Im Februar 2011 veröffentlichte Prof. Dr. Dres. h.c. Hans-Werner Sinn, Präsident des ifo Instituts, München, in der Zeitschrift „Wirtschaftswoche“ einen Artikel mit der Überschrift „Neue Abgründe“. Mit diesem Artikel betrat ein brisantes Thema erstmals die öffentliche Bühne. Sinn vertrat darin die These, dass durch das Interbanken-Überweisungssystem TARGET2 der Europäischen Zentralbank (EZB) die Deutsche Bundesbank zwangsweise Target-Kredite enormen Ausmaßes an Krisenländer wie Griechenland, Irland, Portugal und Spanien, sog. GIPS-Staaten, vergeben musste.
Seitdem ist eine hitzige Debatte entbrannt. In der deutschen Öffentlichkeit diskutierten insbesondere die Frankfurter Allgemeinen Zeitung und das Handelsblatt über das Thema. Als Reaktion des Beitrags von Sinn entstand auf internationaler Ebene eine fachliche Auseinandersetzung, aus der besonders Buiter , Bindseil und Whelan als Kritiker der Position von Sinn hervorzuheben sind.
Um die derzeitige Situation zu verstehen, muss noch vor die Anfänge des Euros zurück gegriffen werden. Denn die dortigen Entscheidungen führten zu den jetzigen Divergenzen im Euroraum. Zunächst litt Deutschland am deutsch-deutschen Wiedervereinigungsschock durch das hohe Lohnniveau Ostdeutschlands. Die niedrige Wettbewerbsfähigkeit und die stark real aufwertende Deutsche Mark (DM) führten Deutschland in eine Rezession. Aus diesem Grunde wurde ab 1995 versucht, die Staatsfinanzendefizite und die Arbeitslosigkeit einzudämmen. Öffentliche Löhne sowie die Löhne im privaten Sektor stiegen nur noch gering. Der schlechten Wirtschaftslage geschuldet wurden Investitionen in deutsche Güter nur noch wenig getätigt.
Die anderen Länder der EU sahen für sich keine Notwendigkeit, die Lohnstückkosten nach unten anzupassen. In Deutschland hingegen stieg die Produktivität langsam wieder an, doch die Löhne wurden relativ konstant gehalten. So kam es dazu, dass im Vergleich mit den anderen Ländern der EU die Lohn-kosten in Deutschland sanken. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Funktionsweise des TARGET2-Systems
- Diskussionsfelder der laufenden Debatte um TARGET2
- Risikofaktor TARGET2 für Deutschland
- „Interne“ Staatsfinanzierung durch TARGET2
- Kreditverlagerung in der Eurozone
- Ansätze zur Lösung des Problems
- Höchstgrenze für TARGET-Salden
- Besicherung von TARGET2
- Übernahme des amerikanischen Systems
- Eurobonds
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht das TARGET2-System und die damit verbundenen Risiken. Die Arbeit analysiert die Funktionsweise des Systems und diskutiert kritische Punkte der aktuellen Debatte. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis der Herausforderungen und möglichen Lösungsansätze zu schaffen.
- Funktionsweise des TARGET2-Systems
- Risiken des TARGET2-Systems für Deutschland
- Die Rolle von TARGET2 bei der Staatsfinanzierung
- Kreditverlagerungseffekte innerhalb der Eurozone
- Mögliche Lösungsansätze zur Risikominderung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Problemstellung der Arbeit, die sich mit den Risiken des TARGET2-Systems auseinandersetzt. Sie skizziert den Aufbau der Arbeit und benennt die zentralen Forschungsfragen. Der Fokus liegt auf der Analyse der Risiken für Deutschland und der Suche nach möglichen Lösungsansätzen. Die Einleitung etabliert die Relevanz des Themas im Kontext der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion.
Funktionsweise des TARGET2-Systems: Dieses Kapitel erläutert detailliert die Funktionsweise des TARGET2-Systems als Echtzeit-Bruttoabwicklungssystem für den Interbankenzahlungen im Eurosystem. Es beschreibt die Rolle der nationalen Zentralbanken und die Abwicklung von Transaktionen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Verständnis der Mechanismen, die zu den beobachteten TARGET2-Saldo-Ungleichgewichten führen. Das Kapitel bildet die Grundlage für die nachfolgende Risikoanalyse.
Diskussionsfelder der laufenden Debatte um TARGET2: Dieses Kapitel analysiert die zentralen Diskussionspunkte rund um TARGET2. Es beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven auf die Risiken, die mit den wachsenden Salden verbunden sind, insbesondere für Deutschland. Es werden die Argumente für und gegen die Interpretation der Salden als verdeckte Staatsfinanzierung und die Auswirkungen auf die Kreditverlagerung in der Eurozone detailliert untersucht. Die Kapitelteile behandeln die Debatte über die "internen" Staatsfinanzierungen und die Auswirkungen auf die Kreditverlagerung differenziert und kritisch.
Ansätze zur Lösung des Problems: Das Kapitel präsentiert verschiedene Lösungsansätze zur Minderung der Risiken, die mit den TARGET2-Salden verbunden sind. Hier werden verschiedene Optionen wie Höchstgrenzen für TARGET-Salden, die Besicherung von TARGET2-Verbindlichkeiten, die Übernahme des amerikanischen Systems und die Einführung von Eurobonds diskutiert. Die Vor- und Nachteile jeder Option werden abgewogen und ihre Praxistauglichkeit bewertet. Das Kapitel zeigt die Komplexität der Problematik und die Herausforderungen bei der Suche nach einer geeigneten Lösung auf.
Schlüsselwörter
TARGET2, Eurosystem, Staatsfinanzierung, Kreditverlagerung, Eurokrise, Risikoanalyse, Lösungsansätze, Eurobonds, TARGET2-Salden, Europäische Zentralbank (EZB), nationale Notenbanken.
Häufig gestellte Fragen zur Bachelorarbeit: Analyse des TARGET2-Systems und seiner Risiken
Was ist das Thema der Bachelorarbeit?
Die Bachelorarbeit analysiert das TARGET2-System, seine Funktionsweise und die damit verbundenen Risiken, insbesondere für Deutschland. Sie untersucht die laufende Debatte um TARGET2 und präsentiert verschiedene Lösungsansätze zur Risikominderung.
Was ist TARGET2 und wie funktioniert es?
TARGET2 ist ein Echtzeit-Bruttoabwicklungssystem für Interbankenzahlungen im Eurosystem. Nationale Zentralbanken wickeln Transaktionen ab. Die Arbeit erläutert detailliert die Mechanismen, die zu den beobachteten TARGET2-Saldo-Ungleichgewichten führen.
Welche Risiken birgt das TARGET2-System?
Die Arbeit analysiert kritische Punkte der aktuellen Debatte um TARGET2. Ein Schwerpunkt liegt auf den Risiken für Deutschland, der möglichen „internen“ Staatsfinanzierung durch TARGET2 und den Auswirkungen auf die Kreditverlagerung in der Eurozone.
Welche Lösungsansätze werden in der Arbeit diskutiert?
Die Arbeit präsentiert verschiedene Optionen zur Risikominderung, darunter Höchstgrenzen für TARGET-Salden, die Besicherung von TARGET2-Verbindlichkeiten, die Übernahme des amerikanischen Systems und die Einführung von Eurobonds. Die Vor- und Nachteile jeder Option werden abgewogen.
Welche Kapitel enthält die Arbeit?
Die Arbeit umfasst eine Einleitung, ein Kapitel zur Funktionsweise von TARGET2, ein Kapitel zu den Diskussionsfeldern der aktuellen Debatte, ein Kapitel zu Lösungsansätzen und ein Fazit. Zusätzlich enthält sie ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte sowie eine Zusammenfassung der Kapitel und Schlüsselwörter.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es, ein umfassendes Verständnis der Herausforderungen und möglichen Lösungsansätze im Zusammenhang mit dem TARGET2-System zu schaffen. Sie analysiert die Funktionsweise des Systems und diskutiert kritische Punkte der aktuellen Debatte.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: TARGET2, Eurosystem, Staatsfinanzierung, Kreditverlagerung, Eurokrise, Risikoanalyse, Lösungsansätze, Eurobonds, TARGET2-Salden, Europäische Zentralbank (EZB), nationale Notenbanken.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für alle, die sich mit den Funktionsweisen des europäischen Finanzsystems, der Eurozone und den damit verbundenen Risiken auseinandersetzen. Sie ist insbesondere für Studenten der Wirtschaftswissenschaften, Politikwissenschaften und Finanzwissenschaften interessant.
- Arbeit zitieren
- Ulrich Kineke (Autor:in), 2009, TARGET2. Kritische Diskussion der Risiken, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281935