In der großen Mehrheit der gängigen Bibellexika, der Enzyklopädien und der einführenden Literatur, aber auch in Kommentaren und Dissertationen wird der Prophet Jona als ein engstirniger und eitler Hebräer dargestellt, der, Gott gegenüber ungehorsam, vor seinem Auftrag flieht, und als er wieder eingefangen, seinen Dienst mit innerlichen Vorbehalten und unzulänglich versieht. Weiter wird in den näher untersuchten Werken herausgestellt, dass das Jonabuch einen solchen Typus eines Hebräers, der nicht bereit ist Gottes Gnade auch für die Heiden zu akzeptieren und wie es ihn in nachexilischer Zeit gegeben haben soll, karikiert und ihn in seinem Gebet, dem Jonapsalm, ironisiert. Die Verhaltensweisen Jonas seien das didaktische Mittel des Autors, seinen zeitgenössischen Lesern einen Spiegel vorzuhalten. Außerdem wird die Einheitlichkeit des Jonabuches mehrheitlich bestritten und insbesondere der Jonapsalm wird als sekundär, als zum ursprünglichen Bestand nicht zugehörig angesehen. Die Auswahl der angeführten Problemfelder ist nicht vollständig, aber dennoch sinnvoll, da sie zur Auslegung des Psalms und des Buches im zweiten Teil dieser Arbeit hinführen und nicht voneinander isolierte Einzelprobleme darstellen sollen. Die Gründe für die Auswahl der Literatur, die zur Darstellung der Probleme herangezogen wurde, liegen zum einen in ihrer leichten Zugänglichkeit und zum anderen in ihrem häufigen Gebrauch. So gut wie jede größere Bibliothek besitzt mindestens eines der ausgewählten Werke und die meisten Religionslehrer und Theologiestudenten werden deshalb für die Ausarbeitung eines biblischen Themas mutmaßlich auf diese zurückgreifen.
Im ersten Teil der vorliegenden Arbeit sollen nun diese und noch einige andere exegetische Urteile über das Jonabuch dargestellt und auf ihre Tragfähigkeit hin untersucht werden. Anschließend soll im zweiten Teil mit Hilfe einer kritischen Auseinandersetzung mit den mehrheitlich vertretenen Positionen eine Auslegung entstehen, die den Jonapsalm vor dem Hintergrund des gesamten Textes aufschlüsselt und das nachexilische Sühneverständnis und die Todafrömmigkeit berücksichtigen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Kapitel: Die gegenwärtigen Nachschlagewerke
- § 1 Vergleich der Artikel Jona in: Das Große Bibellexikon, Calwer Bibellexikon, Neues Bibellexikon, Religion in Geschichte und Gegenwart und Theologische Realenzyklopädie
- 1.1. Ironie im Jonabuch
- 1.2. Ironie und Einheitlichkeit
- 1.3. Ironie, Einheitlichkeit und Gattung
- § 2 Kritische Analyse der Artikel
- 2.1. Zur Ironie im Tempel
- 2.2. Zur Einheitlichkeit des Jonabuches
- 2.3. Zur Gattung des Jonabuches
- 2.4. Jonas Ungehorsam und sein Widerwillen
- 2.5. Zur Entstehungszeit des Jonabuches
- 2.6. Zur Gliederung des Jonabuches
- § 1 Vergleich der Artikel Jona in: Das Große Bibellexikon, Calwer Bibellexikon, Neues Bibellexikon, Religion in Geschichte und Gegenwart und Theologische Realenzyklopädie
- II. Kapitel: Jonabuch und Jonapsalm
- § 3 Die Auslegung des Jonabuches 1,1-3
- 3.1. Jona 1,1-3
- 3.1.1. Die Flucht
- 3.1.2. Der Name
- 3.1.3. Der Knecht
- 3.1.4. Die Assyrer
- § 4 Die Auslegung von Jona 1,4-16
- 4.1. Jona 1,4-16
- 4.1.1. Die Bekehrung der heidnischen Schiffsbesatzung
- § 5 Die Auslegung des Jonapsalms
- 5.1. Jona 2,1-11
- 5.1.1. Sühne
- 5.1.2. Der Fisch
- 5.1.3. Dankbarkeit
- 5.1.4. Jona 2,3-10. Jonas Errettung durch den großen Fisch
- 5.2. Dankopfer
- 5.3. Psalm und Erzählung
- § 6 Die Auslegung von Jona 3,1-3a
- 6.1. Jona 3,1-3a
- 6.1.1. Wiederholung des Auftrags und seine Erfüllung
- § 7 Die Auslegung von Jona 3,3b-10
- 7.1. Jona 3,3b-10
- 7.1.1. Die Umkehr der Niniviten
- § 8 Die Auslegung von Jona 4,1-11
- 8.1. Jona 4,1-11
- 8.1.1. Die Nachholungen
- 8.1.2. Jonas Erkenntnis
- § 9 Fazit
- Literaturverzeichnis
- § 3 Die Auslegung des Jonabuches 1,1-3
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Jonabuch und dem darin enthaltenen Jonapsalm. Ziel ist es, den Jonapsalm vor dem Hintergrund der nachexilischen Toda-Frömmigkeit zu analysieren und zu interpretieren. Dabei werden die gängigen exegetischen Urteile über das Jonabuch und den Jonapsalm kritisch beleuchtet und in einen neuen Kontext gestellt.
- Die Rolle der Ironie im Jonabuch und ihre Bedeutung für die Interpretation des Jonapsalms
- Die Einheitlichkeit des Jonabuches und die Frage, ob der Jonapsalm zum ursprünglichen Bestand gehört
- Die Gattung des Jonabuches und ihre Auswirkungen auf die Interpretation des Jonapsalms
- Die Bedeutung des Jonapsalms für das Verständnis der nachexilischen Toda-Frömmigkeit
- Die Rolle des Propheten Jona als Beispiel für die Herausforderungen der nachexilischen Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit befasst sich mit der Darstellung der gängigen exegetischen Urteile über das Jonabuch in verschiedenen Bibellexika und Enzyklopädien. Es wird gezeigt, dass der Prophet Jona in der Mehrzahl der Werke als engstirniger und eitler Hebräer dargestellt wird, der vor seinem Auftrag flieht und seinen Dienst mit Vorbehalten versieht. Der Jonapsalm wird dabei häufig als sekundär und ironisch interpretiert.
Das zweite Kapitel analysiert die Auslegung des Jonabuches und des Jonapsalms. Es werden die einzelnen Abschnitte des Buches untersucht und in den Kontext der nachexilischen Toda-Frömmigkeit gestellt. Dabei wird die Bedeutung des Jonapsalms für das Verständnis der nachexilischen Zeit und der Rolle des Propheten Jona als Beispiel für die Herausforderungen dieser Zeit herausgestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Jonabuch, den Jonapsalm, die nachexilische Toda-Frömmigkeit, Ironie, Einheitlichkeit, Gattung, Prophet Jona, Assyrer, Ninive, Gott, Gnade, Ungehorsam, Gebet, Dankbarkeit, Sühne, Flucht, Fisch, Umkehr, Erkenntnis.
- Arbeit zitieren
- Gerke Sedat (Autor:in), 2005, Der Jona-Psalm im Rahmen des Jona-Buches und seine Einordnung in die nachexilische Todafrömmigkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282398