"Die Meistersinger von Nürnberg" in der Inszenierung von Katharina Wagner


Dossier / Travail de Séminaire, 2012

21 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Bayreuther Festspiele: Historie & Aufführungspraxis,

3. Wagners Meistersinger von Nürnberg
3.1. Handlung
3.2. Die Meistersinger in Bayreuth

4. Katharina Wagners Inszenierung
4.1. Die Transformation des Auditiven auf die visuelle Ebene
4.2 Allegorie, Mimesis und Transformation

5. Resümee

Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Schwierigkeiten mit den Meistersingern, das sind auch Schwierigkeiten mit Wag­ner, mit Bayreuth und mit der Oper im Allgemeinen. Jugend und Oper scheinen ebenso wie die Wagnerianer und die Moderne ein Gegensatz zu sein. Moderne Opern-Inszenierungen bieten demnach eine enorme Reibungsfläche. Alteinge­sessene Opern-Fans zeigen sich kritisch, Kritiker objektiv und Teile des Publi­kums begeistert.

Die Inszenierung der Meistersinger von Nürnberg von Katharina Wagner steht im Mittelpunkt dieser Arbeit, da diese äußerst vielschichtig ist und Raum für In­terpretationen lässt. Von besonderem Interesse ist, warum das Stück und die damit verbundene Modernität, die nicht erst 2007 in Bayreuth Einzug erhält, auf Ablehnung stieß.

Die Meistersinger von Nürnberg haben eine lange Inszenierungs-Geschichte bei den Richard-Wagner-Festspielen in Bayreuth. Und wurden größtenteils nur von Mitgliedern der Wagner-Familie inszeniert. Festzustellen ist, dass dabei der Ver­such unternommen wurde das Stück durch die Adaption moderner Inszenie­rungspraxis in das Hier und Jetzt zu transformieren und das Werk nicht als starre Geschichte einer vergangenen Zeit über die Bühne gehen zu lassen. Im Jahr 2007 macht die Ur-Enkelin Wagners, Katharina Wagner, auf sich aufmerk­sam, indem sie die Meistersinger neu interpretiert. Auch hier sind die Meinungen divers.

Ziel dieser Arbeit ist es, aufzuzeigen, dass die Inszenierung von Katharina Wag­ner die Moderne und auch die Innovation endgültig nach Bayreuth bringt. Die In­szenierung macht mit Bayreuth das, was Walther von Stolzing mit dem regeltreuen Nürnberg macht - sie bricht durch Innovation mit den, in manchen Köpfen immer noch unantastbaren Vorgaben, die das Original-Werk bietet.

Die Grundlage für die Ausführung bilden allen voran Die Meistersinger von Nürn­berg1 und die filmisch dokumentierte Aufführung von Katharina Wagners Insze­nierung aus dem Jahre 2008 2. Um die Bayreuther Geschichte und dessen Standpunkt darzustellen, erwies sich das Werk von Frederic Spotts3 als hilfreich. Für die Darstellung der Problematik der in Bayreuth nicht bedingungslos akzeptierten Modernisierung und Neukontextualisierung der aufgeführten Werke ist vor allem die Publikation des Dramaturgen Robert Sollich ausschlaggebend. „Angst vor der Zerstörung - Der Meister Künste zwischen Archiv und Erneue­rung“4 ist die Dokumentation zu einem anlässlich der Neuinszenierung veranstal­teten Symposium. Weitere Hintergrundinformationen sind der DVD „Baptism of Fire - Katharina Wagners Feuertaufe“5 entnommen, welche einen Einblick in Proben zur Erstaufführung 2007 gewährt und Interviews mit einigen Beteiligten beinhaltet.

Nach einer Einführung in die Bayreuther Festspiele und einem kurzen biographi­schen Abriss zum Komponisten Richard Wagner folgt eine inhaltliche Auseinan­dersetzung mit Wagners Oper. Ein daran anschließender Überblick über die Bayreuther Inszenierungen und dessen bedingte Problematik ermöglicht den Übergang zu der Inszenierung von Katharina Wagner und die Erläuterungen bezüglich der Innovation im Bayreuther Aufführungsstil. An dieser Stelle ist der Fokus auf die Transformation des Auditiven auf die visuelle Ebene und auf die Wandlung der Haupt-Charaktere im Stück gerichtet. Auf Grund dessen werden einige Passagen der Produktion in der Zusammenfassung der Handlung nicht berücksichtigt. Im Schlussteil gilt es dann eine Verbindung zwischen der Meistersinger-Handlung und den Inszenierungs-Umständen herzustellen sowie einen Ausblick auf die vielen im Umfang dieser Arbeit leider nicht beantwortba­ren Fragen zu geben. 2. Die Bayreuther Festspiele: Historie & Aufführungs­praxis

In der bayrischen Stadt Bayreuth finden jährlich die ältesten und international bekanntesten Festspiele statt.6 Seit 1876 werden in dem Zeitraum von Ende Juli bis Ende August verschiedene Wagner-Werke aufgeführt.7

Der Komponist Richard Wagner wird am 22. Mai 1813 in Leipzig geboren. Nach­dem er sich seiner künstlerischen Talente bewusst wird, beginnt er mit seinen ersten Kompositionen. 1830 wird die „Ouvertüre für Orchester in B-Dur“ als ers­tes seiner Werke im Leipziger Theater öffentlich aufgeführt. Zwei Jahre später erscheint die „Klaviersonate in B-Dur“ bei Breitkopf & Härtel.8 Zeit seines Lebens veröffentlicht Wagner außerdem einige Schriften, darunter „Oper und Drama“9 sowie „Das Kunstwerk der Zukunft“ und begründete darin unter anderem seine Idee zum „Gesamtkunstwerk“10 das in den Bayreuther Festspielen seine reale Manifestation erhalten sollte.

Wagner sieht die „Festspiele als Protest gegen bestehende Theaterverhältnisse“11 und ist „überzeugt, daß Veränderungen im Bereich der Kunst nur auf der Grundlage gesellschaftlicher Veränderungen möglich sind.“12 Nachdem er mit Bayreuth den perfekten Ort für den Bau eines Festspielhauses findet, beginnt er zusammen mit Karl Brandt, einem Hoftheater-Maschinisten, die technische Aus­rüstung und Gestaltung des Bauinneren zu planen.13 Am 22. Mai 1872, dem 59. Geburtstag Wagners, legt er den Grundstein für den Bau des Leipziger Architek­ten Otto Brückwald. Das Richtfest findet am 2. August 1873 statt.14 Der Innen­raum wird nach den Wünschen Wagners eingerichtet, das Parkett steigt wie in einem Amphitheater an, das Orchester verschwindet in einem Graben und der Zuschauerbereich wird, in dieser Zeit noch ein Novum, verdunkelt.15

„Alle Baumaßnahmen dienen der einzigartigen Akustik und der Konzentrati­on auf die musikdramatische Szene, nicht der gesellschaftlichen Repräsen­tation.“16

Ein besonderes Merkmal der Festspielhaus-Akustik ist die lange Nachhallzeit. Der Ton benötigt 1,55 Sekunden um zu zerbersten. Diese Verzögerung erweist sich als ideal für die Darbietung der „schweren“ Wagner-Klänge.17 Für die Sän­ger ist dies eine Herausforderung, da sie nicht einfach dem Taktstock des Diri­genten folgen können. Um mit dem Orchester eine klangliche Einheit zu bilden, müssen sie etwas hinter dem Takt sein, damit Gesang und Orchester gleichzeitig beim Publikum ankommen. Hier besteht bei der Aufführung der Meistersinger von Nürnberg ein Problem im praktischen Bereich: die von den Holzbläsern be­gleiteten Sänger werden von den Instrumentalisten kaum gehört und müssen sich ganz auf den Dirigenten verlassen.18

Die Leitung der Bayreuther Festspiele ist bis heute in der Hand der Wagner­Familie. Nach Richard Wagners Tod im Jahre 1883 übernimmt seine Witwe Cosima Wagner die Leitung. Ab 1806 nimmt ihr Sohn Siegfried die Stellung ein. Dessen Witwe Winifried übernimmt nach seinem Tod 1930 die Festspiel-Leitung. Winifried Wagner verlässt nach dem Zweiten Weltkrieg die Position und wird von ihren Söhnen Wieland und Wolfgang abgelöst.19 Von 1967 bis 2008 ist Wolfgang Wagner alleiniger Leiter der Festspiele. Mit Eva Wagner-Pasquier und Katharina Wagner stehen seit 2009 in alter Tradition zwei Mitglieder der Familie an der Spitze der Richard-Wagner-Festspiele.20

Seit der Einführung der Festspiele durch Richard Wagner wurden keine Verän­derungen in der Durchführung der Veranstaltung vorgenommen. Wagners Nach­folger stimmen stets gegen Erneuerungen im Bayreuther Ablauf - Vorschläge die Festspiele zu verlängern, das Repertoire zu wechseln oder Werke andere Künstler aufzuführen, stoßen seither auf deutliche Ablehnung.

Die Besucher der Festspiele sind ein weiterer Faktor, der die Arbeit in Bayreuth beeinflusst. Die Partiturkenntnis21 der Besucher und der daraus resultierende Wille jeden noch so kleinen Fehler vermeiden zu wollen, stellt sich jährlich als eine Schwierigkeit für das Team dar.22

[...]


1 Pahlen, Kurt: Richard Wagner - Die Meistersinger von Nürnberg. München 1982.

2 Wagner, Richard: Die Meistersinger von Nürnberg. DVD, 285 Minuten, Bayreuth 2008.

3 Spotts, Frederic: Bayreuth: eine Geschichte der Wagner-Festspiele. München 1994.

4 Sollich, Robert und Clemens Risi u.a. (Hrsg.): Angst vor der Zerstörung - Der Meister Künste zwischen Archiv und Erneuerung. Berlin 2008.

5 Krauß, Dagmar: Baptism of Fire - Katharina Wagners Feuertaufe. DVD, 82 Minuten, München 2008.

6 Vgl. Spotts (1994), S. 7.

7 Vgl. ebd. (1994), S. 15.

8 Vgl. Pahlen (1982) S.434f.

9 Siehe: Richard Wagner: „Oper und Drama.“ Stuttgart 1984.

10 Siehe: Richard Wagner: „Das Kunstwerk der Zukunft.“ Leipzig 1850.

11 Mack, Dietrich: Bayreuther Festspiele - Die Idee, der Bau, die Aufführungen. Bayreuth 1991, S. 3.

12 Ebd.

13 Vgl. ebd., S. 9.

14 Vgl. ebd., S. 11.

15 Vgl. ebd. S. 15f.

16 Ebd., S. 15f.

17 Vgl. Spotts (1994), S. 18.

18 Vgl. ebd., S. 25.

19 Vgl. ebd. S. 17.

20 Vgl. >http://www.bayreuther-festspiele.de/statistiken/dirigenten_sortiert_nach_festspielleitung_302.html<. Letzter Zugriff: 06.09.2012.

21 Siehe hierzu auch: Winfried Gebhardt und Arnold Zingerle: „Pilgerfahrt ins Ich: Die Bayreuther Richard­Wagner-Festspiele und ihr Publikum. Eine kultursoziologische Studie.“ Konstanz 1998.

22 Spotts (1994), S. 15.

Fin de l'extrait de 21 pages

Résumé des informations

Titre
"Die Meistersinger von Nürnberg" in der Inszenierung von Katharina Wagner
Université
Humboldt-University of Berlin  (Institut für Musik- und Medienwissenschaften)
Cours
Schwierigkeiten mit den Meistersingern
Note
1,3
Auteur
Année
2012
Pages
21
N° de catalogue
V282559
ISBN (ebook)
9783656819639
ISBN (Livre)
9783656819653
Taille d'un fichier
1495 KB
Langue
allemand
Mots clés
meistersinger, nürnberg, inszenierung, katharina, wagner
Citation du texte
Karoline Ohde (Auteur), 2012, "Die Meistersinger von Nürnberg" in der Inszenierung von Katharina Wagner, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282559

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