lebens- und Arbeitsraum fur SuS, LuL & die Schulleitung unter Be- teiligung der Eltern → Sorgen fur ein gedeihliches Miteinander (Achtung, Res-
pekt, Toleranz, Regeln)
- Bemuhen um ein eigenes Schulprofil & um die Weiterentwicklung der Schule
- Schule und Elternhaus: Achten auf das verfassungsmateige Recht der Eltern auf die Er- ziehung der Kinder → Ziel: Bestmogliche Forderung durch Zusammenarbeit von Eltern & Schule
- Gemeinsames Anliegen Erziehung: Vorbildfunktion der LuL & Abstimmung der Erzie- hungsarbeit mit anderen LuL & den Eltern
- Schulqualitat (auszugsweise)
- Schaffen eines verantwortungsvollen Klimas zwischen Schulleitung, LuL, SuS & Eltern
- Entschiedenes Bildungsbemuhen aller Beteiligten
- Enge Zusammenarbeit zwischen den LuL
- Vermittlung der Relevanz von Grundwissen & hohen fachlichen Leistungen
- Individuelle Forderung der SuS
- Positives Lernklima
- Hohe Bedeutung der Freude an der Schule & am Unterricht → Erreichen durch Wertschatzung und Anerkennung aller & produktive Unterrichtsgestaltung
- Einrichtung eines fordernden & fordernden Unterrichts → Vermittlung des Sinns & Zwecks des Lernens
- Besprechung des Lehrplans mit der Klasse zu Beginn jedes Schuljahres
- Facherverbindendes Lernen: Wahrnehmung des Unterrichts als Ganzes → Abstimmung der LuL untereinander & Initiieren eines gemeinsamen Unterrichtsvorhabens
- Lebensnaher und schulergerechter Unterricht
- Guter Unterricht via Anschaulichkeit, Methodenvielfalt & Wechsel in den Akti- ons- und Sozialformen des Lehrens & Lernens → Rollenspiele, Experimente, Erkundungsgange etc. mit dem Ziel sozialen Lernens & unmittelbarer Erfah- rung
- Beteiligung der SuS an der Gestaltung des Unterrichts in inhaltlicher & metho- discher Hinsicht
- Verbindung von Theorie und Praxis
- Herstellen eines Bezugs zur Lebenswirklichkeit der SuS → Handlungsorientie- rung & Lebensnahe mit Anknupfung an die Erfahrungen der SuS
- Beachtung des Prinzips der Anschaulichkeit → Erarbeitung theoretischer In- halte an Beispielen
- Stundenanzahl des Faches Deutsch in allen drei Wahlpflichtfachergruppen
- 5. & 6. Jahrgangsstufe: 5 Stunden/Woche
- 7. - 10. Jahrgangsstufe: 4 Stunden/Woche
3.2. Facherubergreifende Bildungs- und Erziehungsaufgaben (Lehrplanebene 2)
- Berufliche Orientierung (BO)
- Vorbereiten auf Arbeitswelt, Beruf & Besuch weiterfuhrender Schulen → Unterstut- zen & Informieren als Aufgaben der Schule mit Unterstutzung durch Einrichtungen wie Berufsinformationszentren (BIZ) & Durchfuhrung des Betriebspraktikums
- Wahlpflichtgruppe nach der sechsten Klasse als erster Weg zu einer beruflichen Ori- entierung; Jahrgangsstufe 9 mit Schwerpunktthema „Berufliche Orientierung"
- Vermittlung der Bedeutung von Werthaltungen, Arbeitstugenden & Schlusselqualifi- kationen
- Europa(EU)
- Europa mit gemeinsamen historischen Erbe, gemeinsamer kultureller Tradition & Lebenswirklichkeit → Toleranz und Solidaritat
- Vermittlung u.a.: Christlich-abendlandisches Menschenbild, geographische Vielfalt Europas, Vielsprachigkeit, Aufgaben & Arbeitsweisen europaischer Institutionen etc.
- Uberwinden von Vorurteilen & Angsten durch u.a. Schuler- und Lehreraustausch, bi- lingualen Unterricht, Studienfahrten etc.
- Familien- und Sexualerziehung (FS)
- Erziehung zu verantwortlichem geschlechtlichem Verhalten mit besonderem Ziel der Forderung von Ehe & Familie
- Bejahen & Annehmen der eigenen korperlichen & seelischen Entwicklung
- Krankheitspravention
- Vermittlung von Einstellungen zum Aufrechterhalten verantwortlicher Partnerschaf- ten
- Gesundheitserziehung (GE)
- Entwickeln & Fordern gesundheitsbewussten Verhaltens → Verantwortung fur einen selbst & fur die Allgemeinheit
- Vermittlung u.a.: GesetzmaGigkeiten & Prinzipien der Natur, Gesundheitserhaltung von Korper, Geist & Seele, Belastung der Allgemeinheit durch unvernunftiges Verhal- ten des Einzelnen, Grundregeln gesunder Ernahrung
- Aufklarung uber Drogenmissbrauch & andere Abhangigkeiten (Suchtpravention)
- Einnehmen einer kritischen Haltung gegenuber von „Lifestyle“-Produkten
- Gewaltfreies Zusammenleben (GZ)
- Schaffen & Bewahren eines gewaltfreien Klimas → Uberwinden von Spannungen auf gewaltfreie Art & Weise
- Erkennen u.a.: Existenz vieler Formen der Gewaltausubung, Notwendigkeit eines friedlichen Miteinanders, Lernen dialogbasierter Bewaltigungsstrategien
- Auspragung einer eigenen Identitat → Selbstbejahung, Akzeptieren personlicher Schwachen
- Informationstechnische Grundausbildung (IB)
- Informationsbeschaffung, Informationsverarbeitung & Kommunikation unter Ver- wendung moderner technischer Mittel → Ziel: Selbstverstandlicher, kompetenter & verantwortlicher Medienumgang
- Kennenlernen & Umgang mit der schuleigenen Gerateausstattung, Erfahrungen mit Computern sowie eine Reflexion uber Vor- und Nachteile der Informations- und Kommunikationstechniken
- Mehrtagiges Projekt in der funften Jahrgangsstufe aufgrund unterschiedlichen Vor- wissens
- Medienerziehung (ME)
- Ziel der Medienkompetenz → Verantwortlicher Umgang mit Medien v.a. in den Leit- fachern wie Deutsch unter Berucksichtigung der IB
- Ziele: Kennenlernen der Verbreitung & Wirkung von Medien; Verstehen und Beurtei- len der Sprache & Botschaften von Medien; Gestalten & Einsetzen von Medien; Aus- wahlen & Auswerten von Medien; Sehen von Medien im gesellschaftlichen Kontext
- Menschenrechtserziehung (MRE)
- Oberstes Ziel: Menschenwurdiges Leben fur alle → Streben nach Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit, Gleichberechtigung, Toleranz & solidarischem Handeln
- Interkulturelle Erziehung & Einsatz gegen Fremdenfeindlichkeit und fur gegenseitige Achtung
- Verwirklichung der Menschenrechte inner- und auteerhalb der Schule
- LuL als Vorbilder
- Politische Bildung (PB)
- Politische Entscheidungen mit Einfluss auf jeden Einzelnen → Auseinandersetzen mit Politik
- Vermittlung des hohen Wertes einer demokratischen Gesellschaft bzw. der dazuge- horigen Verfassung durch Wissen, Urteilsfahigkeit & Handlungskompetenz
- Erziehen zu einer demokratischen Grundhaltung → Einbeziehen der SuS in die Pla- nung des Unterrichts
- Politische Neutralitat der LuL im Unterricht
- Umwelterziehung (UE)
- Vermittlung eines Verantwortungsbewusstseins fur Natur & Umwelt (naturliche Le- bensgrundlagen sowie gestalteter Kulturraum)
- Verstehen u.a.: Wechselseitige Abhangigkeiten zwischen Mensch & Umwelt, eigen- verantwortlichen Handelns fur die Umwelt, okologisch notwendigen & umweltge- rechten Handeln
- Notwendigkeit von Sachkenntnissen & Ausbildung einer Urteils- und Handlungsfa- higkeit
- Verkehrs- und Sicherheitserziehung (VSE)
- Verkehrserziehung, Unfallverhutung & Sicherheitserziehung → Wecken eines Si- cherheitsbewusstseins bei den SuS: Verantwortung gegenuber den Mitmenschen, der Umwelt & sich selbst
- Ziele u.a.: Schulen der Wahrnehmungs- und Reaktionsfahigkeit, Erwerb von ver- kehrskundlichem & verkehrstechnischem Wissen
- LuL mit Vorbildfunktion
3.3. Padagogische Leitthemen (Lehrplanebene 3)
- Funfte Jahrgangsstufe - Sich in einem neuen Umfeld orientieren
- Besonderheiten der Jgst.: Neuer Lebensabschnitt & Neuorientierung
- Entwicklungspsychologische Aspekte: Leistungsbereitschaft, Neugier, Spontanitat, konkretes & anschauliches Denken, Bewegungsdrang, begrenzte Ausdauer & Kon- zentrationsfahigkeit
- Padagogische & unterrichtliche Schwerpunkte: Einhalten bestimmter Regeln & Grundsatze als wichtige Voraussetzung fur erfolgreiches Lernen sowie fur ein ange- nehmes Klima, Vermitteln grundlegender Informationen uber die Schulart & den Lehrplan, Vermitteln wichtiger Lern- und Arbeitstechniken, Fremdsprache Englisch
- Sechste Jahrgangsstufe - Schulgemeinschaft mitgestalten
- Besonderheiten der Jgst.: Vertraute Umgebung, Wahl einer Wahlpflichtfachergruppe am Ende der Jgst.
- Entwicklungspsychologische Aspekte: Bilden von Freundschaften & Gruppierungen meist im Rahmen des eigenen Geschlechts, individuelle Unterschiede in den Lernvo- raussetzungen
- Padagogische & unterrichtliche Schwerpunkte: Blick von der Klassengemeinschaft hin auf die Schulgemeinschaft → AuBerschulische Aktivitaten, Ernstnehmen der SuS in ihren personlichen Interessen → Bestarken in ihren Kompetenzen
- Siebte Jahrgangsstufe - Eigene Individualitat entdecken
- Besonderheiten der Jgst.: Wiederfinden in einer neuen Klasse (Wahlpflichtfacher- gruppen) mit Ermoglichen eines erweiterten Weltverstehens
- Entwicklungspsychologische Aspekte: Unterschiedliches Fortschreiten der seelisch- korperlichen Entwicklung, Infragestellen der Autoritat Erwachsener, Einnehmen ei- ner kritischen Haltung, mogliche Flucht in eine Scheinwelt, Suche nach Anerkennung & Bestatigung meist durch Gleichaltrige
- Padagogische & unterrichtliche Schwerpunkte: Viel Unruhe & Verunsicherung; hau- fige Gesprachsform der Diskussion; gemeinsame Planung, Durchfuhrung & Nachbe- reitung von Ausflugen zur Stabilisierung der Klassengemeinschaft; Bewusstwerden des eigenen Korpers; Veranderung des Verhaltnisses zum anderen Geschlecht
- Achte Jahrgangsstufe - Beziehungen aufbauen und gestalten
- Besonderheiten der Jgst.: Anspruchsvollere Profile der Wahlpflichtfachergruppen, komplexere Lerninhalte, Einforderung selbststandigen & eigenverantwortlichen Lernens
- Entwicklungspsychologische Aspekte: Selbststandigkeit & Selbstbestimmung, Suche nach Identifikationsfiguren, Verfolgen eigener Interessen, Verliebtsein, Zuruckgehen der Bedeutung von Eltern & LuL, Ansteigen der Bedeutung Gleichaltriger, Cliquenbil- dung
- Padagogische & inhaltliche Schwerpunkte: Fordern gemeinsamer Projekte, Begegnen der Jugendlichen mit Verstandnis & padagogischem Takt, Betrachten von Dingen aus unterschiedlichen Perspektiven, mogliche emotionale Labilitat, Gruppendruck, Suchtgefahr
- Neunte Jahrgangsstufe - Lebensperspektiven entwickeln
- Besonderheiten der Jahrgangsstufe: Schwerpunkt berufliche Orientierung mit pra- xisbezogenen Einblicken in das Berufsleben, Betriebspraktikum & Betriebserkun- dungen
- Entwicklungspsychologische Aspekte: Fragen nach dem Sinn des Lebens & der eige- nen Entwicklung; Untersuchen des Einflusses der Medien, der Politik & der Wirt- schaft; Reflexionsbereitschaft
- Padagogische & unterrichtliche Schwerpunkte: Vermitteln von Kenntnissen & Fertig- keiten fur den Beruf (Lebenslaufe, Bewerbungsschreiben etc.), Uben des Auftretens (z.B. Rollenspiele), selbstkritische Einschatzungen, Erkennen der Relevanz von Flexi- bilitat & Bereitschaft zu lebenslangem Lernen
- Zehnte Jahrgangsstufe - An der Gestaltung von Gegenwart & Zukunft mitwirken
- Besonderheiten der Jahrgangsstufe: Ziehen einer personlichen Bilanz, Abschlusspru- fung, neuer Lebensabschnitt, neues Fach Sozialkunde
- Entwicklungspsychologische Aspekte: Fordern der Jugendlichen als eigenstandige Personlichkeiten, Aufbau partnerschaftlicher Beziehungen, Ubernehmen von Ver- antwortung, Lernen des Umgangs mit Krisen
- Padagogische & unterrichtliche Schwerpunkte: Betrachten komplexer Sachverhalte aus verschiedenen Blickwinkeln, Ubernehmen von Mitverantwortung in der Schule, Einbeziehen in wichtige Entscheidungsprozesse, Bilden & selbstbewusstes Vertreten einer eigenen Meinung
3.4. Facherprofil Deutsch (Lehrplanebene 3)
- Bildung und Erziehung
- Vermittlung einer situationsgerechten, sachgerechten und angemessenen Aus- drucksweise und Erfassung der AuEerungen eines Anderen
- Verwendung der Standardsprache, aber Anerkennung des Eigenwertes der Mundart → Erkenntnis des sozialen Zusammenhangs von Sprache
- Aufzeigen der Schonheit der dt. Sprache durch Lekture von Literatur → Erweiterung des Horizonts, Vermittlung asthetischer Bildung & Forderung kultureller Identitat
- Forderung der Aufgeschlossenheit von SuS durch unmittelbare Begegnungen (Thea- terbesuche)
- Kritische Auseinandersetzung mit Inhalten und Darstellungsformen
- Optimierung der Ausdrucks- und Kommunikationsfahigkeit durch die Uberarbeitung eigener Texte u.a. auch durch Ruckgriff auf Textverarbeitungsprogramme
- Ziele und Inhalte
- Erweiterung der sprachliche Kenntnisse, Fahigkeiten & Fertigkeiten aus der Grund- schule
- Sprechen und Zuhoren: Verbesserung der Mitteilungs- und Zuhorfahigkeit (z.B. Re- ferate, Diskussionen) unter Berucksichtigung nonverbaler Mittel
- Schreiben: Uben in schriftlichen, moglichst fehlerfreien und auEerlich ansprechen- den, Darstellungsformen (sachlich & anschaulich-kreativ) → Erkennen eines Zu- sammenhangs zwischen Schreibanalass & sprachlicher Gestaltung unter Berucksich- tigung einer Adressatenbezogenheit, Selbstreflexion & Nutzung von Computern
- Sprache untersuchen und grammatische Strukturen beherrschen: Reflexion uber Sprache mit dem Ziel ihrer Verbesserung → Kein reines Faktenwissen, sondern Vermittlung einer angemessenen Verwendung dieser
- Mit Texten und Medien umgehen: Anregen & Forderung der Lesefreude durch Bel- letristik und Sachtexte → Untersuchen & Analysieren von Texten in mundlicher & schriftlicher Form; Forderung eines kritischen & bewussten Umgangs mit Medien
- Ganzheitliches Lernen: Nutzen der Kenntnisse aus dem Fach Deutsch in anderen Fachern (z.B. Sprachkenntnisse) & Herstellen thematischer Querverbindungen → Besondere Rolle von Fremdsprachen: Vergleich verschiedener Sprachsysteme
3.5. Lehrplan (Lehrplanebene 3)
Jede Jahrgangsstufe umfasst die vier Themenbereiche „Sprechen und zuhoren", „Schreiben“, „Sprache untersuchen und grammatische Strukturen beherrschen“ und „Mit Texten und Medien umgehen“. Der grobe Inhalt dieser Bereiche steht unter 3.2. Jeder Lehrplan beinhaltet eine Auflistung von Grundwissen bzw. Grundfertigkeiten, die am Ende einer Jahrgangsstufe erfullt sein sollten: „Am Ende der Jahrgangsstu- fe x sollen die Schuler uber folgende Fertigkeiten verfugen." Ferner besitzt jede Jahrgangsstufe ein pada- gogisches Leitthema, welches hinter der Kapiteluberschrift aufgefuhrt ist.
Aufgrund der groEen Fulle an Inhalten, kann nur ein skizzenhafter Uberblick gegeben werden. In den Klammern finden sich Beispiele zu den Uberpunkten.
3.5.1. Jahrgangsstufe 5 - Sich in einem neuen Umfeld orientieren
- Sprechen und Zuhoren: Gesprachsregeln (Sprechen & Zuhoren), bewusstes Einsetzen sprachlicher & nicht-sprachlicher Mittel, Losen von Konflikten auf sprachlicher Ebene
- Schreiben: Aufschreiben von Erlebtem, Beobachtetem & Erfundenem (kreativer Um- gang mit Sprache), Beschreibung der Merkmale von Texten (Strategien zur Textuber- arbeitung), Erstellen eines Textes am PC, Verbesserung der Rechtschreibung & Zei- chensetzung (das/dass, Kommasetzung, Hoflichkeitsanrede)
- Sprache untersuchen und grammatische Strukturen beherrschen: Grammatische Ein- sichten zum besseren Verstandnis von Texten (Flexionsformen), Verbesserung der ei- genen mundlichen & schriftlichen Ausdrucksfahigkeit, Verwendung lateinischer Begrif- fe (Satzglieder, Satzarten), Erweiterung des Wortschatzes (Sprichworter)
- Mit Texten und Medien umgehen: Lesefreude (Kennenlernen von Buchern), Erweiterung des Erfahrungshorizonts (Klassenlekture, Bucherei kennenlernen), Lesetechniken & sinnerfassendes Lesen (kreativer Umgang mit literarischen Texten), ErschlieBungs- techniken, kritische Begutachtung des Fernsehkonsums (Kriterien fur Fernsehsendun- gen diskutieren)
3.5.2. Jahrgangsstufe 6 - Schulgemeinschaft mitgestalten
- Sprechen und zuhoren: Bewusstmachen der Bedingungen fur erfolgreiche Kommunika- tion (deutliche Artikulation der Gedanken), Beteiligung an Gesprachen mit Berucksich- tigung der Funktionalitat & des Adressatenbezugs (konzentriertes Zuhoren), Losen sprachlicher Konflikte (Klaren von Missverstandnissen), Einsatz verbaler und nonver- baler Mittel der Kommunikation
- Schreiben: Weiterentwicklung der Formen des Erzahlens, Informierens & Beschreibens von Textmerkmalen (fantasievolles Erzahlen), Verfassen von Texten mit passendem Schreibanlass, Unterscheidung Erzahlen-Berichten (genaues Berichten von Ereignis- sen), kreativer Umgang mit Texten, Verfassen von Texten mit sachlichem Inhalt (Pro- duktion von Texten am PC), Erweiterung der Rechtschreib- und Zeichensetzungs- kenntnisse (wortliche Rede, Nominalisierungen)
- Sprache untersuchen und grammatische Strukturen beherrschen: Vertiefung gramma- tischer Kenntnisse (Formen des Verbs, Prapositionen), Verbesserung der Ausdrucksfa- higkeit & des Sprachgefuhls (Fremdworter aus dem Lateinischen & Griechischen)
- Mit Texten und Medien umgehen: Steigerung & Erhaltung der Freude am Lesen (Klassenlekture), Uben des gestalteten Lesens & Vortragens (Lieblingsbucher vorstellen), kritische Sicht auf das Fernsehverhalten (Fernsehwoche planen und vorstellen)
3.5.3. Jahrgangsstufe 7 - Eigene Individuality entdecken
- Sprechen und Zuhoren: Schilderung personlicher Eindrucke & Stimmungen (deutliches Artikulieren eigener Gedanken), Wiedergabe von Informationen & Themen aus der Er- fahrungswelt der SuS unter Berucksichtigung von Funktionalitat & Adressatenbezug (Materialaufbereitung und -wiedergabe), Bewaltigung unterschiedlicher Gesprachssi- tuationen (Darlegung & ausfuhrliche Begrundung der eigenen Meinung)
- Schreiben: Zusammenfassen von Inhalten, ErschlieBen umfangreicherer Texte & schriftliches Fixieren der Ergebnisse (Zusammenfassen von Texten & Filmen), Vertie- fung von Rechtschreibung und Zeichensetzung (Zusammen- und Getrenntschreibung)
- Sprache untersuchen und grammatische Strukturen beherrschen: Begriffliche Sicher- heit (Fremdworter), Nutzen grammatischer Kenntnisse zum Verstehen fremder Texte (Wiederholung von Wortarten & Satzgliedern), Bewusstwerden einer Entwicklung der dt. Sprache & eines Sprachwandels (Modeerscheinungen in der Sprache)
- Mit Texten und Medien umgehen: Vertiefen des Interesses an der Literatur (Klassenlekture, Hinweisen auf interessante Bucher), bewusstes Auseinandersetzen mit Texten der literarischen Tradition (Mittelalterliteratur, Barocklyrik), Erkennen der Zielgrup- penorientierung der Massenmedien mit dem Ziel einer kritischen Konsumhaltung (Analyse & Bewertung von Jugendzeitschriften)
3.5.4. Jahrgangsstufe 8 - Beziehungen aufbauen und gestalten
- Sprechen und Zuhoren: Beachten von Diskussionsregeln (langeres, konzentriertes Zuhoren; Nachfragen), begrundetes Vertreten eines Standpunktes (deutliches Artikulie- ren der eigenen Gedanken), Auseinandersetzen mit der Gegenposition, selbststandige Aufbereitung & Weitergabe von Informationen (Referat durch Teamarbeit)
- Schreiben: Planen umfangreicherer schriftlicher Darstellungen aus dem eigenen Inte- ressen- und Erfahrungsbereich, schriftliches Argumentieren & Appellieren, kreatives Schreiben, Festigen von Techniken des Mitschreibens (Protokoll)
- Sprache untersuchen und grammatische Strukturen beherrschen: Richtiges & situati- onsangemessenes mundliches sowie schriftliches Kommunizieren, Bewusstwerden von Veranderungen der Sprache durch Einflusse fremder Sprachen (Anglizismen)
- Mit Texten und Medien umgehen: Verstarkung der Freude am Lesen (Klassenlekture, Hinweisen auf interessante Bucher), Vergleichen der Aussagen aus der Literatur mit der eigenen Erfahrungswelt, Problematisierung von Werthaltungen & Einstellungen (kritische AuBerungen zu Texten), Untersuchung von Tageszeitungen (Verfeinern von Lesetechniken), Literaturgeschichte (Aufklarung, Sturm und Drang, Klassik)
3.5.5. Jahrgangsstufe 9 - Lebensperspektiven entwickeln
- Sprechen und Zuhoren: Vertiefung der Gesprachs- und Diskussionsfahigkeit (Berufsbil- der vorstellen & eigene Wahl begrunden), Gesprachsstrategien und Verhaltensregeln fur besondere Situationen = zur beruflichen Orientierung (Korpersprache, Sprachebe- ne, angemessene Selbstdarstellung)
- Schreiben: Auseinandersetzung mit Themen aus dem eigenen Erfahrungs- und Interes- senbereich, Vertiefung im Bereich des Schilderns, standardisiertes Schreiben v.a. unter dem Aspekt der beruflichen Orientierung (Bewerbung)
- Sprache untersuchen und grammatische Strukturen beherrschen: Erkennen der Zu- sammenhange zwischen Absicht & sprachlicher Gestaltung in der Kommunikation (Vermeidung von Verallgemeinerungen in der Darstellung), Vertiefung der Einsichten in den Wandel der Sprache (aktuelle Einflusse auf die Sprache erkennen & uber sie dis- kutieren)
- Mit Texten und Medien umgehen: Beherrschen der Methoden der TexterschlieBung v.a. bei kommentierenden Darstellungsformen journalistischer Texte, Einnehmen einer medienkritischen Position (Erkennen & Hinterfragen des Medieneinflusses auf den Einzelnen), Thematisierung des Dramas (Besuch einer Auffuhrung), Literaturgeschich- te (Romantik, poetischer Realismus, Naturalismus)
3.5.6. Jahrgangsstufe 10 - An der Gestaltung von Gegenwart und Zukunft mitwirken
- Sprechen und Zuhoren: Vervollkommnung der Gesprachs- und Diskussionsfahigkeit (deutliches artikulieren der eigenen Gedanken), sach- und situationsgerechtes Vertre- ten von Standpunkten (Aufnehmen & Verarbeiten von Informationen), Akzeptieren an- derer Positionen, Forderung der Selbst- und Sozialkompetenz (Smalltalk, Vermittlungs- gesprach, Gesprach mit Vorgesetzten), gezieltes Nutzen vielfaltiger Quellen
- Schreiben: Umgehen mit Themenstellungen zu komplexen Sachverhalten, Entwicklung eigener Gedanken & Losungsansatze (argumentative & appellative Schreibformen), exaktes & treffendes Ausdrucken (personliches Schreiben zu besonderen Anlassen)
- Sprache untersuchen und grammatische Strukturen beherrschen: Intensive Auseinan- dersetzung & Bewertung von Formulierungsmoglichkeiten und -absichten, Verbesse- rung der Ausdrucksfahigkeit, Weiterentwicklung des Sprachgefuhls & der Sprachsi- cherheit, Bewusstwerden der Sprachentwicklung (Einsatz des eigenen Fremdwort- schatzes), situationsgerechtes Anwenden unterschiedlicher Sprachebenen
- Mit Texten und Medien umgehen: Forderung der Teilnahme am kulturellen Leben (Li- teraturverfilmungen, Theaterauffuhrungen), uberlegtes Nutzen von Medien (Untersu- chung & Bewertung einer Diskussionssendung), Literaturgeschichte (Expressionismus, Gegenwart)
4. Literaturdidaktik
In den spateren Kapiteln zur Literaturdidaktik wird auf KJL, Prosa, Lyrik und Sachtexte eingegangen.
Drama wird ausgespart, da es in den letzten Jahren nicht im Examen gepruft wurde und der Fokus auf KJL liegt.
4.1. Einleitung
- Definition: Beschaftigung mit der Frage, welche Aspekte, Motive & Formen literarischer Texte im Deutschunterricht in altersgemaBer Weise vermittelt werden konnen.
- Zur Geschichte der literarischen Bildung
- Literatur als Lehrstucke seit der Zeit des Humanismus & des Fruhneuhochdeutschen
- Fortsetzen dieser Tradition in der Aufklarung → Ziel der Emanzipierung
- Aufkommen der Hermeneutik um 1800 o Germanistik seit 1805 eigenstandige Disziplin
- Erweiterung des Ziels der Emanzipierung um das Bemuhen um stilistisch- literarische Qualitat (Herders Schulrede 1796)
- Nochmalige Erweiterung der Ziele um die nationalkulturelle Identitatsbildung → Gipfeln in der nationalsozialistischen Ideologie
- Reformpadagogik um 1900: Literatur auch als asthetisches Erlebnis mit dem Ziel einer ganzheitlichen Bildung
- Lebenshilfe-Didaktik nach 1945: Literatur als Wert- und Leitbilderziehung
- Kritische Didaktik ab 1970: Aufkommen einer Literatur mit Analyse der sozialen Wirklichkeit & Kritik von Ideologien und Machtstrukturen mit dem Ziel der Emanzi- pation → Beginn der Einordnung von Literatur bzw. deren Interpretation unter die Bedingungen des gesellschaftlichen Rahmens
- Pragmatische Wende Mitte der 1970er: Rucken der SuS als aktiver, handelnder Leser in den Vordergrund → Aufkommen kreativer Methoden (z.B. eigene Textproduktio- nen, szenische Handlungen) = Handlungs- und Produktionsorientierung als Ergan- zung zur klassischen Interpretation
- Mediendidaktik: Aufkommen einer integrierten Medienerziehung (Wermke 1997) in den 1990er Jahren (Ansatze bereits in den 1970er Jahren) mit dem Ziel einer astheti- schen Erziehung
- Asthetische Bildung: Beitrag der Literatur zur asthetischen Bildung → Analyse von Textinhalten, Wertediskussionen & sinnliche Erfahrung im Zuge der handlungs- und produktionsorientierten Methoden (Spinner 1998) mit dem Ziel der Herausbildung einer personalen Identitat
- Kulturalitat: Durch Rezeption von Literatur Teilhabe am kulturellen Raum bis hin zur interkulturellen Vermittlung
4.2. Ziele fur den Literaturunterricht nach Spinner - Hauptziel der Lesekompetenz
- Forderung der Lesefreude: Padagogische Grundeinstellung, Textauswahl, methodisches Arrangement etc.
- TexterschlieRungskompetenz: Verstehen von Texten & Sinnentnahme → Vermeiden einer technokratischen Suchaufgabe („In welcher Zeile steht etwas uber Gefuhle?“) → Literarische Gesprache, szenische Interpretation, textproduktive Verfahren etc.
- Literarische Bildung: Keine reine Vermittlung von Klassikern (Literaturkanon), sondern Her- anziehen alters- und schulartenspezifischer Literatur & Reflexion uber Texte
- Forderung von Imagination und Kreativitat: Kreatives Tatigwerden z.B. durch Fortschreiben von Texten & Austausch uber die verschiedenen Versionen
- Identitatsfindung und Fremdverstehen: Finden des Eigenen im Fremden, Einsicht in fremde Sicht-, Denk- und Verhaltensweisen (Empathie)
- Auseinandersetzung mit anthropologischen Grundfragen: Thematisierung zeit- und kultur- unabhangiger Grundfragen (Tod, Freundschaft etc.) → Eroffnung eines groRen Sinnpotentials
4.3. Probleme des Lesens 4.3.1.Grundlagen
- Begriffsannaherung und Definition des Begriffes Text
- Lat. textus: das Textilgeflecht, das sprachlich Verwobene, das Verdichtete (im asthetischen Sinn)
- Ausweitung des Begriffs in der Semiotik & in den Kulturwissenschaften: Vor- tragstext, Text des Bildes, Film als Text etc.
- Einengung des Begriffs fur den Kontext der Literaturdidaktik: Niederlegung eines Textes auf einem Tragermedium → Konservierung eines Textes mit dem Ziel der Situationsunabhangigkeit
- Differenzierung von Texten in pragmatische Texte (Gebrauchs- und Sachtexte) mit Bezug auf die historische oder gegenwartige Alltagswelt & literarische Tex- te mit ebenfalls diesem Bezug aber mit weiteren Funktionen (Buhler & Jakob- SON)
1) Referentielle Funktion: Bezug eines Textes auf eine fiktive Wirklich- keit
2) Expressive/emotive Funktion: Ausdruck von Gefuhlen oder von Ein- bildungskraft
3) Appellative/konative Funktion: Text mit Wirkung beim Rezipienten
4) Phatische Funktion: Herstellung, Aufbau & Sicherung von Kommunika- tion
5) Metasprachliche Funktion: Darstellung in der selbstreferentiellen uberlegungen eines Textes zur literarischen Sprache
6) Asthetische/poetische Funktion: Sprache als Darstellungsmittel im Vordergrund
- Rolle von Literatur im Unterricht
- Schaffen von Moglichkeitswelten (poiesis)
- Selbstbezugliche/selbstreferentielle Struktur (Asthetikkonvention)
- Vieldeutigkeit eines Textes: Polyvalenzerwartung
- Literatur als Entsprechung dem Denken eines Menschen in symbolischen Zei- chen (i.d.R. Buchstaben): Erkenntnistatigkeit o Hilfsmittel zum Aufbau einer personalen Identitat
- Aufbau und Ermoglichung kultureller und interkultureller Kommunikation
- Intermediale Verbindung eines Textes mit anderen Zeichentypen (Ton, Bild, Film) moglich
4.3.2. Literarische Lekture in hermeneutischer Sicht
- Lesen als Interaktion von Text und Leser (Graf 2007)
- Visuelle Wahrnehmung der Schriftzeichen als Grundlage der Bedeutungsgene- rierung
- Steuerung der Lekture durch semantische Signale → Einbringen des Wissens- horizonts & der Leseerfahrungen des Rezipienten
- Begleitung der Lekture durch Lesemotivation
- Beteiligung bewusster, kognitiver Vorgange sowie unbewusster, emotionaler Vorgange beim Lesen
- Romantische Hermeneutik
- Neues Hervorbringen des interpretierten Werks durch den Leser mit schopfe- rischer Phantasie
- Verbindung zweier sich erganzender Herangehensweisen an einen Text
- Mimese: Einfuhlende Aneignung eines Textes durch Nachsprechen, Nachschreiben etc. = kreativ-intuitive Phase
- Analyse: Zergliedernde Interpretation des Textes = rationale Phase
- Hermeneutik: Verstehen des Ganzen nur durch seine Teile & Verstehen der einzelnen Teile nur durch das Ganze → Kreisstruktur mit Ruckbezug auf das Vorwissen des Lesers (Elaboration) = Vermittlungsgeschehen (Gadamer 1960) → Verstehen kein reproduktives, sondern stets aktives Verhalten (Gadamer 1960)
- Rezeptionsasthetik: Fullen von Leerstellen innerhalb eines Textes (Kapitelen- den, Handlungs- und Szenenwechsel, offenes Ende etc.) → Text als offenes Kunstwerk (ECO 1962/1973); Keine subjektive Willkur beim Fullen der Leer- stellen, sondern Forderung nach einem textadaquaten Lesen → Dynamik zwi- schen Leseraktivitat & Textpotential
4.3.3. Empirische Leseforschung: Entwicklung von den 1970er Jahren bis heute
- Fundierung der intuitiven Einsichten der Rezeptionsasthetik mit empirischen Versu- chen (empirische Rezeptionsforschung) → Individuelle Konstruktion der zu lesenden Texte: „Spielraum-Faktor“ (Groeben 1977)
- Individuelle Konstruktion eines Textes → Interpretation → Interpretation erst bei Dis- kussion der eigenen Konstruktion
- Empirisch-konstruktivistische Literaturwissenschaft: Beobachtung des aktiven Schaf- fens/Konstruierens von Bedeutungen eines Textes bis hin zu einem koharenten Sinn (Groeben 1992)
- Konstruktivismus
- Grundannehme einer organisationellen Geschlossenheit der Wahrnehmungs- systeme mit standiger Ruckkopplung mit sich selbst zur Ausdifferenzierung von Wahrnehmungen & Weltbildern → „Wir erzeugen (...) buchstablich die Welt, in der wir leben." (Maturana 1992)
- Konsequenz: Erzeugung subjektiver Erfahrungswirklichkeiten ohne Absolut- heitsanspruch
- Schlussfolgerungen fur die Literaturwissenschaft: Interpretation als aktiver kognitiver Prozess, kein Reiz(Text)-Reaktions(Interpretation)-Schema; Not- wendigkeit einer Anschlusskommunikation als Verstandigungsprozess auf- grund der Subjektivitat der Interpretationen
- Kognitionspsychologische Leseforschung
- Untersuchung: Aufnahme von Textinformationen, ihre Verarbeitung & Spei- cherung; Moglichkeiten der Selbststeuerung des Lesers; sensomotorische, kog- nitive, wertende, emotionale & handlungssteuernde Mechanismen → Basis Hirnphysiologie: Begleitung kognitiver Tatigkeiten von Emotionen (Aussen- den von Lust- oder Unlustsignalen)
- Konsequenz: Keine mechanische, rein kognitive, Decodierung von Buchstaben, Wortern etc., sondern Beteiligung einer emotionalen & motivationalen Ebene
- Elaborative Prozesse des Verstehens
- ErschlieRen, Behalten & Memorieren von Lektureinhalten nicht als „einpragen in eine Wachsplatte", sondern als aktiver ErschlieRungsprozess (Mandl 1994) → Aktives Verknupfen neuer Informationen mit Vorwissen & Erfahrungen mit- tels Inferenzen (Schlussfolgerungen , Vermutungen oder Behauptungen)
- Erhohen der Memorierbarkeit durch metakognitive Selbstreflexion (z.B. Lese- protokoll) → Eroffnung multisensorieller Zugange durch Verknupfungen (Emotionen, Diskussionen & korperliches Handeln)
- Strategien zur besseren Memorierbarkeit durch die emotionale Verbindung mit person- lichen Erfahrungsbereichen, z.B. durch Visualisierungen, verbale oder musikalische Ak- tion oder durch schriftliche Kommentare → Ziel: Verbindung synthetisch-kreativer & analytisch-interpretativer ErschlieRungsweisen des Textes
- Zur PISA-Studie und KMK-Konferenz (2003)
- PISA: Betonung der hohen Relevanz der Informationsentnahme durch Lesefa- higkeit (literacy) als nutzenorientierte Lesekompetenz: „geschriebene Texte zu verstehen, zu nutzen und uber sie zu reflektieren, um eigene Ziele zu erreichen, das eigene Wissen und Potential weiterzuentwickeln und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.“
- KMK: Betonung der Relevanz von Vorwissen & dem Einsatz von Lesestrategien (vgl. 4.2.4) bei der Rezeption von Texten
- Die Lehrkraft als Leseforscher: Machen eines detaillierten Bildes uber das Leseverhal- ten der Klasse → Gut geeignet v.a. bei Ubernahme neuer Klassen; Aufstellen eines ano- nymen Fragebogens: Lekture in der Freizeit, bisherige Erfahrungen mit (Schul- )lekturen, Mediennutzung, Vorlieben etc. → Prasentation der Ergebnisse z.B. in graphi- scher Form[1]
4.3.4. Lesestrategien
- Selbststeuerung des Lesens[2] bzw. regelgeleitete Wahrnehmung der Textinhalte zentral fur das literarische Verstehen → Notwendigkeit von Lern- und Lesestrategien fur die Lesekompetenz
- Hierarchieniedrige Prozesse: Auffassen von Buchstaben, Lexemen, Satzen & deren Verknupfung (Kohasion)
- Hierarchiehohe Prozesse: Analyse satzubergreifender Textstrukturen, Er- schlieBen ubergreifender Themenzusammenhange, Abgleichung dieser mit anderen Kontexten (z.B. Gattungswissen) & Vornehmen von Bewertungen (Ro- sebrock/Nix 2008)
- Lernen von Methoden/Strategien = Das Lernen lernen[3] → Wichtiger Schritt in Richtung Selbsttatigkeit & Mundigkeit (Aufklarung bzw. Kritische Erziehungswissenschaft), Lernerfolg und Entlastung der LuL auf langere Sicht
- Strategien hierarchiehoher Prozesse nach BAUMERT
- Kognitiv
- Ordnende Strategien (auszugsweise): Textstellen unterstreichen bzw. markieren, Finden von Uberschriften fur Textpassagen, Unterstreichen & Zusammenfassen von Kernsatzen → Gute Eignung dieser gra- phischen Moglichkeiten zur weiteren Vermittlung („Lesemeister“ → „Leselehrling“)
- Elaborative Strategien (auszugsweise): Aktivierung von Vorwissen, Verfassen von Kommentaren am Rand, Verfassen kritischer oder er- ganzender Einwurfe, Aufbau von Inferenzen (Willenberg 2007)
- Wiederholende Lesestrategien (auszugsweise): Unterteilung des Lese- vorgangs in zwei Lekturen → Erstes kursorisches Lesen mit anschlie- Bendem erneutem Lesen mit dem Ziel eines Vergleichs (z.B. Erwar- tung & vertiefter Eindruck), „textnahes Lesen“ (Paefgen 1998)/„verzogerte Lekture" (Frommer 1981) mit Abschreiben, Erstel- len von Verweisen & Kommentaren etc. → Entwicklung des „Textde- tektivs“ (Gold 2007)[4]
- Metakognitive Strategien: Selbstsetzen von Zielen, Steuerung des Lesetempos
- Ressourcenbezogene Strategien: Uberwachung und Steuerung affektiver & motivational Zustande, Abwehr von Storreizen (intern), Gestaltung der Ler- numgebung (extern)
4.3.5. Faktoren der individuellen Entwicklung: Lesegenese
- Definition: „Entwicklung elementarer Entzifferungstechniken vom Kindesalter bis zur literarischen Rezeption bei Jugendlichen oder Erwachsenen sowie die Auspragung der Lesemotivation" (Graf 2007)
- Ergebnisse der PISA-Studie: Erster Abbruch des Leseinteresses mit ca. 9 Jahren, weite- re Reduzierung bis zum Alter von 13 Jahren („literarische Pubertat") auf 30% bis zum 16. Lebensjahr → Abnahme des Leseinteresses mit zunehmenden Alter; Lesen von 43% der 15-Jahrigen nicht zum Vergnugen[5]
- Grande fur „Knickstellen in der Lesekarriere" (Bertschi-Kaufmann 2007): Psychosozia- le Grunde, einseitig analytischer DU & Erweiterung des Bewegungs- und Aktionsradius Jugendlicher → Statische Korperhaltung beim Lesen
- Konsequenzen fur den Literaturunterricht: Moglichmachen des Lesens als lustvolles Ereignis, als Ruckzugsmoglichkeit oder als geselliges Ereignis
- Gunstige Entwicklungsvoraussetzungen seitens der SuS nach Groeben/Hurrelmann 2004: Emotionale Beteiligung, gunstige Motivation, positives Selbstbild bzw. Selbstkon- zept als Leser, funktionstuchtiges Arbeitsgedachtnis, verfugbare Lernstrategien & be- reichsbezogenes Vorwissen → Abhangigkeit von der individuellen Orientierung, biolo- gischen sowie sozialen bzw. familiaren Faktoren
- Uberholte Lesealtertheorie[6] nach Charlotte Buhler (1922)
- Struwelpeteralter (2-4): Auditive Aufnahme von Literatur
- Marchenalter (4-9): Erste Identifikationsprozesse mit Leser & Marchenfigur
- Robinsonalter (9-12): Interesse an realistischen Geschichten, Begeisterung fur Helden
- Heldenalter (12-15): Bevorzugung idealer Figuren
4.3.6. Geschlechterspezifisches Leseverhalten
- Ergebnisse der PISA-Studie: Madchen/Frauen lesen mehr als Jungen/Manner, besitzen einer hohere Lesegeschwindigkeit, hohere & Lesemotivation, hohere Komplexitatsbe- waltigung
- Jungen: Neigung des Ersatzes des Buchs durch ein Bildschirmmedium → Madchen: Bildschirmnutzung tendenziell zur erganzenden Nutzung = Pragen des Wissenshori- zonts eher durch Bucher (Garbe 2008)
- Jungen: Bevorzugung des Partizipationsmodus beim Lesen = Ermoglichung des Zu- gangs zu Gruppen oder spater gesellschaftlicher Teilhabe → Madchen: Rezipieren eher im privaten/intimen Lesemodus (Graf 2007)
- Jungen: Bevorzugung von Abenteuergenres, spannungs- und aktionsgeladener Bucher (u.a. auch Fantasy-Romane)/Manner: Sachtexte & Kriminalromane → Madchen: Prafe- rieren fiktionaler Genres, Biografien oder Lesestoffe mit Bezug zum eigenen Leben (Garbe 2008)
- Begrundungen fur unterschiedliche Leseorientierungen
- Biologische Hypothesen: Annehme einer genetischen Disposition fur Lesekom- petenz, weiterhin Beeinflussung durch physiologische & hormonelle Unter- schiede (Stanat/Kunter 2002)
[...]
[1] Es sollte vermieden werden, dass die SuS den Eindruck gewinnen, die Lehrkraft interessiere sich nur zum Zeitpunkt des Fragebogens fur ihr Leseverhalten.
[2] Unter der Selbststeuerung wird Folgendes verstanden: Auswahl von Techniken, die sich am Inhalt und an den Zielen orientieren, bewusstes Einsetzen von Strategien und Uberblicken des eigenen Vorgehens.
[3] Lernen bezeichnet „alle relativ dauerhaften Veranderungen, die auf Erfahrung beruhen." (Lefrancois) Lernen zielt gemaB dem Kognitivismus auf die Anderung innerer Einstellungen und Denkstrukturen ab.
[4] Der „Textdetektiv“ umfasst sieben Schritte: Beachten der Uberschrift, Entwicklung bildlicher Vorstellun- gen zu Wortern/zu Textstellen, Umgehen mit Textschwierigkeiten, Uberprufung des eigenen Verstandnis- ses, Unterstreichen von Wichtigem, Zusammenfassen des Wichtigen, Uberprufung des Behaltens der Hauptgedanken. Im Prinzip werden alle Lese-/Lernstrategien mit dieser Methode abgedeckt.
[5] Golitzer stellt andere oder zusatzliche Lese-Krisen fest. Die erste tritt ein, wenn die Kinder in die Schule kommen (Diskrepanzerfahrung Vorlesen - selbst Lesen). Die zweite Lesekrise setzt nach Golitzer am Ende der Grundschulzeit ein, wenn sich andere Lesebedurfnisse entwickeln und die „nur“ phantasiebe- friedigende Kinderlekture zunehmend hinter sich lassen.
[6] Aufgrund der fehlenden Berucksichtigung sozialer Einflussfaktoren gilt diese Theorie als uberholt.