Die Römer in Österreich


Essai Scientifique, 2014

26 Pages


Extrait

Einleitung

Städte

Kunst

Legionslager

Limes

Kastelle

Städte bei Legionslagern

Heiligtümer

Villa rustica

Lauriacum

Zivilstadt Lauriacum

Carnuntum

Die Entwicklung des Militärlagers

Wohnhaus mit Ziergarten (Haus I)

Wohnhaus mit Obstgarten (Haus II)

Vindobona

Magdalensberg

Die Heiligtümer am Magdalensberg:

Prätorium

Repräsentationshaus

Jüngling vom Magdalensberg

Eisenverarbeitung am Magdalensberg

Virunum

Forum

Theater

Teurnia

Flavia Solva

Ovilava

Religion im römischen Wels

Vicus

Vicus in Gleisdorf

Vicus am Saazerkogel

Villa Löffelbach

Literaturverzeichnis


Einleitung

 

Seit der La Tene Zeit sind die Kelten in Österreich fix fassbar. Man kann Österreich in dieser Zeit in Raetien, Noricum und Pannonien teilen – benannt nach den wichtigsten Stämmen, die in diesen Gebieten gesiedelt haben.

 

Die Raeter waren im Westen Österreichs angesiedelt. Ihr reich erstreckte sich vom im Süden vom Tessin bis nach Südtirol ins Eisacktal, im Norden war die Grenze der Verlauf von Schwarzwald, Donau und Inn. Die Grenze zu Noricum war beim Zillertal. Die Hauptstadt wurde Augusta Vindelicorum – heute Augsburg. In römischer Zeit wurden die Grenzen dieser Provinz verändert und einige südliche Teile fielen weg.

 

Pannonien erstreckte sich über die Oststeiermark und Ungarn bis nach Slowenien. Die bekanntesten keltischen Stämme waren die Illyrer, die von den Römern Pannonier genannt wurden und die der Provinz zu diesem Namen verhalfen. Sie siedelten im Süden Pannoniens. Um den Neusiedlersee sind die Boier fassbar. Die bekannteste Stadt in Pannonien war Carnuntum oder Scarabantia (Sopron). Nach der Eroberung wurden Teile der Bevölkerung umgesiedelt und das Volk der Jazygen wanderte in die pannonische Tiefebene ein. Es handelte sich dabei um sarmatische Reiterkrieger, die ursprünglich im Schwarzmeerraum ansässig gewesen sind. Rom förderte diese Ansiedlung, hoffte es, mit diesem Volk einen Bundesgenossen gegen die Daker zu haben, die östlich an das pannonische Reich angrenzten. Die beiden Völker verstanden sich aber sehr gut und überfielen Pannonien immer wieder gemeinsam. Unter Kaiser Domitian schlossen sie sich auch mit den Markomannen zusammen und vernichteten eine römische Legion – die legio XXI rapax. Diese war ursprünglich bei der Unterwerfung Pannoniens beteiligt gewesen und hatte dann auch sehr viel Kriegserfahrung bei den Chattenkriegen unter Domitian gesammelt, war auch in Bonn stationiert. Domitian war die Markomannen, Daker und Jazygen hinter die Donau zurück und stärkte den pannonischen Limes.

 

Noricum hatte damals Steiermark, Kärnten, Salzburg, Oberösterreich und Teile von Bayern inne. Ab dem Jahre 113 wird das Land nördliche der Alpen Regnum Noricum genannt. Vermutlich schlossen sich einige keltische Stämme unter der Führung der Norici zusammen. Die Taurisker, die davor der wichtigste keltische Stamm in Noricum gewesen sind, verschwinden aus der Literatur. Die einheimische Bevölkerung gliederte sich in mehrere Stämme und man geht davon aus, dass diese Stammesaufteilung auch so lange beibehalten worden ist bis Noricum zu Provinz wurde. Am Magdalensberg wurde eine Steinplatte gefunden, die mehrere dieser civitates nennt. Es handelt sich um eine Inschrift, die zu Ehren der Julia, der Tochter des Augustus, aufgestellt worden war. Die Stämme die genannt werden, sind: Norici, Ambilini, Amidravi, Uperaci, Saevates, Laianci, Ambisontes und die Elveti. Einige dieser Stämme lassen sich ganz genau lokalisieren. Die Norici waren in Zentralkärnten und der oberen Steiermark beheimatet, die Ambidravi im Drautal um Teurnia, die Saevates sind durch den Ortsnamen Sebatum (San Lorenzo) dem Pustertal zuzuordnen und die Lainanci in Osttirol. Die Ambilini würde man im Gailtal finden und die Uperaci ist der Stamm um Flavia Solva. Wo die Elveti anzusiedeln sind, ist nicht gewiss. Aufgrund der Namensähnlichkeit gehen enge davon aus, dass es sich möglicherweise um Teile der Helvetier handeln könnte, die sich im Rahmen des Kimbernzuges in Noricum niedergelassen haben.[1] Als bedeutendes Handelszentrum in keltischer Zeit und auch am Beginn der römischen Zeit gilt der Magdalensberg in Kärnten, dessen Bedeutung in späterer Zeit von Virunum abgelöst wurde.

 

Zum ersten Mal fielen die Kelten auf, in dem sie beim 2. Punischen Krieg Hannibal durch ihr Territorium marschieren ließen. Erst nach dem 2. Punischen Krieg konnten sich die Römer erstmalig intensiv mit diesen Nachbar nördlich der Alpen befassen. Als die Kelten aufgrund einer Landnot aus ihrem Stammesgebiet auswanderten und in den Apennin eindrangen gründeten die Römer als Schutz vor einer keltischen Invasion bei Grado die Kolonie Aquileia im Jahr 181. Bald wird daraus eine Drehscheibe für den Handel und hat offenbar auch einen gewissen Einfluss auf die kulturelle Entwicklung des Nordens ausgeübt.[2] Es gab bereits seit 170 v. Chr. einen Vertrag zwischen den Römern und den Norikern, das sogenannte hospitium publicum – ein Gastfreundschaftsvertrag

 

Die Annexion Österreichs erfolgte durch die Römer mit 15. V. Christus. Der Auslöser für diese Annexion könnte der bei Cassius Dio überlieferte Einfall der Noriker in Pannonien gewesen sein.[3] Diese Annexion betrifft den Kernraum Noricums. Einige norische Stämme sind schon davor unterworfen worden. Rätien und Pannonien mussten sich die Römer mit Waffengewalt einverleiben, Noricum ergab sich friedlich - vermutlich schonten die Römer die Noriker auch, da es ja den bereits genannten Gastfreundschaftsvertrag gegeben hatte. Möglicherweise akzeptierten die Anführer der Noriker auch die Kontrolle Roms, weil sie sich dadurch eine Intensivierung der Handelskontakte versprachen.[4] Somit konnte Rom seine Macht bis an die Donau ausweiten. Einige norische Stämme haben sich aber nicht friedlich ergeben, glaubt man Plinius[5], der berichtet, dass die norischen Ambisonten, die im Pinzgau beheimatet waren, mit Waffengewalt niedergerungen worden sind. Dies wird aus einer Analyse des so genannten Tropaeum Alpium (Alpen-Siegesdenkmal) deutlich, das bis heute in La Turbie nahe Monaco erhalten geblieben ist. Dort sind alle Völker aufgelistet, die 15 v. Chr. besiegt wurden. Die Inschrift ist leider nicht mehr erhalten, kann aber aufgrund der genauen Beschreibung bei Plinius übernommen werden: „Dem Imperator und Caesar, Sohn des Göttlichen, Augustus. Oberpriester, Inhaber des Imperiums zum 14. Male, der tribunizischen Gewalt zum 17. Male [widmen] Senat und Volk von Rom [dieses Denkmal], weil unter seiner Führung und Planung alle Alpenstämme, die sich vom Oberen [Thyrrhenischen] Meer bis an das Untere [Adriatische] Meer erstrecken, unter die Herrschaft des römischen Volkes gebracht wurden. Die besiegten Alpenstämme: Trumpiliner, Camunni, Vennoneten, Venosten, Isarken, Breonen, Genaunen, Fokunaten, vier Stämme der Vindeliker, Cosuaneten, Rucinaten, Likatier, Catenaten, Ambisonten, Rugusker, Suaneten, Klavonen, Brixenten, Lepontier, Uberer, Nantuaten, Seduner, Veragrer, Salasser, Acitavonen, Meduller, Ucenni, Caturiger, Brigianen, Vergunni, Eguituri, Nemeturer, Oratelli, Nerusi, Velauni, Suetri“ Als einziger norischer Stamm sind hier die Ambisonten genannt – deswegen geht man eben – wie bereits oben erwähnt – davon aus, dass dies der einzige norische Stamm war, der sich nicht ohne Krieg ergeben hat.

 

Das Tropeum Alpium wurde zu Ehren des Kaisers Augustus errichtet – dies sagt uns auch die Inschrift. Es handelt sich um ein Siegesmonument, das dem vitruvischen Architekturmonument nachgebaut wurde. Auf einem rechteckigen Sockel mit Inschrift, befanden sich etwas zurückversetzt dorische Säulen, die im Kreis angeordnet waren. Zwischen den Säulen standen vermutlich Statuen der Feldherren, die an dem Alpenfeldzug teilgenommen hatten. Abgeschlossen wurde das Monument durch eine Kuppel mit Augustusstatue. Neben dem Inschriftenfeld sind die erbeuteten Waffen, die auf einem Baum aufgehängt sind, dargestellt. Eine erbeutete Waffe ist ein Tropaeum. Neben der Inschrift schwebt auch eine Nike und Barbaren sind dargestellt, die angekettet sind.

 

In Pannonien war die Übernahme der Römer ein sehr starker Kampf.

 

Durch die Annexion wurde die einheimische soziale Struktur nicht umgekehrt. Es gab nach wie vor die freie Bevölkerung, die in einem Klientelverhältnis zu den Adeligen steht, die Sklaven und den Adel. Der Adel wurde mit römischen Bürgerrecht ausgestatte und konnte somit Positionen in der Politik der Römer innehaben. Die Römer fördern auch die Aufstiegschancen beim Militär.[6] Durch das Eindringen der Römer wurde das Straßennetz ausgebaut, was einen besseren Handel mit sich brachte. Obwohl die Kelten vor dem Eindringen der Römer eigene Münzen geprägt hatten und die Kontrolle über den Erzabbau hatten, warf der Handel für die Händler noch immer sehr viel ab. Die von Rom auferlegten Zölle werden von conducatores verwaltet.

 

Die unterworfenen Gebiete wurden mit römischen Besatzungstruppen unterschiedlicher Stärke bewacht. In Carnuntum wird z.B. die Legio xV Apollonaris stationiert. In Noricum war zuerst eine Provinz ohne Legion und wurde daher von einem procurato Augusti geleitet. Pannonien hingegen von einem legatus Augusti pro Praetore. Die Amtssitze liegen in Augustua vindelicum (Augsburg), Virunum (Zollfeld) und Carnuntum. Ein Prokurator obliegt sowohl die Zivil- als auch die Militärverwaltung. Er ist auch für die Kontrolle der Steuern zuständig und befehligt alle norischen Hilfstruppen. Erst ab dem 2. Jahrhundert – hervorgerufen durch die Markomannenkriege – wurde eine Legion – die legio II Italica – in Lauriacum stationiert.[7] Somit änderte sich die Verwaltungsform automatisch und Noricum wurde von diesem Zeitpunkt an von einem legatus Augusti pro praetore verwaltet. Der Hauptsitz der Verwaltung war in Ovilava, während der Sitz der Finanzverwaltung nach wie vor in Virunum war.

 

Wie die Provinz im Zeitraum ab der Unterwerfung bis zu dem Zeitpunkt, als das regnum noricum zu einer Provinz wurde, verwaltet wurde, ist ungewiss. Wann Rätien, Noricum und Pannonien in Provinzen umgewandelt wurden, kann nicht genau gesagt werden. Pannonien vermutlich schon um 9 n. Christus. Zahlreiche Bürgerrechts-verleihungen lassen sich unter Augustus und Tiberius nachweisen und könnte ein möglicher Beweis sein, dass Noricum zu dieser Zeit schon eine Provinz gewesen ist. Ab Kaiser Claudius war Noricum sicherlich schon eine Provinz, die sich auch ca. 62000km² erstreckte. Somit war Noricum eine der kleinen Provinzen. Als erster Prokurator unter Claudius ist C. Baebius Atticus bekannt. Eine Legion, die aus ca. 5500 Mann zur Kaiserzeit bestand, gliederte sich wie folgt:

 

Legion wurde in zehn Kohorten (eine Kohorte hat ca. 400 Manna) gegliedert. Jede Kohorte wieder in drei Manipel. Ein Manipel bestand aus zwei Zenturien (80-100 Mann). In der Kaiserzeit hatte die 1. Kohorte eine Zenturie mit doppelter Mannstärke. Sonst war aber alles gleich.

 

Um die Truppen schnell bewegen zu können, wurde ein weitläufiges Straßennetz gebaut. Als wichtigste Nord-Süd-Verbindung gilt die Via Claudia Augusta, die von Trento über das Etschtal nach Augsburg führte. Von Aquileia nach Ljubljana gibt es die Via Gemina. Im Osten gibt es eine Straße von Aquileia, Emona, Poetovio, Savaria, Scarabantia nach Carnuntum. Dies ist die sogenannte Bernsteinstraße.[8] Von Aquileia ins Drautal gibt es die Via Julia Augusta. Dort teilt sie sich und führt dann einerseits über Teurnia nach Veldidena (Wiltten bei Innsbruck) und andererseits von Virunum nach Iuvavum und Augusta Vindelicorum. Zusätzlich verbindet noch die Via Raetia Verona mit Augusta Vindelicorum.

 

Der Straßenbau war genau festgelegt: Die Straßen waren aus Verteidigungsgründen höher erbaut als das Gelände. Außerdem mussten die Straßen für die Nutzung verschiedener Verkehrsteilnehmer geeignet sein. Neben der Straße wurde jeweils ein Streifen von ca. 60 Metern gerodet, um freie Sicht zu haben.[9] Alle 30 Kilometer gab es Raststätten, die unter anderem für den Pferdewechsel und die Verpflegung verantwortlich waren. Es gab entlang der Straßen auch die sogenannten Meilensteine, auf der die Entfernungen oben standen. Die Entfernung war in Meilen angegeben, das sind ca. 1,3 Kilometer. Die Entfernung zur Hauptstadt der jeweiligen Provinz war angegeben. Gegebenenfalls wurde auch der Bauherr der Straße genannt. Diese Meilensteine waren alle 6 Kilometer zu finden.[10] Heute sind ca. 7000-8000 Meilensteine bekannt. Der Meilenstein, von dem aus alle Meilen gemessen wurden, steht in Rom am Forum Romanum und nennt sich umbilicus mundi – der Nabel der Welt. Bei ihm sind alle Straßen mit Endzielen eingezeichnet. Speziell in keltischen Gebieten wurde auch mit Leugen gerechnet – das ist ein Maß, das ca. 2 römischen Meilen entspricht. Diese Steine werden dann Leugensteine genannt.

 

Die römischen Straßen bestanden aus mehreren Schichten. Zuunterst gab es eine Schicht aus Steinbrocken, danach eine Schicht aus faustgroßen Steinen, die mit Kalkmörtel verbunden waren. Diese Schicht wird ruderatio genannt. Danach folgt der Nucleus. Dieser bestand aus nußgroßen Steinen zu denen Vulkanasche gemischt wurde, um dadurch ein Bindemittel zu erhalten. Bei den Hauptstrassen gab es danach noch die Schicht mit dem Namen startum. Es handelt sich dabei um eine Pflasterung, die auf einem Sandbett verlegt wurde. Insgesamt hatte eine römische Straße eine Dicke von 1,2 Metern. Bei schmalen Straßen wurden auch Ausweichmöglichkeiten eingebaut.

 

Wollte man eine Straße über einen Fluss bauen, dann verwendete man Holzstämme. Reichten diese nicht aus, dann wurde im Wasser ein Pfahlgerüst errichtet, in das Steinpfeiler gesetzt wurden. Bekannte Römerbrücken in Österreich sind: bei Oberaich, bei Adriach und in Niederösterreich bei Lanzing. Die Brücke bei Oberaich ist vermutlich im 2. Jahrhundert n. Christus entstanden und ist auch Bruchsteinmauerwerk. Sie liegt zwischen St. Dionysien und Oberdorf in der Gemeinde Oberaich. Sie gehörte vermutlich zur Poststraße, die von Flavia Solva nach Liezen ging.

 

Die Brücke bei Adriach liegt nördlich des Kugelsteins beim Goldplatz Murhof. Eine Datierung in die Römerzeit ist nicht gewiss, da es sich aufgrund der Bauart auch ins Mittelalter datieren lassen würde. Die Brücke gehört erneut zu der Poststraße, die von Flavia Solva nach Liezen führte. Die Trasse dieser Straße ist noch sichtbar. Eine Poststation ist in Adriach nachweisbar und auch sind in der Umgebung Meilensteine gefunden worden. Auch römerzeitliche Grabfunde gibt es in der Gegend.

 

Um diese Straßen und damit die schnelle Fortbewegung zu gewährleisten, gab es in der Republik die Quattuorviri Viarum Curandarum“. Diese Aufgaben wurden meist Offizieren oder Ädilen übertragen. In der Kaiserzeit gab es dann die „Viarum Curatores“. Diese waren dafür zuständig, jede Staatsstrasse einem Prokurator zuzuordnen, der für die Pflege eben dieser Straße bezahlt wurde. Jede Straße war grundsätzlich römisches Eigentum, Erneuerungen erfolgten über den Staat. Die Gesamtlänger der römischen Hauptstrasse betrug 100.000 Kilometer. Dazu kommen noch ca. 20.000 Kilometer Nebenstraßen.

 

Städte

 

Anstelle der keltischen oppida werden municipia oder coloniae gegründet. Ein municipium ist eine Stadt, deren Bürger sich den Römern unterwerfen mussten und die kein Stimm- und Wahlrecht besaßen, aber Heeresdienst leisten mussten. Sie waren also nicht vollwertige römische Bürger. Eine colonia sind vollwertige römische Bürger. Es setzt das Wahlrecht voraus, die Erlaubnis zum Kriegsdienst und viele anderen Privilegien. Diese liegen in der Ebene und umfassen auch das jeweilige Stammesgebiet. Die Romanisierung der Provinzen ist ein längerer Prozess, der bis in die Severerzeit andauerte, da die Römer darauf bedacht waren, auf die einheimischen Stammesgemeinden Rücksicht zu nehmen. So wurden die einzelnen Dorfgemeinden (vici) die kleinsten Verwaltungseinheiten der Stadtgemeinde. Die Stadtgemeinte wird von duumviri iure dicundo (Bürgermeister) geleitet, denen wiederum aediles (Stadträte für Inneres) als Stellvertreter beigegeben sind. Für die Finanzen verantwortlich sind die quaestoren. Sie alle treten nach Ablauf eines Jahres in den Gemeinderat (ordo decurionum).

 

Erst unter Kaiser Claudius bekommen die ersten Städte der neuen Donauprovinzen das Munizipialrecht. Sie dürfen sich also fortan Municipium nennen. Es handelt sich um Aguntum, Celeia, Iuvavum, Teurnia und Virunum. In Pannonien setzt die Municipialgründungen erst unter den Flaviern ein. Ein flavisches Municipium ist auch Flavia Solva, das ursprünglich Solva geheißen hat. Die beiden letzten Verleihungen sind für die Städte Lauriacum und Vindobona unter Caracalla nachgewiesen.

 

Die Städte werden teilweise neu gegründet und folgen dabei dem Prinzip einer geplanten römischen Stadt, deren Mittelpunkt das groma ist, von wo der decumanus und der cardo ausgehen. In der Mitte befindet sich auch meist das Forum mit einem Forumstempel. Zusätzlich werden auch Kultverbände gegründet unter anderem die severi Augustales, die für den Kaiserkult zuständig waren.

 

Durch die Städtegründungen erlangen auch einige aus der Bevölkerung das römische Bürgerrecht. Ob es sich um das volle Bürgerrecht handelt, weiß man nicht. Es ist aber eher unwahrscheinlich, da auch die Städte Etruriens, die von Rom erobert worden sind, nur das latinische Recht bzw. civitas sine suffragio besaßen. Es besteht kein Grund wieso dies in den Donauprovinzen hätten anders sein sollen. Dadurch war es der einheimischen Bevölkerung aber möglich, im Gemeinderat tätig zu sein. Rom baut somit geschickt die einheimische Bevölkerung in das politische Geschehen mit ein und kann daher auf deren Loyalität setzen. Zudem ermöglicht das Mitwirken in der Politik einen Aufstieg in den Senatoren- oder Ritterstand.

 

Die einzigen, die das volle römische Bürgerrecht mit Sicherheit bekommen haben, waren die Soldaten, die 25 Jahre gedient hatten und in Pension gingen. Dank eines Militärdiploms bekamen sie eben diese civitas romana und zusätzlich bekamen sie noch das conubium, das ihnen die standesgemäße Eheschließung mit nichtrömischen Ehefrauen erlaubt. Auch ihre Kinder erhalten das volle römische Bürgerrecht.

 

Erst im Jahre 212 durch die constitutio Antoniniana schenkt Kaiser Caracalla allen Reichsbewohnern das volle römische Bürgerrecht.

 

Unter Kaiser Trajan wird Pannonien in pannonia superior (Provinzhauptstadt Carnuntum) und pannonien inferior (Provinzhauptstadt Aqincum [Budapest]) geteilt. Sogar Kaiser Hadrian weilt einen Winter lang in Noricum und erhebt Cetium und Ovilava zu municipia.

 

Bis zum Regierungsantritt von Marc Aurel können sich die Städte der Donauprovinzen ruhig entwickeln und blühen auf. Unter Mark Aurel kommt es zum Einfall der Markomannen und Quaden, aber auch der Germanen. Dabei werden viele Städte zerstört (Iuvavum, Flavia Solva, Vindobona). Rom scheint dies geahnt zu haben, wurden doch zwei neue Legionen in Oberitalien ausgehoben und ein Sonderkommando eingerichtet. Nur so konnten Marc Aurel und Lucius Verrus eine schnelle Gegenoffensive starten und Rätien und Noricum befreien. Als sie ins Quadenland vorstoßen, passiert das Regenwunder und dank dieses können die römischen Truppen im Jahr 172 einer Niederlage entgehen. Bei dem regenwunder handelt es sich um eine Legende, die die Legio XII Fulminata betrifft. Diese wurde unter Caesar ausgehoben und hatte bis ins 5. Jahrhundert bestand. Bei diesem Krieg gegen die Quaden wäre diese Legion fast verhungert. Da die Legion in dieser Zeit schon aus Christen bestanden hat (auch der Kommandant Donatus), beteten die Soldaten zu ihrem Gott und dieser schickte ihnen einen Regen. So konnten die Römer die Quaden besiegen. Diese Markomannenkriege sowie das Regenwunder sind auch auf der Marc Aurel Säule in Rom abgebildet. Marc Aurel stirbt unerwartet im Jahr 180 in Carnuntum und sein Sohl Commodus erklärt sich zu einem Friedensschluss bereit.

 

Kunst

 

In Noricum gibt es im Vergleich zu anderen Provinzen eine sehr hohe Anzahl an qualitativ sehr guten Bildhauerarbeiten. Im militärischen Bereich zeichnen sich grobe Strukturen ab, die teilweise vereinheitlicht zu erkennen sind. Mehr Wert wird auf die Nennung von Alter, Namen, Rang etc. gelegt als auf die künstlerische Ausarbeitung.[11] Bei den Militärinschriften stechen aber auch hervorragende Arbeiten speziell in Lauriacum hervor, was auf die Verwendung von Marmor zurückzuführen ist. Einheimische Marmorsteinbrüche gab es unter anderem in Treffen, Gummern, Kraig, Spitzelofen oder im salzburgischen Untersberg. Oft wurde der Marmor aber auch aus Griechenland (Thassos) importiert.

 

Bei den Grabbauten gibt es unterschiedliche Variationen, die von der einfachsten Form der Grabstele, über Ädikula und Grabaltar bis hin zu Altären mit Porträtmedaillons reichen. Auffällig bei den Grabbauten in Noricum ist das Vorkommen der sogenannten norisch-pannonische Volute, die immer als Abschluss der jeweiligen Grabstele verwendet wird.[12] Eine weitere Eigenheit in Noricum ist, dass die auf den Grabstelen dargestellten Personen immer auf einem Podest stehen, wodurch sie größer und statuenhafter wirken.

 

Bekannt Keramik der Römer ist die Terra Sigillata: Das ist ein Begriff aus dem 19. Jahrhundert. Die antike Bezeichnung für die Keramikart kennt man nicht. Jeder wollte feines Geschirr, das sich aber nicht jeder leisten konnte. Daher schaffte man Ersatz aus Ton. Es handelt sich um dünnwandige, rote Keramik ohne Verzierung, die im 1. Jahrhundert in Oberitalien erzeugt wurde. Nach und nach verbreitete sie sich auch in den Provinzen und es kam zur Massenproduktion. Die rote Farbe entstand dadurch, dass nach dem Brennen das Gefäß in Tonschlicker getaucht wurde. In späterer Zeit entstanden auch Verzierungen. Hierfür wurden bereits Formen angefertigt, in die dann der Ton gegossen wurde.[13] Man konnte die Verzierung aber auch direkt auf dem ungebrannten Gefäß mit einem Spritzsack auftragen.

 

Legionslager

 

Der Aufbau eines Legionslagers – egal ob Winterlager oder Sommerlager, egal ob für Legionen oder Auxiliartruppen – war immer der gleiche. Eine Regel bei den römischen Soldaten war, dass jeden Abend ein Lager errichtet werden musste. Ein sogenanntes Marschlager, aus dem sich dann die dauernden Lager entwickelten. Polybios überliefert ein Schema eines solchen Lageraufbaus. Ein quadratisches Stück Land wurde durch einen Wallgraben umgeben, der zusätzlich durch Flechtverhau und Pfähle geschützt wurde. Innerhalb dieser Umrandung lagen in regelmäßigen Abständen die Zeltlagerreihen. In der Mitte des quadratischen Platzes befand sich das Zelt des Feldherren. Da ein solch vorgegebener Aufbau nur auf flachem Gelände umzusetzen war, waren die römischen Lager auch immer nur auf flachen, ebenen Flächen. Wurde ein Dauerlager errichtet, achtete man darauf, dass die dafür verwendeten Materialien aus haltbarem Material waren.

 

In der frühen Kaiserzeit baute man zuerst Erdlager. Die Umfassung bestand aus Holzwänden, denen ein Graben vorgelagert war. Die Kasernenbauten waren aus Holz, nur die wichtigen Bauten waren aus Stein. Erst nach und nach wurden aus den Holzbauten Steinbauten. Damit diese großen Legionslager untereinander in Kontakt bleiben konnten, gab es dazwischen immer wieder kleiner Kastelle, die eine Reiterabteilung (500 Mann) beherbergen konnten. Außerdem gab es natürlich auch Wachtürme, die zuerst aus Holz und dann nach und nach aus Stein errichtet wurden.

 

Schriftliche Quellen berichten auch von Befestigungen am südlichen Alpenrand, die unter einem einheitlichen Kommando gestanden haben. Einige dieser Kastelle lassen sich auch durch Luftaufnahmen nachweisen.

 

Zu den frühesten Legionslager, die natürlich auch Raum für Lebensmittel und Waffen beherbergten, gehört unter anderem Poetovio und Emona. Poetovio wurde schon in trajanischer Zeit als Lager aufgelassen.

 

Fin de l'extrait de 26 pages

Résumé des informations

Titre
Die Römer in Österreich
Auteur
Année
2014
Pages
26
N° de catalogue
V279362
ISBN (ebook)
9783656731115
ISBN (Livre)
9783656731085
Taille d'un fichier
566 KB
Langue
allemand
Annotations
neu überarbeitet im September 2019
Mots clés
römer, österreich
Citation du texte
Dr. Sigrid Vollmann (Auteur), 2014, Die Römer in Österreich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/279362

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