Lange Zeit galten der KP und sein Zertifizierungssystem wegen seiner einmaligen Kooperation zwischen Staaten, Industrie und der Zivilgesellschaft sowie seiner Effektivität zur Eindämmung des Handels mit Konfliktdiamanten als ein Erfolgsmodell. Mehrfach drückte die Generalversammlung der Vereinten Nationen ihre volle Unterstützung für den KP aus (vgl. UN 2004; UN 2009). Doch mittlerweile scheint sich das einstige Vorbild im Umgang mit Konfliktressourcen zu einem Konfliktherd gewandelt zu haben. Das letzte „Intersessional Meeting“ des KP in Kinshasa im Juni 2011 war von erheblichen Spannungen und Differenzen geprägt. Am letzten Tag des dreitägigen Treffens eskalierte dann der Konflikt unter den KP-Beteiligten. Vertreter der Zivilgesellschaft erklärten ihr „no confidence“ in den KP und verließen aus Protest geschlossen das Meeting (vgl. BBC News 2011a). Außerdem verkündete der aktuelle KP–Vorsitzende Yamba unter Missachtung des geltenden Konsensprinzips die Aufhebung des Exportverbots von Diamanten aus Simbabwes Provinz Marange – trotz heftigen Protests der EU, USA und Kanadas (vgl. BBC News 2011a). Nach dem Meeting offenbarten sich tiefe Risse im KP: Während sich Vertreter von USA und EU tief besorgt über den Zustand des KP äußerten, lobten Simbabwes Vertreter und der KP-Vorsitzende Yamba dagegen den gemeinsam erreichten „Durchbruch“, der nun endlich Diamantenexporte aus Marange wieder uneingeschränkt zulasse (vgl. BBC News 2011a). Die Zivilgesellschaft sieht in der aktuellen Lage des KP keinen Sinn zur aktiven Beteiligung (vgl. Global Witness 2011b). Aus Kreisen der Zivilgesellschaft wurde vertraulich erklärt, dass angesichts der Eskalation niemand wisse, ob und wie es mit dem KP weitergehe.
Der aktuellen Frage nach der Zukunft des KP geht die vorliegende Arbeit nach. Im Rahmen einer wissenschaftlichen Untersuchung der aktuellen Konfliktsituation soll geklärt werden, inwieweit sich aus der systematischen Konfliktanalyse Perspektiven für den Kimberley Prozess ableiten lassen. Zur Untersuchung werden einschlägige Fachartikel und aktuelle Publikationen aus dem Kreis der am KP-Beteiligten herangezogen. In die Analyse fließen zudem Hintergrundinformationen ein, die in vier Experten-Interviews gewonnen wurden. Als Experten standen Vertreter der Zivilgesellschaft, des Auswärtigen Amts (AA), des für den KP zuständigen Bundesministeriums der Finanzen (BmF) und des Bundestags zur Verfügung .
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Der Kimberley Prozess als Konfliktherd
- Konfliktgeschichte
- Konfliktparteien
- Konfliktgegenstand
- Konfliktursachen
- Perspektiven für den Kimberley Prozess
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die aktuelle Konfliktsituation im Kimberley Prozess und analysiert, inwieweit sich daraus Perspektiven für die Zukunft des Prozesses ableiten lassen. Die Arbeit basiert auf einer systematischen Konfliktanalyse, die einschlägige Fachartikel und aktuelle Publikationen heranzieht, sowie auf Experteninterviews mit Vertretern der Zivilgesellschaft, des Auswärtigen Amts, des Bundesministeriums der Finanzen und des Bundestags.
- Der aktuelle Konflikt im Kimberley Prozess
- Die Geschichte des Kimberley Prozesses und seiner Herausforderungen
- Die Rolle der verschiedenen Akteure im Konflikt
- Die Ursachen des Konflikts und seine Auswirkungen
- Mögliche Lösungsansätze und Perspektiven für den Kimberley Prozess
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung
Die Arbeit beleuchtet die Entwicklung des Kimberley Prozesses (KP) als Reaktion auf den Handel mit „Blutdiamanten“ und stellt die aktuelle Konfliktsituation dar, die durch die Entscheidung des KP-Vorsitzenden Yamba, den Handel mit Diamanten aus Simbabwes Provinz Marange wieder zuzulassen, eskalierte. Die Arbeit verfolgt das Ziel, aus der systematischen Konfliktanalyse Perspektiven für den KP abzuleiten.
Der Kimberley Prozess als Konfliktherd
Konfliktgeschichte
Der Konflikt im KP lässt sich auf verschiedene Spannungen zwischen den Beteiligten zurückführen, die bereits vor der Entscheidung über den Handel mit Diamanten aus Marange existierten. Die Zivilgesellschaft kritisierte wiederholt die mangelnde Kontrolle staatlicher Stellen und forderte Reformen des KP.
Konfliktparteien
Zu den Konfliktparteien zählen die Zivilgesellschaft, die Diamantenindustrie, die Staaten mit „sauberer“ Diamantenproduktion, die Staaten mit Handelszentren für Diamanten und der KP selbst.
Konfliktgegenstand
Der Konflikt dreht sich um die Frage, wie effektiv der KP den Handel mit Konfliktdiamanten unterbinden kann und ob das Zertifizierungssystem des KP ausreichend kontrolliert wird.
Konfliktursachen
Die Ursachen des Konflikts liegen in der mangelnden Transparenz und Kontrolle im Diamantenhandel, der Diskrepanz zwischen den Interessen der verschiedenen Konfliktparteien und der Schwierigkeit, ein gemeinsames Verständnis von „konfliktfreien“ Diamanten zu erreichen.
Schlüsselwörter
Kimberley Prozess, Konfliktdiamanten, Blutdiamanten, Konfliktanalyse, Zivilgesellschaft, Diamantenindustrie, Staatskontrolle, Zertifizierungssystem, Konfliktursachen, Perspektiven
- Quote paper
- Götz Gölitz (Author), 2011, Der Kimberley Prozess im Konflikt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/280215