Schulautonomie. Chancen und Risiken der Selbstverwaltung an deutschen Schulen


Trabajo Escrito, 2010

27 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Schulautonomie und Schulentwicklung
2.1 Zum Begriff der Schulautonomie
2.2 Schulentwicklung als Entwicklung von Einzelschulen

3. Die Autonomiedebatte
3.1 Schulpädagogische Begründung
3.2 Organisationspädagogische Begründung
3.3 Problematisierungen
3.4 Exkurs: Ganztagsschuldiskussion und Autonomiedebatte

4. Konzepte und Praxis von Schulautonomie in Deutschland

5. Modelle schulischer Selbstverwaltung in Europa
5.1 Schulische Selbstverwaltung in den Niederlanden
5.2 Schulische Selbstverwaltung in Schweden

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Frage nach der Qualität von Schule und Unterricht ist ein Thema öffentlicher und wissenschaftlicher Diskussionen. In der bildungspolitischen Auseinandersetzung der 90er Jahre heißt eines der Stichworte „Schulautonomie“. Mit der Veröffentlichung der Ergebnisse großer internationaler Leistungsvergleichs-Untersuchungen wurden in Deutschland wiederum bildungspolitische sowie bildungswissenschaftliche Kontroversen und Reformbemühungen angestoßen. Im Zuge dieser Diskussion haben auch Forderungen nach erweiterter Autonomie der Schulen erneut an öffentlicher Aufmerksamkeit gewonnen. Schlagworte wie mehr Eigenständigkeit, Selbstständigkeit oder Selbstverantwortung im Hinblick auf die Einzelschule sind Ausdruck dieser Auseinandersetzungen. Zudem wurden in fast allen Bundesländern Schulversuche z.T. mit umfangreicher wissenschaftlicher Begleitforschung initiiert und durchgeführt. Sowohl im öffentlichen und wissenschaftlichen Diskurs wird Konzepten von Schulautonomie eine Relevanz für die Verbesserung der Qualität von Schule und Unterricht zugemessen. Im Rahmen dieser Hausarbeit soll danach gefragt werden, was unter Schulautonomie zu verstehen ist, und inwiefern Schulautonomie zur Verbesserung schulischer Qualität beitragen kann.

Konzepte von Schulautonomie sind eng verzahnt mit Schulentwicklung und Schulentwicklungsplanung. Im zweiten Kapitel wird daher zunächst der Begriff der Schulautonomie geklärt (Kapitel 2.1) und die Rolle von Schulautonomie im Kontext von Schulentwicklung aufgezeigt (Kap. 2.2). Die Forderung nach erweiterter Selbständigkeit von Schule wird in Deutschland bereits seit den 70iger Jahren formuliert. Die anhaltende Autonomiedebatte wird dabei von unterschiedlichen Positionen getragen. Schulautonomie wird vor allem schulpädagogisch (Kapitel 3.1) und organisationspädagogisch (Kapitel 3.2) begründet. Daneben werden u.a. demokratietheoretische und verwaltungswissenschaftliche Argumente angeführt, auf die hier jedoch nicht weiter eingegangen werden soll. In der Auseinandersetzung um eine erweiterte Autonomie von Schulen werden darüber hinaus auch Probleme und Risiken (Kapitel 3.3) diskutiert, die mit mehr Eigenständigkeit einhergehen können. Die Reformbestrebungen zur Verbesserung der Qualität von Schule und Unterricht konzentrieren sich neben den Überlegungen zu einer erweiterten Autonomie von Schulen seit PISA verstärkt auf den Ausbau von ganztägiger Schulbildung, wobei die Auseinandersetzung um Schulautonomie und die Ganztagsschuldiskussion gemeinsame Themenbereiche bzw. Dimensionen berühren. In welcher Verbindung beide Debatten stehen, wird in einem kurzen Exkurs am Ende des dritten Kapitels thematisiert (Kapitel 3.4). An die Darstellung der Theorie-Diskussion über Schulautonomie schließt sich im 4. Kapitel ein kurzer Überblick über Konzepte und konkrete Praxis erweiterter Selbstständigkeit von Schulen in Deutschland an. Schließlich werden mit Blick über die nationalen Grenzen hinaus exemplarisch Modelle schulischer Selbstverwaltung in Europa vorgestellt: zum einen das niederländische Schulsystem mit seiner fast hundertjährigen Tradition von Unterrichtsfreiheit als historischer Vorreiter und zum anderen das schwedische System als Beispiel für die Implementation umfangreicher Reformen in den skandinavischen Ländern. In einem abschließenden Fazit werden die Ergebnisse der Hausarbeit im Hinblick auf die eingangs formulierten Leitfragen noch einmal zusammengefasst und kritisch reflektiert.

2. Schulautonomie und Schulentwicklung

2.1 Zum Begriff der Schulautonomie

Der Terminus „ Autonomie “ kann auf das griechische Wort „autonomia“ zurückgeführt werden und bedeutet wörtlich übersetzt „Selbstgesetzgebung“. In Abhängigkeit vom Kontext wird der Begriff heute in unterschiedlicher Bedeutung verwendet. Autonomie in juristischer Perspektive bezeichnet im engeren Sinne das vom Staat gewährte Recht auf Selbstverwaltung bzw. Selbständigkeit in nationaler Hinsicht. Im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich dagegen ein weiteres Verständnis von Autonomie herausgebildet. Danach beschreibt Autonomie die relative Unabhängigkeit von Menschen, Gruppen und Institutionen, die sich sowohl auf das Denken als auch auf das Handeln von Akteuren bezieht. Autonomie im ursprünglichen Wortsinn ist für Schulen als Institutionen in staatlicher wie privater Trägerschaft nicht möglich, da diese immer an Rahmenvorgaben gebunden sind, die vom jeweiligen Träger verbindlich festgeschrieben werden. Bildungssoziologen sprechen daher von „ relativer Autonomie “, um Modelle und Konzepte schulischer Selbstverwaltung zu bezeichnen.[1]

Durch grundlegende Reformen sind in den letzten Jahren Umstrukturierungen der öffentlichen Verwaltung erfolgt, die auf eine Steigerung der Effizienz und gleichzeitig eine Reduzierung der hohen Verwaltungskosten ausgerichtet waren. Im Zuge dieser Reformen wurden Prozesse der Dezentralisierung und Delegation von Aufgaben und Verantwortlichkeiten an die unterste Ebene in Gang gesetzt. Die unteren Verwaltungseinrichtungen erhalten zunehmend „ operative Autonomie “, d.h. sie verfügen selbstständig über ein festes Budget, sind aber der zuständigen Steuerungseinheit gegenüber rechenschaftspflichtig. Diese neuen Verwaltungsmodelle sind hauptsächlich betriebsökonomisch ausgelegt, enthalten darüber hinaus aber auch innovative Elemente wie die Orientierung an Zielvereinbarungen, die Notwendigkeit zur Teamarbeit, mehr Mitbestimmung auf den unteren Ebenen oder eine Ausweitung der Fort- und Weiterbildung im Rahmen der Personalentwicklung[2]. Das öffentliche Schulwesen als Bestandteil der öffentlichen Verwaltung bleibt dabei nicht unberührt von den administrativen Umstrukturierungen. Neue Steuerungskonzepte im Bereich der Verwaltung finden Eingang in die Bildungspolitik und haben Einfluss auf die Entwicklung eines Autonomieverständnisses im Kontext von Schule. Der Schulforscher Hans-Günter Rolff verweist in diesem Zusammenhang trotz Anerkennung positiver Effekte der Verwaltungsreform auch auf die Gefahr einer „Verbetriebswirtschaftlichung weiterer Lebensbereiche (...) möglicherweise auch der Schulen“[3].

Autonomie in Bezug auf die Schule ist daher in Abgrenzung zu anderen Autonomievorstellungen inhaltlich näher zu bestimmen. Rolff verwendet hierfür den Begriff der „ Gestaltungautonomie “ und meint damit die „pädagogische Ausgestaltung eines erweiterten Rahmens von Schulentwicklung“[4]. Er betont damit zum einen die pädagogischen Aspekte der „Organisation Schule“[5] in Absetzung zu allein verwaltungstechnischen Aspekten in anderen Institutionen. Zum anderen verweist er auf die Rolle der einzelnen Schule und ihrer Akteure in Bezug auf die Schulentwicklung (ausführlicher in Kapitel 2.2). Autonomie im Kontext von Schule wird sowohl in der Fachliteratur als auch in der bildungspolitischen Debatte immer unter der Prämisse der Verbesserung der Qualität von Schule und Unterricht diskutiert. Dazu kann Gestaltungsautonomie in folgenden Bereichen maßgeblich beitragen:

- inhaltliche Profilierung durch Schulprogrammarbeit und Schulprofil
- pädagogische Organisation (z.B. Flexibilisierung der Stundentafeln)
- Personalmanagement
- Selbstbewirtschaftung/Budgetierung[6].

[...]


[1] Vgl. Hans-Günther Rolff (2007): Studien zu einer Theorie der Schulentwicklung. Weinheim & Basel. S.50.

[2] Vgl. Rolff (2007). S.51.

[3] Vgl. ebd.

[4] Vgl.ebd. S.50.

[5] Vgl. Matthias von Saldern (1991): Erziehungswissenschaft und Neue Systemtheorie. Berlin. S.50ff. Hier wird dargestellt, dass Schule mit dem Organisationsansatz nicht hinreichend beschrieben werden kann.

[6] Vgl. Herrmann Schwarz (1998): Autonomie der Schule. In: Dieter Haarmann (Hrsg.): Wörterbuch Neue Schule. S.28.

Final del extracto de 27 páginas

Detalles

Título
Schulautonomie. Chancen und Risiken der Selbstverwaltung an deutschen Schulen
Universidad
University of Osnabrück
Curso
Theorie der Schule
Calificación
1,0
Autor
Año
2010
Páginas
27
No. de catálogo
V282533
ISBN (Ebook)
9783656818809
ISBN (Libro)
9783656818816
Tamaño de fichero
489 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Schulautonomie, Schulsystem
Citar trabajo
Kristin Münstermann (Autor), 2010, Schulautonomie. Chancen und Risiken der Selbstverwaltung an deutschen Schulen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282533

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