Sklaverei wurde immer auch damit legitimiert, indem man den Völkern, die vorrangig versklavt wurden, sehr negative Eigenschaften nachsagte. Insbesondere William McKee Evans hat darauf hingewiesen. Da Schwarze sowohl über ein Jahrtausend lang in der islamischen Welt als auch während der frühen Neuzeit in Europa und seinen überseeischen Kolonien die meisten bzw. alle Sklaven stellten, überrascht es daher nicht, dass sie in beiden Kulturen mit den negativsten Eigenschaften beschrieben wurden, die sich zudem auch noch sehr stark ähnelten. So findet man z.B. in beiden Kulturen eine sehr sexualisierte Darstellung der Schwarzen, die demnach u.a. überlange Penisse hätten. Bei derartigen eindeutigen Übereinstimmungen stellt sich natürlich die Frage, inwiefern die europäischen Einstellungen zu Schwarzen direkt aus der islamischen Welt stammen oder sich unabhängig davon erneut entwickelten, wobei vorislamische Kulturen noch zu berücksichtigen wären. Diese Frage soll hier anhand der Geschichte der durch Chams Sünde verursachten Verfluchung Kena’ans durch Noach untersucht werden, die in beiden Kulturen eine große Rolle bei der Legitimierung der Versklavung vorrangig schwarzer Menschen spielte, wobei dies bei der letzteren vorrangig im angelsächsischen Raum der Fall war.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Grundlagen in der Bibel:
- Die Cham-Geschichte und das damit verbundene theologische Hauptproblem
- Die Völkertafel
- Die CG in der islamischen Welt des Mittelalters
- Die CG nach Ibn Qutayba
- CG im Werk,, al-Muqaddimah“ Ibn Khaldūns
- Bedeutung der CG
- Die CG im christlichen Europa
- Die CG nach Azurara
- Azurara - der Begründer einer europäischen CG-Tradition?
- Die CG nach Thomas Newton
- Die Folgen von Newtons Werk
- Fazit
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Geschichte der Verfluchung Kena'ans durch Noach, die in der Bibel als „Cham-Geschichte“ (CG) bekannt ist, und ihre Rolle in der Legitimierung der Sklaverei schwarzer Menschen in der islamischen Welt des Mittelalters und im angelsächsischen Raum der frühen Neuzeit. Die Arbeit analysiert die Interpretation der CG in beiden Kulturen und untersucht, ob die islamische Tradition die angelsächsische Tradition beeinflusst hat.
- Die Rolle der CG in der Legitimierung der Sklaverei
- Die Interpretation der CG in der islamischen Welt des Mittelalters
- Die Interpretation der CG im angelsächsischen Raum der frühen Neuzeit
- Der Einfluss der islamischen Tradition auf die angelsächsische Tradition
- Die theologischen Probleme der CG
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und die Relevanz der Arbeit dar. Sie beleuchtet die historische und kulturelle Bedeutung der CG und die unterschiedlichen Interpretationen in der islamischen Welt und im angelsächsischen Raum.
Das erste Kapitel analysiert die CG in der Bibel und erörtert die damit verbundenen theologischen Probleme. Es wird untersucht, warum Noach Kena'an verflucht, obwohl Cham das Vergehen begangen hat.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Interpretation der CG in der islamischen Welt des Mittelalters. Es werden die Ansichten von Ibn Qutayba und Ibn Khaldun analysiert und die Bedeutung der CG in der islamischen Kultur beleuchtet.
Das dritte Kapitel untersucht die Interpretation der CG im christlichen Europa. Es werden die Ansichten von Gomes Eannes de Azurara und Thomas Newton analysiert und die Auswirkungen ihrer Interpretationen auf die spätere Behandlung der CG in Europa untersucht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Cham-Geschichte, die Verfluchung Kena'ans, die Sklaverei, die islamische Tradition, die angelsächsische Tradition, die Bibel, die Interpretation, die Legitimierung, die Geschichte, die Kultur, die Theologie, Ibn Qutayba, Ibn Khaldun, Azurara, Newton, die Völkertafel.
- Citation du texte
- Karl Hollerung (Auteur), 2013, Die angelsächsische Tradition der frühen Neuzeit. Einfluss durch die islamische hautfarbenbezogene Interpretation der Verfluchung Chams?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/278660