Der Nahostkonflikt. Ein scheinbar unlösbares Problem


Thèse Scolaire, 2010

23 Pages, Note: 14 Punkte


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Ein unlösbares Problem?

2 Entstehung des Nahostkonflikts und historische Hintergründe

3 Problematik und Konfliktgegenstände

4 Der Friedensprozess 1991-2001
4.1 Voraussetzungen für einen Frieden
4.2 Stationen des Friedensprozesses
4.3 Gründe für das Scheitern des Friedensprozesses

5 Lösungsansätze nach dem Friedensprozess
5.1 Road Map
5.2 Mauerbau im Westjordanland
5.3 Ein Staat für zwei Völker

6 Resümee und Ausblick

Literaturverzeichnis

Quellenverzeichnis

Kapitel 1 Ein unlösbares Problem?

Der jüdische Schriftsteller und Politiker Theodor Herzl (1860 - 1904), der mit seinem Werk „Der Judenstaat“ den Grundstein für einen jüdischen Staat gelegt hat, sagte einmal: „Es gibt Ideen, denen man nicht entrinnen kann. Man engagiert sich, wenn man ja sagt, wenn man nein sagt, und wenn man gar nichts sagt.“1 Natürlich spricht Herzl von der damaligen Vision des jüdischen Volkes, nämlich einem eigenen Staat. Ein Wunsch, der nicht unbegründet war und der, blickt man auf die Geschichte des Judentums zurück, die von Negativereignissen beginnend mit der babylonischen Gefangenschaft (587-537 v. Chr.) über die Tempelzerstörung (70 n. Chr.) und der damit verbundenen Auswanderung der Juden aus Palästina bis hin zum Holocaust stark beeinflusst wurde, längst überfällig ist. Um dieses Ziel jedoch zu erreichen, musste ein Territorium gefunden werden, in dem der Staat gegründet werden kann.

Welches Land würde sich in den Augen der Juden besser eignen als Palästina? Ein Gebiet, von dem aus die jüdische Diaspora begonnen hat und in dem schließlich diese auch ihr Ende finden soll. So begannen die Juden 1918 mit der Einwanderung in das besagte Land. Das Problem, welches sich hierbei allerdings ergab, war, dass Palästina keineswegs ein unbewohnter Landstrich gewesen war, der nur darauf wartete, besiedelt zu werden, sondern vielmehr bereits von einem Volk bewohnt wurde - einem Volk, das dem jüdischen so gleicht wie die Nacht dem Tag. Die dort ansässigen Palästinenser unterscheiden sich allein schon im Blick auf ihre muslimische Religion in zahlreichen Gesichtspunkten von den Juden. Dass bei dieser Ausgangslage ein Konflikt vorprogrammiert ist, ist wohl mehr als offensichtlich und war vermutlich auch den meisten Beteiligten klar. Was allerdings nur schwer ersichtlich war, ist, dass diese Auseinandersetzungen Tausende von Toten fordern, in sechs Kriege münden und bis heute andauern würden. Die Tatsache, dass es für diesen Streit keine Lösung zu geben scheint, hat mein Interesse geweckt. Wie kann es möglich sein, dass der Nahostkonflikt immer noch andauert, obwohl sich viele Parteien wie z.B. die UNO, die USA oder die Arabische Liga für dessen Beendigung eingesetzt haben. Warum haben Friedenspläne wie die „Road Map“ nicht gefruchtet? Kann es wirklich sein, dass es für den Nahostkonflikt keine Lösung gibt? Ist dieser Konflikt zwischen Juden und Palästinensern tatsächlich ein unlösbares Problem? Ich bin der Meinung, dass es diese hochinteressanten Fragen verdient haben, beantwortet zu werden, was ich mit meiner Facharbeit versuchen möchte.

Abb. 1.1: Israel und seine Nachbarn im Jahr 20092

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Kapitel 2 Entstehung des Nahostkonflikts und historische Hintergründe

Das Wort „Konflikt“ ist auf das lateinische Wort confligere zurückzuführen, was „zu- sammentreffen“ oder „kämpfen“ bedeutet. Wenn zwei Parteien nun zusammentreffen und kämpfen, d. h. sich streiten, geschieht das nicht ohne Grund. Die Ursachen für solch einen Konflikt sind jedoch häufig nicht ohne Weiteres zu erkennen. So ist es zu Beginn ratsam, sich vorerst die genaue Entstehung des Konflikts zu verdeutlichen. Im Grunde genommen kann man den Nahostkonflikt als „Produkt des Ersten Welt- krieges“ sehen.1 Damals war der gesamte Nahe Osten Teil des Osmanischen Reichs, welches dann 1914 mit Deutschland und Österreich-Ungarn in den Krieg zog. Der direkte Gegner dieser Parteien hieß Großbritannien. Die Briten gaben zu dieser Zeit einige Versprechen ab, um sich Verbündete zu sichern. So versprach die britische Kolonialmacht den Arabern einerseits ein unabhängiges arabisches Reich, wenn diese mit ihnen gegen die Türken kämpften, und den Zionisten2 andererseits die Errichtung eines jüdischen Staates in Palästina. In einem Brief des britischen Außen- ministers Arthur James Balfour an den Präsidenten der Zionistischen Föderation wurde den Zionisten 1917 offiziell die Unterstützung der britischen Regierung für die Errichtung einer nationalen Heimatstätte in Palästina zugesichert. Diesen Brief bezeichnet man als Balfour-Deklaration. Nach dem Krieg 1919 wollten die Zionisten dieses Versprechen dann in die Tat umsetzen, was sich insofern äußerte, dass „von 1919-1931 [...] etwa 120.000 Juden nach Palästina [einwanderten].“3 Doch die jüdische Einwanderung, die im Übrigen gegen den Willen der einheimischen Bevölkerung stattfand, begann nicht erst 1919. Schon um die Jahrhundertwende hatte die stetige Immigration der größtenteils aus Russland (siehe Tabelle 2.1) kommenden Juden dafür gesorgt, dass ein Gebiet von 26.320 km2, das 1881 noch ca. 462.000 Einwohner beherbergt hatte, darunter 20.000 Juden, 1914 schon von ca. 722.000 Menschen bewohnt worden war. Aufgrunddessen bildete sich auf der Seite der Palästinenser eine arabisch-palästinensische Nationalbewegung, während auf der Gegenseite 1922 die Jewish Agency entstand, welche bald als eine Art „Parallelregierung in Palästina“4 wirkte. Die oben beschriebene Überbevölkerung führte schließlich dazu, dass sich seit den 1920er Jahren blutige Zusammenstöße zwischen Juden und Arabern häuften. In den dreißiger Jahren stieg die Zahl der Einwanderer stark an, da viele Juden das Nazideutschland unter Hitler verlassen hatten. (siehe Tabelle 2.1) 1945 erreichte der Anteil der jüdischen Bevölkerung in Palästina 33 %.5

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 2.1: Jüdische Einwanderung nach Palästina6

Diese große Einwanderungswelle führte schließlich zu sozialen Spannungen und der Verarmung vieler Araber. Es formierte sich eine dreijährige „Arabische Revolte“ von 1936-1939 gegen die britische Kolonialmacht und die zionistische Einwanderung. Diese wurde durch den „Einsatz von 25.000 Soldaten [...] von der [britischen] Mandatsmacht blutig niedergeschlagen [...], [was] der palästinensischen Nationalbewegung eine ent- scheidende Niederlage zufügt[e], von der sie sich noch nicht erholt haben [wird], als die Teilung Palästinas auf die internationale Agenda [kommt].“7 Dies geschah nämlich 1937, als eine britische Untersuchungskommission die Teilung Palästinas in zwei Staaten vorschlug. Dem Zwei-Staaten-Plan zufolge sollte Großbritannien als Mandatsmacht wichtige Plätze und heilige Stätten behalten. Der jüdische Staat würde etwa 20 % Palästinas ausmachen und müsste dem arabischen Rest jährlich Subventionen zukommen lassen. Die Juden stimmten dem Plan zu, doch die Araber lehnten sofort ab.

1939 veröffentlichten die Briten das sogenannte „Weißbuch“, das, da „angesichts der politischen Entwicklung [...] der Zionismus für Großbritannien zur Belastung gewor- den [war]“8, eine völlige Veränderung der bisherigen Politik darstellte. Die Idee des jüdischen Staates wurde nun nicht länger von den Briten unterstützt. Stattdessen wollte man innerhalb von 10 Jahren einen unabhängigen Staat Palästina errichten, in dem Araber und Juden gemeinsam leben sollten. Die Einwanderung wurde auf 75.000 in fünf Jahren beschränkt und sollte danach beendet werden. Nach diesen Verordnungen fühlten sich die Juden von den Briten hintergangen. Die Struma-Affäre, auf die ich im Rahmen dieser Arbeit leider nicht genauer eingehen kann, sorgte 1941 für eine weitere Zerrüttung der britisch-jüdischen Beziehungen. Die Briten waren für die Zionisten nun „zu größeren Feinden als die Araber geworden.“9 Am 14. Februar 1947 gab Großbritannien das Palästinaproblem an die UNO ab. Diese setzte eine Untersuchungskommission ein und sprach sich im November 1947 für eine Teilung Palästinas aus (siehe Abbildung 2.1). Als am 14. Mai 1948 das britische Mandat über Palästina nach 26 Jahren endete, verkündete der Führer der jüdischen Arbeiterbewegung Ben Gurion mit Unterstützung der UNO die Errichtung des Staates Israel. Nur 11 Minuten später erkannte US-Präsident Harry S. Truman diesen an. Sogleich am nächsten Tag wurde der neue Staat Israel von Truppen aus dem Libanon, Ägypten, Jordanien, Syrien und dem Irak angegriffen, die damit den ersten israelisch-arabischen Krieg auslösten. Die Kampfhandlungen endeten am 7. Januar 1949 mit einem „klaren Sieg Israels über die schlecht ausgerüsteten und unzureichend koordinierten arabischen Armeen.“10 Die Konsequenzen des Krieges waren für die Palästinenser verheerend. Die Niederlage der arabischen Staaten und die daraus resultierende Vergrößerung des israelischen Staatsgebietes (siehe Abbildung 2.1) sowie Flucht und Vertreibung von 650.000 Arabern11 schärfte nur deren Entschluss Israel zu vernichten. Außerdem kam es nicht zu der von der UNO vorgeschlagenen Gründung eines palästinensischen Teilstaates.

Es folgten viele weitere Kriege und Auseinandersetzungen zwischen den Israeliten und Palästinensern, darunter der Suez-Krieg 1956, der Sechstage-Krieg 1967, der Yom-Kippur-Krieg 1973, der erste Libanon-Krieg 1982, der zweite Libanon-Krieg 2006 und der Krieg im Gazastreifen 2008, auf die ich aber, um den Rahmen der Arbeit nicht zu sprengen, nicht genauer eingehen werde. Jedoch geht aus obiger Darlegung hervor, dass beide Konfliktparteien auf ihrem Standpunkt beharren und unterschiedliche Vorstellungen von einem Kompromiss haben. Die Konfliktgegenstän- de, die sowohl Israel als auch den Palästinensern derart wichtig zu sein scheinen, und die Problematik, die diesem Konflikt zu Grunde liegt, möchte ich im nächsten Kapitel beleuchten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2.1: Der UN-Teilungsplan und Palästina nach dem ersten israelisch-arabischen Krieg12

[...]


1 URL: http://www.all4quotes.com/author/Theodor+Herzl/ (Stand: 21.08.2010).

2 Vieweger: Streit um das Heilige Land5, S. 250

1 Steininger: Der Nahostkonflikt4, S. 2

2 Der Zionismus ist eine politische Bewegung unter den Juden, die Palästina als Heimat für das über die ganze Erde verstreute jüdische Volk ansieht und deren Ziel die Errichtung eines jüdischen Staates in Palästina war. (Domino-Verein: Jetzt weiß ich ALLES2 S. 102)

3 Steininger: Der Nahostkonflikt4, S. 17

4 Steininger: Der Nahostkonflikt4, S. 15

5 Johannsen: Der Nahost-Konflikt3, S. 18 f.

6 Glasneck/Timm: Israel1, S. 326

7 Johannsen: Der Nahost-Konflikt3, S. 19

8 Steininger: Der Nahostkonflikt4, S. 25

9 Steininger: Der Nahostkonflikt4, S. 30

10 Johannsen: Der Nahost-Konflikt3, S. 22

11 Vieweger: Streit um das Heilige Land5, S. 165

12 Johannsen: Der Nahost-Konflikt3, S. 23

Fin de l'extrait de 23 pages

Résumé des informations

Titre
Der Nahostkonflikt. Ein scheinbar unlösbares Problem
Note
14 Punkte
Auteur
Année
2010
Pages
23
N° de catalogue
V282315
ISBN (ebook)
9783656822233
ISBN (Livre)
9783656822226
Taille d'un fichier
6063 KB
Langue
allemand
Mots clés
nahostkonflikt, problem
Citation du texte
Florian Eitzenberger (Auteur), 2010, Der Nahostkonflikt. Ein scheinbar unlösbares Problem, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282315

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