Krankenhausalltag in Potsdam im 2. Weltkrieg


Hausarbeit, 2009

15 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Organisation der Krankenpflege in Deutschland

3. Die Krankenhausversorgung in Potsdam

4. Situation im Josefs Krankenhaus von 1939-1945

5. Die Situation im „städtischen Krankenhaus“

6. Die Lage der Krankenversorgung 11 nach dem Luftangriff vom 14.04

7. Fazit

8. Literatur

1. Einleitung

Fragestellung der vorliegenden Arbeit: Inwieweit veränderte sich der Alltag an den Potsdamer Kliniken durch den 2. Weltkrieg und welche Auswirkungen hatte er auf die Versorgung und Betreuung von Patienten? Die Veränderungen werden an den Beispielen des „St. Josefs-Krankenhauses“ und des „städtischen Krankenhauses“ der Stadt Potsdam (heute „Ernst von Bergmann Klinikum“) erläutert. Es geht in dieser Arbeit nicht bzw. nur am Rande um die Täter des Nationalsozialismus, sondern vielmehr um die Darstellung der Situation für die Patienten und des medizinischen Personals, deren Möglichkeiten und um den Zustand der Krankenhäuser von 1939-1945.

Ohnehin stellte sich die Situation für Mediziner und Pflegepersonal in dieser historischen Epoche besonders schwierig dar: Die Versorgung des Patienten, welches im zivilem Leben von der Sorge um das Wohl des Individuums bestimmt ist, gerät in Kriegszeiten nicht selten in Konflikt mit militärischen bzw. daraus entstehenden Erfordernissen. In dieser Arbeit wird auf diese kriegsbedingten Veränderungen aufmerksam gemacht.

2. Organisation der Krankenpflege in Deutschland

Mit der Machtergreifung Hitlers 1933 begann auch in der Krankenpflege die nationalsozialistische Gleichschaltung. Dazu wurden zuerst alle Gewerkschaftsorganisationen zerschlagen und die Krankenhausleitungen und wichtige Positionen mit treuen Nationalsozialisten besetzt. Die grundlegende Neuorganisation der Krankenpflege im Gesundheitswesen wurde zum einen die vielen verschiedenen Berufverbände zusammenfassen und unter die einheitliche Führung der Nationalsozialisten bringen, zum anderen sollte so eine inhaltliche Angleichung der pflegerischen Berufsauffassung sowie die Durchbringung mit dem nationalsozialistischen Gedankengut gesichert werden. Eine Vielzahl rivalisierender Organisationen hatte den Anspruch, diesen Bereich neu zu strukturieren. Hierbei setzte sich die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) unter ihrem Leiter Erich Hilgendfeld durch. Sie definierte die Ziele der Volkswohlfahrt und damit auch der Krankenpflege neu: nun galt nicht mehr als oberstes Ziel das Wohl des Einzelnen, vielmehr stand das Wohl des Volkes und damit die Volksgesundheit im Vordergrund.[1] Trotz der vielen Neuregelungen und Gesetze verbesserte sich die Situation, wie von der Krankenpflege gehofft, nicht. Im Gegenteil, der Personalmangel wurde, aufgrund des Geburtenrückgangs durch den ersten Weltkrieg und der Verdrängung der Ausländer, schlechter.

Im Dezember 1939 kam es dazu, dass eine neue Krankenhaustarifordnung erlassen wurde, in der das Krankenpflegepersonal nun auch noch Einschränkungen in sein Privatleben erfuhr. Vielerorts wurde die Klinik die Wohnstätte und mit der Verlängerung der Arbeitszeiten näherte man sich wieder den Zuständen aus der Weimarer Republik an. Aber auch mit zunehmender Bedrohung durch die Alliierten und das Einsetzen von Luftangriffen auf Deutschland veränderte sich der Alltag an den Kliniken deutlich. Durch Zerstörung der medizinischen Infrastruktur kam es vielerorts zu massiven Versorgungskrisen und die Versorgung der Zivilbevölkerung litt unter der Dauer des Krieges zunehmend.[2]

3. Die Krankenhausversorgung in Potsdam

Im Zweiten Weltkrieg bestimmten Einberufungen, Lazarett- und Truppenarztdienste die ärztliche Berufstätigkeit in Potsdam. Bis an die Grenze Leistungsfähigkeit wurden die Ärzte und alle übrigen im Gesundheitswesen tätigen Personen beansprucht, wobei die zunehmend häufigeren und länger dauernden Fliegeralarme, durch die Angriffe auf Berlin verursacht, eine zusätzliche Belastung darstellten.[3] Die Potsdamer Ärzteschaft war durch den hohen Mehrere Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen stellten das Grundgerüst für die Versorgung der Bevölkerung mit 85.000 Menschen (ohne Militär) dar.

Das größte Krankenhaus in Potsdam ist und war das 1851 erbaute „Städtische Krankenhaus“, heute „Ernst von Bergmann Klinikum“. Die Bettenkapazität lag vor dem großen Bombenangriff vom 14.April 1945 bei 520 Krankenbetten.[4] Das Krankenhaus war damals eine der am besten ausgestatteten Krankenhäuser am Rande Berlins und erfuhr einen stetigen Patientenzuwachs. Mit dem Bau von weiteren zur Klinik gehörenden Häusern erhöhte man nicht nur die Aufnahmekapazität sondern auch die Möglichkeit sich auf viele Fachrichtungen zu spezialisieren. Bereits seit 1931 konnte man auf verschiedenen Stationen nicht nur internistische und chirurgische Patienten behandeln sondern war in der Lage Kinder, Geburtshilfe, Infektionen und Haut- und Geschlechtskrankheiten getrennt von einander zu behandeln bzw. zu pflegen.[5] Das „St-Josefs-Krankenhaus“ war das zweite große Krankenhaus in Potsdam, das 1872 eröffnet wurde und als Eigentum der Potsdamer katholischen Pfarrgemeinde für die stationäre Krankenbehandlung der Potsdamer Bevölkerung eine große Rolle spielte. Es entstand aus einem 1862 gebauten Waisenhaus und hatte bereits 1885 eine Bettenzahl von 150. Im Gegensatz zum „Städtischen Krankenhaus“ gab es im „St-Josefs-Krankenhaus“ vier allgemeine Krankenstationen, welche jeweils eine Innere und eine Chirurgische Abteilung beinhaltete. Vor Kriegsausbruch wurden am „St-Josefs-Krankenhaus“ vielerlei technische Veränderungen durchgeführt die das Krankenhaus, für damalige Verhältnisse, sehr modern machten. Als Beispiel hierfür ist die Anschaffung einer Röntgen-Anlage, eines Krankentransportwagen, einer Licht- und Klingelanlage sowie einer Fernsprechanlage zu nennen.[6]

Aus Mitteln der Hoffbauer-Stiftung entstand 1901 das heute nicht mehr existierende „Krankenhaus Hermannswerder“. Der Berliner Chirurg Ernst von Bergmann der später dem „Städtischen Krankenhaus“ seinen Namen geben sollte spielt bei der Planung des „Krankenhauses Hermannswerder“ folgende große Rolle: Durch die Verbundenheit Ernst von Bergmanns zu Potsdam empfahl dieser seinem Patienten Hermann Hoffbauer, seinen Stiftungsgedanken der Stadt Potsdam zu gute kommen zu lassen. Es entstand daraufhin das Krankenhaus welches 130 Betten aufweisen konnte und unterteilte sich in Chirurgische, Innere und Infektiöse Abteilungen.[7] Im zweiten Weltkrieg wurde das Krankenhaus Hermannswerder als Reservelazarett verwendet und die zivil genutzten Betten wurden dadurch stark reduziert. Ein weiteres Krankenhaus gehörte nach der Eingemeindung von Nowawes (Babelsberg) 1939 zur Stadt Potsdam. Es handelt sich um das dortige 1909 erbaute Kreiskrankenhaus „Oberlin-Krankenhaus“. Es konnte 102 Kranke aufnehmen welche aus den Abteilungen Innere, Chirurgie, Kinder, Geburtshilfe und Infektionen stammten.[8] Bis heute besteht, trotz großer Luftkriegsschäden, das Haus als orthopädisches Krankenhaus weiter und hat seinen kirchlichen Charakter beibehalten.

4. Situation im „St-Josefs Krankenhaus“ von 1939-1945

Der NS-Staat brachte dem Haus Zwänge und belastende Veränderungen bei. Alle Angestellten mussten als Beispiel der deutschen Arbeiterfront beitreten und die Waisenknaben dem Jungvolk. Die Arbeitszeiten wurden genormt, was bedeutete das Männer 8 und Frauen 10 Stunden arbeiten mussten. Für Sonntags- und Schichtarbeit gab es zwar freie Tage, die Urlaubzeit betrug aber nur 6-18 Tage. Mit Ausbruch des Krieges spitzte sich die Lage weiter zu indem Ärzte, Wärter und männliche Angestellte ihren Einberufungsbefehl erhielten und daraus resultierte ein extremer Personalmangel an der Klinik. Personale Veränderungen gab es aber auch noch außerdem durch die Räumung des Saargebietes 1939. Durch das Mutterhaus in Trier wurden somit 9 Schwestern und 37 Saarkinder dem Krankenhaus zugeführt.

Durch den Bau eines Luftschutzbunkers und der Installation einer Notbeleuchtung waren auch kriegsbedingt technische Veränderungen nötig geworden. Die Gesundheitsbehörde richtete im „St-Josefs-Krankenhaus“ zusätzlich eine öffentliche Luftschutz-Rettungsstelle ein, welche Tag und Nacht von Helferinnen des Roten Kreuzes besetzt wurde. Um einen ausreichenden Schutz vor Infektionspatienten bei Luftangriffen zu haben, wurden vier Luftschutzräume nur für solche Patienten eingerichtet. 1943 wurde zusätzlich auf Anordnung des Arbeitsamtes eine Baracke für ausländische Arbeiter errichtet. Weitere Investitionen wurden ab diesen Zeitzpunkt jedoch nicht mehr getätigt und selbst der klinikeigene Krankentransportwagen wurde für den Krieg eingezogen.

[...]


[1] Der "Volkskörper" im Krieg : Gesundheitspolitik, Gesundheitsverhältnisse und Krankenmord im nationalsozialistischen Deutschland 1939 - 1945 / Süß, Winfried (2003), S.72

[2] Ebenda., S.271

[3] Heilkunde im alten Potsdam / Goerke (2002), S. 195

[4] Die Nacht von Potsdam / Mihan (1997), S.123

[5] Heilkunde im alten Potsdam / Goerke (2002), S. 53

[6] 100 Jahre St.Josefs Krankenhaus in Potsdam 1862-1962 / Allendorff (1962), S.27

[7] Ebenda., S.61

[8] Ebenda., S.64

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Krankenhausalltag in Potsdam im 2. Weltkrieg
Hochschule
Charité - Universitätsmedizin Berlin  (Medizinpädagogik)
Autor
Jahr
2009
Seiten
15
Katalognummer
V281481
ISBN (eBook)
9783656757344
ISBN (Buch)
9783656757351
Dateigröße
452 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
krankenhausalltag, potsdam, weltkrieg
Arbeit zitieren
Alexander Huwe (Autor:in), 2009, Krankenhausalltag in Potsdam im 2. Weltkrieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281481

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